Yamaha Ténéré 700 – Bereit für neue Abenteuer

Die Yamaha Ténéré 700 ist jedem Motorradbegeisterten ein Begriff. Mit den neuen Standard- und Rally-Modellen geht es zur Abenteuer-Testfahrt am Fuß des Atlasgebirges.
Yamaha Ténéré 700 – Bereit für neue Abenteuer
Yamaha Ténéré 700 – Bereit für neue Abenteuer Ergonomie für den Einsatz im Gelände ausgelegt – spezielle einteilige Rally-Sitzbank
18 Bilder
07.04.2025
| Lesezeit ca. 6 Min.
Rainer Friedmann
Robin Verheggen
Der Adventure-Markt wächst seit Jahren. Große Reiseenduros erfreuen sich größter Beliebtheit und lassen von der weiten Welt und abenteuerlichen Reisen träumen. Gegen diesen Trend der voll ausgestatteten Reiseschiffe brachte Yamaha 2019 die legendäre Ténéré zurück auf den Markt. Schon damals war sie ein Bike für Puristen, die mit wenig Elektronik und einem zwar kleinen, aber leicht zugänglichen Motor die Welt erkunden wollten. Vom Start weg wuchs die Fangemeinde zu einer regelrechten, weltweiten Bewegung heran und machte die Ténéré zu einem Erfolgsmodell für Yamaha – mit einem Anteil von 23 % am gesamten Yamaha-Absatz in Europa im Jahr 2024.
Yamaha Ténéré 700 Rally
Yamaha Ténéré 700 Rally in exklusiver Heritage-Farbgebung – von der Paris-Dakar der 80er-Jahre inspiriert
Euro 5+ geschuldet, muss nun eine Neue her. Und so startet Yamaha mit einer Standard-Variante sowie einer stärker auf Offroad ausgelegten Rally-Version die ersten Überarbeitungen. Das Vorgängermodell ist zuweilen noch mit Tageszulassungen beim Händler erhältlich.

Standard und Rally – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Beide Modelle nutzen den CP2-Zweizylinder. Die Unterschiede betreffen vor allem das Fahrwerk (20 mm mehr Federweg bei der Rally), die Sitzbank, den Unterfahrschutz, die Fußrasten, den vorderen Kotflügel sowie die Farbgebung. Die vollgetankte Standard wiegt 208 kg, die Rally bringt 210 kg auf die Waage. Die Sitzhöhe beträgt 875 mm bei der Standard und 910 mm bei der Rally. Der Preisunterschied liegt bei 1.200 Euro; damit kostet die Standard 11.624 Euro, die Rally 12.824 Euro – jeweils inklusive Nebenkosten.

Für Euro 5+ optimierter CP2-Motor

CP2-Motor
Leider muss noch immer der Kühlmittelschlauch weg zum Kupplungswechsel
In der Ténéré 700 kommt weiterhin der CP2-Viertakt-Reihenmotor mit 690 ccm Hubraum zum Einsatz, identisch zur aktuellen MT-07. Er leistet 73 PS bei 9.000 U/min und stellt 68 Nm Drehmoment bei 6.500 U/min bereit. Die Drosselklappensteuerung erfolgt nun vollständig elektronisch (Yamaha Chip Controlled Throttle, YCC-T), wodurch zwei Fahrmodi realisiert wurden.

Trotz der strengeren EU-Normen zeigt sich das Zweizylinder-Aggregat spürbar lebhafter und mit einer harmonischen Leistungsabgabe vom ersten Gasgriffdrehen an. Unabhängig davon, ob man auf der Standard- oder der Rally-Version sitzt, vermittelt der Motor ein direktes Ansprechverhalten – als wäre die rechte Hand unmittelbar mit dem Hinterrad verbunden. Gerade im Gelände schafft das viel Vertrauen. Im oberen Drehzahlbereich nimmt der Vortrieb jedoch spürbar ab.

Geschaltet wird weiterhin klassisch per Kupplung, wobei das Getriebe weich und präzise arbeitet.

Beim Fahren im Stehen fällt allerdings schnell auf, dass ein Quickshifter fehlt – dieser ist lediglich optional erhältlich.

Top Offroad-Fahrwerk

Frontfender und Motorschutz
Die Ténéré 700 Rally – 20 mm höher als die Standardversion, mit hohem Frontfender und besserem Motorschutz
Die Standardversion ist mit einer voll einstellbaren 43-mm-Upside-down-Gabel und einem Federbein ausgestattet, dessen Vorspannung über ein Handrad justiert werden kann. Die Sitzhöhe beträgt 875 mm. Durch die schmal geschnittene Sitzbank finden auch kleinere Fahrer ausreichend Bodenkontakt.

Die Rally-Version ist mit einer auffällig gestalteten, vollständig einstellbaren 43-mm-KYB-Upside-down-Gabel sowie einem ebenfalls voll einstellbaren Federbein ausgestattet. Der Federweg wächst gegenüber der Standardversion um 20 mm, was in Verbindung mit der höheren Rally-Sitzbank zu einer Sitzhöhe von 910 mm führt.

Beide Fahrwerke sprechen sensibel an und arbeiten präzise. Im Gelände bietet das Fahrwerk der Rally-Version spürbar mehr Reserven. Dennoch zeigte auch die Standardvariante im Test keine Schwächen bei tiefen Bodenwellen oder harten Schlägen.

Für Fahrer, die eine niedrigere Sitzhöhe bevorzugen, bietet Yamaha zudem eine 860-mm-Variante der Standard-Ténéré an.

ABS abschaltbar

282-mm-Doppelscheibenbremse
Doppelscheibe vorne mit Brembo-Stopper und abschaltbares Standard-ABS

Verzögert wird mit Brembo-Stoppern auf 282-mm-Doppelscheiben vorne und einer 245-mm-Scheibe hinten. Beide Modelle verfügen über ein klassisches ABS, das sich entweder vollständig oder nur am Hinterrad deaktivieren lässt. Die Bremse lässt sich hervorragend dosieren und ermöglicht hinten, bei deaktiviertem ABS, eine präzise Fahrweise im Gelände.

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Eine längere Asphaltpassage, um die Standfestigkeit bei sportlicher Fahrweise zu testen, stand im Rahmen des Tests nicht zur Verfügung.

Positiv gelöst ist die Rückstellung der ABS-Einstellung nach dem Ausschalten der Zündung: Musste man früher wieder ins Menü, merkt sich das System nun die gewählte Einstellung und lässt sich einfach per Knopf links neben dem Display erneut aktivieren.



Angenehme Ergonomie und sicherer Stand

Beide Versionen basieren auf einem röhrenförmigen Doppelschleifen-Stahlrahmen und haben ihren Lenker in einem optimalen Verhältnis zum Piloten positioniert. Die Fußrasten sind angenehm groß ausgelegt und bieten einen perfekten Stand. Insbesondere bei der Rally, die Titanrasten verbaut hat, sind der Grip und das Gefühl fürs Bike im Stand fantastisch.
Rally-Sitzbank
Ergonomie für den Einsatz im Gelände ausgelegt – spezielle einteilige Rally-Sitzbank
Dennoch sitzt man auf der Rally durch ihre sportlich straffe, etwas anders geformte Sitzbank gefühlt weiter vorne und hat so ein besseres Gefühl für das Motorrad. Auch sitzt man etwas höher, was ein sportlicheres Fahrgefühl vermittelt. Die Standard-Sitzbank dagegen ist weicher ausgelegt und somit tiefer. Das ermöglicht es auch Fahrern mit etwas kürzeren Beinen, guten Stand zu finden. Verfügt man aber über die entsprechende Körpergröße, würde ich immer zur Rally-Sitzbank greifen – auch auf der Standardversion.
Der neu gestaltete 16-Liter-Tank ist angenehm schmal gehalten und bietet einen guten Kontakt beim entspannten Cruisen auf der Landstraße sowie einen super Knieschluss beim Fahren im Stehen.

Etwas mehr Elektronik

6,3-Zoll-TFT-Display
Neues 6,3-Zoll-TFT-Farbdisplay mit Raid-Darstellung, Konnektivität und Navigationssystem via MyRide-App
Neu ist das 6,3 Zoll große TFT-Display, das weiterhin im hochkant montierten Rally-Stil verbaut ist. Die puristische und klar strukturierte Anzeige bleibt bei allen Lichtverhältnissen sehr gut ablesbar. Das Steuerkreuz wurde neu gestaltet und ließ sich im Test insgesamt einfach bedienen. Einzig der nun in vielen Modellen verwendete Blinkerschalter benötigt etwas Eingewöhnungszeit, tut letztlich aber auch, was er soll.
Die Ténéré besitzt im neuen Modelljahr zwei unterschiedliche Fahrmodi – Sport und Explore –, die sich nur beim Ansprechverhalten des Motors unterscheiden. So geht es im Explore-Modus etwas geschmeidiger ans Gas, wobei auch der Sportmodus nicht zu harsch zur Sache geht. Insgesamt ist die Abstimmung einwandfrei gelungen und jegliche Lastwechsel-Impulse sind ein Fremdwort.
Yamaha-typisch kann man sich mit seinem Smartphone via MyRide-App verbinden und so auch die Turn-by-Turn-Navigationsfunktion nutzen.
Über Griffheizung und Tempomat lässt sich bei solch einem puristischen Bike noch streiten. Einem Reisegerät, mit dem man bei jedem Wetter auf Abenteuer aus ist, würden diese Optionen in der Serienausstattung sicher guttun.

Fazit – Yamaha Ténéré 700/Rally Modelljahr 2025

Yamaha Ténéré 700
Einfaches Handling und sicherer Stand beim Stehendfahren
Es ist Yamaha gelungen, ihre puristische Ténéré so zu überarbeiten, dass ihr Charakter und Spirit erhalten bleiben. Das kleine Plus an Elektronik tut ihr gut – und ist in der heutigen Zeit einfach notwendig. Speziell die Rally-Version überzeugt durch ihre Ergonomie und Fahrbarkeit im Gelände. Allerdings muss man dafür auch eine gewisse Körpergröße mitbringen. Der Motor ist superweich und gutmütig, könnte oben raus aber noch etwas kerniger auftreten.

 Pro
  • Leistungsentfaltung im niederen und mittleren Drehzahlband
  • tolle Ergonomie, besonders bei der Rally
  • beide Fahrwerke mit Reserven
  • optisch gelungenes Display
 Contra
  • Aggregat könnte oben raus kerniger sein
  • kein Quickshifter serienmäßig
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