Neue Bezeichnungen und Klassen, eine Portion EU-Verordnungen, eine Dosis deutscher Alleingänge – wer heute einen Motorradführerschein macht, findet sich im Dickicht der Regeln schwer zurecht. Ein Wegweiser über Kosten, Prüfungen und Sonderregelungen.
Aller Anfang ist schwer, kompliziert und obendrein noch teuer. Hinzu kommt der ständige Wandel, befeuert durch europäische Richtlinien. Es gibt in Deutschland 16 Führerscheinarten. Die Sache grenzt an ein undurchdringbares Dickicht, worin die Erreichung der Fahrerlaubnis zum Dschungel-Camp wird und die gesetzlichen Abläufe der Dschungel-Prüfungen sind. Kurzum ein Graus von vorn bis hinten. Hier geht es nicht nur darum, Eltern die Neue Welt der Führerscheine und den Weg dorthin zu zeigen, sondern diese Auf-, Um- und Einsteiger zugänglicher zu machen. Ein paar Tipps und Erklärungen, die vielleicht den ekligen Dschungel-Marsch zum Waldspaziergang machen.
Du musst Dich zunächst bei einer Fahrschule anmelden. Hier ist es oft sinnvoll, mit anderen zu sprechen und deren Erfahrungen zu hören. Es geht zunächst um die Preise für Theorie- und Praxisstunden. Die Gebühren für die Prüfungen sind ohnehin gleich.
Bei den Praxisstunden begleitet dich dein Fahrlehrer mit dem Auto oder dem Motorrad. Kläre am besten vorab, auf welche Art die Fahrstunden durchgeführt werden Achte darauf, ob der Fahrlehrer Dich mit dem Auto (gut) oder dem Motorrad (besser) begleitet. Falls Du noch keine eigenen Klamotten hast, welche hat die Fahrschule? Gut wäre eine komplette Montur bestehend aus Motorrad-Helm, -Jacke, -Handschuhen, -Hose und -Schuhen.
2. Sehtest und Erste-Hilfe-Kurs
Für den Führerscheinantrag beim Amt benötigst Du zwei wichtige Dinge: einen Sehtest und einen Erste-Hilfe-Kurs. Für die Führerscheinklassen A, A1, A2, B, BE, AM, L oder T genügt ein Sehtest beim Optiker. Die Kosten liegen bei rund 10,-- Euro. Und eher günstiger, wenn Du bereits eine Brille samt Optiker hast. Die großen Ketten bieten ihn auch oft kostenlos an, da sie mit Folgeaufträgen rechnen. Bei Augenärzten sollte ein Sehtest kostenlos sein, denn er ist eine Kassenleistung. Egal, wie und wo, Du solltest am Ende eine Bescheinigung für die Führerscheinstelle in der Hand halten.
Für den Erste-Hilfe-Kurs gilt es, sich online bei verschiedenen Organisationen anzumelden. Deutsches Rotes Kreuz (DRK), ADAC, Johanniter, Malteser Hilfsdienst oder Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sind dafür die richtigen Adressen. Je nach Anbieter liegen die Preise zwischen 20,-- und 40,-- Euro. Am Ende gibt es natürlich auch die benötigte Bescheinigung.
3. Antrag
Den Antrag für den Führerschein stellt normalerweise die Fahrschule in Absprache mit Dir aus. Damit geht’s zum zuständigen Amt Deines Wohnorts. Da sollte man jetzt die beiden Bescheinigungen vom Sehtest und vom Erste-Hilfe-Kurs in der Tasche haben, einen gültigen Personalausweis oder Reisepass, ein aktuelles biometrisches Passbild und die Anmeldebestätigung der Fahrschule. Und Kohle, 45,-- Euro kostet die Geschichte. Dann dauert es, bis der Antrag bearbeitet ist. Mindestens vier Wochen, manchmal aber auch mehrere Monate. In der Zwischenzeit darf man mit der Führerschein-Ausbildung beginnen.
4. Theorieunterricht
Wenn die Gebühren bezahlt sind (manche Fahrschulen möchten die Gebühr im Voraus, andere hinterher) geht es mit der Theorie los. Für alle Klassen sind 12 Doppelstunden à 90 Minuten Pflicht (Thema egal). Wer Auto- und Motorradführerschein gleichzeitig macht, muss weitere vier Doppelstunden für Motorrad-bezogene Themen hinzurechnen. Kostenpunkt zwischen 350,-- und 580,-- Euro. Hinzu kommen die Kosten für Lernmaterialien, wie etwa den Online-Zugang zur Führerschein-App (die seligen Bögen gibt es natürlich nicht mehr). Hier kommen rund 100,-- Euro hinzu.
Der Theorieunterricht entfällt bei mindestens zweijährigem Vorbesitz der Klasse A1 (siehe unter Führerscheinklassen) also den 125er-Führerschein (bis 11 kW/15 PS), oder beim Sprung von A1 auf A2 (bis 35 kW/48 PS) oder von A2 auf A (ohne Leistungsbeschränkung). Immer vorausgesetzt, man hat die niedrigere Führerscheinstufe bereits seit zwei Jahren.
5. Praxisunterricht
Der besteht aus zwei Teilen. Den 12 etwas teureren Pflichtstunden oder Sonderfahrten und den Übungsstunden. Eine Stunde hat dabei 45 Minuten und es empfiehlt sich gleich Doppelstunden zu vereinbaren. Durchschnittlich liegt die Anzahl der Übungsstunden bei 18 – je nach Können. Die lassen sich etwas verringern, indem man fleißig und natürlich ausschließlich auf einem Verkehrsübungsplatz trainiert. Die Preise je Stunde können sich dabei erheblich (um bis zu 40 %) von Fahrschule zu Fahrschule unterscheiden, weshalb es sich lohnt, mehrere Angebote zu vergleichen. Hat man bereits die Führerscheinklasse A1, also den 125er-Führerschein (bis 11 kW/15 PS), sind zur Erlangung der Stufe A2 (bis 35 kW/48 PS) keine Pflichtstunden mehr nötig. Dasselbe gilt für den Sprung von A2 auf A (ohne Leistungsbegrenzung). Vorausgesetzt, man hat die jeweils niedrigere Klasse seit mindestens zwei Jahren und kann entsprechend mit dem Motorrad umgehen. Dies obliegt der Beurteilung des Fahrlehrers.
6. Theorieprüfung
Sind alle theoretischen Pflichtstunden absolviert und das Mindestalter ist in weniger als drei Monaten erreicht, geht es ab zur Prüfung. Knapp 1.000 Fragen gibt es in der App, davon werden 30 gestellt, in denen man unter zehn Fehlerpunkten bleiben sollte. Eine Theorieprüfung kostet rund 25,-- Euro – auch im Wiederholungsfall.
7. Praktische Prüfung
Wenn Du im Ermessen Deines Fahrlehrers reif bist, kann er Dich zur praktischen Prüfung anmelden – aber erst innerhalb eines Monats vor dem Erlangen des Mindestalters. Nach 60 Minuten sollte die Geschichte glücklich ausgegangen sein und Du bist weitere rund 170,-- Euro los. Wer von A1 auf A2 aufsattelt, muss eine weitere praktische Prüfung absolvieren (45 Minuten). Dasselbe gilt von A2 auf A.
Motorradführerschein 2025 – die Klassen AM
Mindestalter 15 Jahre. Bei Fahrten ins Ausland 16 Jahre. Du kannst damit ein Kleinkraftrad bis zu einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h fahren. Darüber hinaus darf dieses nicht mehr als 50 Kubikzentimeter Hubraum haben (Verbrenner), oder 4 kW bei Elektromotoren. AM ist automatischer Bestandteil der Klasse B (Auto). Es ist keine Zulassung oder TÜV-Prüfung nötig, wohl aber eine Versicherung und eine allgemeine Betriebserlaubnis. Vorgeschrieben sind insgesamt 14 Doppelstunden Theorie samt Prüfung, Praxisstunden entfallen zwar, jedoch ist eine kleine praktische Prüfung vorgeschrieben.
A1
Mindestalter 16 Jahre. Du bist damit zum Führen eines Leichtkraftrades oder eines Leichtkraftrollers bis 125 Kubikzentimeter Hubraum und einer Höchstleitung von 11 kW (15 PS) berechtigt. Zusätzlich darf das Leistung/Leergewicht-Verhältnis 0,1 kW/kg nicht überschritten werden. Heißt, die Karre muss mindestens 110 Kilogramm wiegen. Dadurch wird versucht, das Motorrad in der Beschleunigung träger zu machen. Natürlich gibt es vor allem Cross-Maschinen, die hier deutlich besser aufgestellt sind ... aber keine Straßenzulassung haben. Wer später einen A2 machen möchte, profitiert von den hier etwas günstigeren Fahrstunden.
A2
Mindestalter 18 Jahre. Du bist damit zum Führen eines Motorrads bis 35 kW (48 PS) berechtigt. Auch hier gibt es eine Mindestanforderung an das Leistung/Leergewicht-Verhältnis: 0,2 kW/kg. Der Bock muss also mehr als 175 Kilo auf die Waage bringen. Nun gibt es allerlei Motorräder, die bereits die 48 PS völlig ausschöpfen, aber es gibt auch solche, die von einer höheren Leistung auf ebendiese 48 PS gedrosselt werden. Wenn es so sein sollte, darf dieses Motorrad im ungedrosselten Zustand nicht mehr als 70 kW oder 95 PS leisten. Dass man sich unstrittig mit einem schweren Motorrad am Anfang auch schwertut, ist klar. Der Gesetzgeber hat hier die Gesundheit des Fahrenden im Blick. Sollte dessen Geldbeutel durch Sturzteile belastet werden, profitiert der Staat ja wieder.
Wer bereits einen A1-Führerschein hat, muss zum Erwerb der A2-Stufe lediglich eine praktische Prüfung (40 min, statt 60 min) ablegen. Wer den A1 noch keine zwei Jahre besitzt, muss eine leicht abgespeckte Fahrausbildung mit insgesamt sechs Pflichtstunden absolvieren. Eine praktische Prüfung natürlich auch. Gänzlich ohne A1 gilt der normale Umfang mit 12 Sonderfahrten, plus Übungsstunden.
A
Mindestalter 20 Jahre – allerdings nur, wenn man vorher zwei Jahre im Besitz der Führerscheinklasse A2 gewesen ist und eine weitere praktische Prüfung (40 min statt 60 min) bestanden hat. Jetzt kannst Du Motorräder ohne Leistungsbeschränkung fahren.
Direkteinstieg jetzt schon mit 24 Jahren (bislang 25). Hast Du bislang gar keinen Führerschein, dann das komplette Dschungel-Camp durchwandern (siehe „Wie komme ich an einen Führerschein“). Hast Du bereits einen (Auto-)Führerschein, muss der Antrag für die zusätzliche Fahrerlaubnis gestellt werden, samt erforderlichen Unterlagen (Ausweis, einen Sehtest, der nicht älter als zwei Jahre ist, Führerschein als Kopie, Passbild, 40,-- Euro). Der theoretische Unterricht verkürzt sich auf insgesamt 10 Doppelstunden, bei der Praxis sind zwölf Sonderfahrten Pflicht. Übungsstunden kommen je nach Können hinzu. Auch beide Prüfungen müssen gemacht werden.
Sonderregelungen/Wissenswertes/Tipps
B196-Erweiterung
Seit 1. Januar 2020 gibt es den neuen B196-Führerschein. Sofern Du mindestens 25 Jahre alt bist und über fünf Jahre im Besitz der Klasse B (Auto) bist, kannst Du nach vier Doppelstunden theoretischem Unterricht und fünf Doppelstunden Praxis den Zusatz 196 eintragen lassen. Der erlaubt das Fahren eines Leichtkraftrades, sprich einer 125er mit 11 kW/15 PS und 110 Kilo Mindestgewicht. Ohne Prüfungen. Es handelt sich allerdings ausdrücklich nur um eine Erweiterung des Autoführerscheins, die keinen A1-Führerschein darstellt. Gleich ist eben nicht immer dasselbe. So gilt diese Erweiterung eben NICHT bei Fahrten im Ausland, obwohl die meisten Länder ähnliche Regelungen haben. An einer Vereinheitlichung sind die Amtsschimmel zwar seit 2023 dran, dauert aber noch....
Autoführerschein vor dem 1. April 1980
Wer seinen „3er“ vor diesem Datum gemacht hat, darf Fahrzeuge der heutigen Klasse A1 (125 Kubik/11kW) bewegen.
Führerscheinumtausch/das dicke Ende
Nach dem ganzen Drama zum Erlangen des Führerscheins hier nun die Geschichte, wie man ihn wieder loswird. Man munkelt hinter vorgehaltener Hand: Der Führerschein heißt jetzt nicht mehr Führerschein, sondern Fahrerlaubnis. Erstens ist der Führer schon längst unter dem Erdboden – oder der dunklen Seite des Mondes – keiner weiß es, und zweitens hatten andere Länder ja nie einen. Zumindest keinen so spinnerten GRÖFATZ wie wir. Daher heißt der Führerschein, oder liebevoll Lappen, jetzt Fahrerlaubnis. Und die Führerscheinstelle, neuerdings Fahrerlaubnisstelle. Lustig gell.
Tatsächlich jedoch erwirbt man mit dem Bestehen der beiden Prüfungen zuerst die staatliche Erlaubnis, ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr zu führen. Der Führerschein dagegen ist das Dokument, welches diese Berechtigung nachweist. Hinter dieser vermeintlichen Verschwörung steckt also eine einfache Erklärung. Trotzdem muss man den Lappen jetzt abgeben. Den Grauen eigentlich schon längst, den Rosa recht zügig. Dafür bekommt man eine neue, EU-weit einheitliche und lesbare sowie fälschungssichere Chipkarte. Und die gilt jetzt nur noch 15 Jahre. Dann muss sie wieder in eine noch fälschungssicherere Karte getauscht werden. Mit aktuellem Lichtbild. Kostenpunkt für die Karte: 25,-- Euro, und fünf weitere für das Passbild. Bei einer Kontrolle drohen sonst 10,-- Euro Strafe. Eine amtliche Benachrichtigung gibt es nicht. Aber eine Tabelle. WICHTIG ist das AUSSTELLUNGSDATUM: www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/faq-fuehrerschein-umtausch-1842574
