Kawasaki Eliminator 500 – Rebellion der Mittelklasse!

Tiefer Sitz, langer Radstand, große Spur! Die Eliminator greift an und will die Honda CMX500 Rebel und andere Mittelklasse-Cruiser links liegen lassen.
 Kawasaki
Familie kann man sich nicht aussuchen, Motorräder und Lebensabschnittsgefährten allerdings schon. Und wer sich dazu entscheidet, mit der Eliminator Teil der 500er-Familie Kawasakis zu werden, sollte sich besser warm und cool anziehen. Nicht nur, weil die Eliminator mit dem „Long and Low“-Design und dem beinahe komplett in Schwarz gehaltenen Auftritt vom Fahrer ein Mindestmaß an Coolness fordert, sondern auch den sportlichen Motor mit ihren Geschwistern Z500 und Ninja 500 teilt.

Mehr Hub, mehr Drehmoment und geringer Verbrauch

Und damit wären wir schon beim Herzstück der „Eli“ genannten Eliminator. Der Motor ist keine Neuentwicklung, sondern stammt aus der Z400. Die Bohrung blieb mit 70 mm unverändert, der Hub wurde jedoch um 6,8 mm auf nun 58,6 mm Hub vergrößert. Bei zwei Zylindern, hier in Reihe, ergibt das insgesamt einen Hubraum von 451 ccm. Während die Leistung von A2-tauglichen 45 PS bei 9.000 U/min (in der Z400 45 PS bei 10.000 U/min) unverändert bleibt, erhöht sich das Drehmoment auf knapp 43 Nm bei 6.000 U/min. Das Zahlenwerk ist auf den ersten Blick nicht spektakulär, für den vollgetankt 176 Kilogramm leichten Cruiser reicht es dennoch. Gönnt man der Eliminator Drehzahlen über 2.000 U/min, ist der Motor spritzig, die Gasannahme sportlich direkt und über das gesamte Drehzahlband bis zum Begrenzer bei 11.000 U/min durchzugsstärker, als die 42,6 Nm zunächst vermuten lassen. So richtig viel Spaß macht das entspannte Cruisen bei Drehzahlen zwischen 2.500 U/min und 5.000 U/min. Das Zweizylinderruckeln unterbindet dieser Motor auch ohne Ausgleichswelle durch um 180° versetzte Zündzeiten fast vollständig. Dass der Motor auch in den sportlicheren Geschwistern Z500 und Ninja 500 sein Tagewerk verrichtet, merkt man, sobald man sich auf dem Drehzahlband dann jenseits der 5.000 U/min aufhält. Dort kann man sich austoben und die „Eli“ zeigt, dass auch das coolste Kind der Sportlerfamilie sportlich talentiert ist. Und das bei mäßigem Durst. Auf unserer Testfahrt durch das Hinterland Marbellas gönnt sich die Eliminator trotz sportlicher und zügiger Passagen nur 3,9 Liter Sprit auf 100 Kilometern aus dem 13-Liter-Tank. Das ergibt eine Reichweite von etwa 300 Kilometern. Nicht schlecht.
45 PS Leistung und knapp 43 Nm Drehmoment klingen nicht nach viel, bringen bei vollgetankten 176 Kilogramm Gewicht aber viel Spaß auf die Landstraße

Leichtgewicht auf großen Spuren

Dass die Eliminator „nur“ 45 PS statt der für A2 maximal zulässigen 48 PS Leistung hat, liegt daran, dass sie außergewöhnlich leicht ist. Im Vergleich zu ihren ärgsten Mitbewerbern auf dem Mittelklasse-Cruiser-Markt, Honda CMX500 Rebel und Royal Enfield Super Meteor 650, ist sie deutlich leichter und bringt vollgetankt lediglich 176 Kilogramm auf die Waage. Dadurch ist die Kawasaki nicht nur beim Rangieren spürbar hand­licher, auch die Fahreindrücke bestätigen eine deutlich höhere Agilität. Neben dem Gewicht spielen dabei der Rahmen mit dem mit 1.520 mm langen Radstand und der mit 30° relativ steile Lenkkopfwinkel eine entscheidende Rolle. „Eli“ lässt sich gerne, zügig und präzise auch in engen Kurvenradien manövrieren, angeführt vom 18 Zoll großen Vorderrad und angeschoben über den 150/80-dicken Reifen auf 16-Zoll-Felge am Hinterrad. Die Bremsen der Eliminator, 310-mm-Einscheibenbremse auf Doppelkolbenbremssattel vorn und 240-mm-Einzelscheibe hinten, greifen kräftig und ausreichend zu, erfordern aber einen beherzten Griff, bis genügend Bremswirkung erzielt wird. Das ABS regelt am Hinterrad recht zügig. Der sportlich ambitionierten Landstraßenfahrt steht mit diesen Daten jedenfalls nichts im Wege und niemand muss befürchten, auf der gemeinsamen Ausfahrt, von den Geschwistern aus dem eigenen Haus oder den Cousins anderer Marken stehen gelassen zu werden.

Straffes Fahrwerk und viel Schräglage

Die Telegabel am Vorderrad, nicht einstellbar, mit 41 mm Standrohr-Durchmesser und 120 mm Federweg ist verhältnismäßig straff eingestellt, sodass Unebenheiten und Schlaglöcher nicht unbemerkt überfahren werden können. Auch die beiden Federbeine,an denen die zweiarmige Hinterradschwinge hängt und die 90 mm Federweg aufweisen, sind relativ straff gespannt, können an der Federbasis allerdings fünfstufig eingestellt werden. Insgesamt hat die Eliminator 500 eine Bodenfreiheit von 150 mm und eine erstaunlich hohe Schräglagenfreiheit für einen Cruiser. Ohne Angst, frühzeitig aufsetzen, machen das Kurvencruisen und die Pendelei um enge Stellen viel Spaß.
Das straffe Fahrwerk und 150 mm Bodenfreiheit ermöglichen relativ viel Schräglagenfreiheit

Ergonomie zwischen Cruiser und Naked Bike

Die Positionierung des Fahrers im Fahrerdreieck ist ebenfalls gelungen. Cruisertypisch ist dabei die Sitzhöhe von 735 mm, die bei Bedarf durch den beherzten Griff zum Zubehör auf 715 mm abgesenkt oder auf 765 mm aufgestockt werden kann. Egal auf welcher Höhe, der breite Fahrersitz, selbstverständlich schwarz und aus Kunstleder, ist sehr bequem und bügelt manche Fahrwerkshärte aus. Der Lenker ist breit und relativ hoch und gibt dem Auftritt des Fahrers und seiner „Eli“ die Breitschultrigkeit, die man sich für einen Cruiser wünscht. Die Positionierung der Fußrasten ist hingegen beinahe direkt unterhalb des Sitzes – wo man sie bei einem Cruiser nicht unbedingt erwarten würde. Der insgesamt guten Ergonomie tut diese Positionierung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Speziell bei sportlicher Fahrt gibt das Bike gutes Feedback und ermöglicht viel Kontrolle.
Tiefer Sitz, hoher Lenker und unter dem Fahrer angeordnete Fußrasten sorgen für aufrechtes Sitzen und angenehme Ergonomie im Fahrerdreieck

Fahrerblick: Rundes Display, schmale Taille

Hat man einmal Platz genommen, erblickt man das runde LCD-Instrument, auf dem die Eliminator die wichtigsten Informationen zu Tageskilometern, Gesamtkilometerstand, Momentan- und Durchschnittsverbrauch sowie zur verbleibenden Reichweite zur Verfügung stellt. Nur der Vollständigkeit halber: Optisch wenig spektakulär und aufs Nötige reduziert, lässt sich, mittlerweile fast schon obligatorisch, auch das Smartphone per Bluetooth-Verbindung und Kawasaki Rideology-App verbinden. Dort kann die Strecke aufgezeichnet, Füllstände können abgelesen und Wartungstermine eingesehen werden. Auch kann über das Display angezeigt werden, ob Anrufe oder Nachrichten eingegangen sind. Viel schöner als die Anzeige ist der Tank. Die „Low and Long“-Philosophie, die Kawasaki für das Design verinnerlicht hat, zeigt sich am breiten, langen Heck ebenso wie an der insgesamt langen und schmalen Linie, insbesondere der Tank ist außergewöhnlich gut gelungen. Er fügt sich nahtlos in die Gesamtlinie ein und ist auch an den Übergängen zu Rahmen und Fahrersitz integriert oder am Übergang verkleidet.
Der Blick des Fahrers: kleines, rundes Digitalinstrument mit Konnektivität. Die USB-C-Steckdose ist im Zubehör erhältlich

Ausstattung und Zubehör

Die Grundausstattung ist übersichtlich. Fahrassistenzsysteme gibt es bis auf das gesetzlich vorgeschriebene ABS keine. Allerdings hält der Zubehörkatalog tiefere und höhere Sitzbänke ebenso bereit, wie Sturzpads, USB-C-Steckdose, Gepäckhalterungen, Kühlerschutz und Helmschloss.

Ein Preis als Kampfansage

Während der Präsentation der Kawasaki Eliminator 500 wird deutlich, dass die Japaner mit dem Motorrad auf dem stark wachsenden Markt der Mittelklasse-Cruiser mitmischen möchten. Allein zwischen 2020 und 2022 wurden hier 56 % Wachstum erzielt. Mit einem Preis von 6.495,-- Euro ohne Liefernebenkosten ist sie fast 700,-- Euro günstiger als die CMX500 Rebel, was als Kampfansage verstanden werden darf. Erhältlich ist sie ausschließlich in der Farbe Schwarz.
Der schlanke Cruiser geht mit einem Kampfpreis von 6.495,-- Euro auf Rebellenjagd und will den Markt für Cruiser der Mittelklasse aufmischen

Fazit: Kawasaki wird ein Wörtchen mitreden

Mit der Eliminator 500 ist Kawasaki ein wirklich schöner Cruiser gelungen, der seine sportlichen Gene fahrerisch ebenso wenig versteckt wie das optische Erbe der ersten Eliminator genannten ZL 900 aus dem Jahre 1985. Der ausgereifte und kräftige Motor und das ausgewogene, straffe Fahrwerk passen sehr gut zu diesem ambitionierten und ausgesprochen stimmig designten Bike. Einzig die klobigen Standardblinker und der etwas seltsam abstehende Auspuff trüben die Optik. Preis und Positionierung sind eine Kampfansage auf dem Markt der Mittelklasse-Cruiser und mit diesem Motorrad stehen die Chancen alles andere als schlecht, dass Kawasaki in Zukunft ein gehöriges Wörtchen mitredet.


#Cruiser#Kawasaki#Motorräder#Test
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