Der Kampf um Marktanteile bei den kleinen bis mittleren Hubräumen nimmt immer weiter Fahrt auf. Während in den vergangenen Jahren bei günstigen Alltagsbikes oft von „Fahrzeugen für den asiatischen Markt“ die Rede war – wie zuletzt bei dem Einzylinder
Harley-Davidson X 440 –, so kommen nun vermehrt auch in Europa Zweiräder auf den Markt, die nicht zur Kategorie „Leistungsprotz“ gehören.
Diese punkten mit einem ordentlichen Preis-Leistungs-Verhältnis und sind zumeist deutlich günstiger zu haben, also die großen Geschwister. Höher, schneller, weiter – diese Thematik scheint immer häufiger vom Tisch. Untermauert wird diese These von den Präsentationen zuletzt – anstatt neuer Hubraumrekorde kommen Triumph (
Speed 400 und Scrambler 400), Kawasaki (
Eliminator 500) und Co. mit alltagstauglichen Flitzern für Stadt und Landstraße um die Ecke. Vorgemacht hatte es Royal Enfield mit der Meteor 350, die in Deutschland vom Underdog zum Verkaufsschlager wurde. Dass inzwischen deutlich mehr Konkurrenz in diesem Segment unterwegs ist, bekamen die Inder in den vergangenen Monaten heftig zu spüren. Knapp 18 % des Verkaufs büßte man ein, während das Segment weiter wächst.
Hubraumanteile im deutschen Markt
Schaut man sich die Neuzulassungen an und stellt sich diese als Person vor, so hat der deutsche Markt in der Mitte, bei den mittleren Hubräumen ab 500 ccm einen ordentlichen Bierbauch bekommen. Tendenz „wachsend“. Das durchschnittlich in Deutschland neu zugelassene Motorrad verfügt mittlerweile über einen Hubraum von deutlich unter 1.000 ccm, trotz der schier ewigen Dominanz der R 1250 GS. Der Hubraumbereich zwischen 250 und 499 ccm wächst ebenso stark und vergrößert den Bauch immer weiter. Wurden im Jahr 2022 insgesamt 15.106 Zweiräder dieser Klasse zugelassen, so sind es allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2023 bereits 14.664. Zum Vergleich – vor zehn Jahren, 2013, waren es im gesamten Jahr lediglich 6.341.
Die Top20 beliebtesten Motorräder mit einem Hubraum zwischen 250 und 500 ccm
Diesen Hubraumsektor dominiert ganz klar Honda. Gleich fünf Modelle platzieren die Japaner unter den ersten 10. Das beliebteste Bike ist mit Abstand die „kleine Rebel“, die zuletzt weitere Konkurrenz aus Fernost bekommen hat. Kawasaki hat diese Marktnische ebenso für sich entdeckt und schickt mit der Eliminator 500 demnächst einen neuen Cruiser ins Rennen.
Wer „klein“ fährt, fährt deutlich günstiger
Nicht nur was die Anschaffungskosten angeht, auch beim Thema Unterhaltskosten sind wir bei einem kleineren Motorrad deutlich günstiger unterwegs, was diese Klasse auch für Gelegenheitsfahrer interessant macht. Die Kfz-Versicherung kann – vergleichen wir ein Bike mit 500 ccm und eine BMW R 1250 GS – schnell weniger als die Hälfte kosten. Noch stärker macht sich dieser Unterschied in absoluten Zahlen bei Fahranfängern bemerkbar, die noch keine großen Schadensfreiheitsrabatte aufgebaut haben. Das sind – je nach Versicherungsgesellschaft – schnell mehrere hundert Euro Unterschied – wohlgemerkt pro Jahr. Auch die Kfz-Steuer fällt deutlich geringer aus, wobei wir hier nur von wenigen Euro pro Monat sprechen. Ebenso Ersatzteil-, Reifen- und Inspektionskosten fallen naturgemäß kleiner aus. Und dann wäre da auch noch der geringere Benzinverbrauch. Bei den aktuellen Preisen je Liter kein zu unterschätzender Faktor.