Test-Telegramm: Ducati DesertX Rally

Mit der DesertX Rally hat Ducati das Profil seiner „kleineren“ Reiseenduro geschärft. Das Test-Telegramm aus Marokko verrät, ob sich das gelohnt hat.
Test-Telegramm: Ducati DesertX Rally
Test-Telegramm: Ducati DesertX Rally 280 Millimeter Bodenfreiheit und 250 Millimeter Federweg am Vorder- und 240 Millimeter am Hinterrad sorgen für die nötige Beinfreiheit im Gelände
12 Bilder
25.01.2024
| Lesezeit ca. 4 Min.

Das will sie


Robust und zuverlässig sein und vor allem im Gelände mächtig Staub aufwirbeln. Ducati legt seit einiger Zeit größten Wert darauf, vom Image des Troublemakers wegzukommen und den freundlichen Schrauber ebenso zu entlasten wie die Geldbörsen ehemals pannengeplagter Ducatisti. Dass es den Italienern mit Sitz in Borgo Panigale speziell mit der DesertX Rally um ausgedehnte Ausflüge in die Natur auf bestenfalls ungeteerten Straßen geht, merkt man schon beim ersten Blick auf die von einem hohen Schnabel geprägte Front des Motorrads. Auch die leicht veränderte Ergonomie und die Rally-Sitzbank unterstreichen die Offroad-Ambitionen der DesertX Rally.

Das bietet sie

Motorrad in der Wüste
280 Millimeter Bodenfreiheit und 250 Millimeter Federweg am Vorder- und 240 Millimeter am Hinterrad sorgen für die nötige Beinfreiheit im Gelände
Dazu haben die Tüftler aus Borgo Panigale der DesertX Rally einige Teile verschrieben, die der Robustheit dienen sollen. Die KYB-Gabel hat mit 48 Millimetern einen um 2 Millimeter vergrößerten Durchmesser, ist innen mit DLC beschichtet und auch außen dient eine besondere Beschichtung nicht nur der Veredlung, sondern auch der Robustheit. Außerdem wurde sie höher gelegt. Satte 280 Millimeter Bodenfreiheit und 910 Millimeter Sitzhöhe bedeuten bei beiden Werten einen Zuwachs um 20 Millimeter im Vergleich zur hohen Sitzbank der Standard DesertX und 35 Millimeter mehr als bei der normalen Sitzbank. Und beides ist angemessen. Durch die erhöhte Bodenfreiheit lassen sich auch gröbste Steine oder mal ein Baumstamm überwinden, ohne direkt den Motorschutz in Anspruch nehmen zu müssen.
Sturzbügel und Motorschutz
Der Motorschutz ist bei der Ducati DesertX Rally aus Carbon und serienmäßig mit dabei. Die Sturzbügel sind aufpreispflichtiges Zubehör
Dieser ist hier übrigens aus Kohlefaser, statt aus Aluminium und den Diskussionen um die Zuverlässigkeit von Kohlefaser-Komponenten als Teil der Schutzausstattung will ich mich direkt entziehen – auf dem Carbon aufschlagende Steine hören sich weniger nach Glockenschlag, sondern, kurioserweise, eher nach entweichender Luft an, ansonsten verrichtet der Schutz aus Kohlefaser seinen Dienst genauso gut wie einer aus Aluminium. Es bleibt die Gewichtsersparnis. Zusätzlich trägt ein Lenkungsdämpfer von Öhlins dazu bei, lästige und mitunter gefährliche Pendelei in Sand und tiefem Schotter auf ein Minimum zu reduzieren.

Das kann sie

Ducati DesertX Rally
Einmal angasen, bitteschön. Zahlreiche elektronische Helferlein überlassen dem Fahrer die Wahl, wie viel Verantwortung für das Hinterrad, die Bremsen oder das gelegentliche Anlupfen des Vorderrads er selbst übernehmen möchte
Sie kann vor allem die Versprechen halten, die die Entwickler von Ducati ihr mit auf den Weg gegeben haben. Die versprochene und von Ducati stets betonte Robustheit wird durch das für eine Reiseenduro relativ große Wartungsintervall von 15.000 km oder alle 24 Monate unterstrichen. Auch die umfangreiche Serienausstattung kann sich wirklich sehen lassen. Wer sich beim Ducati-Händler eine DesertX Rally bestellt, wird nicht mehr viele Häkchen bei den Zusatzoptionen setzen können, denn das umfangreiche Elektronik-Paket mit sechs verschiedenen Fahrmodi, drei Power-Modes, dreistufiger Wheelie Control, Regulierung der Motorbremse, Quickshifter, Tempomat sowie Traktionskontrolle und einstellbarem ABS ist schon mit an Bord. Und da haben wir über die Basis noch kein Wort verloren.
Motorrad im Sprung
Mit Schwung über die Kuppe? Kein Problem, der 110 PS starke Motor beschleunigt die DesertX Rally auch bergauf angemessen
Herzstück der DesertX Rally ist der Testastretta 11°. Ein Zweizylinder in L-Form, selbstverständlich und wie es sich für Ducati gehört, desmodromisch gesteuert, mit 937 Kubik Hubraum und sehr ausreichenden 110 PS Leistung. Die Leistung kann, je nach ausgewähltem Fahr- und Powermodus, zwischen 75, 90 und 110 PS variieren und vom Fahrer eingestellt werden. Wer sich auf die Vielzahl der Möglichkeiten einlässt, kann sich auf Knopfdruck tatsächlich ein anderes Motorrad herbeikonfigurieren. Zwischen zahmem Landstraßen-Cruiser und brachialem Offroad-Monster ist alles drin. Auch das Fahrwerk lässt sich mit Werkzeug bzw. per Drehrad am Hinterrad fein auf die Bedürfnisse des Fahrers und die Gegebenheiten einstellen.
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Bemerkenswert

Trotz der vermeintlichen Superlative, gemeint sind die 910 mm hohe Sitzbank, die bei abgeschalteten elektronischen Helferlein ungezügelten 110 PS Leistung und der brachiale Auftritt einer Sportenduro, ist die Ducati DesertX Rally bemerkenswert zugänglich. Durch den schmalen Sitzbogen und die hervorragende Ergonomie ist auch mit 1,81 m jederzeit sicherer Stand gewährleistet. Und wo andere Motorräder durch Motorcharakteristik oder Fahreigenschaften dazu verleiten, ständig etwas schneller als erlaubt zu fahren, lässt die DesertX Rally dem Fahrer die Entscheidung. Langsames „mit-dem-Strom-schwimmen“ im städtischen Verkehr fühlt sich genauso natürlich und gut an, wie der ambitionierte Ritt auf der Kanonenkugel im Gelände oder auf der Landstraße.

Fazit

Motorrad in der Wüste
Trotz des starken Fokus auf die Geländetauglichkeit lassen sich mit der DesertX Rally auch lange Offroad-Passagen einigermaßen komfortabel bewältigen
Wer auf ihr die ersten Schritte ins Gelände machen möchte, ist tendenziell genauso gut aufgehoben wie jahrzehntelange und passionierte Enduro-Recken. Wem Multistrada und GS zu schwer, Ténéré und Transalp zu schwach und V-Strom 1050DE und Africa Twin nicht aufregend genug sind, bekommt mit der schönen Italienerin einen exzellenten Rundumkompromiss. Rassiger Motor, grandioses Fahrwerk, im Gelände nicht zu schwer und sehr viel Ausstattung – all das bietet Ducati mit der DesertX Rally für satte 21.590,-- Euro an.
 Pro
  • sensationelles Fahrwerk
  • stimmige Optik
  • gute Schutzausstattung
  • umfangreiches Elektronik-Paket
 Contra
  • Seitenständer sehr lang
  • Bedienelemente gewöhnungsbedürftig
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Fahrerequipment
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Ducati DesertX Rally - Baujahr: 2023
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Technische Daten Ducati DesertX Rally 2023
Nutzerbewertungen
Ducati
Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Motor
Bohrung x Hub 94 x 67,5 mm
Hubraum 937 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile Zweizylinder, flüssigkeitsgekühlt, 4 Ventile pro Zylinder
Abgasreinigung/-norm Euro 5
Leistung 110 PS (81 kW) bei 9250 U/min
Drehmoment 92 Nm bei 6.500 U/min
Verdichtung 13,3:1
Höchstgeschwindigkeit 214 km/h
Wartungsintervalle alle 15.000 km oder alle 24 Monate
Verbrauch pro 100 km 5 Liter
Kraftübertragung
Kupplung Mehrscheiben-Ölbadkupplung mit Anti-Hopping-Funktion
Schaltung 6-Gang
Sekundärantrieb Kette
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Stahlgitterrohrrahmen
Federelemente vorn 48-mm-Upside-down-Gabel, Druck- und Zugstufendämpfung einstellbar
Federelemente hinten Zentralfederbein, High- und Low-Speed-Dämpfung separat einstellbar, Federvorspannung einstellbar
Federweg v/h 250 mm / 240 mm
Radstand 1.625 mm
Nachlauf 122 mm
Lenkkopfwinkel 63 °
Räder Drahtspeichenräder
Reifen vorn 90/90 - 21
Reifen hinten 150/70 R 18
Bremse vorn 320-mm-Bremsscheiben, Radial-Monoblock-Bremssättel
Bremse hinten 265-mm-Einscheibenbremse
Maße & Gewicht
Länge 2.390 mm
Breite 960 mm
Höhe 1.440 mm
Gewicht 225 kg
zul. Gesamtgewicht 465 kg
Maximale Zuladung 240 kg
Sitzhöhe 910 mm
Standgeräusch 94 dB(A)
Fahrgeräusch 77 dB(A)
Tankinhalt 21 Liter
Fahrerassistenzsysteme Kurven-ABS, Wheelie-Kontrolle, Traktionskontrolle, Fahrmodi, Tempomat
Fahrzeugpreis ab 21.590 €
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