Das mangelnde Interesse an Elektromotorrädern fordert das nächste Opfer: Energica hat Insolvenz angemeldet. Die italienische Hersteller mit amerikanischem Hauptanteilseigner (Fondgesellschaft Ideanomics Inc., 75 Prozent) teilte heute mit, „dass der Verwaltungsrat in seiner Sitzung vom 14. Oktober 2024 um 15:00 Uhr beschlossen hat, ein Konkursverfahren gemäß Art. 121 ff. des Insolvenzgesetzes einzuleiten“.
Aus nach 15 Jahren
2009 fing Energica an, sich mit Elektromotorrädern zu beschäftigen. 2014 wurde dann offiziell die Energica Motor Company gegründet. Zwei Jahre später ging das Unternehmen aus Modena an die Börse. Energica wurde im Sektor AIM Italia (jetzt Euronext Growth Mailand) gelistet, der innovativen italienischen Start-Ups gewidmet ist. Als Kapital wurden 37,3 Millionen Euro notiert. Mit extrem leistungsstarken E-Motorrädern wie EsseEsse9, Ego und Eva Ribelle sorgte Energica für Aufsehen. 200 km/h Spitze, 207 Nm Drehmoment, bis zu 420 Kilometer (angegebene) Reichweite – die technischen Daten waren irre, die Preise auch: Bis zu 34.065,-- Euro betragen die Grundpreise der E-Motorräder. Zu viel für die E-skeptische Motorradklientel. Da half auch das frühe Engagement in der FIM MotoE-Weltmeisterschaft nichts, wo Energica von 2019 bis 2022 alleiniger Fahrzeugausrüster war.
Hoffnungsschimmer Energica Experia
20121 stieg der US-Investor ein. Im Jahr darauf launchte Energica die
Experia, den ersten elektrischen Adventure Tourer (ab 29.250,-- Euro). Ein tolles Motorrad, erstmals gab es nennenswerte Umsätze (2022: 13,7 Millionen Euro, plus 200 Prozent), aber eben nur kurzfristig. In der Pressemitteilung von Energica heißt es dazu: „Trotz der Bemühungen des Managements, aktiv und umfassend nach neuen Investoren zu suchen – immer mit dem Ziel, den Fortbestand des Unternehmens im besten Interesse der Gläubiger zu sichern –, wurde in den letzten Stunden deutlich, dass diese alternativen Optionen nicht mehr realisierbar sind, sodass dem Unternehmen keine andere Wahl bleibt, als die Eröffnung eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens zu beschließen, das die Rückzahlung an die Gläubiger so weit wie möglich aus dem Liquidationserlös und gemäß der Pari-passu-Regel und der Rangordnung ermöglicht.“
Wie es weitergeht, auch in puncto Ersatzteilversorgung und Service, hat Energica (noch) nicht mitgeteilt. Bereits in den vergangenen zwei Jahren hätten einige Mitarbeiter das Unternehmen freiwillig verlassen, schreibt Energica, und endet: „Diese Fachleute wurden sofort von großen Unternehmen im Motor Valley übernommen.“ Außer Zero Motorcycles und Harley-Tochter LiveWire setzt derzeit kein etablierter Motorradhersteller auf leistungsstarke E-Maschinen. Kürzlich hatte BMW seine E-Roadster-Pläne auf Eis gelegt. Auch bei Triumph herrscht Stille in Sachen elektrischer Speed Triple. Am Vorabend der EICMA will sich Royal Enfield zu seinen E-Plänen äußern. Mutig nach vorn prescht Powersports-Hersteller BRP mit den E-Modellen
Can-Am Pulse und
Can-Am Origin.