Vor allen anderen Motorradherstellern hat Ducati gut zwei Wochen vor Beginn der EICMA die Katzen aus dem Sack gelassen: Mit der absoluten Weltneuheit Streetfighter V4, einem neuen Mittelklasse-Supersportler sowie drei modifizierten Modellen geht die italienische Motorradmarke Ducati ins Modelljahr 2020. Die Neuheiten werden für das Publikum auf der Mailänder Motorradmesse EICMA 2019 erstmals zu sehen sein; sie läuft vom 7. bis 10. November. Die Enthüllung der Neumodelle fand im Rahmen einer opulent inszenierten Veranstaltung im Kongresszentrum in Rimini an der italienischen Adria statt. Einziger Darsteller auf der Bühne war der Chef persönlich, CEO Claudio Domenicali.
Ein weiteres Modell wird 2020 der Scrambler-Baureihe hinzugefügt; es heißt Scrambler Icon Dark. Dabei spart Ducati an der Farbe, nicht aber an der Technik. Denn auch die Dark-Version des beliebtesten Scrambler-Modells weist mit dem 800-Kubik-Zweizylindermotor (75 PS/55 kW) und dem Kurven-ABS dieselbe technische Ausrüstung auf wie das Basismodell. Unterschiede finden sich außer bei der Farbe auch bei einigen weniger wesentlichen Bauteilen wie Spiegel und Blinker; hier spart Ducati. Auch sind einige Metall- durch Kunststoffteile ersetzt. Während die Basis-Icon 9.190 Euro kostet, ist die Dark-Version für 8.590 Euro zu haben.
Mehr als 100.000 Fahrzeuge wurden in den letzten 16 Jahren vom Crossover-Modell Multistrada gebaut. Für 2020 wird der Multistrada 1260S eine weitere Variante zur Seite gestellt, die 1260S Grand Tour. Sie ist noch etwas üppiger ausgestattet als die S-Version: Unter anderem sollen LED-Nebelleuchten, die Einbeziehung des Tankdeckels in das Keyless-System sowie ein Reifendruckkontrollsystem und ein aus zwei Seitenkoffern bestehender Touringpack das Fahrvergnügen auf weiten Reisen steigern. Der Preisunterschied zwischen Multistrada 1260S und der Grand-Tour-Version ist mit 1.500 Euro überschaubar; die Endsumme liegt damit bei 21.390 Euro.
Ducati Scrambler Icon Dark
Eine Reihe von Detailänderungen kennzeichnen die nächstjährige Version der supersportlichen Panigale V4 sowie der noch hochwertiger ausgestatteten V4S. Dabei hatten die Entwickler vor allem die leichtere Fahrbarkeit des mit 217 PS/160 kW extrem stark motorisierten Superbikes im Visier. Zu diesem Zweck wurde beispielsweise das Fahrzeug um fünf Millimeter höhergelegt und die Federelemente weisen eine geringere Federhärte auf. Zudem kommt das Aerodynamikpaket der rennsportlich optimierten V4R zum Einsatz: Um bei sehr hohen Geschwindigkeiten den Anpressdruck auf dem Vorderrad zu erhöhen, sind da die Winglets an den Motorrad-Flanken umgestaltet und deutlich vergrößert. Bei 270 km/h lastet auf diese Weise durch verstärkten Abtrieb eine Zusatzlast von 30 Kilogramm auf dem Vorderrad und stabilisiert so das Fahrzeug. Auch die Traktionskontrolle sowie der Quickshifter zum kupplungslosen Wechseln der Gänge wurden modifiziert. Die Panigale V4 des Modelljahrgangs 2020 kostet mit 22.790 Euro exakt 500 Euro mehr als das Vormodell. Die neue Panigale V4S, die dank ihrer Magnesiumräder mit 195 Kilogramm drei Kilo leichter als die Basisversion ist, kostet samt höherwertigen Öhlins-Federelementen 28.890 Euro.
Die 959 Panigale wird kommendes Jahr durch ein neues Modell ersetzt, die Panigale V2. Sie erhält den leicht leistungsgesteigerten 955-Kubik-Motor des vorigen Modells. Obwohl der Zweizylindermotor bereits der Norm Euro5 entspricht, konnten Leistung (künftig 155 PS/114 kW) und Drehmoment (künftig 104 statt 102 Nm) des sogenannten Superquadro-Trieblings geringfügig gesteigert werden. Die optisch vollkommen neu gestaltete und der Panigale angegliche V2 ist extrem kompakt gehalten. Der Preis steigt gegenüber dem Vormodell 959 Panigale um 1.000 auf künftig 17.990 Euro.
Aber es wird natürlich auch eine vollständige Neuheit im Ducati-Modellprogramm des Jahres 2020 geben. Bereits längere Zeit gemunkelt wurde um eine „nackte Panigale“. Es wird sie also tatsächlich geben, und zwar heißt sie Streetfighter V4; in guter Ducati-Tradition wird sie auch mit höherwertigen Öhlins-Fahrwerkselementen sowie mit gewichtssparenden Magnesiumrädern auch als S-Version erhältlich sein. So ausgerüstet, sinkt das Gewicht von 201 auf 198 Kilogramm, während der Preis von 19.990 auf 22.990 Euro klettert. Die Streetfighter V4 weist Rahmen sowie V4-Antrieb der Panigale V4 auf; letzterer wurde aber zugunsten von mehr Drehmoment optimiert. Deshalb sinkt die Spitzenleistung von 217 PS/160 kW auf 208 PS/153 kW. Der Vorteil: Im dritten Gang bei 100 km/h soll das Triebwerk 14 Prozent mehr Drehmoment bieten als das Superbike. Zur sogenannten „Fight-Formula“, wie Ducati das Lastenheft für die Entwicklung dieses Modells nannte, gehört auch eine besondere Aerodynamik. Deshalb bekommt auch die Streetfighter V4 zwei seitlich des Kühlers übereinander montierte Winglets, die den Anpressdruck des Vorderrads bei hohen Geschwindigkeiten erhöhen. Ducati spricht von einem Anwachsen des Abtriebs um 28 Kilogramm bei 270 km/h. Das Leistungsgewicht der Ducati Streetfighter V4 ist nach Herstellerangaben exorbitant: auf das nächstbeste Hyper-Nakedbike im Wettbewerb soll der Streetfighter einen Vorsprung von 25 Prozent aufweisen.