Fahrbericht: Voge SR4 MAX 350 – China-Ableger

BMW-Kooperationspartner Loncin hat seinen ersten eigenen Roller auf die Räder gestellt und zeigt dabei, was man alles gelernt hat.
Fahrbericht: Voge SR4 MAX 350 – China-Ableger Der SR4 MAX 350 lässt sich einfach fahren, federt ordentlich und ist klassengemäß fahrstabil
Fahrbericht: Voge SR4 MAX 350 – China-Ableger Die Ausstattung des Voge SR4 MAX 350 ist erstaunlich vollständig
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15.04.2024
| Lesezeit ca. 3 Min.
Ulf Böhringer/SP-X
fbn
Der Kraftroller BMW C 400 GT dient als Ideengeber für diesen Scooter-Beitrag aus China. Dieser hört auf die Modellbezeichnung SR4 MAX 350 und trägt den Markennamen Voge, Hersteller ist Loncin. Mit dieser Firma pflegt BMW seit nunmehr 17 Jahren eine Zusammenarbeit; Loncin baut für die Bayern nicht nur die Zweizylinder-Reihenmotoren für die Mittelklassemodelle der F-Motorradbaureihe, sondern auch die 350er Kraftroller.

Viele Gemeinsamkeiten mit dem Antrieb von BMW

Kein Wunder, dass der Antrieb des Voge-Scooters mit dem des BMW-Rollers viele Gemeinsamkeiten aufweist. Unterschiede gibt keine beim Hubraum, der 350er Einzylinder liefert im Voge 25 kW/34 PS, und auch das maximale Drehmoment erreicht 35 Nm.

Temperamentvoll genug, auch für die Autobahn

Ein angenehmer Antrieb ist der wassergekühlte Viertakt-Einzylinder mit Variomatik-Getriebe dennoch: Er ist allemal temperamentvoll genug, um im Stadt- und Vorortverkehr stets vorneweg fahren zu können und ist mit einer Höchstgeschwindigkeit von 127 km/h auch schnell genug für ein Stück Autobahn. Der aerodynamisch recht gute Windschild hält allzu großen Winddruck vom Fahrer fern, führt aber bei hohem Tempo zu Lärmentwicklung am Helm. Die Gasannahme des Triebwerks ist ebenso gut wie die Arbeitsweise des CVT-Getriebes mit seiner stufenlosen Übersetzung, die Schalten überflüssig macht.

Fahrwerk von ordentlicher Güte

Keine Überraschung ist angesichts der recht engen Verwandtschaft zwischen den BMW-Rollern und dem Voge-Scooter die Fahrwerksgüte: Der SR4 MAX 350 lässt sich einfach fahren, federt ordentlich und ist klassengemäß fahrstabil. An der Bremsanlage gab es lediglich den Kritikpunkt, dass die Doppelscheibenanlage am Vorderrad des Testfahrzeuges zum Rubbeln neigte – kein systematischer Fehler, sondern ein Einzelfall, der vermutlich mit neuen Belägen nicht mehr auftritt. Ebenfalls ein Einzelfall dürfte bei der Sitzbank vorliegen; sie ließ sich am Testroller nicht verriegeln, was ein Pieps-Geräusch zur Folge hatte, um den Fahrer auf diesen Umstand hinzuweisen. Es wird glücklicherweise bei höherem Tempo von den Windgeräuschen übertönt. Alles andere am Voge-Testroller funktionierte absolut einwandfrei. Verwundert waren wir allerdings, wie häufig die Anzeige für die Traktionskontrolle aufleuchtet, ohne dass wir einen Regelungsvorgang fühlen konnten. Dies war erst dann der Fall, wenn wir die mögliche Fahrdynamik wirklich ausreizten und rolleruntypische Schräglagen in Zusammenhang mit kräftigem Beschleunigen provozierten. Dann kappte die Elektronik die Motorleistung spürbar.

Nahezu komplett ausgestattet

Die Ausstattung des Voge SR4 MAX 350 ist erstaunlich vollständig: Bis auf eine automatische Blinkerrückstellung und die bei herbstlichen Fahrten oftmals angenehme Griffheizung ist alles serienmäßig dran und drin, was bei den Kraftrollern machbar und angenehm ist. Das fängt beim großen, in zwei Styles einstellbaren TFT-Display an und geht übers vollständige LED-Licht (mit Abbiege- und Kurvenlicht!), die Reifendruckanzeige, einen Tank mit 300 km-Radius oder Smartphone Connenctivity bis zu einem ausgesprochen gut geformten Sitz, der selbst 300 Kilometer pro Fahrtag bestens möglich macht. Selbst eine Kamera in der Fahrzeugfront ist enthalten, die auf Knopfdruck am Lenker ausgelöst werden kann! Dass der Voge SR4 MAX 350 für 6.400,-- Euro zu haben ist, macht die Komplettausstattung attraktiv, in der auch ein schlüsselloses Startsystem, eine Feststellbremse und ein Hauptständer integriert sind.

Fazit

Der Voge SR4 MAX 350 beweist eindrücklich, dass Kooperationsverträge zum Bau von Fahrzeugen für Premiumhersteller für die ausführenden Firmen Vorteile bieten können: Es ist nicht so ohne weiteres vorstellbar, dass Loncin ohne die Lehrjahre der Zusammenarbeit mit BMW einen dermaßen gut gelungenen Roller hätte auf die Räder stellen können.
#Roller#Test#Voge
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Voge SR4 MAX 350 - Baujahr: 2024
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Kommentare (6)
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Rudi
24.04.2024 06:52


China-Kracher oder nur heiße Luft?
Interessant, wie aus Lehrjahren plötzlich ein fast BMW-Klon wird. Aber bei dem Preis kann man wohl kaum meckern. Oder doch?
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Tobias
19.04.2024 13:56


Lärm bei Tempo
Die Lärmprobleme am Helm find ich echt nervig. Hoffe, das lässt sich irgendwie beheben.
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Horst
18.04.2024 13:51


chinesische Kopierkunst
Na super, jetzt haben die chinesischen Hersteller nicht nur unsere Handys und Kameras ins Visier genommen, sondern schicken sich auch an, die Rollerwelt zu erobern. Und wie? Indem sie fleißig bei den Großen spicken - in diesem Falle bei BMW. Ich mein, man kann’s ihnen nicht verübeln, bei dem, was in den letzten Jahren an 'Innovationen' auf zwei Rädern zu uns kam, ist ein bisschen frischer Wind (oder sollte ich besser sagen: ein laues Lüftchen?) ja fast schon willkommen.
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Lukas
18.04.2024 08:43


Preis-Leistung top
Find's krass, wie viel Ausstattung man für den Preis kriegt. Griffheizung würd ich mir noch wünschen, aber sonst echt stark.
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Ulf
17.04.2024 13:23


Mein Eindruck
Bin schon gespannt, den mal live zu sehen. Dass der praktisch alles an Board hat, was man sich wünschen kann, find ich stark. Vor allem das mit der Kamera.
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Motorradfuchs
15.04.2024 13:27


Meine Meinung
Kritik am Fahrwerk ist zu mild. Ein Rollerspezifisch stabiles Fahrwerk ist Pflicht, nicht nur ordentlich. Bei dem Preis erwarte ich Perfektion, nicht Mittelmaß.