Honda Africa Twin Adventure Sports – Reiseenduro oder Tourer?

Die erste Africa Twin mit 19-Zoll-Vorderrad und der elektronischen Federung als Teil der Serienausstattung gibt ihr Debüt – als Tourer im M&R Test-Telegramm.
 Honda

Das will sie

Tja, was genau will die Africa Twin Adventure Sports sein? Noch Reiseenduro oder Tourer? Das erstmals an einer Africa Twin verbaute 19-Zoll-Vorderrad und die neue Sitzbank sagen eindeutig „Tourer“. Auch der Motor und die Abstimmung mit dem DCT wurden angepasst. Während Honda der 21-Zoll-Africa-Twin den Leitspruch „Go anywhere“ mitgegeben hat, soll die Adventure Sports mit 19 Zoll das Vergnügen und den Langstreckenkomfort eines Tourers bieten, ohne jedoch die Offroad-Ambitionen des Basismodells zu vergessen. Dass es Motorräder mit identischen Reifenmaßen gibt, deren Geländetauglichkeit kaum mehr zu bestreiten ist, wir räuspern uns und schauen nach Bayern und Bologna, macht den Spagat, den Honda hier hinzulegen versucht, jedoch keineswegs kleiner.

Das bietet sie


Zunächst einmal bietet die Honda das typische Honda-Feeling. Man nimmt im Fahrerdreieck auf 855 Millimetern Höhe Platz (statt 870 Millimeter bei der Basis-AT) und erwartet vor allem, nicht überrascht zu werden. Alles hat seinen Platz und funktioniert so diszipliniert und vorausschaubar, wie Hondas eben funktionieren sollen. Keine Exzesse, Extravaganzen oder Spielereien. Und doch ist eine Menge Technik mit an Bord. Das Vorderrad ist neu, klar, aber auch die Showa-Federelemente sind neu. Bei der Basis noch optional erhältlich, ist das EERA (Electronically Equipped Ride Adjustment) genannte elektronische Fahrwerk von Showa bei der Adventure Sports bereits Teil der Grundausstattung. Damit lassen sich Dämpfung und Federvorspannung an beiden Enden des Motorrads elektronisch justieren. Zurückgreifen kann man auf die in den insgesamt sechs Modi (Urban, Tour, Gravel und Offroad plus zwei frei einstellbare Nutzermodi) vorkonfigurierten Einstellungen. Auch kann der Beladungszustand berücksichtigt werden. Praktisch: Alles lässt sich auch während der Fahrt steuern. Für das neue Modelljahr hat Honda außerdem den Motor überarbeitet. Zwar stehen immer noch vollkommen ausreichende (wir erinnern uns: keine Extravaganzen) 102 PS Leistung bei 7.500 Umdrehungen zur Verfügung, durch eine veränderte Luftversorgung, andere Verdichtung und eine neue Abstimmung des Motors stehen jetzt allerdings 112 Nm (statt vorher 105 Nm) zur Verfügung. Dass diese nun auch (ganz im Sinne eines klassischen Tourers) etwas früher, nämlich bereits bei 5.500 Umdrehungen, anliegen, tut dem Motor ungemein gut. Geringer geworden sind allerdings die Werte für Bodenfreiheit und Federwege. Aufgrund des kleineren Vorderrades betragen diese nun um 20 Millimeter geringere 210 mm Federweg am Vorderrad und 200 mm am Hinterrad. Die Bodenfreiheit beträgt 220 mm. Zu guter Letzt sei hier noch der neue und 24,8 Liter fassende Tank erwähnt, mit dem bei sparsamer Fahrweise und einem Verbrauch von knapp unter 5 Litern auf 100 Kilometer Reichweiten von nahezu 500 Kilometern möglich sein sollten.

Das kann sie

Richtig gut Touren fahren. Die Adventure Sports, mit und ohne DCT, zieht mit einer Gleichmäßigkeit durch die Hügellandschaft der Algarve und vermittelt so viel Ruhe und Verlässlichkeit, dass einem ganz warm ums Herz wird. Das Fahrverhalten auf der Straße ist durch das 19-Zoll-Vorderrad nun allerdings spürbar agiler geworden und die (gefühlte) Stabilität insgesamt deutlich erhöht. Spürbar werden die Unterschiede auch im Gelände. Auf einem Schotterstück ohne nennenswerte Schwierigkeiten war das jedoch gar nicht negativ, nur anders. Auch hier war die Adventure Sports agiler, mit dem erhöhten und früher anliegenden Drehmoment motorseitig jedoch deutlich souveräner unterwegs. Wer mit diesem Bike jedoch in tiefen Schotter oder gar Sand gerät, wird sich vermutlich dennoch das größere Vorderrad wünschen, aber das geht GS- oder Multistrada-Fahrern auch nicht anders. Das elektronische Fahrwerk namens EERA (Electronically Equipped Ride Adjustment) ist, einmal nach Wunsch und Vorlieben eingestellt, außerordentlich präzise. Von bedächtiger Schaukelei, manche mögen es so, bis knallhartes Sportfahrwerk ist alles drin und kann per Knopfdruck aktiviert werden. Auch die zahlreichen Möglichkeiten, die Gasannahme, Wheelie Control, ABS und Traktionskontrolle zu regeln und aufeinander abzustimmen, ergeben Sinn. Hat man einmal den Dreh raus, wie man in die entsprechenden Menüs kommt und das Motorrad auf sich eingestellt, möchte man am liebsten kaum mehr absteigen. Nennenswerte Schwächen hat sie dabei kaum. Ja, dem klassischen Tourenfahrer könnte die Maschine zu wenig nach Tourer aussehen. Dem Enduro-Enthusiasten wird sie mit vollgetankten 253 Kilogramm mit DCT und 243 Kilogramm mit manueller Schaltung zu schwer sein und das Vorderrad zu klein. Und den Romantikern und emotionalen Fahrern ist Honda oft ohnehin zu langweilig. Na ja. Irgendwas ist immer, aber ein echtes Ärgernis war für mich jedenfalls nicht festzustellen.

Fazit

Honda ist wichtig, zu betonen, dass man der Adventure Sports zwar mehr Komfort für die große Straßentour mitgeben wollte, ohne gleichzeitig an Offroad-Fähigkeiten einbüßen zu müssen. Das ist ein ausgesprochen großer Spagat, der diesem Bike durch die Veränderungen am Motor und nicht nur trotz, sondern gerade wegen des 19-Zoll-Vorderrades dennoch gelingt. Als Reiseenduro gestartet und als Tourer gelandet.


#Enduro#Honda#Motorräder#Test#Tourer
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