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Suzuki GSX-8S – das blaue Wunder aus Hamamatsu?
Mit der GSX-8S bringt Suzuki ein komplett neu entwickeltes Motorrad in den hart umkämpften Markt für Mittelklasse-Naked-Bikes. Bringt die GSX-8S alles mit, um sich gegen die erfolgreiche Konkurrenz behaupten zu können?
Suzuki
Wenn ich an Suzuki denke, fallen mir vor allem ikonische Modelle ein. Ich denke an den Kassenschlager Suzuki Bandit, der Ende der Neunziger das Naked Bike schlechthin war. Ich denke an die Suzuki GSX-R 1000, die in den frühen Zweitausendern in der Klasse der Superbikes in Sachen Leistung und Fahrbarkeit neue Maßstäbe setzte. Und ich denke natürlich an die Suzuki Hayabusa, die als erstes Serienmotorrad die magische 300-km/h-Schallmauer durchbrochen hat. Ich denke aber auch daran, dass es in den letzten Jahren sehr ruhig um die Marke aus Hamamatsu geworden ist. Das Vierzylinder-Line-up der legendären GSX-R-Baureihe ist für Europa eingestellt, bei den Naked Bikes war vor allem langsame Evolution angesagt und einen wirklich großen Wurf gab es lange nicht. Die Entwicklung der Verkaufszahlen kannte in Deutschland nur eine Richtung und fast schien es so, als bräuchte es ein Wunder, um die Motorradsparte der Marke vor dem Abgleiten in die Bedeutungslosigkeit zu retten. Doch mit der neuen Suzuki GSX-8S könnte sich da ein Licht am Ende des Tunnels abzeichnen und Suzuki wagt sich mit der japanischen Interpretation eines Streetfighters in den wichtigen und hart umkämpften Markt der Mittelklasse-Naked-Bikes.
Dabei zeichnet sich das Aggregat nicht nur durch die ungewöhnliche Größe von 776 Kubikzentimetern aus, sondern ist aufgrund einer technischen Innovation auch einen genaueren Blick wert. Um den für das Motorkonzept typischen Vibrationen entgegenzuwirken und trotzdem eine kompakte Baugröße zu erreichen, kommt im Antrieb die neue „Cross Balancer“ genannte Anordnung der Ausgleichswellen zum Einsatz. Während in der Regel eine Ausgleichswelle vor und eine hinter der Kurbelwelle positioniert wird, um Vibrationen zu unterbinden, sitzt bei der neuen GSX-8S die zweite Ausgleichswelle unter der Kurbelwelle.
Gleiches gilt auch für die Auspuffanlage mit dem großen Sammler und dem winzigen Endtopf. Um die geringe Baugröße des Abgastrakts zu erreichen, nahm man bei Suzuki sogar ein kleines Leistungsminus in Kauf. Denn während der Zweizylinder, der identisch auch in der Suzuki V-Strom 800 zum Einsatz kommt, im Reisemotorrad mit der größeren Auspuffanlage laut Suzuki 84 Pferdchen generiert, weisen die Japaner für die GSX-8S nur 83 PS aus. Da das maximale Drehmoment von 78 Newtonmeter aber auch im Naked Bike bei 6.800 Touren erreicht wird, ist dieses kleine Opfer problemlos zu verschmerzen. Auch die Verkleidung der Heckpartie folgt der reduzierten Formensprache und wird vom geschraubten und in Motorradfarbe lackierten Rahmenheck akzentuiert. Abgesehen von den riesigen Blinkern mit konventionellen Glühbirnen findet sich achtern mit dem ausladenden Kennzeichenhalter inklusive Rücklicht aber auch der einzige optische Wermutstropfen.
Genau dieses findet sich immer wieder entlang der Route Napoléon, auf der die Suzuki während der Präsentation die meiste Zeit bewegt werden durfte. Die kurvenreiche Strecke, die sich von der Küste bis nach Grenoble zieht, zeichnet sich auf dem gefahrenen Abschnitt bis Castellane zwar durch abwechslungsreiche Passagen und griffigen Asphalt, aber auch immer wieder durch Belagwechsel, Absätze, Wellen und tiefe Risse aus. Optimal für Landstraßenfahrspaß, aber auch herausfordernd fürs Fahrwerk. Und auch hier zeigte sich die Suzuki von der besten Seite. Die Kayaba-Federelemente sind zwar bis auf die Federvorspannung am Zentralfederbein nicht einstellbar, bewiesen aber auf dem anspruchsvollen Untergrund überraschende Nehmerqualitäten, sodass die Abstimmung als durchaus gelungen bezeichnet werden kann. Das Fahrwerk bietet genug Komfort und filtert schnelle, harte Stöße durch Fahrbahnunebenheiten gut weg, ist aber auch straff genug, um auch auf schlechtem Untergrund bei sportlicher Gangart den Spaßfaktor hochzuhalten. Einzig die Gabel taucht beim beherzten Griff zur Bremse recht schnell ab und könnte etwas mehr Dämpfung vertragen.
So kann man sich auf dem Motorrad fast in Trance fahren und nur die Tankanzeige auf dem gut abzulesenden Display ermahnt einen irgendwann, dass es Zeit ist, einen Stopp einzulegen. Der kommt bei sportlicher Gangart dank des noch moderaten Verbrauchs von gut sechs Litern erst bei knapp 200 Kilometern.
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Von Grund auf neu
Das Gewicht auf den Schultern der Suzuki GSX-8S lastet jedoch schwer. Das neue Modell soll für Suzuki nicht nur eine Trendwende einläuten, es soll auch den Staub abschütteln, den die Suzuki-Modellpalette angesetzt hat. Als wäre das nicht schon Herausforderung genug, tritt sie auch noch in einem Segment an, in dem ein Motorrad unkompliziert genug für Neulinge und Wiedereinsteiger sein und auch den Anforderungen erfahrener Motorradfahrer gerecht werden muss, die sich ein Zweitmotorrad in die Garage stellen wollen. Konsequenterweise wurde für die GSX-8S nicht ins bestehende Teileregal gegriffen, sondern jede Baugruppe von Grund auf neu entwickelt. Um optisch neue Wege gehen zu können, wurde für die 8S erstaunlicherweise auch der Ansatz „Form follows Function“ zumindest teilweise über Bord geworfen und die technische Basis um den Designentwurf herum entwickelt. Tragendes Element ist hier der neue Stahlrohrrahmen, in dem ein ebenfalls komplett neu entwickelter Reihenzweizylinder hängt.Dabei zeichnet sich das Aggregat nicht nur durch die ungewöhnliche Größe von 776 Kubikzentimetern aus, sondern ist aufgrund einer technischen Innovation auch einen genaueren Blick wert. Um den für das Motorkonzept typischen Vibrationen entgegenzuwirken und trotzdem eine kompakte Baugröße zu erreichen, kommt im Antrieb die neue „Cross Balancer“ genannte Anordnung der Ausgleichswellen zum Einsatz. Während in der Regel eine Ausgleichswelle vor und eine hinter der Kurbelwelle positioniert wird, um Vibrationen zu unterbinden, sitzt bei der neuen GSX-8S die zweite Ausgleichswelle unter der Kurbelwelle.
Streetfighter auf Japanisch
Das ist aber nicht die einzige Besonderheit in der Konstruktion. Um das neue, sportlich-aggressive Streetfighter-Design mit der flachen Silhouette zu realisieren, sitzt bei der Suzuki die Airbox nicht wie üblich über dem Motor, sondern wanderte unter den Fahrersitz. Die Beatmung von hinten ermöglicht nicht nur eine niedrige Bauform des Tanks, sondern der daraus resultierende, flache Boden des Spritreservoirs schafft auch Platz für 14 Liter Sprit. Das prägendste Element ist aber die Frontpartie mit der neuen Lampenmaske, den beiden LED-Scheinwerfern und der knappen Seitenverkleidung, die der Suzuki einen muskulösen und eigenständigen Auftritt verleihen, ohne dabei dem kompakten Motor zu viel Aufmerksamkeit zu entziehen.Wilder Auftritt – freundlicher Charakter
Der Auftritt der GSX-8S ist zwar wild, wie bei Suzuki üblich wurde bei der Entwicklung aber auch großer Wert auf Fahrbarkeit gelegt. Das merkt man schon beim Platznehmen. Das Sitzkissen platziert einen in kommoden 810 Millimetern Höhe und in Kombination mit dem schmalen Knieschluss erreichen auch kleingewachsenere Streetfighter-Fans mit den Füßen gut den Boden. Die Fußrasten sind nicht zu hoch positioniert und auch der breite Lenker wirkt durch die aggressive Optik vorderradorientierter und sportlicher, als er tatsächlich ist. Um der GSX-8S einen freundlichen und berechenbaren Charakter zu verleihen, achteten die Suzuki-Ingenieure auch an anderer, nicht ganz so offensichtlicher Stelle auf das aus ihrer Sicht richtige Maß. Denn die 8S hat im Vergleich zu den aktuellen GSX Naked-Bike-Modellen mit 1.465 Millimetern den längsten Radstand, um in allen Situationen die nötige Fahrstabilität zu bieten. In Summe soll die Zweizylinder-GSX ein harmonisches Gesamtkonzept bieten, das weder auf der Pendlerfahrt in der Stadt noch auf der flotten Landstraßenrunde Wünsche offenlässt.Zu viel versprochen?
Für die Präsentationsrunde hatte man sich bei Suzuki passenderweise für das Hinterland von Nizza und die kurvigen Landstraßen der Provenzalischen Voralpen entschieden – das perfekte Terrain für ein sportliches Naked Bike. Schon auf den ersten Kilometern durch den morgendlichen Berufsverkehr rund um die französische Großstadt ließ die Suzuki die Qualitäten des ausgewogenen Konzeptes aufblitzen. Die 8S bringt fahrfertig 202 Kilogramm auf die Waage, im Fahrbetrieb will man aber nicht meinen, dass die Zweizylinder-GSX zur Ü-200-Gewichtsklasse gehört. Flink wieselt man mit dem Bike durch die kleinen Sträßchen, ist jederzeit Herr der Lage und bereit, schnell in die nächste Lücke zu stechen. Mindestens genauso überraschend ist der kräftige Antritt des Zweizylinders. Bereits ab 3.000 Touren schiebt der Twin mächtig vorwärts und selbst der Drehzahlbereich darunter ist nutzbar, auch wenn der Motor hier einen Tick ruhiger und sensibler agieren könnte. Abhilfe schafft in puncto Ansprechverhalten die Schaltereinheit am linken Lenkerende. Über den Mode-Knopf kann man hier nicht nur die dreistufige Traktionskontrolle bedienen, sondern über den S-DMS (Suzuki Drive Mode Selector) auch aus den drei Riding Modes A (Active), B (Basic) und C (Comfort) wählen. Während letztgenannter einem Regenmodus mit sehr sanfter Leistungsentfaltung gleichkommt, entspricht die A-Variante einem Sportmodus mit direkter Gasannahme. Bei lediglich 5 Grad Außentemperatur und kaltem Motor erwies sich dieser aber als etwas zu direkt, sodass die Wahl schnell auf den Standardmodus B fiel.Quirliger Wirbelwind
Ist der Motor auf Betriebstemperatur oder spätestens ab Erreichen des Stadtrands ist dann aber der Sportmodus die richtige Wahl. Denn trotz der moderaten Leistung von 83 PS und der entspannten Sitzposition steckt in der Suzuki ein quirliger Landstraßenbrenner, der gefordert werden will und auch mit anspruchsvollem Geläuf zurechtkommt.Genau dieses findet sich immer wieder entlang der Route Napoléon, auf der die Suzuki während der Präsentation die meiste Zeit bewegt werden durfte. Die kurvenreiche Strecke, die sich von der Küste bis nach Grenoble zieht, zeichnet sich auf dem gefahrenen Abschnitt bis Castellane zwar durch abwechslungsreiche Passagen und griffigen Asphalt, aber auch immer wieder durch Belagwechsel, Absätze, Wellen und tiefe Risse aus. Optimal für Landstraßenfahrspaß, aber auch herausfordernd fürs Fahrwerk. Und auch hier zeigte sich die Suzuki von der besten Seite. Die Kayaba-Federelemente sind zwar bis auf die Federvorspannung am Zentralfederbein nicht einstellbar, bewiesen aber auf dem anspruchsvollen Untergrund überraschende Nehmerqualitäten, sodass die Abstimmung als durchaus gelungen bezeichnet werden kann. Das Fahrwerk bietet genug Komfort und filtert schnelle, harte Stöße durch Fahrbahnunebenheiten gut weg, ist aber auch straff genug, um auch auf schlechtem Untergrund bei sportlicher Gangart den Spaßfaktor hochzuhalten. Einzig die Gabel taucht beim beherzten Griff zur Bremse recht schnell ab und könnte etwas mehr Dämpfung vertragen.
Sportliches Bremsen, schnelles Schalten
Das wiederum kann aber auch an der sehr guten Bremsanlage aus dem Hause Nissin liegen. Die Kombination aus 310er-Scheiben und radial verschraubten Bremssätteln vorne ließ zu keiner Zeit Wünsche offen und auch die Hinterradbremse generiert ordentlich Verzögerung. Die unterhaltsame Mischung aus guter Motorisierung, solidem Fahrwerk und sportlicher Bremse führt auch dazu, dass man schnell aus dem Bummelmodus in den Sportbetrieb wechselt und sich automatisch entsprechend engagiert auf dem Motorrad bewegt. Eine Fahrweise, die die Suzuki trotz der eher entspannten Sitzposition erstaunlicherweise sehr gut zulässt. Mit Leichtigkeit bewegt man sich von links nach rechts, das Motorrad folgt neutral allen Manövern, nichts behindert den Bewegungsdrang. Vor allem größere Piloten profitieren dabei auch vom zum Fahrersitz hin abfallenden Soziussitz, an dem man sich sehr gut nach hinten abstützen kann. Unterstrichen wird die sportliche Note durch den serienmäßigen Blipper, der in beide Richtungen schnelle Schaltvorgänge ohne Kupplung zulässt. In niedrigeren Gängen im Teillastbereich könnte dieser zwar etwas sensibler zu Werke gehen, bei zügigem Landstraßentempo fällt diese Eigenschaft aber kaum ins Gewicht. In den höheren Gängen und mit ordentlich Zug auf der Kette flutscht dann alles butterweich. Der Begrenzer der Suzuki GSX-8S beendet den Vortrieb zwar erst bei knapp unter 10.000 Touren, den Blipper nutzt man in der Regel aber schon deutlich früher, da die Maximalleistung bereits bei 8.500 U/min ansteht. Auch jenseits dieser Marke macht der Motor dank seiner guten Manieren noch Spaß, der Vortrieb lässt dann jedoch spürbar nach.Fazit – viele Emotionen fürs Geld
Die GSX-8S gibt es in den Farben Pearl Cosmic Blue, Pearl Tech White und Metallic Mat Black, auf der Präsentation war aber nur die blaue Variante vertreten, deren neuer Blauton laut Suzuki auch dafür entwickelt wurde, um den Aufbruch der Marke in ein neues Zeitalter zu symbolisieren. Ob die Verantwortlichen mit der durch und durch blauen Armada an Test-Bikes einen Zweck verfolgten, war nicht herauszufinden, die Chancen stehen aber gut, dass die GSX-8S den Japanern tatsächlich ein blaues Wunder beschert. Mit 8.900,-- Euro ist die Suzuki zwar nicht das günstigste und mit 83 PS auch nicht das stärkste Motorrad seiner Klasse, sie bietet dank des sehr gelungenen Gesamtkonzepts, der guten Komponenten und der tollen Ergonomie aber jede Menge Fahrspaß. Dem freundlichen Streetfighter gelingt es aber nicht nur während der Fahrt, die Sinne anzusprechen. Mit dem mutigen Design sticht die Suzuki schon auf den ersten Blick aus der Masse heraus und auch bei genauerem Hinsehen weiß sie, mit der guten Verarbeitung und der wertigen Anmutung zu überzeugen. Das schafft die neue GSX-8S natürlich auch in einer A2-Variante, sodass auch Führerscheinneulinge von den Qualitäten von Suzukis neuem Mittelklasse-Flaggschiff profitieren können.#Motorräder #Naked Bike #Neuheiten #News #Suzuki #Test #Video