Zero DS – 15 PS mal 4 im Fahrtest

Test einer 125er, die maximal 61 PS leistet – so etwas gibt es. Bei Zero Motorcycles. Voll elektrische Zero DS, schwer wie eine GS und mit bis zu 132 Nm gesegnet.
Zero DS – 15 PS mal 4 im Fahrtest
Zero DS – 15 PS mal 4 im Fahrtest Amtlich unterwegs: 239 kg wiegt die Zero DS. Das ist echt viel für eine elektrische 125er, aber normal für ein Adventure Bike dieser Größe
11 Bilder
14.04.2025
| Lesezeit ca. 5 Min.
Alexander Klose
Meine mittlere Tochter hat neulich ihren A1-Führerschein bestanden. Sie darf also jetzt Motorräder mit bis zu 15 PS (11 kW) fahren. Ihre Fahrstunden absolvierte sie auf einer Brixton Cromwell. 134 Kilogramm schwer, Sitzhöhe gut 770 mm, überschaubare 11 PS und nicht mal 10 Newtonmeter Bums. Als ich ihr das frisch gelieferte Testbike der Zero DS präsentierte, kippte sie fast hintenüber: „Die darf ich fahren?!“, fragte sie ungläubig. „Ja, mein Kind“, sprach ich gewissenhaft, „diesen ausgewachsenen Adventure Tourer mit bis zu 61 PS (45 kW), bis zu 132 Nm Drehmoment, gut 830 mm Sitzhöhe und 239 kg Leergewicht darfst du fahren. Hier ist der Schlüssel.“ Sie zeigte mir einen Vogel und machte auf dem Absatz kehrt. Na gut, dann muss halt ich ran auf der elektrischen „125 hoch 4“, so rein PS-mäßig betrachtet.
infotainment

Pfeilschnell und ungewöhnlich leise

Zero DS Test
Länge lauft: Der Radstand der Zero DS misst 1.525 mm. Vorn und hinten beträgt der Federweg je 190 mm
Maximalen Fahrspaß liefern für alle ab Führerscheinklasse A1 oder B196-Erweiterung, das ist das erklärte Ziel der Zero DS. Ganz ehrlich: Das tut sie. Wobei man sich ehrlich fragen muss, ob diese schiere E-Power manche nicht eher verschreckt, als sie maximal zu begeistern. Der Punch ist E-typisch gewaltig. Bleibt die Grundsatzdiskussion: Darf man Fahranfängern ruhigen Gewissens so ein Motorrad an die Hand geben? Die Zero DS beschleunigt pfeilschnell und ungewöhnlich leise – speziell für die Ohren von Fahrnovizen, die in der Regel auf Verbrennern ihre ersten Fahrerfahrungen sammeln. Mit Ausnahme des Fahrtwinds ist antriebsbedingt kaum etwas zu hören, wenn man den elektronischen „Gasgriff“ aufreißt. Ein durch und durch faszinierendes Fahrerlebnis. Mit beachtlichem Reisepotenzial.

Richtig viel Gepäck möglich

Zero DS Elektromotor
Hinter Gittern: „Z-Force 75-7“ lautet die Bezeichnung des passiv luftgekühlten DS-Motors. Er ist das jüngste Mitglied der neuen Permanentmagnetmotoren (IPMs) von Zero
260 Kilogramm beträgt die maximale Zuladung der Zero DS. Voll ausgeschöpft, wiegt das „kleine“ Elektromotorrad dann abfahrbereit für die große Reise ziemlich genau eine halbe Tonne. Das dürfte einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde rechtfertigen in der Kategorie „Stärkster Lastenträger in der 125/L3e-Klasse“. Zum Vergleich: Eine BMW R 1300 GS wiegt offiziell 237 kg, darf 228 kg zuladen – und fühlt sich insgesamt schwerer an als die durchaus stattliche DS, die vorn auf 19, hinten auf 17 Zoll rollt. Laut Zero Motorcycles ermöglicht der 14,4 kWh große Akku (nominale Leistungsfähigkeit: 12,6 kWh) eine Reichweite von bis zu 232 km in der Stadt. Im gemischten Fahrbetrieb Stadt/Autobahn sind es je nach Geschwindigkeit 173 km (89 km/h) bis 157 km (113 km/h) – offiziell. Wie hinlänglich bekannt, hängt die reale Reichweite stark davon ab, wie häufig und intensiv man beschleunigt, wie kalt es ist und welches Durchschnittstempo man vorlegt. Beruhigend: Das Ladekabel kann problemlos in dem geräumigem Staufach mitreisen, das sich in der recht ausladenden Tankattrappe verbirgt.

Reale Reichweite je nach Fahrer und Wetter

Zero DS Staufach
Äußerst praktisch: Das große Staufach in der Tankattrappe bietet unter anderem Platz fürs Ladekabel
Wir erinnern uns: Je höher das Tempo (und je kälter es ist), desto schneller ist ein Antriebsakku leer. Wer mehrmals volle Lotte beschleunigt (was diebischen Spaß macht) und maximal lange die 139 km/h Spitze zu halten versucht (auch durchaus spaßfördernd), der sollte die Reichweitenanzeige der Zero DS sehr genau im Auge behalten. Sie sinkt rasant unter 100 Kilometer, die Batteriepower hüpft parallel in großen Schritten einstelligen Prozentzahlen entgegen. Aber: Das kann sich alles wieder (leicht) erholen – durch eine defensivere Fahrweise, einen sparsameren Fahrmodus und konsequentes Rekuperieren.

Ladezeit 1,3 bis 4,5 Stunden

Zero DS Test
Vorbildliche Ergonomie: Die Sitzhöhe beträgt 828 mm. Im Zubehör gibt es alternativ eine hohe Sitzbank (865 mm) und eine niedrige Sitzbank (805 mm)
Die technische Ausstattung der Zero ist top: Tolle Bremsen mit radial montierten Vier-Kolben-Bremssätteln vorn, Bosch-Motorrad-Stabilitätskontrolle, fünf Fahrmodi (Rain, Eco, Standard, Sport, Canyon), umfassende Vernetzung mit „Over-the-Air“-Systemupdates, ein großes Staufach in der Tankattrappe, dazu akzeptable Ladezeiten. Standardmäßig saugt die Zero DS mit einer Ladeleistung von 3 kW Strom in den Akku (optional 6 kW). Innerhalb von 4,5 Stunden ist die Batterie voll geladen, für 95 Prozent reichen vier Stunden. Mit dem zusätzlichen Rapid Charger (optional) sinken die Ladezeiten auf 1,8 beziehungsweise 1,3 Stunden.
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Neue Farben für 2025

Orange (Modelljahr 2025)
Orange ab dem DS-Modelljahr 2025
Auf Akku und Motor gewährt Zero Motorcycles jeweils fünf Jahre Garantie. Aktuell gibt es die DS in den Farben „Quicksand“ (Modelljahr 2024), einer Art Desert-Beige, und in Orange (Modelljahr 2025). Die aktuelle DS-Line von Zero Motorcycles umfasst drei Modelle: Neben der A1-Variante (ab 18.400,00 Euro) gibt es die DSR (52 kW/71 PS, 150 km/h Spitze, maximal 249 km Reichweite, ab 19.400,-- Euro) und die DSR/X (75 kW/100 PS, 180 km/h, 288 km, ab 23.500,-- Euro). Hinzu kommen die S-Linie (vier Modelle), die FX- sowie die neue X-Linie (jeweils zwei Modelle), macht elf Modelle insgesamt. Mehr E-Motorräder hat kein anderer Hersteller im Programm. Wer mit dem Gedanken spielt, sich eine Zero zuzulegen: Bis Ende Juni 2025 gewährt der US-Hersteller auf ausgewählte Neuheiten der Modelljahre 2022 bis 2024 bis zu 6.000,00 Euro Rabatt.

Von lammfromm bis bissig

Was nachhaltig beeindruckt an der DS, sind die gut kontrollierbare Leistungsabgabe und die spürbaren Unterschiede zwischen den einzelnen Fahrmodi. Im Eco-Modus ist die DS geradezu lammfromm, im Canyon-Modus rekuperiert sie sehr stark und geht kernig ans Gas, im Sportmodus lässt sie es erwartungsgemäß fliegen und hält sich bei der Bremsenergierückgewinnung zurück. Zero lässt dem Nutzer hier zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten. Mehr und mehr Spaß macht mit der Zeit das Beobachten und Beeinflussen des Energieverbrauchs. Es kommt vor, dass man nach zehn oder 20 Kilometern mit mehr Restreichweite zu Hause ankommt, als man beim Start auf dem großen TFT-Display stehen hatte. Verrückt.

Fazit Zero DS

Zero DS Testfahrt
Die macht was her: Vorn federt eine Showa-Gabel (47 mm) mit separaten Dämpferkammern. Federvorspannung sowie Druck- und Zugstufendämpfung sind einstellbar
Die Zero DS ist in ihrer Leistungsklasse (L3e) nicht zu toppen. Was Optik, Zuladung und Performance betrifft, spielt sie in ihrer eigenen Liga. Fahranfänger wie meine Tochter sollten sich im deutlich eingebremsten Eco-Modus an die Leistungsfähigkeit dieses E-Motorrads herantasten. Pendlern, die es sich leisten können und wollen, liefert Zero mit der DS einen guten Grund, sich jeden Tag auf die Fahrt ins Büro zu freuen.
 Pro
  • fulminante Beschleunigung
  • hohe Zuladung
  • klassenbeste Reichweite
  • emissionsfreies Fahren
 Contra
  • schwankende Reichweite
  • hohes Gewicht
  • hoher Preis
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Kommentare (7)
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JahJah
15.04.2025 15:04


Mit dem A1 ab 16 darf man nur 125 mit max 11kw fahren. 
also an alle die Sorgen für Fahranfänger äußern die A1 Version muss eben gedrosselt sein (fand ich auch bissl verwirrend weil darauf in dem Artikel null hingewiesen wurde, oder ich habs überlesen).

bei uns damals, vor 15+ Jahren, waren die auch noch auf 80km/h gedrosselt und durften erst mit 18 voll offen gefahren werden. Kp ob das heute immer noch so ist, aber ein schnelles Googlen hat eben die nach wie vor, 11kw Limitierung für A1 ausgespuckt.

ansonsten hätte A1 ja auch mehr Leistung als A2 (48 PS), würde null Sinn machen.
1 Antwort
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15.04.2025 15:31
Motorrad Reisen Motorradmagazin


Moin,
du hast es nicht überlesen. Das liegt daran, dass es nicht so ist. Die ZERO DS darf so, wie sie vorgestellt und getestet wurde, mit A1/B196 gefahren werden und muss nicht gedrosselt werden. Maßgeblicher Faktor für den Führerschein ist die Nennleistung, nicht die Spitzenleistung. Diese liegt bei diesem Modell bei 11 kW und ist somit A1-tauglich. 

Nennleistung ist die dauerhaft abrufbare Leistung des Motors – also das, was der Antrieb über längere Zeit leisten kann, ohne zu überhitzen. Sie ist gesetzlich relevant für die Fahrzeugklasse oder Führerscheinregelungen.
Spitzenleistung ist die kurzzeitig erreichbare Maximalleistung, zum Beispiel beim Beschleunigen oder an Steigungen. Sie kann höher sein als die Nennleistung und beträgt bei diesem Modell 45 kW. 

Viele Grüße
Alex

P.S. Ich musste damals auch mit 80 km/h auf meiner Yamaha durch die Gegend gurken... das waren andere Zeiten. 
Motorrad & Reisen Redaktion
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HKM
14.04.2025 22:14


Ich bin vor geraumer Zeit eine Zero 125er zur Probe gefahren, als meine Suzuki in der Inspektion war. Hat wirklich richtig Spaß gemacht! Allerdings war der Akku nach 45 Minuten Fahrspaß bereits leer. Bei dem Preis (damals als Vorführfahrzeug knapp über 13.000,- €), hatte ich etwas mehr erwartet. Taugt bei mir leider auch nicht als Daily, da sie den Weg zur Arbeit und zurück nicht packt. Lademöglichkeit habe ich am Arbeitsplatz nicht. Zudem überhitzte der Akku auf der Landstraße innerhalb von 10-15 Minuten. Für Motorräder einfach noch nicht ausgereift.
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CruiserKing93
10.11.2024 09:01


echt krass, dass ne 125er jetzt mit 61 PS kommt. Früher war das undenkbar. Aber ob das für Fahranfänger so gei ist?
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Enduro72
10.11.2024 08:16


Die Idee, dass Anfänger ein so leistungsstarkes E-Bike fahren dürfen, finde ich bedenklich. Sicher, die Technik ist beeindruckend, und dass man mit einer 125er so viel Power unter dem Sitz hat, ist faszinierend. Aber ich frage mich, ob das wirklich eine gute Idee ist. Die Beschleunigung und das fast geräuschlose Dahingleiten könnten Neulinge leicht überfordern. Ich weiß, es gibt Modi wie den Eco-Modus, aber die Versuchung, auf Sport zu schalten, ist doch bestimmt groß. Meiner Meinung nach sollte es eine gewisse Lernkurve geben, bevor man auf solche Geschosse steigt.
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Grip72
09.11.2024 09:22


krass, dass ne 125er so viel leistung und drehmoment haben kann. hätte ich in meiner zeit auch gern gehabt.
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Torben
08.11.2024 17:44


Elektrisch und so stark? Verrückt, aber für Anfänger vielleicht zu viel des Guten.