Testfahrt mit der Livewire S2 Del Mar – die nächste Generation

Das zweite Livewire-Modell stellt eine wesentliche Verbesserung zum Premierenmodell „One“ dar. Die S2 Del Mar ist im urbanen Bereich eine Macht. Und muss nicht zu lange an die Leine.
Testfahrt mit der Livewire S2 Del Mar – die nächste Generation Bei der ersten Testmöglichkeit in Barcelona kam nicht nur großer Fahrspaß auf, das gewählte Konzept überzeugte
Testfahrt mit der Livewire S2 Del Mar – die nächste Generation Der Akku mit seinen markanten Kühlrippen ist ein Hingucker, die Proportionen des zierlichen Motorrads überzeugen
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14.04.2024
| Lesezeit ca. 4 Min.
Ulf Böhringer/SP-X
Sam Nalven, Greg Hatton
Die Livewire S2 Del Mar aus dem Hause Harley-Davidson zeigt, dass Elektro-Motorräder im städtischen Umfeld durchaus ernst genommen werden müssen. Mit moderaten Ladezeiten an der Wallbox, einer urban ausreichenden Reichweite, einem überschaubaren Fahrzeuggewicht und grandiosen Fahrleistungen schickt sie sich an, einen kräftigen Pflock einzurammen. Bei der ersten Testmöglichkeit in Barcelona kam nicht nur großer Fahrspaß auf, das gewählte Konzept überzeugte. Dann jedenfalls, wenn man nicht 250 oder noch mehr Kilometer am Stück fahren will oder muss.

Eine neue Generation

Die ältere Schwester, die Livewire One, war im Sommer 2019 als Harley-Davidson Livewire zur Welt gekommen. Sie blieb blass; nach einiger Zeit gründete Harley für seine E-Aktivitäten eine spezielle Tochtergesellschaft und nannte sie Livewire.

Wieselflink und freudig um die Kurven

Die S2 Del Mar ist deutlich moderner. Ihre Gewichtsverteilung ist dank der mittragenden Batterie wesentlich vorteilhafter für wieselflinkes Fahren. Sie lenkt nicht nur leicht ein, sondern überzeugt im gesamten Handling. Kurven werden absolut freudvoll absolviert, dazu stabil. Wobei offenbleiben muss, ob 17-Zoll-Räder nicht vielleicht sogar eine weitere Steigerung brächten; die beiden 19-Zöller, vorne 130 und hinten 140 Millimeter breit, schlugen sich zumindest gut, auch wenn sie optisch gewöhnungsbedürftig sind.

Eher was für Solisten

Ebenfalls gelungen ist die Ergonomie: Sowohl Fahrer mit gerade mal 1,70 Meter Körpergröße wie Männer von jenseits der 1,90 Meter fühlen sich gut untergebracht. Auch Lenkerbreite und das Platzangebot sind positiv zu werten. Wobei klarzustellen ist, dass die S2 kein Zweisitzer ist; mehr als ein Notplatz hinterm Fahrersitz ist nicht geboten. Dafür setzt sich die elektrische Amerikanerin formal bestens in Szene: Der Akku mit seinen markanten Kühlrippen ist ein Hingucker, die Proportionen des zierlichen Motorrads überzeugen.

Raketenartiger Abzug mit 40 PS

Mehr als nur positiv ist das Leistungsangebot des Antriebs, obwohl die Nominalleistung gerade einmal 30 kW/40 PS beträgt und damit das Fahren mit dem A2-Führerschein ermöglicht. Die Spitzenleistung, nur beschränkte Zeit abrufbar, liegt mit 63 kW/84,5 PS mehr als doppelt so hoch, und sie ist es, die das Temperament der Del Mar bestimmt. Ursächlich für den raketenartigen Abzug ist einerseits das Grundprinzip des E-Antriebs, nämlich die Bereitstellung des vollen Drehmoments schon beim Anfahren. Dazu kommt im Falle der Del Mar das günstige Verhältnis von Leistung und Gewicht. Nicht zuletzt wegen der Einbeziehung der Batterie in die tragende Fahrzeugstruktur bringt sie mit 198 Kilogramm nicht mehr Gewicht auf die Waage als beispielsweise ein bis aufs Äußerste abgemagertes Superbike. Egal, ob aus Tempo 30, 50 oder 70: Die S2 sprintet davon wie Schmitts Katze, wenn Gefahr droht. Nach oben raus ist bei 163 km/h Schluss, allemal genug für die urbane Umgebung.
infotainment

Viel Gutes mit an Bord

Nach kräftiger Beschleunigung ist es nicht weit zum Verzögern: Auch hier punktet die Livewire S2 Del Mar, obwohl sie nur eine Scheibenbremse im Vorderrad aufweist. Aber die ist mit einer radial montierten Brembo-Vierkolbenzange und einer gelochten 30-cm-Bremsscheibe gut gerüstet und verzögert punktgenau. Zudem ist das ABS schräglagentauglich. Als Sänfte geht die Del Mar erwartungsgemäß nicht durch; ihre Showa-Federelemente sprechen straff an. Die USD-Gabel ist voll einstellbar, das Zentralfederbein in Vorspannung und Zugstufe, so dass der Fahrer bei Bedarf eingreifen kann. Weit mehr beeinflussen lässt sich beim runden Zentralinstrument im Cockpit. Es weist zahlreiche Ebenen auf, denn Möglichkeiten sowohl für Navigation (über App) als auch Kommunikation sind in das mit einem TFT-Display gesegnete Vierzoll-Rundinstrument integriert.

Zwei Möglichkeiten zur Ladung

Anders als beim Modell One bietet die Livewire S2 Del Mar nicht die Möglichkeit der schnellen Gleichstromladung. Dies hätte sowohl den Preis wie auch das Fahrzeuggewicht deutlich negativ beeinflusst. Der 10,5 kWh große Akku kann also nur mittels „Level 1“ (Haushaltssteckdose) oder „Level 2“ (Wallbox, Wechselstrom) gefüllt werden. Das dauert: Rund sechs Stunden an der Steckdose bis zum Füllstand von 80 Prozent bzw. achteinhalb Stunden bis „Voll“. An der Wallbox vergehen 78 Minuten (80 Prozent), für die Vollladung knapp zweieinhalb Stunden. Die Kunden werden entscheiden, ob sie angesichts des Einsatzbereichs im urbanen Raum mit diesen Rahmenbedingungen zufrieden sind.
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Preislich deutlich zugänglicher

Ein ganz neues Niveau bietet die Livewire S2 Del Mar beim Preis: mit 18.490,-- Euro ist sie deutlich zugänglicher als ihre ältere Schwester. Nicht ausgeschlossen, dass auf „One“ und S2 auch noch ein Modell mit einer Drei in der Modellbezeichnung erscheinen könnte.
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Technische Daten LiveWire S2 Del Mar 2024
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Preis-/Leistungsverhältnis
Motor
Bauart Flüssigkeitsgekühlter Permanent-Magnetmotor
Nennleistung 30 kW
max. Leistung 84 PS (62 kW)
Drehmoment 263 Nm
Höchstgeschwindigkeit 163 km/h
Kraftübertragung
Schaltung Automatisch
Sekundärantrieb Riemen
Batterie
max. Reichweite 181 km
Kapazität 10,5 kWh
Ladezeit 20–80 % in 78 min
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Aluminiumgussrahmen
Federelemente vorn 43 mm Showa-USD-Telegabel, voll einstellbar
Federelemente hinten Zentralfederbein, Vorspannung und Zugstufe einstellbar
Federweg v/h 120 mm / 120 mm
Radstand 1.465 mm
Nachlauf 92 mm
Lenkkopfwinkel 65,5 °
Räder Aluminiumguss
Reifen vorn 130/80-19
Reifen hinten 140/80-19
Bremse vorn 300 mm Einscheibenbremse
Bremse hinten 245 mm Einscheibenbremse
Maße & Gewicht
Länge 2.225 mm
Gewicht fahrfertig 197,8 kg (fahrfertiges Gewicht)
zul. Gesamtgewicht 363 kg
Maximale Zuladung 165 kg
Sitzhöhe 785 mm
Fahrerassistenzsysteme Kurven-ABS, schräglagenabhängige Traktionskontrolle, Motorschleppmomentregelung, Fahrmodi
Fahrzeugpreis ab 18.490 €
Sonstiges 4-Zoll-TFT-Farbdisplay | 10,5 kWh Lithium-Ionen-Akku. Ladezeit 20-80 % in 78 Minuten. Reichweite Stadt: 182 km. Reichweite Autobahn: 113 km. Rekuperationsbremse. 5 wählbare Fahrmodi. Traktionskontrolle. 6-Achsen-IMU. USB-Anschluss. Bluetooth. Over-the-Air-Updates.
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Kommentare (2)
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HarryBerlin
27.04.2024 11:47


Das Design ist schon ziemlich cool. Ich werde es mal auf eine Testfahrt ankommen lassen..
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Ralf
18.04.2024 15:48


Zukunft auf zwei Rädern?
Also mal ehrlich, wer braucht schon eine E-Harley, wenn die gute alte Benzinschleuder auch tut? Das mit den moderaten Ladezeiten klingt ja nett, aber wer will schon nach einer wilden Spritztour durch die Stadt eine Zwangspause fürs Aufladen einlegen? Und dann dieser Preis - fast 20 Riesen ...