Fahrtest: Yamaha TMAX Tech MAX – schneller Raumgleiter

Großroller sind in Südeuropa total angesagt. Zu den Bestsellern unter den schnellen Raumgleitern mit Top-Wetterschutz zählt dort Yamahas Scooter-Flaggschiff TMAX Tech MAX.
Fahrtest: Yamaha TMAX Tech MAX – schneller Raumgleiter
Fahrtest: Yamaha TMAX Tech MAX – schneller Raumgleiter Neue Seitenverkleidung: Die Karosserie ähnelt mit ihrer jetzt muskulöser gestalteten Seitenpartie zunehmend einer Rüstung. Der Radstand beträgt amtliche 1.575 mm
13 Bilder
14.04.2025
| Lesezeit ca. 7 Min.
Arnau Puig, Francesc Montero, Marco Campelli
Eigentlich kommt es eher selten vor, dass gestandene Motorradtester ins Schwärmen geraten, wenn sie über Roller sprechen. Eine rühmliche Ausnahme ist der Yamaha TMAX. „Ideales Alltagsgefährt“, „extrem fahraktiv“, „super sportliches Handling“ – das sind nur drei der vielen Lobpreisungen, die beim Stiefelbier in die Runde geworfen werden. Und fürwahr: Der Yamaha TMAX ist ein grandioser Kurvenverschlinger. Mehr noch: Wer sich auf zwei Rädern an die Ideallinie herantasten und seine Fahrtechnik verbessern will, sitzt dafür auf kaum einem motorisierten Einspurgefährt besser als auf einem Yamaha TMAX. Der Großroller lässt sich perfekt in Kurven aller Art zirkeln. Hält stur die eingeschlagene Linie. Und begeistert auf ganzer Linie mit seinem motorradähnlichen Fahrwerk und seiner unbeschwerten Easy-peasy-Fahrfreude. Bleibt die Frage: Wie macht er das?
infotainment

Knapp 48 PS und ein amtlicher Sound

Auspuff
Kerniger Sound: Die Auspuffanlage untermalt die 48 PS des TMAX mit sportlich-sonorem Klang. Wem es nach mehr gelüstet: Im Zubehör gibt es eine Akrapovič-Anlage
Fangen wir mit dem Motor an. 562 ccm Hubraum, knapp 48 PS (35 kW) bei 7.000 U/min, 55 Nm bei 5.250 U/min. Das ist aller Ehren wert in der A2-Klasse. Darum hat Yamaha bei der neuen Modellgeneration daran auch nichts geändert. Vorwärts treibt den TMAX wie gehabt eine Keilriemen-Automatik. Bedeutet: einfach am Gasgriff drehen und ab geht die Post – genau genommen die wilde Luzie. Die Beschleunigung ist amtlich. Das leicht nervige Motorgenöle, das die automatische Kupplung verursacht – Schwamm drüber, so ist das halt bei den latent gummibandartigen Maxiscooter-Antrieben, egal ob sich am Ende ein Einzylinder oder wie hier ein Zweizylinder an die Arbeit macht. Der TMAX hält mit seinem kernigen Auspuffsound tapfer dagegen. Wem es nach (noch) mehr Verbrennerakustik gelüstet, der bekommt im Yamaha-Zubehör eine Akrapovič-Komplettanlage für die „Kleinigkeit“ von 2.038,95 Euro.

Komfortable Ergonomie, sportlich abgestimmtes Fahrwerk

Doppelsitzbank
Breite Doppelsitzbank mit viel Komfort. Für den Fahrer gibt es eine integrierte Rückenlehne. Für den Beifahrer lässt sich eine nachrüsten
Kommen wir zur Sitzposition. Ist sie das Geheimnis des TMAX-Erfolgs? Die Trittbretter lassen viel Platz, selbst für große Füße/Schuhe. Der Fahrer hat die Wahl, brav mit angewinkelten Beinen zu reisen oder die Haxen lang auszustrecken, wie es italienische Scooteristi gern machen. Beides zahlt auf die komfortable Sitzposition ein. Der Lenker befindet sich in angenehmer Entfernung zur opulent gepolsterten Sitzbank. Darunter verbirgt sich ein beleuchtetes Staufach, das locker einen Integral- oder zwei Jethelme beherbergt. 780 mm breit, liegen die Lenkerenden gut zur Hand. Als Fahrer hat man ab dem ersten Meter das Gefühl, jederzeit Herr der Lage zu sein. Die Sitzhöhe beträgt kommode 800 mm. Im Schrittbogen verjüngt sich der Fauteuil, insoweit erreichen die meisten Fahrer mit ihren Füßen locker den Boden. Der Beifahrer kann es sich auf einem luxuriös breiten, wirklich komfortablen Polster bequem machen. Den Fahrer unterstützt auf der tief gepolsterten Doppelsitzbank eine verstellbare Rückenlehne.

Erster Yamaha-Roller mit 6-Achsen-IMU

schräglagenabhängigem ABS
Bis der Hauptständer kratzt: Mit dem TMAX kann man ganz wunderbar durch Kurven tanzen. Dank schräglagenabhängigem ABS gibt es keine gefährlichen Aufstelleffekte, sollte man dabei mal in die Eisen gehen müssen
Mit dem 2025er-Modell präsentiert Yamaha bereits die neunte Generation des TMAX. Seit dem Start im Jahr 2001 haben die Japaner weltweit mehr als 400.000 Einheiten ihres Scooter-Flaggschiffs verkauft, rund 85 Prozent davon in Europa.
​Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Yamaha TMAX Tech MAX 560 in Südeuropa deutlich erfolgreicher ist als in Deutschland und hierzulande ein Nischendasein pflegt.
Bereits seit 2022 schmückt ihn ein 7 Zoll großes TFT-Farbdisplay samt umfassender Connectivity. Jetzt legt Yamaha noch einen drauf: Die MyRide-App beispielsweise verbessert den Fernzugriff auf Funktionen wie Fahrtenbuch oder Standortbestimmung. Die Routenführung kann jetzt per kostenloser Garmin-Navigation fast vollflächig auf dem Bildschirm dargestellt werden. Und der neue TMAX bekommt als erster Yamaha-Großroller eine 6-Achsen-Sensormesseinheit (IMU). Bedeutet: Künftig verfügt er über Kurven-ABS und eine schräglagenabhängig arbeitende Traktionskontrolle. Zudem gibt es ein neues Bremskontrollsystem, das die nötige Bremskraft vorn (Doppelscheibe) und hinten einzeln misst und ebenfalls über die IMU orchestriert wird. Der Fahrer merkt davon nichts – außer, dass der TMAX ausgesprochen gut kontrollierbar Tempo abbaut und zum Stehen kommt.
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Feiner abgestimmte Fahrmodi

7-Zoll-Farbdisplay
Konnektivität ist Trumpf beim TMAX. Für das große 7-Zoll-Farbdisplay gibt es drei verschiedene Darstellungsthemen. Über die kostenlose MyRide-App von Yamaha lässt sich das Smartphone mit dem TMAX koppeln
Die Abstimmung der Fahrprogramme hat Yamaha beim neuen TMAX verfeinert: Der Touringmodus ist jetzt softer ausgelegt und geht sanfter ans Gas. Der Sportmodus (S) setzt wie gehabt auf maximale Beschleunigung. 4,8 Liter auf 100 Kilometer beträgt der offizielle Kraftstoffverbrauch. Mein Testscooter gönnte sich laut Bordcomputer 5,3 Liter auf 100 km – macht mit dem 15-Liter-Tank knapp 300 Kilometer Reichweite. Der Tempomat ist denkbar einfach zu bedienen. Griff- und Sitzheizung (jeweils dreistufig) hat das von uns getestete Topmodell TMAX Tech MAX serienmäßig an Bord. Beide werden über das Display gesteuert. Kleiner Tipp: Kurze Phasen mit Sitzheizung reichen, um den Pöter auf Temperatur zu bringen. Lässt man die Sitzheizung zu lange bollern, wird es richtig, richtig heiß am Gesäß.
Windschild
TMAX Tech MAX auf großer Fahrt. Fährt man den elektrisch einstellbaren Windschild ganz nach oben, sitzt man nahezu komplett windgeschützt dahinter
Für perfekten Wetterschutz sorgt der elektrisch verstellbare Windschild des Tech MAX. Auch der kann – wie die Griff- und Sitzheizung – über eine Art Kurzwahltaste angesteuert werden. 110 mm beträgt die Verstellhöhe. Das sollte eigentlich jedem für wind- und regengeschütztes Dahingleiten reichen.

Sportlichere Optik

Front
Yamaha verleiht Flügel? Nicht ganz. Die weit abstehenden Rückspiegel wirken ein wenig skurril, erleichtern aber den Blick nach hinten und lassen sich bei Bedarf anklappen
Das Design des TMAX hat Yamaha trefflich überarbeitet. Die neue Front strahlt jetzt mehr Dynamik aus und wirkt insgesamt moderner, während die seitliche Verkleidung nun etwas größer ausfällt. Neu gestaltete LED-Doppelscheinwerfer fassen ein schmales, sehr präzise geformtes Tagfahrlicht ein. Die klappbaren Rückspiegel des 221 kg schweren TMAX stehen nach wie vor relativ weit ab. Das sieht etwas spooky aus, erleichtert aber die Sicht nach hinten. Etwas überfrachtet wirken die Bedienelemente links. Nach kurzer Eingewöhnung kommt man aber gut damit klar. Warum Yamaha ausgerechnet bei seinem mindestens 14.149,-- Euro teuren Scooter-Flaggschiff (Tech MAX ab 16.049,-- Euro) auf automatisch abschaltende Blinker verzichtet, will mir beim besten Willen nicht einleuchten. Aber nun: Selbst ist der Mann. Und der Fahrspaß macht den kleinen Komfort-Fauxpas locker wieder wett.
Seitenverkleidung
Neue Seitenverkleidung: Die Karosserie ähnelt mit ihrer jetzt muskulöser gestalteten Seitenpartie zunehmend einer Rüstung. Der Radstand beträgt amtliche 1.575 mm

Optimale Gewichtsverteiluung

Tief, tiefer, TMAX lautet die Devise in Kurven. Das Gefühl fürs Vorderrad ist dank der USD-Gabel hervorragend. Auch das hintere Zentralfederbein (einstellbar) macht einen guten Job. Ein Aluminium-Druckguss-Rahmen sorgt für die nötige Festigkeit. Die schlauchlosen Bridgestone-Reifen Battlax Scooter SC2 harmonieren perfekt mit den geschmiedeten 15-Zoll-Alurädern. Bevor man es mit der Schräglage übertreibt, warnt der kratzende Hauptständer. Die Gewichtsverteilung ist optimal für einen Sport-Scooter: 49,3 Prozent vorn, 50,3 Prozent hinten – das funzt.
TMAX Tech MAX in Ceramic Grey, rechts der TMAX in Icon Black
Coole Farben: Links steht der TMAX Tech MAX in Ceramic Grey, rechts der TMAX in Icon Black mit blauen Felgen
Wie die Farbgebung: Ceramic Grey und Dark Magma für den TMAX Tech MAX, Icon Black und Tech Kamo für den TMAX. Alle vier betonen den Gran-Turismo-Charakter des Großrollers. Für Reisen gibt es im Originalzubehör Topcases in zwei Größen (34 Liter Stauraum, 45 Liter/ab 313,95 Euro). Sie können wahlweise per Trägerplatte (119,95 Euro) oder Heckgepäckträger (153,95 Euro) montiert werden.

Fazit Yamaha TMAX Tech MAX

Yamaha TMAX Tech Max
Hurtig, hurtig: Der TMAX beschleunigt höchst erbaulich. Dabei bleibt er dank motorradähnlichem Fahrwerk immer leicht beherrschbar und schön agil
Wenn es irgendeines Beweises bedurft haben sollte, dass Maxiroller einen Heidenspaß machen können, dann ist er hiermit erbracht. Käufer in 87 Ländern können nicht irren: Der TMAX Tech MAX ist sehr sportlich unterwegs, ausgesprochen praktisch und in puncto Fahrassistenz und Vernetzung ganz weit vorn. Allerdings hat das Vergnügen auch einen stolzen Preis.
 Pro
  • sportliches Fahrwerk
  • moderne Assistenzsysteme (6-Achsen-IMU)
  • guter Wetterschutz
  • großer Stauraum
  • großflächige Routenführung
 Contra
  • keine selbstabschaltenden Blinker
  • Sitzheizung grillt den Pöter
  • teuerstes Modell in diesem Segment
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Kommentare (2)
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KlausiMoto
21.04.2025 23:59


Der kernige Sound ist definitiv ein Highlight.
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AsphaltSurfer
16.04.2025 19:00


Echt interessant, dass ein Roller so viel Technik und Fahrkomfort bietet wie beschrieben. Wie steht es denn mit der Langstreckentauglichkeit? Kann man mit so einem Scooter auch längere Touren entspannt bewältigen?
1 Antwort
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17.04.2025 20:13


Ja das kann man sehr gut , bin vor 2 Jahren mit meinem T-Max 560 Bj. 2021 Im Allgäu und Östreich gewesen ca. 900km aus dem Norden , nach 600 km eine Übernachtung . Eine Woche ca.3000 km gefahren .
2024 ging es nach Görlitz ca . 600 km in einem Ritt keine probleme . Eine Woche in drei Länder  ( PL, CZ ,D ) ca . 2000km .
Alles Bequem und gemütlich .