Synthetisches Benzin aus überschüssigem Strom

Aus Wasser und CO2 wird synthetisches Methanol. Daraus lassen sich Benzin und Diesel herstellen.
08.12.2020
| Lesezeit ca. 3 Min.

Jede Industrieanlage kann als CO2-Quelle dienen

Eine Firma aus Sachsen ist technisch dazu in der Lage, Benzin aus Strom herzustellen. Die Versuchsanlage der CAC GmbH aus Chemnitz produziert Stunde für Stunde 100 Liter des synthetischen Treibstoffs. Dieses Verfahren auf eine entsprechend große Anlage zu skalieren, wäre kein Problem, heißt es. Aus Wasser und CO2 wird, unter Zuführung von jeder Menge Energie, synthetisches Methanol. Für Diesel müsse der Prozess nur minimal abgewandelt werden. Als CO2-Quelle eignet sich beispielsweise eine Müllverbrennungsanlage.

Hoher Energiebedarf

Das größte Problem ist dabei der Energiebedarf. 16,1 Kilowattstunden Strom frisst die Produktion eines Liters Sprit. Effizient ist das nicht. Verfechter der E-Mobilität würden mit dem Strom lieber direkt die Akkus laden, statt unter Verlusten Kraftstoff daraus herzustellen.
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Direkte elektrische Antriebe arbeiten effizienter

Zwischen 16,3 kWh (Hyundai Ioniq) und 27,6 kWh (Mercedes-SUV EQC 400 AMG Line) verbraucht ein Elektroauto im ADAC-Eco-Test durchschnittlich auf einhundert Kilometern. Mit dem synthetischen Benzin, das sich aus der selben Menge Strom herstellen ließe, kämen beide Verbrennervarianten jedoch nicht weit. Je nach Berechnungsverfahren fährt ein Fahrzeug mit direktem elektrischen Antrieb pro Kilowattstunde die fünf- bis sechsfache Strecke eines vergleichbaren Fahrzeugs, das Benzin aus Strom verbrennt.



„Synthetische Kraftstoffe werden den Verbrennungsmotor nicht retten“, heißt es deshalb vom ICCT (International Council on Clean Transportation). Dennoch dürfte es noch eine ganze Weile dauern, bis der letzte Verbrenner auf unserem Planeten verstummt.

Der weltweite Fahrzeugbestand

Geschätzte 1,5 Milliarden Fahrzeuge fahren derzeit auf unserem Planeten. Über 200 Millionen davon sind motorisierte Zweiräder. Exakte Zahlen gibt es nicht, denn nicht jedes Land führt so penibel Buch über seinen Fahrzeugbestand wie die Deutschen. Angesichts der großen Anzahl wäre es sinnvoll, einen Teil des benötigten Kraftstoffs aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Allerdings nur, wenn er aus überschüssigem Strom produziert wird. Woher der kommen soll, ist wie so oft die Schlüsselfrage. Nachtstrom? Atomstrom?

Woher kommt der Strom?

Wie unzähligen Konzepten zuvor soll auch der Technologie des Synthese-Sprits eine gigantische Photovoltaik-Fläche in der Sahara zum Durchbruch verhelfen. Enthusiasten träumen dann – natürlich steuerbefreit – von Preisen unter einem Euro pro Synthese-Liter an der heimischen Tankstelle. Realisten gehen eher von vier bis fünf Euro pro Liter aus.

Eine Gefahr für die Energiewende?

Verfechtern der Elektromobilität gefällt die Tatsache, dass sich synthetische Kraftstoffe überhaupt herstellen lassen, schon vom Grundsatz her nicht. Sie fürchten, die Produktion könne durch Optimierung der Prozesse so lukrativ werden, dass die Fahrzeughersteller am Verbrennerkonzept festhalten, statt die Energiewende anzugehen.

Gute Nachrichten für Oldtimer

Etwas Gutes hat das Ganze so oder so: Strom wird es immer geben. Seit man Kraftstoffe aus Strom produzieren kann, gilt das Gleiche also für Benzin. Selbst falls es für den täglichen Betrieb unwirtschaftlich sein sollte, können wir ab jetzt beruhigt in unseren Garagen verschwinden, unsere Motorräder hegen und pflegen und für die Zukunft bewahren. Für eine Runde nach Feierabend wirds immer reichen.

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