Im Rückspiegel – Skoda startete auf zwei Rädern in die Motorisierung

Auf der Fahrradrennbahn in Prag startete Laurin & Klement – das Vorläuferunternehmen von Skoda – heute vor 125 Jahren in das Zeitalter der Motorisierung.
Im Rückspiegel – Skoda startete auf zwei Rädern in die Motorisierung
Im Rückspiegel – Skoda startete auf zwei Rädern in die Motorisierung L & K Voiturette A (1905)
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19.11.2024
| Lesezeit ca. 3 Min.
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Skoda/aum
Am 18. November 1899 testeten die beiden Motorradmodelle Slavia A und Slavia B. Erst vier Jahre zuvor hatte die junge Firma in Mladá Boleslav mit dem Bau von Fahrrädern unter dem Markennamen Slavia begonnen. Da der Motor im Rahmen statt wie damals üblich über dem Vorderrad positioniert war, wiesen die Slavia-Maschinen einen tieferen Fahrzeugschwerpunkt auf, der das Fahrverhalten massiv verbesserte. Zudem waren Motor und Anbauteile durch diese Positionierung besser geschützt. Die innovative elektrische Zündanlage und den Vergaser hatten L & K selbst entwickelt. Der kommerzielle und sportliche Erfolg der Motorräder bereitete den Weg für das erste Automobil des Herstellers: der 1905 erschienene L & K Voiturette A.

Aus Fahrrädern wurden Motorräder

Motorrad mit Lederriemen als Sekundärantrieb
Am 18. November 1899 stellte Laurin & Klement zwei Ein-Zylinder-Motorräder vor, deren selbst entwickelter Motor, elektromagnetische Zündung und Benzintank durch einen Rohrrahmen geschützt wurden. Über einen Lederriemen trieb der Motor das Hinterrad an
Mit dem rasch wachsenden Fahrradgeschäft widmete sich Václav Klement bereits ab Herbst 1898 dem Motorrad. Bereits im Frühjahr 1899 boten er und sein Kompagnon Václav Laurin einen benzinbetriebenen Hilfsmotor für Fahrräder an. Allerdings erkannten beide, dass die Zukunft vollwertigen Motorrädern gehören würde. Das seinerzeit vorherrschende Baumuster mit einem über dem angetriebenen Vorderrad positionierten Motor lehnte der Techniker Václav Laurin ab, da es seinen Ansprüchen an Fahrverhalten und Zuverlässigkeit nicht genügte. Er platzierte den Motor stattdessen innerhalb des Rahmens, praktisch im Mittelpunkt des Motorrads. Dadurch wies die Maschine zum einen eine erheblich bessere Gewichtsverteilung auf. Außerdem waren der Ein-Zylinder-Motor sowie Benzintank, Oberflächenvergaser und Zündanlage durch die Rohrrahmenstruktur besser gegen mechanische Beschädigungen geschützt. Dieses Layout sollte sich später weltweit als Standardkonstruktion durchsetzen. Darüber hinaus ersetzte Laurin das von einer externen Flamme erhitzte Platinrohr – das bislang zum Zünden des Kraftstoff-Luft-Gemischs diente – durch ein selbst entwickeltes elektromagnetisches Zündsystem.

Slavia kommt als Germania auf den deutschen Markt

Einzylinder-Viertakt-Benziner
L & K Typ A von 1899: Der Ein-Zylinder-Viertakt-Benziner mit 184 Kubikzentimetern Hubraum leistete in der Slavia A 1,25 PS (0,9 kW) und wog 50 Kilogramm
Ein Lederriemen übertrug die Kraft ans Hinterrad. Die Slavia A hatte 184 Kubikzentimeter Hubraum und leistete 1,25 PS (0,9 kW), die B kam auf 240 ccm und 1,75 PS (1,3 kW). Sie erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 30 bzw. 40 km/h. Beide Modelle erwiesen sich auf Exportmärkten wie Deutschland und dem Vereinigten Königreich als große Erfolge. Der hervorragende Ruf der tschechischen Konstruktionen führte dazu, dass Ein- und Zweizylinder-Maschinen von Slavia ab 1904 unter dem Markennamen Germania in Dresden in Lizenz gefertigt wurden. Im selben Jahr stellte L & K den Typ CCCC vor, eines der ersten Vier-Zylinder-Motorräder der Welt. Die Maschinen aus Böhmen feierten große Motorsporterfolge, die in dem Gewinn der inoffiziellen Weltmeisterschaft 1905 in Dourdan nahe Paris gipfelten.

Startschuss für die Automobilentwicklung

Voiturette A (1905)
Zwei Räder zu viel – das L & K Voiturette A (1905)
Auf der Höhe ihrer erfolgreichen Motorradära blickten Václav Laurin und Václav Klement bereits weiter voraus und fassten die Entwicklung von Automobilen ins Auge. So stellten sie bereits im April 1905 in Prag einen neuen 1,0-Liter-Zweizylinder vor, der im Herbst desselben Jahres als Antrieb des ersten Automobils von L & K, dem Voiturette A, debütierte.

Einstellung der Motorradproduktion im Jahr 1910

Nach geschätzten 3.500 bis 4.500 gebauten Fahrzeugen endete fünf Jahre später die Motorradfertigung in Mladá Boleslav. Herausragende Modelle wie der Typ B von 1902, der Typ L von 1904 und das 1906 gebaute Zweizylinder-Motorrad CCD sind heute im Škoda Museum in Mladá Boleslav zu sehen. Die Marke Germania, unter der Slavia-Motorräder in Deutschland vertrieben wurden, hat sich nicht eigenständig weiterentwickelt und ist heute Geschichte.
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Die Marke Laurin & Klement (L & K) entwickelte sich nach der Einstellung der Motorradproduktion 1910 zu einem reinen Automobilhersteller. Im Jahr 1925 fusionierte L & K mit den Pilsener Škoda-Werken, wodurch der Markenname Škoda entstand, der heute vor allem für Automobile bekannt ist.
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