AUSGEBACKEN – E-Hersteller Cake insolvent

Der schwedische Elektro-Pionier Cake musste Insolvenz anmelden. Kein gutes Omen für den Rest der Branche: Die Risikokapitalgeber verlieren die Lust an der Elektromobilität – mangelnde Erfolgs- und Renditeaussichten.
Aus der Traum: Schwedens Elektropionier Cake ist pleite. Bereits die Januar-Gehälter konnten nicht mehr gezahlt werden, heißt es. Somit blieb dem Unternehmen (gut 140 Mitarbeiter) nur der Gang zum Insolvenzverwalter. 2015 hatten die Idealisten angefangen, teils schrullige, aber immer innovative E-Gefährte auf die Räder zu stellen. Topmodell wurde letztes Jahr die E-Enduro Bukk (max. 16 kW), das erste Cake-Modell oberhalb der A1-Klasse. Aber auch mit dem leistungsstarken Crosser gelang nicht der erhoffte finanzielle Durchbruch. Wie auch, mag mancher unken bei Preisen ab 10.000 Euro aufwärts für rund „drei Stunden Reichweite“. 

„Klimafragen nicht im Fokus der Risikokapitalgeber“

„Unwirklich. Traurig. Schmerzhaft“, so lauten laut dem Webmagazin Pedelec-Elektro-Fahrrad.de die ersten Worte der SMS-Nachricht, mit der sich Stefan Ytterborn, Gründer und CEO von Cake, an das schwedische Magazin Breakit wandte. Als Erstes berichtete demzufolge die schwedische Wirtschafts-Tageszeitung Dagens Industri über die Insolvenz.

„Die Klimafragen stehen nicht mehr im Fokus, wir befinden uns in einer Rezession. Es betrifft uns, aber es betrifft auch das Risikokapitalökosystem. Derzeit ist es völlig tot, es gibt keine Interessenten in der späteren Phase, in der sich Cake befindet.“Stefan Ytterborn, Gründer und CEO von Cake

War es das bereits mit der E-Motorrad-Euphorie bei potenziellen Geldgebern? Und mit dem "kapitalen" Vertrauen in die Zweirad-Mobilität der Zukunft? Das gleiche Los wie Cake traf Ende 2023 bereits den schwedischen E-Motorradhersteller RGNT Motorcycles. Das auf Retro-125er spezialisierte Unternehmen aus Kungsbacka bei Göteborg musste Konkurs anmelden; unter dem Namen RGNT Reborn soll es jetzt allerdings weitergehen. Ab dem dritten Quartal 2024 will die Neugründung des ehemaligen RGNT-CEOs Jonathan Åström wieder mit Maschinen am Markt präsent sein. Ob das auch US-Hersteller Sondors gelingt, steht in den Sternen. Der nordamerikanische E-Bike-Hersteller steuerte Ende 2023 allem Anschein nach in die Pleite. Die Firmen-Hotlines sind nicht mehr zu erreichen, schreibt das US-Portal advriders.com. Was aus den bereits geleisteten Anzahlungen für das überfällige E-Motorrad Metacycle wird – unklar.
"Die Konkurrenz aus China drängt mit Macht in den Markt, namhafte Firmen müssen aufgeben. Das macht es schwer, frisches Kapital einzusammeln", weiß auch Hermann Köpf, CMO und Sprecher von GR1T Motorcycles. Das bayrische E-Motorrad-Startup präsentierte auf der Eicma 2023 die Modelle Pioneer Street und Pioneer Pro. Ende 2024 sollten sie auf den Markt kommen. Jetzt hat das Team um CEO Thrass Papadimitriou und Produktchef Bert Heydel (ehemals BMW) den Start auf Anfang 2025 verschoben. E-Motor und Antriebselektronik werden noch mal überarbeitet, zudem seien noch nicht alle Verträge unter Dach und Fach. Im März 2024 soll es weitere Erprobungsfahrten geben.

Stützpunkte von Stockholm bis New York betroffen

Wie es mit Cake und seinen Mitarbeitern weitergeht, ist vorerst offen. Die Firma unterhielt zuletzt Stützpunkte in Stockholm, Mailand, Paris. New York und Los Angeles. 2022 machte Cake 99 Millionen SKR Umsatz – das sind umgerechnet rund 8,7 Millionen Euro – und kam auf 23 Millionen Euro Minus. Im laufenden Geschäftsjahr betrug der negative Cashflow bereits 32,4 Millionen Euro. Insgesamt hat Cake seit der Gründung rund 6000 Fahrzeuge verkauft. Und zuletzt große Pläne geschmiedet: Ein Werksteam sollte mit der Bukk an internationalen Enduro-Wettbewerben teilnehmen, indigene Regenwaldschützer sollten mit den Stromern auf Patrouille gegen Wilderer und illegale Holzfäller gehen, die Expansion auf dem US-Markt fortgesetzt werden.

Schwacher Markt für E-Motorräder und -roller

Bei der anstehenden Kapitalerhöhungsrunde sollten rund 80 Millionen Schwedische Kronen (rund 7,1 Millionen Euro) an frischem Kapital eingesammelt werden. Die Hälfte hätte das Unternehmen nach eigenen Angaben zusammenbekommen, dann aber sprang einer der großen Anteilseigner ab, die für die restliche Summe hätten sorgen sollen. Die Absatzzahlen elektrischer Motorräder geben wenig Anlass, auf eine Kehrtwende der Risikokapitalgeber zu hoffen: In Deutschland beispielsweise wurden 2023 gerade einmal 1.614 E-Motorräder und E-Leichtkrafträder abgesetzt. Das sind acht (!) Einheiten mehr als 2022. Die Anzahl elektrischer Roller sank um 8,7 Prozent auf 7.326 Einheiten. 


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