Nordlicht aus dem nahen Osten: Husqvarna Norden 901

Die Husqvarna Norden 901, Schwestermodell der KTM 890 Adventure R, will mit ihrem gediegenen Erscheinungsbild einen Platz in der Enduro-Mittelklasse erkämpfen.
 Michael Reisbacher
 Sebas Romeo, Marco Campelli

Im selben Zeitraum, in dem Aprilia seine sehr sportlich ausgelegte Reiseenduro Tuareg 660 präsentiert, lässt auch KTM-Tochter Husqvarna ein Motorrad von der Leine, das man – noch – zur Mittelklasse zählen darf und das ebenfalls auf den Straßen wie auch abseits davon überzeugen soll. Die Norden 901 basiert technisch auf der KTM 890 Adventure. Sie wird also von einem Zweizylinder-Reihenmotor mit 889 Kubikzentimetern Hubraum angetrieben, dessen Leistung 105 PS beträgt; das maximale Drehmoment erreicht 100 Nm. Damit liegt die Husky nicht weit entfernt von Fahrzeugen wie Honda Africa Twin oder Suzuki V-Strom 1050 XT und mithin doch deutlich über der genannten Aprilia. Sie ist, KTM-like, elektronisch voll ausgestattet: Vom Ride-by-Wire bis hin zum Kurven-ABS ist alles an Bord, was man heute zwischen zwei Rädern installieren kann. Mit einem voraussichtlichen Preis jenseits von 14.000 Euro klopft sie freilich auch bereits an die Tür zur Oberklasse.

Husqvarna Norden 901 – leicht und lässig

Die Norden fährt sich – die Erfahrungen beruhen auf der zweitägigen Präsentation auf den Azoren – leicht und lässig. Ihr Triebwerk ist kräftig, drehfreudig und komfortabel, also recht vibrationsarm, sparsam und durchzugsstark. Ihr weitgehend (mechanisch) einstellbares Fahrwerk mit WP-APEX-Federelementen bietet guten Komfort; die Grundabstimmung erscheint straff, um das Fahren auf der Straße trotz der gebotenen 220 mm Federweg nicht schwammig wirken zu lassen. Ein weiteres Mal zeigten die Pirelli Scorpion Rally STR, welch gute Entwicklung sie darstellen: Reichlich Grip auf der Straße, gutes Nässeverhalten und ordentliche Traktion abseits des Asphalts gehören zu ihren Stärken. Stark ist auch die Reichweite: Dank 19-Liter-Tank sind bis zu 400 Kilometer ohne Zwischenstopp möglich, wenn man die Reserve einkalkuliert. Unser Testfahrtschnitt lag bei 4,7 Litern pro 100 Kilometer.

Umfangreiche Ausstattung

Wie schon angedeutet, ist die Elektronikausstattung umfangreich: Drei Fahrmodi – Regen, Straße, Offroad – sowie ein optional lieferbarer Explorer-Modus bieten genug Auswahl und Bandbreite, die schräglagenabhängig regelnde Traktionskontrolle lässt sich im Explorermodus gar in neun Stufen kalibrieren. Viel Arbeit haben Fahrer, die on- und offroad unterschiedliche ABS-Regelungen wünschen; in diesem Fall muss man bei jedem Fahrmoduswechsel auch das ABS neu einstellen. Dank der guten Gewichtsverteilung sowie der feinen Gasannahme des Motors lässt sich die Norden von Könnern auf losem Untergrund leicht mithilfe des Gasgriffs steuern. Schon die Wahl der Räder- und Reifengrößen (21 bzw. 18 Zoll, 90/90 bzw. 150/80) macht deutlich, dass Norden-Fahrten nicht auf die virtuelle Offroadwelt beschränkt sind. 

Die Husqvarna Norden 901 ist eine eigenständige Erscheinung

Wie auch die KTM Adventure 890 ist die Norden eine äußerst eigenständige Erscheinung: Die weit nach unten gezogenen Tankflanken des KTM-Genspenders sind auch ihr zu Eigen, ihre Linien – natürlich ebenfalls aus dem Design-Hause Kiska – werden wohl ebenfalls nicht nur Gefallen finden. Funktionell ist die mit knapp 220 Kilogramm fahrfertig noch als leicht zu bezeichnende Husqvarna Norden jedoch ein unumstritten guter Wurf. 


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