Stark Future Varg EX – Elektro-Enduro auch für hartes Gelände

Mit der Stark Future Varg EX kommt eine ernstzunehmende Elektro-Sportenduro auf den Markt.
 
Ingo Gach
 Stark Future
Elektromotorräder stoßen in Deutschland im Allgemeinen auf nicht viel Gegenliebe. Zu teuer, zu schwer, zu wenig Reichweite, zu lange Ladezeiten sind die Kritikpunkte vieler Fahrer. Doch im Gelände bietet ein Elektromotorrad einen entscheidenden Vorteil: Es ist leise. Laute Motoren verursachen immer Probleme mit empfindlichen Mitmenschen, die ein flüsternder Elektroantrieb nicht kennt. Bisher taten sich die Elektromotorrad-Start-Ups allerdings schwer, ein auch nur halbwegs Offroad taugliches Gefährt auf die Räder zu stellen. Die einzige erwähnenswerte Ausnahme stellte die KTM Freeride-E, die aber mit bislang maximal 18 kW (24 PS) und 3,9 kWh-Batterie nicht jeden überzeugen konnte. 

Leise im Gelände

Die Varg EX verfügt über sehr lange Federwege und meistert selbst härtestes Gelände
Jetzt betritt mit Stark Future ein neuer Player die Sportenduro-Bühne. Vor rund drei Jahren präsentierte die junge Marke aus Barcelona mit der Varg einen erstaunlichen Elektro-Crosser. Gründer von Stark Future ist der Schwede Anton Wass, der früher mit einer Internet-Plattform für Motocross-Zubehör viel Geld verdient hat. Da er sah, wie viele Motocross-Strecken im Laufe der Zeit schließen mussten, weil sie Ärger mit Lärmvorschriften bekamen, beschloss er aktiv zu werden und ein Elektromotorrad zu bauen. Dazu holte er einige erfahrene Ingenieure ins Team und engagierte den ehemaligen Motocross-Weltmeister Sébastian Tortelli und den US-Supercross-Racer Josh Hill als Entwicklungsfahrer. 

Optisch gelungen

Das Design der Varg EX darf als gelungen gelten und wirkt schon im Stand dynamisch
Die Stark Future Varg konnte bei der Präsentation die Test-Profis aus aller Welt auf ganzer Linie überzeugen. Doch das langfristige Ziel der Marke ist, auch Elektromotorräder für den Straßeneinsatz zu bauen und damit Geld zu verdienen. Der nächste logische Schritt ist daher die Varg EX, die tatsächlich eine Straßenzulassung in der EU besitzt. Optisch wirkt sie absolut gelungen, sie sieht aus wie eine moderne Sportenduro und nicht wie ein aufgemotztes Mountainbike. Sie besticht mit fließenden Linien und einer weit nach vorne gezogenen Sitzbank. Die beiden Kunststoff-Cover imitieren einen Tank, eine Griffmulde unter der Sitzbank zeugt von Praxisnähe. Die Varg EX verfügt über einen Stahlrahmen mit Aluminiumverstärkungen, der die Batterie als tragendes Element einbezieht und sie zeigt eine hübsche Aluminiumschwinge. Ihr voll einstellbares Fahrwerk stammt von KYB und bietet mit 300 m vorne und 303 mm hinten sehr üppige Federwege, die vor nichts im Gelände zurückschrecken. Allerdings verursachen sie auch eine Sitzhöhe von schwindelerregenden 99 Zentimeter. 

Nur 120 kg Gewicht

Das Fahrwerk stammt von KYB und die Bremsen von Brembo. An der Varg EX wurde nicht gespart
Wer jetzt im Hinterkopf das hohe Gewicht von anderen Elektromotorrädern hat, wird von der Varg EX angenehm enttäuscht, der Hersteller gibt 120 kg an, was sich in etwas auf dem Level von vollgetankten Sportenduros mit Hubkolbenmotoren bewegt. Im Gelände ist der Fahrer um jedes Kilogramm dankbar, das er nicht mitschleppen muss. Für die Leichtbauweise besteht unter anderem das Akkugehäuse der Varg EX aus Magnesium. Da das Gehäuse auch als Zellenhalter dient, sorgt es so für eine effektive Kühlung. Stark Future belässt die Batteriekapazität bei 7,2 kWh, was zum einen Gewicht spart und zum anderen die Ladezeit selbst an einer 240-Volt-Steckdose in zwei Stunden ermöglicht. Die Reichweite variiert natürlich sehr, es kommt auf den Fahrer und den Einsatzbereich an. Entsprechend gibt Stark Future zwischen sechs Stunden für einen Anfänger beim Endurowandern und 37 Minuten für einen Profi beim Motocross an. Wer es nicht glaubt, für den hat der Hersteller ein Video online gestellt, bei dem ein Amateurfahrer mit Helmkamera nonstop ganze fünf Stunden und eine Minute auf spanischen Pfaden unterwegs ist, bis die Batterie vollkommen leer ist. 

Bis zu 80 PS

Die Leistungsangabe des Elektromotors ist fast schon abschreckend: 59 kW (80 PS) in der Spitze. Die Power dürfte selbst Profis die Arme lang und die Kraft im Zeitraffer aus dem Körper ziehen. Wohlweislich hat Stark Future noch eine etwas zahmere Version mit 44 kW (60 PS) im Angebot, was in etwa der Leistung einer 450er-Sportenduro entspricht. Ein Getriebe hat die Varg EX nicht und daher entfallen auch Schaltung und Kupplung. Das wird nicht jeden glücklich machen, einerseits kann sich der Pilot so zwar ganz auf das Fahren konzentrieren, andererseits gibt es aber auch Geländefahrer, die den Leistungseinsatz über die Kupplung feinjustieren. Dafür kann die Varg Ex etwas, das andere Enduros nicht können: rückwärtsfahren. Natürlich nur sehr langsam, aber so lässt sich das hochbeinige Gerät ohne größeren Kraftaufwand aus tiefem Schlamm oder Sackgassen herausmanövrieren. Eine Zweikolben-Bremszange mit 260 mm großen Bremsscheiben verzögert die Varg EX am 21 Zoll großen Vorderrad, während am 18-Zoll-Hinterrad eine Einkolben-Bremszange samt 220-mm-Scheibe vom selben Hersteller unterstützt. 

Viel Liebe zum Detail

Pfiffige Lösung: Ein Smartphone mit Touchscreen wird in die Halterung geklickt und dient als Cockpit
Viele pfiffige Details zeugen von der Hingabe der Ingenieure zu ihrem Projekt. Die vorderen Blinker sind in die kleine Frontmaske integriert, im ausgeschalteten Zustand sind sie quasi unsichtbar. Der kleine LED-Scheinwerfer erhellt auch die finsterste Nacht mit 4.000 Lumen. Die von Stark Future selbst entwickelten Handprotektoren sollen die leichtesten auf dem Markt sein, das Gleiche gilt für die Fußrasten. Etwas ganz Außergewöhnliches erwartet den Fahrer im Cockpit, denn es besteht aus dem wasserdichten Android-Smartphone Arkenstone mit Touchscreen, sogar die SIM-Karte ist serienmäßig. Es wird in eine Halterung oberhalb des Lenkers eingeklickt, verbindet sich automatisch mit dem Motorrad und lädt sich während der Fahrt auf. Der Touchscreen liefert alle gewünschten Informationen von der Geschwindigkeit bis zur Reichweite. Zudem kann eine der acht Leistungskurven oder die regenerative Bremse eingestellt werden, Navigation aufgerufen und die Route aufgezeichnet werden. Ein kleines Kunstwerk ist das Tastengehäuse aus Aluminium am linken Lenkerende, mit dem das Arkenstone auch bedient werden kann.

Fair eingepreist

Kommen wir zum Preis, ein Thema, bei dem normalerweise potenzielle Kunden eines Elektromotorrads schlagartig das Interesse verlieren. Doch die Varg EX überrascht mit einem Listenpreis von 12.900,-- Euro für die 60-PS-Version, nicht viel mehr als eine 450er-Sportenduro mit Verbrennungsmotor. Die 80-PS-Variante kostet einen Tausender mehr. Stark Future offeriert die Enduro in den Farben Rot, Weiß oder Anthrazit. Die Varg Ex ist keine Zukunftsmusik, sondern kann bereits im Internet bestellt werden und soll im ersten Quartal 2025 ausgeliefert werden. Ein Händlernetz existiert in Deutschland auch schon. 


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