Diese entspricht weitestgehend einer Gläubigerversammlung, in der es zuvorderst darum ging zu klären, ob die Firma genügend Substanz hat, um bis zum Ende der 90-tägigen Eigenverwaltung fortgeführt zu werden. Die Dachgesellschaft Pierer Industries hatte bereits vorher ein Restrukturierungsverfahren eingeleitet, um sich vor Gläubigerforderungen zu schützen.
Weniger Andrang als befürchtet
Im Vorfeld der Berichtstagsatzungen wurde mit großem Andrang gerechnet, da knapp 2.400 Gläubiger von der Pleite des stückzahlmäßig größten europäischen Motorradherstellers betroffen sind. In dieser Zahl sind die Mitarbeiter der drei wichtigsten Firmen (Motorradhersteller, Komponentenfertigung und Entwicklungsabteilung) noch nicht mitgerechnet. Diese hatten für November bereits keinen Lohn erhalten. Zudem hatte KTM ihnen bislang kein Weihnachtsgeld ausgezahlt und war einen versprochenen Vorschuss auf das Dezembergehalt der Arbeitskräfte schuldig geblieben. Letztlich blieb der Andrang weniger stark als erwartet. Gut, denn im Schwurgerichtssaal fanden lediglich 160 Personen Platz.
Weniger Kündigungen als befürchtet
Dabei waren die Nachrichten positiver als zunächst befürchtet: So soll die zweite Kündigungswelle im Unternehmen milder ausfallen als erwartet. Statt 500 Mitarbeitern sollen letztlich noch 300 weitere Menschen ihre Jobs verlieren. Bereits im Laufe des Jahres hatte die gesamte Firma KTM, die zuletzt mehr als 6.000 Mitarbeiter zählte, angekündigt, mehr als 570 Jobs abzubauen.
Drei potentielle Investoren – Stefan Pierer erscheint nicht
Im Gerichtssaal wurden heute Morgen zudem Absichtserklärungen drei potenzieller Investoren präsentiert, die kurzfristig bis zu 700 Millionen Euro frisches Kapital bringen sollen. Das Angebot der KTM AG umfasste eine Rückzahlung von 30 % der Schulden, rund 540 Millionen Euro.
Um wen es sich bei der Investorengruppe handelt, blieb zunächst unklar. Ebenso, ob dies auch noch unter der Führung von Konzernpatriarch Stefan Pierer passieren wird. Dieser war der Versammlung ferngeblieben und wurde vor Ort durch den Finanzvorstand und den Co-CEO Gottfried Neumeister vertreten.
Derzeitige Liquidität deckt Gehaltsforderungen nicht
Klar ist, dass das Schicksal des Motorradherstellers nun an den Investoren hängt. Kurzfristig verfüge das Unternehmen zwar über genügend Liquidität, um fortgeführt zu werden, diese reiche dennoch nicht, für die Auszahlung der ursprünglich angekündigten Dezembergehälter und so vor allem durch eine stillhalte Vereinbarung mit Banken und Vertriebstöchtern sichergestellt zu werden. Zudem soll über einen Immobilienverkauf 35 Millionen Euro generiert werden. Den Lohn der Mitarbeiter soll zunächst der Insolvenzfonds des Landes Österreich übernehmen, es wird jedoch voraussichtlich erst Ende Januar dazu kommen. Zudem pikant: Der Insolvenzfonds wird über die Lohnnebenkosten finanziert. Diese hatte Stefan Pierer in der Vergangenheit als geschäftsschädigend kritisiert.
Noch keine Entwarnung in Sicht
Damit ging der erste Schicksalstermin für den Motorradhersteller positiver zu Ende als befürchtet. Bis jedoch Entwarnung gegeben werden kann, ist es noch ein langer Weg für die Mattighofener.