Test-Telegramm Triumph Speed Twin 900 – Die Bonneville-Essenz
Triumph hat die Speed Twin 900 komplett überarbeitet für 2025. Mit neuer Elektronik und neuer Federung startet das Ex-Einsteiger-Modell neu durch. Erster Test.
Lange Zeit war die Speed Twin 900 das Einsteigermodell von Triumph. Ende 2015 präsentiert, überzeugte die damals noch Street Twin getaufte Maschine mit zeitlosen Zutaten: Klassisches Design, niedrige Sitzbank, vergleichsweise leicht, 65 PS – mit diesem Mitglied der „Modern Classics“-Familie kam wirklich jeder klar. 2021 schob Triumph die Trident 660 nach, mit weniger Hubraum, aber mehr PS. Seit Anfang 2024 sind die beiden 400er-Modelle die kleinste Währung aus Hinckley. Zeit also, die Speed Twin 900 neu zu positionieren und den Erfolg auszubauen: Mehr als 47.000 Einheiten hat Triumph bislang verkauft von seinem Mittelklasse-Bestseller.
Das will die Speed Twin 900
Die Essenz der Ur-Bonneville sein. 1959 kam Triumphs Klassiker auf den Markt. Alles, was „die Bonnie“ groß machte, beherrscht die neue Speed Twin 900 in modernisierter Form. Kerniger Twin-Motor (mit unveränderter Leistung), zeitloses Design, easy Handling und ungetrübter Fahrspaß dank rückenfreundlicher Federung und vorzüglicher Bremsen. Fahrdynamik und Sportlichkeit haben spürbar zugelegt im Vergleich zum Vorgängermodell. Der Preis bleibt heiß: ab 9.995,-- Euro (zuzüglich Liefernebenkosten). Wer unser Testmodell in „Pure White“ mit funky Streifen in Orange und Knallblau begehrt, zahlt wenigstens 10.345,-- Euro.
Unbeschwerten, klassischen Fahrgenuss mit modernen fahrdynamischen Helfern wie Kurven-ABS und schräglagenabhängig arbeitender Traktionskontrolle, dazu ein neues Fahrwerk mit Aluminiumschwinge, Piggy-Back-bestückten Marzocchi-Federn und Upside-down-Gabel (43 mm, ebenfalls Marzocchi). Exakt diese Komponenten (mit anderer Abstimmung) finden sich auch an der just präsentierten großen Schwester Speed Twin 1200 – ein Ritterschlag für die neue 900er, die jetzt deutlich sportlicher zu Werke geht. Auch das neue Rundinstrument arbeitet eins zu eins so in der Speed Twin 1200 und weiteren Modellen. Oben LC-Display, unten TFT. Klare Informationen, brillante Ablesbarkeit, Konnektivität und Turn-by-Turn-Navigation per Smartphone und MyTriumph-App. Dazu das typische Triumph-Tagfahrlicht. Was manch einer eventuell vermissen mag, ist ein Tempomat. Aber braucht man den wiklich an einem Landstraßenmotorrad? Eher nicht.
Das kann die Speed Twin 900
Fahrdynamischer als je zuvor durch Kurven flitzen. Die Schräglagensensorik hält, was sie verspricht: Sie lässt dem Fahrer viele Freiheiten, ist aber blitzschnell zur Stelle, wenn es sein muss. Dabei greift sie dosiert, aber wirkungsvoll ein. Der Verbrauch hält sich im Rahmen: 4,0 Liter auf 100 Kilometer sind es laut WMTC offiziell. Mein Testbike kam laut Bordcomputer auf 4,7 Liter. Zwei Fahrmodi sind an Bord: Road (Standard) und Rain. Reicht vollkommen. Im Regenmodus liegt die volle Leistung an von 65 PS, die Speed Twin 900 geht aber sanfter ans Gas und die Assistenzsysteme regeln früher. Die Bremsen lassen sich wunderbar dosieren und bringen das Bike auf den Punkt zum Stehen.
Das bleibt in Erinnerung
Der grandiose Sound. Die perfekte Verarbeitung. Und der kernige Punch, sobald man die 80 Newtonmeter Drehmoment ans Hinterrad schickt. Zwischen 3.000 und 5.000 Touren ist die Speed Twin 900 in ihrem absoluten Wohlfühlbereich. Genau da liegt meiner auch. Wer Twins mag, wird diesen lieben.
Die neue Modellgeneration der Speed Twin 900 macht alles richtig. Kurven-ABS, schräglagenabhängige Traktionskontrolle, selbsttätige Blinker, smarte Konnektivität – und das gepaart mit ganz viel Charakter, bärigem Drehmoment, grandiosem Sound und absolut stilsicherem Design. Ganz ehrlich: Mehr Motorrad braucht eigentlich kein Mensch, solange er nur Straße fährt und nicht permanent mit Sozius lange Strecken abreißen will.