Schmale 150,-- Euro mehr begehrt Yamaha für die 2025er-Neuauflage der MT-07 mit Sechsgang-Schaltung im Vergleich zum Vorgängermodell (ab 8.374,-- Euro). Das kann man in Zeiten wie diesen, wo alle Preise scheinbar kein Ende nach oben finden, kaum glauben. Denn die vierte Generation des meistverkauften Naked Bikes Europas ist in nahezu allen Belangen – teils sogar deutlich – besser als ihre Vorgängerin.
Fangen wir einfach mal vorn an: Die neue Gabelbrücke aus Aluminiumdruckguss ist 42 Prozent leichter als beim Vorgängermodell und spart 0,4 kg Gewicht ein. Das 17-Zoll-Vorderrad ist jetzt standesgemäß in einer Upside-down-Gabel (41 mm) verankert statt in einer konventionellen Teleskopgabel. Die neue, modernere Vorderradführung ist zwar nicht einstellbar, aber das muss sie bei einem Mittelklasse-Leichtgewicht wie der MT-07 auch gar nicht sein: Die Rückmeldung ist für meinen Geschmack auf den Punkt, das Gefühl fürs Dunlop-bereifte Vorderrad (Sportmax Q5A) ausgezeichnet. Gleiches gilt für die Abstimmung des hinteren Federbeins, das auf einer neuen Stahlschwinge sitzt und mit meinem Fahrgewicht (85 kg plus Equipment) keinerlei Schwierigkeiten hatte. Vorspannung und Zugstufendämpfung sind hier einstellbar und können somit individuell auf den Fahrer abgestimmt werden.
183 kg bringt die neue MT-07 mit Sechsgang-Getriebe auf die Waage. Damit wiegt sie unter anderem dank leichterer Spin-Forged-Felgen 1,2 kg weniger als die dritte Generation, die anno 2021 das MT-07-Zyklopenauge einführte. Bei dem bleibt es auch, allerdings ist die LED-Scheinwerferlinse jetzt deutlich harmonischer in die feingeschliffene Transformer-Frontmaske eingepasst. Ähnlichkeiten mit der großen Schwester MT-09 sind durchaus beabsichtigt. Dennoch treten beide eigenständig auf und leben ungeniert den Stil der urbanen Motorrad-Subkultur aus, auf die Yamaha mit seiner MT-Familie seit jeher zielt.
Ergonomie und Sitzposition der MT-07 hat Yamaha überarbeitet. Laut Yamaha sind die Fußrasten jetzt 10 mm tiefer platziert. Der Lenker ist laut offiziellen Daten 22 mm flacher, um 9,3 mm weiter zum Fahrer geneigt und pro Seite um 9 mm breiter. Ergebnis: eine Sitzposition wie angegossen. Die Sitzhöhe beträgt wie gehabt 805 mm, beide Füße erreichen bei Stopps also problemlos den Boden. Dazu trägt auch die neue Wespentaille bei. Mehr noch als zuvor verjüngt sich die neue MT-07 in der Mitte drastisch. Das kommt dem Schrittbogen zugute – und sieht rattenscharf aus. Das Fahrerpolster zeichnet sich durch gesunde Härte aus. Der Pöter ist nach hinten gut abgestützt, insoweit lässt sich trefflich am Gashahn ziehen – und wie!!!
Für schubartigen Vortrieb sorgt nach wie vor der bewährte CP2-Motor mit 689 ccm Hubraum. 68 Nm bei 6.500 Touren, 73,4 PS bei 8.750 Umdrehungen pro Minute – die Leistungsparameter sind bekannt. Neu ist die Art und Weise, wie die MT-07 ihre Leistung entfaltet: Dank elektronischer Drosselklappe und Yamaha Ride Control (YRC) stehen zwei Mappings zur Verfügung. Street und Sport lauten die neuen Fahrmodi, dazu gibt es einen Custom-Modus für die Schaltversion, die ab sofort mit einer leichtgängigen Slipper-Kupplung ausgestattet ist.
Neu im CP2-Universum ist die Schaltautomatik Y-AMT. Im Stile der MT-09 kann der Fahrer jetzt dem Bike das Schalten überlassen oder per Schaltwippe links am Lenker selbst die sechs Gänge wechseln. Zudem kann er beim automatischen Schalten zwischen den Fahrprogrammen D (entspricht quasi dem Street-Modus) und D+ (Sport) wählen.
Erstmals ist an Bord der MT-07 auch eine abschaltbare Traktionskontrolle. Mangels IMU arbeitet sie nicht schräglagenabhängig. Damit gibt es auch kein Kurven-ABS. Schade, aber nicht schlimm: Die 73,4 PS sind jederzeit gut und mühelos beherrschbar. Die MT-07 klebt wie gehabt am Asphalt und zeigt sich extrem fahraktiv. Ein echter Fahrspaßgarant, der seinem Fahrer wenig abverlangt, aber viel beschert. Die Höchstgeschwindigkeit liegt wie bei der Vorgängerin knapp über 200 km/h. Bis dahin stürmt die MT-07 schön linear durchs Drehzahlband und die sechs Gänge. Wer sich gegen das Y-AMT entscheidet, das Yamaha für 500,-- Euro Aufpreis anbietet, kann optional einen Quickshifter ordern. Der passt grundsätzlich gut zum Temperament der neuen MT-07. Die exakt arbeitende Kupplung erledigt ihren Gangwechseljob aber auch so auf sehr angenehme, zackige Weise.
Der Y-AMT-Version vorbehalten bleibt der serienmäßige Tempomat. Er arbeitet in 1-km/h-Schritten vom 3. bis zum 6. Gang und im Geschwindigkeitsbereich von 40 bis 180 km/h. Eine Parkbremse braucht die Automatik-MT-07 nicht: Stellt man sie im 1. Gang ab, verhindert dieser automatisch das Wegrollen – wie bei jedem konventionellen Motorrad auch. Beim Ampelstopp legt das Y-AMT-Getriebe automatisch den 1. Gang ein. Versehentliches Runterschalten bei (zu) hohen Drehzahlen schließt die Schaltelektronik aus. Für sehr zuverlässiges Ankern sorgt die hydraulische Doppelscheibenbremse vorn (298 mm) mit radial montierten Vierkolbenbremszangen.
Drei Zubehör-Pakete (Comfort, Sport, Sport Pro) und insgesamt 96 Zubehörteile gibt es; 32 davon sind komplett neu im Programm. Auch bei der Konnektivität legt die neue MT-07 zu. Wie alle 2025er-Neuheiten von Yamaha lässt sie sich gratis mit der hauseigenen MyRide-App koppeln. Das Smartphone kann damit einfach aufs 5-Zoll-Farbdisplay gespiegelt werden. Telefonate, Musik, Nachrichten – das digitale Leben fährt mit. Per Navi-App Garmin StreetCross können sich MT-07-Fahrer kostenlos durch Europa führen lassen. Praktisch: Ein etwas längerer Druck auf die Home-Taste genügt, dann wechselt der Bildschirm (vier Ansichten stehen zur Wahl) vom Instrumenten- in den Navimodus und weist großflächig den Weg.
Der Weg ins Bedienmenü führt über den neu gestalteten 5-Wege-Joystick. Die Blinker werden über den neuen Knubbelkippschalter aktiviert, den auch schon die MT-09 und weitere CP3-Bikes haben. Mit etwas Geduld gehen sie selbsttätig wieder aus. 15 Sekunden und wenigstens 150 Meter Fahrstrecke lautet die Yamaha-Vorgabe dafür. Schneller löst das ein erneuter Druck auf den Blinkerknubbel. Harte Bremsmanöver aktivieren das serienmäßige Notbremssignal (schnelles Warnblinken). Drei Farbmixe hat Yamaha für den Start der neuen MT-07 angemischt: Ice Storm (eine Art Hellgrau) mit knallblauen Alufelgen, Icon Blue mit Yamaha-blauen Alufelgen und Tech Black mit schwarzen Alufelgen. Die Preise starten jeweils bei 8.524,-- Euro. Der Verbrauch hält sich erfreulich in Grenzen: 4,2 Liter auf 100 Kilometer (Y-AMT: 4,1 Liter/100 km) gibt Yamaha an. Mein Testbike landete bei 4,6 Litern. Macht mit 14-Liter-Tank rund 300 Kilometer Reichweite.
Alles richtig gemacht, Yamaha! Die MT-07 ist nicht umsonst Europas meistverkauftes Naked Bike – und dürfte es auch mit der neuen Generation bleiben. Seit 2014 hat Yamaha mehr als 195.000 Einheiten verkauft. Der Frauenanteil beträgt stolze 20 Prozent. Durch die Y-AMT-Version dürfte sich Yamaha neue Käufergruppen in der Mittelklasse erschließen – einfacher kommt man nicht auf die „Dark Side of Japan“. Tracer-7-Fans dürfen sich auch schon mal freuen: Wie bei der CP3-Familie dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis weitere CP2-Baureihen die neue Yamaha-Automatik bekommen.