Reiseenduros haben fast das komplette Tourersegment abgelöst, sind beliebter als je zuvor und sind die Alleskönner schlechthin – nur welche ist die...
James Bond in „Keine Zeit zu sterben“ – 007 fährt Triumph
„Keine Zeit zu sterben“ versucht sich an einer Symbiose aus Witz, Charme, Herzschmerz und Action. Dazu gesellen sich endlich stylishe Bikes, die mit einigen Verfolgungsszenen für geballte Motorradpower im neuen Bond sorgen. Um alles über die Zusammenarbeit zwischen Triumph und den Bond-Produzenten zu erfahren, sind wir für euch nach London gereist und haben exklusiv mit den Verantwortlichen gesprochen. Dabei hatten wir die Gelegenheit, neben Oscargewinnern und einem mehrfachen Enduro-Weltmeister auch weitere Protagonisten aus dem neuen Bond-Film zu treffen.
Nur wenige Jahre ist es her, da hingen graue Wolken über der Motorradbranche. Motorradfahren sei nicht mehr „in“, hieß es. Die Motorradfahrer würden aussterben und die Kunden überaltern. Das war nichts, was jemand aus einer Laune heraus am Stammtisch erzählte, sondern gängiger Jargon sowohl von Kunden als auch zahlreichen Dienstleistern, Zubehörlieferanten und Herstellern. Hinzu kamen die Finanzkrise, die Automobilkrise, Euro 4, Euro 5 und nun, die nicht enden wollende Lärmdebatte. Schon damals wollten wir bei M&R aber nicht in die Weltunterganghymnen einstimmen. Regelmäßig wurden Zulassungszahlen analysiert, Geschäftsabschlüsse der Hersteller auseinanderdividiert und immer wieder kamen wir zu dem Ergebnis: Der Motorradbranche geht es gar nicht so schlecht, die Hiobsbotschaften verkauften sich einfach besser. Rückblickend sollten wir Recht behalten: Motorradfahren ist so beliebt wie nie. 2020 und 2021 waren absolute Absatz-Rekordjahre. Die Modellpalette und die Anzahl der Hersteller waren noch nie so groß. Der Kunde hat die Qual der Wahl und findet für jeden Einsatzzweck und für jeden Lifestyle das passende Bike. Nahezu alle Marken melden Zulassungsrekorde und auch auf der Leinwand zeigen sich die Helden und Idole der Kinosäle wieder vermehrt auf zwei Rädern. Ob es nun James Bond und seine Gegenspieler sind, die sich auf den neuesten Triumph-Bikes zeigen, oder Trinity und Neo, die im neuesten Matrix-Streifen auf einer Ducati Scrambler unterwegs sind. Motorradfahren zieht branchenübergreifend Zuschauer in seinen Bann. Motorradfahren hat definitiv nichts von seiner Faszination verloren. Natürlich gab es auch vorher schon Verfolgungsszenen und Stunts auf Motorrädern im Kino. In Mission Impossible oder in der Bourne-Reihe beispielsweise. Aber dass bei Blockbustern dieser Güte Motorradhersteller mit ins Boot geholt und die Marken so aktiv gelebt und gezeigt werden, das geht weit über geschickte Produktplatzierung hinaus und ist dann doch etwas Besonderes. Es zeigt uns, was für ein faszinierendes Hobby wir haben.
Oscargewinner geben sich die Klinke in die Hand
Für die Special Effects im neuen Bond sorgte erneut Oscargewinner Chris Corbould, der bereits seit 1979 an zahlreichen James-Bond-Produktionen beteiligt war und unter anderem auch den neuesten Star-Wars-Episoden den letzten Schliff verlieh. Wenn es nach ihm geht, ist Daniel Craig der beste Bond-Darsteller aller Zeiten. Ohne Skandale und Starallüren sei er rein handwerklich der professionellste Schauspieler. Chris Courbold muss es wissen, arbeitete er doch zuvor bereits mit Roger Moore und Pierce Brosnan zusammen. Neben Hauptdarsteller Daniel Craig, mittlerweile seit 2006 als Bond unterwegs, dem Oscargewinner Rami Malek, den die Netflix-Generation aus dem Serien-Blockbuster Mr. Robot kennt, und dem gebürtigen Wiener Christoph Waltz nehmen auch zwei Motorräder Rollen im neuen Bond ein.„No time to die“ – so der Titel im Original – ist der erfolgreichste Film während der Pandemie
Geschadet haben die Nebendarsteller auf zwei Rädern dem neuesten Bond-Film definitiv nicht. Im Gegenteil – direkt nach Kinostart sprengte der neue Bond Rekorde an der Kinokasse und ist in Deutschland mit großem Abstand der erfolgreichste Film, der während der Pandemie gezeigt wurde. So gesehen also die BMW GS unter den Kinofilmen. Auch innerhalb der Reihe verwies der neueste Blockbuster die Vorgänger „Casino Royale“ und „Ein Quantum Trost“ bereits nach wenigen Wochen auf die Plätze. Insgesamt 774 Millionen US-Dollar spielte der Film allein an den Kinokassen dieser Welt ein. Überraschenderweise erfreute sich der neueste Geheimagenten-Streifen vorwiegend in Europa größer Beliebtheit, während es in den USA weniger gut lief. Vielleicht hätte man Daniel Craig hierfür auf eine Harley-Davidson setzen müssen. Aber das wäre nun mal nicht typical british. Ohnehin ist der Herr im Anzug mit der ausgeprägten Vorliebe für das weibliche Geschlecht im neuen Bond-Film mit einem italienischen Kennzeichen im Ausland unterwegs. Aber solche kleinen Ungereimtheiten gehören im Kinobusiness jedoch dazu. Britischer Agent, britisches Bike, das ist, worum es geht – und das zieht!Hinter den Kulissen – unterwegs mit Paul Edmondson und Mark Higgins
Sozusagen „im Auftrag ihrer Majestät“ reisen wir auf Einladung von NBCUniversal anlässlich des Heimkinostarts ins Heimatland des Helden, um genauer zu sein nach London, dem Mekka für alle James-Bond-Fans. Die Stadt, ihre Geschichte und ihre Gebäude stehen wie keine andere Stadt weltweit im Fokus der Filmreihe. Von der Verfolgungsjagd auf der Themse über das MI6-Gebäude bis hin zu den zahlreichen Brücken und Plätzen. Immer wieder fühlt man sich gedanklich in die Szenen, die man aus dem Kino kennt, hineinversetzt. Zudem wird hier unmissverständlich, wie groß der Hype um das James-Bond-Franchise wirklich ist. Pünktlich zum sechzigjährigen Jubiläum hat sich die Stadt herausgeputzt und feiert gemeinsam mit ihrem bekanntesten Einwohner.Als einziges Magazin aus Deutschland, dem deutschsprachigem Raum und ohnehin als einzige Vertreter der Motorradbranche weltweit haben wir auf dieser Veranstaltung die Möglichkeit, mit den Protagonisten des Films hinter die Kulissen zu schauen und am eigenen Leib zu erfahren, wie die Stunts produziert werden und welcher Aufwand dahintersteckt. Etwas nördlich von London, auf dem Gelände der Land Rover Jaguar Driving Experience, wollen wir eine Szene aus dem neuesten Bond noch einmal aus erster Reihe erleben. Leider dürfen wir nicht auf einer der Triumphs Platz nehmen, aber viel näher als dem Beifahrersitz im Land Rover von Rallye- und Stuntfahrer Mark Higgins, den man uns anbietet, kann man so einem Stunt wohl nicht kommen. Den Abend zuvor hat es junge Hunde und Katzen geregnet – es ist wohl etwas dran am Ruf des britischen Wetters. Das ohnehin schlammige Terrain besteht nur noch aus Matsch.
Bis zu diesem Tag hielt ich mich für einen guten Fahrer, nun weiß ich es besser. Das, was diese Jungs machen, ist auf absolut allerhöchstem Niveau. Während der Fahrt bleibt sogar Zeit für ein entspanntes Pläuschchen mit Mark, der, so wie ich auch, mit einem Kommunikationssystem im Helm ausgerüstet wurde. Dabei erzählt er mir fast nebensächlich, dass er den Rekord auf dem für Motorradrennen weltberühmten Kurs der Ilse of Men TT hält, bevor er schon fast etwas kleinlaut hinzufügt „aber auf vier Rädern“. Die von ihm erreichte Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 207,17 km/h.
Die Bikes in „No Time To Die“
Eine Triumph Scrambler 1200 XE und eine damals noch im Prototypstatus befindliche Tiger 900 begleiten die Protagonisten durch zahlreiche Verfolgungsjagden. Der spektakuläre Sprung in Matera wurde auf einer seriennahen Scambler 1200 durchgeführt.Ein vierfacher Enduro-Weltmeister als Bond-Double
Im Rahmen des Events haben wir Gelegenheit, zusammen mit dem vierfachen Enduro-Weltmeister Paul Edmondson Details zu den Motorradstunts zu besprechen. So erfahren wir unter anderem, dass die Filmszenen tatsächlich mit originalen Triumph-Maschinen gedreht wurden. Wirklich alle Stunts? Ja, alle Stunts.Zusätzlich wurde Cola auf das Kopfsteinpflaster aufgetragen, um für mehr Grip zu sorgen und so das Unfallrisiko zu minimieren. Stuntprofi Edmondson benötigte laut eigener Aussage lediglich drei Versuche, bis alles kinoreif im Kasten war. Ob er die Rampe im Anschluss noch einige Male aus Spaß zum eigenen Vergnügen nutzte, erzählte er uns nicht, zuzutrauen wäre es ihm aber allemal. Die Original-Bikes aus dem Film konnten wir vor Ort für euch begutachten und natürlich auch ablichten. Auch konnten wir von Paul die eine oder andere Anekdote von den Dreharbeiten erfahren. So ist es eine Tatsache, dass Daniel Craig einer von uns ist und regelmäßig selbst mit den Triumphs am Set unterwegs war.
Nach 60 Jahren – James Bond fährt endlich Triumph
Seit im Jahr 1962 der erste Bond die Leinwände dieser Welt eroberte, dauerte es unglaubliche 60 Jahre, bis sich der britische Topagent für ein Motorrad der Marke Triumph entschied.Nun kam pünktlich zum 120. Jahrestag der Zweiradschmiede endlich zusammen, was zusammengehört. Anlässlich der Partnerschaft fertigte Triumph gar eine streng limitierte James-Bond-Edition beider Fahrzeuge an, die wir bereits vorstellten. Die Scrambler 1200 Bond-Edition ist mittlerweile ausverkauft.
Der längste Bond aller Zeiten schließt das Kapitel Daniel Craig ab
Mit einer Spieldauer von 163 Minuten ist „Keine Zeit zu sterben“ der längste Bond aller Zeiten. Einmalig ist auch, dass in dem letzten Teil alle Fäden aus den vorherigen Teilen mit Daniel Craig zusammenlaufen.Alles, was ein guter Film benötigt, aber kein „Bond“ wie jeder andere
Auch wenn sich am einzigartigen Ende der Daniel-Craig-Reihe die Fan-Geister scheiden, muss definitiv festgehalten werden, dass der Streifen alles hat, was man für kurzweilige Unterhaltung braucht. Einen tüddeligen Wissenschaftler, Herzschmerz, Witz, Charme, diverse Hightech-Spielzeuge, schicke Bikes, schnelle Autos und einen erwachsenen Daniel Craig, der sein Lausbuben-Image ablegt und Gefühle zeigt. Jeder, der meint „Ach, 007, das ist doch ohnehin immer das Gleiche“, sieht sich mit „Keine Zeit zu sterben“ widerlegt. Wer zukünftig mitreden will, muss den Streifen definitiv gesehen haben. Ein „ich habe irgendwann schon mal einen James Bond gesehen“, reicht nicht mehr aus! Dazu sehen wir endlich richtige Motorradaction. Auch wenn wir uns noch mehr davon gewünscht hätten, ist der neue Streifen definitiv ein „Must-have-seen“. Endlich ein Bond, der so gar nichts mit den alten Filmen zu tun haben will und neue Kapitel aufschlägt! Doch auch nach dem Craig-Finale ist eines sicher: James Bond will return! Wer den Film noch nicht gesehen hat, findet ihn mittlerweile bei zahlreichen Streamingdiensten oder kauft die DVD respektive Blu-ray bei Anbietern wie Amazon.Mehr von James-Bond in M&R
In Motorrad & Reisen Ausgabe 104 stellten wir bereits eine Motorradtour vor, auf der wir neben der James-Bond-Erlebniswelt auch das ICE-Q-Restaurant besuchten. Hier geht’s zum James Bond-Tourentipp. Allen, die dann immer noch nicht genug von James Bond bekommen können, sei die M&R Ausgabe 109 ans Herz gelegt, in der es neben weiteren Informationen zum Film und den Drehorten auch noch Interviews mit Paul Edmondson und Chris Cheetham von Triumph zu lesen gibt. Beide Ausgaben sind sowohl als e-Paper als auch als Printausgabe im M&R Shop erhältlich.
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