Die grandiose Baja California zieht uns voll in ihren Bann. Einsame Strände, unzählige Offroad-Pisten und spektakuläre Naturbegegnungen – ein Sehnsuchtsziel.
Nach der ersten „echten“, sprich lateinamerikanisch chaotischen, Grenze sind wir im Norden der Baja California angekommen. Die Baja ist vor allem für vier Dinge bekannt: die hier typischen Fischtacos, einsame Strände, die riesige Wüste und die Baja 1.000, das berühmte Offroad-Rennen, bei dem grob 1.000 Meilen am Stück durch eben jene Wüste gefahren wird.
So sieht ein Weihnachtsbaum von Motorradreisenden aus
Sieben Monate unterwegs
Aber all das muss erst mal noch warten, denn zuerst wird Weihnachten gefeiert. Und da wir die letzten sieben Monate quasi jede Nacht im Zelt verbracht haben, gönnen wir uns über die Feiertage was Feines. Zusammen mit vier anderen Motorradreisenden, die wir am Dempster Highway im hohen Norden Kanadas kennengelernt haben, mieten wir uns eine Ferienwohnung in Ensenada. Zwei Wochen lang wird entspannt, lang vermisste Lieblingsrezepte aus der Heimat (richtig: Spätzle) werden gekocht, Glühwein wird geschlürft, Fischtacos werden gegessen, Plätzchen gebacken und ein Weihnachtsbaum aus Bierdosen und Reifen wird gebaut. Besinnliche Tage eben!
Leider kennen wir diesen Anblick schon, jetzt ist auch Tims Stator durchgebrannt
Panne als Weihnachtsgeschenk
Wäre da nicht der vermaledeite Stator, denn genau zwischen Weihnachten und Neujahr ist uns nun der zweite der Reise durchgebrannt. Dieses Mal bei Jolene, Tims Motorrad. Da es auf der Baja natürlich keinen KTM-Händler gibt, jene in Südkalifornien weder einen Stator auf Lager haben, noch schnell genug bestellen können, besorgen wir einen vom Aftermarket. Der kann sogar zwischen den Jahren innerhalb von nur drei Tagen in den ganzen USA geliefert werden. Also heißt es für Tim am Silvestermorgen noch einmal kurz auf meinem Motorrad über die Grenze in die USA, Ersatzteil „schmuggeln“ und dann Silvester feiern.
Die Baja California ist durchzogen von unzähligen einsamen Sandstrecken und dadurch für uns ein riesiger Spielplatz Nach diesem Kurzurlaub vom Urlaub geht es dann aber direkt los mit dem Wüstenspaß, für den wir schließlich hier sind. Einmal quer über die schmale Halbinsel, teilweise auch direkt auf ehemaligen Strecken der Baja 1.000, geht es zur Bucht von Cortez.
Campen mit Aussicht auf den Klippen über dem Pazifik
Einsamkeit auf der Baja
Dort, wie es sich für die Baja gehört, wird direkt an einem einsamen Stück Strand gezeltet. Die ganze Halbinsel ist derart dünn besiedelt, dass man fast immer ein menschenleeres Stück Strand zum Campen findet. Durch die Baja 1.000 und die vielen Besucher, vor allem Amerikaner, die zum Offroaden hierherkommen, ist die Gegend von einem riesigen Netzwerk an Sand- und Schotterpisten quer durch die Wüste durchzogen. Und genau so eine Piste, die auch Teil der letzten Baja 1.000 war, fahren wir an der Ostseite der Halbinsel die Küste entlang. Wir sehen dabei riesige Ebenen voller Kakteen, Delfine im Wasser spielen und Kondore, die sich mit ausgestreckten Flügeln in der Sonne aufwärmen.
Eine Gruppe Pelikane entspannt sich im Sonnenuntergang nach ihrer abendlichen Jagd Die Strecke ist herrlich, durchkreuzt mehrere ausgetrocknete Flussbetten und schlängelt sich immer wieder auch über die Klippen direkt am Wasser, auf denen wir dann nach einem tollen Tag schlussendlich unser Zelt aufstellen.
Nichts lässt uns ruhiger schlafen als die Gewissheit eines sicheren Parkplatzes für unsere Motorräder. Gerne auch im selben Zimmer
Medizinischer Notfall
Als sich Tim am nächsten Morgen, nach einer schon sehr harten Nacht, aus dem Zelt quält, ist leider klar, dass wir unsere geplante Route so nicht weiterfahren können. Magenkrämpfe und Übelkeit, die sich auch mit unseren besten und buntesten Pillen nicht bekämpfen lassen, zwingen uns, das nächste Krankenhaus in Guerrero Negro anzusteuern. In über 300 Kilometern Entfernung. Natürlich stürmt und regnet es während der Fahrt, um das allgemeine Befinden auch noch zu unterstreichen. Im Krankenhaus, das eher einer Baustelle als einem Hospital gleicht, geht es nach kurzer Untersuchung auch direkt an den Tropf, samt einer ordentlichen Portion weiterer Pillen. Schweres Magengeschwür. Leichte Kost und 14 Tage Bettruhe – blöd gelaufen. Aber immerhin stehen unsere Motorräder in der günstigsten Unterkunft der Stadt sicher, denn sie sind mit uns im Zimmer! Eigentlich kann man in Guerrero Negro Wale beobachten und sich in den Sanddünen mit dem Motorrad austoben. Man kann aber auch im Bett liegen und neidisch auf mein herrliches mexikanisches Essen wie Fischtacos und Birria-Sandwiches schielen und dabei fade Suppe essen.
Die lilafarbenen Sonnenuntergänge der Baja sind an einem einsamen Strand immer noch ein Stückchen schöner
Wackelige Weiterfahrt
Nach 15 Tagen geht es dann endlich weiter. Natürlich nicht in den Dünen, denn dafür sind die Beine noch etwas zu wackelig, sondern direkt an die Pazifikküste, ein paar Nächte auf den Klippen am Strand campen. Zum Auswildern sozusagen. Während der folgenden Tage entlang der Pazifikküste und ihrer genialen Strecken sehen wir immer wieder Grauwale und Delfine im Wasser. Wir toben uns mit den Motorrädern an endlosen Stränden, in Flussbetten, Dünen und im Tiefsand aus und genießen die legendären lilafarbenen Sonnenuntergänge. Baja pur!
Die Eier der vom Aussterben bedrohten Wasserschildkröten werden von Freiwilligen eingesammelt. Die tagsüber frisch geschlüpften Babys werden jeden Abend freigelassen
Der Südzipfel der Baja
Im Süden haben wir dann Riesenglück und können einem örtlichen Verein zum Schutz der Schildkröten zuschauen, wie er um die 25 frisch geschlüpfte Babyschildkröten spätabends ins Meer entlässt. Denn jetzt, nach Sonnenuntergang, sind sie vor Vögeln sicher.
Die Wasserschildkröte braucht mehrere Stunden, um ihre Eier zu legen. Sie ist dabei in einer Trance und bekommt nichts mehr von ihrer Umgebung mit Noch mehr Glück haben wir dann nach der Umrundung der Südspitze der Baja. Am Morgen schleppt sich eine riesige Schildkröte auf den Strand und legt ihre Eier. Stundenlang ist sie zugange und wir sind gespannt am Zuschauen. Eigentlich würden wir gerne mit der Schildkröte durch das Korallenriff direkt am Strand schnorcheln. Aber einmal kurz nicht richtig aufgepasst und schon ist sie blitzschnell weg. Dann eben ohne die Schildkröte in die Korallen!
Zwischen den Kakteen und auf den Spuren der Baja 1.000 geht es einmal quer über die Halbinsel Nach diesem genialen Glücksfall am Morgen geht es die schöne Schotterstrecke an den Klippen der Ostküste weiter in Richtung La Paz. Hier endet dann unsere Baja-Zeit auch schon wieder, nach knapp zwei Monaten Offroadspaß und kulinarischen Highlights geht es auf die Fähre in Richtung Festland. Natürlich nicht ohne noch eine letzte feierliche Runde der sensationellen Fischtacos!
Find's immer wieder beeindruckend, wie viel Abenteuer man auf zwei Rädern erleben kann. Pech mit der Technik gehört wohl dazu, aber das macht die Geschichten nur interessanter. Erholung ist wichtig, besonders nach so einem Sturz. Weiterhin eine gute Reise. Ich freue mich auf die nächsten Stories.
Als leidenschaftlicher Rollerfahrer, der auch mal von Langstreckenfahrten träumt, finde ich den Mut und die Abenteuerlust von Tim und Jessy beeindruckend. Die Entscheidung, alles hinter sich zu lassen und auf so eine epische Reise zu gehen, ist wirklich inspirierend. Es zeigt, dass das Motorradfahren mehr als nur ein Hobby ist; es ist eine Lebenseinstellung, die Freiheit und Selbstentdeckung ermöglicht. Die Vorstellung, fast den ganzen amerikanischen Kontinent zu durchqueren, weckt in mir den Wunsch, auch irgendwann meine eigenen Grenzen zu überschreiten. Besonders das Erlebnis mit dem Grizzly bei Alaska, zeigt, wie unmittelbar und intensiv die Begegnungen in der Wildnis sein können. Diese Story macht mir Mut, vielleicht doch mal eine längere Tour zu planen.
Die pure Freude und Abenteuerlust, die aus jeder Zeile springt, fängt so authentisch das ein, was das Motorradfahren ausmacht – Freiheit und das Unbekannte. Einfach herrlich, diese Hingabe!
crazy was die beiden erlebt haben, aber mit sandalen am gletscher is ja fast schon fahrlässig ;) ich wünsche euch eine gute weiterfahrt und und mir mehr tolle eindrücke von eurem abentuer