Fahrtest: Yamaha MT-09 SP

Die Bezeichnung „SP“ steht für Sportperformance. Nach der MT-10 SP gibt es jetzt den Bestseller MT-09 in edler SP-Version mit hochwertiger Sonderausstattung .
Fahrtest: Yamaha MT-09 SP
Fahrtest: Yamaha MT-09 SP
10 Bilder
02.03.2018
| Lesezeit ca. 5 Min.
Hanspeter Küffer
Alessio Barbanti und Jonathan Godin
FAHRTEST: YAMAHA MT-09 SP
Nach Jahren mit permanent sinkenden Verkaufszahlen leitete Yamaha Ende 2013 mit der Lancierung der MT-09 die Wende ein. Mit einem Absatz von inzwischen mehr als 48.000 Einheiten ist sie eine der meistverkauften hubraumstarken Maschinen von Yamaha in Europa. Weitere, nach dem gleichen Konzept gebaute, MT-Versionen folgten Schlag auf Schlag. Mit den sechs Modellen der aktuellen Hyper-Naked-Familie (MT-125, MT-03, MT-07, MT-09, MT-10, MT-10 SP) erzielt Yamaha heute rund die Hälfte des gesamten Verkaufsvolumens, welches dadurch seither nahezu verdoppelt werden konnte. Eines der beliebtesten Modelle ist die MT-09. Sie trägt maßgeblich zu diesem Erfolg bei, welcher jetzt mit der neuen MT-09 SP weiter gesteigert werden dürfte.
FAHRTEST: YAMAHA MT-09 SP

Update der MT-09

Die neue SP basiert also auf der MT-09, welche vor Jahresfrist erstmals rundum erneuert wurde. Kurz zusammengefasst die wichtigsten Updates, die in technischer Hinsicht in erster Linie die Anpassungen auf die strengeren Euro-4-Abgasnormen betrafen. Auffälliger waren die optischen Änderungen, insbesondere im Front- und Heckbereich. Die neue Gestaltung der Lampenmaske ist dem bösen Blick der großen Schwester MT-10 nachempfunden. Die zusammengekniffenen Augen der LED-Scheinwerfer und die darunter als Tagesfahrlichter angeordneten Lider wirken durch die feinere Ausführung zwar ebenfalls sehr aggressiv, gleichzeitig jedoch auch stimmiger und harmonischer. Und durch den neuen Kontrollschildhalter, der nun an einem Ausleger des linken Schwingenarms befestigt ist, wirkt das Heck kürzer und sportlicher.
FAHRTEST: YAMAHA MT-09 SP
Trotz unverändertem Grundlayout wirkt die SP auf den ersten Blick sportlicher und attraktiver und dass trotzdem bereits das Basismodell bezüglich Verarbeitungsqualität kaum Wünsche offenlässt. Es sind insbesondere die diversen Details, wie beispielsweise die im aufwendigen Wassertransferdruck-Verfahren aufgebrachten Graphics sowie die hochwertige Lackierung mit dezenten Metallic-Reflektionen in Silber Blu Carbon, die dem Bike einen edlen Auftritt verleihen. Ganz besondere Akzente setzen die goldfarbenen Tauchrohre der Upside-down-Gabel sowie die externen Gefäße des hinteren Zentralfederbeins. Lenker, Brems- und Kupplungshebel sind schwarz eloxiert und im kantigen Mini-Display leuchten weiße Ziffern auf schwarzem Hintergrund. Mit allen diesen Details untermauert die SP die „Dark Side of Japan“-Philosophie der MT-Modellbaureihe noch stärker.

Lineare Kraftausbreitung über das ganze Drehzahlband

Nachdem Yamaha dem Reihendreizylinder vor einem Jahr Manieren beigebracht und das bis dahin raue Ansprechverhalten entschärft hat, waren für die SP keine weiteren Motorupdates notwendig. Mit 115 PS steht der 847 ccm große Triple bestens im Futter und schiebt über das ganze Drehzahlband linear bis 10.000 U/min kraftvoll an. Mit an Bord sind die drei Motormappings A, B und Standard, wobei letzteres für weitgehend alle Bereiche sehr gut passt. Lediglich extrem sportlich Ambitionierte dürften die Stufe A mit der wirklich harten Gasannahme bevorzugen. Im Gegensatz dazu ist bei Regen selbst für geübte Fahrer der sanfter ansprechende Modus B die beste Wahl. Eine Anti-Hopping-Kupplung verhindert beim hochtourigen Herunterschalten vor der Spitzkehre das Stempeln des Hinterrades und gewährleistet dadurch mehr Stabilität und Sicherheit. Und wer den Hinterreifen rauchen lassen möchte, kann für Drifts und Burnouts die dreistufige Traktionskontrolle komplett ausschalten. Zur solchermaßen kompletten Ausstattung gehört zudem ein Quickshifter, der das Hochschalten bei offenem Gasgriff ohne zu kuppeln ermöglicht.

Entspannung bei Sportperformance-Begegnungen

Obwohl die MT-09 bezüglich Ausstattung und Antrieb die Nase vorne hat, zieht sie bezüglich Fahrwerk im sportlichen Vergleich mit den engsten Mitbewerbern bisher oft den Kürzeren. Mit der MT-09 SP ändert sich das nun radikal. Ausgestattet mit feinen Komponenten von Öhlins und Kayaba sieht die Sportperformance-MT erneuten Gegenüberstellungen entspannt entgegen. Die Premium-Hinterradfederung YA535 der schwedischen Marke bietet nicht bloß große Einstellbereiche für Zug- und Druckstufe, sondern auch ein leicht zugängliches Handrad zur hydraulischen Abstimmung der Federvorspannung. Dazu kommt, dass mit einer Auswahl optionaler Öhlins-Federn weitere Feinabstimmungen möglich sind. Die Upside-down-Gabel liefert wie bereits bei der Basis MT-09 der japanische Federungsspezialist Kayaba. Im Unterschied zum Innenleben ist der Tauchrohrdurchmesser mit 41 Millimetern weiterhin gleich. An der SP-Gabel können nebst Vorspannung und Druckstufe an beiden Holmen auch separat die High- und Low-Druckstufen eingestellt werden, was eine bessere Feinabstimmung der Vorderradaufhängung ermöglicht. Dazu kommt, dass die ebenfalls einstellbaren Federn aufgrund der progressiven Kennlinien in vielen Bereichen entscheidende Vorteile bieten.
Und diese Unterschiede sind bereits auf den ersten Kilometern deutlich spürbar. Die Grundabstimmung ist grundsätzlich straffer und das obwohl die Vorspannung der Gabel mit sieben von neun sichtbaren Ringen stark geöffnet ist. Unebenheiten und Bodenwellen werden vorne wie hinten gut, aber nicht komplett gefiltert. Insgesamt ergibt sich daraus ein klares Feedback. Sobald ein bisschen zügiger angegast und um die Bögen gezogen wird, sind die Vorteile noch deutlicher spürbar. Einlenken, Lage, Zielgenauigkeit – alles funktioniert sehr präzise und schafft Vertrauen. Kein Schaukeln, Pumpen oder Nachwippen in schnell gefahrenen Kurven. Ein besonders gutes Gefühl vermittelt die neue Gabel, insbesondere beim harten Anbremsen. Aufgrund der progressiven Federkennlinie taucht die Front weniger stark ein. Der restliche Federweg ist dadurch größer. In Bremszonen mit Bodenunebenheiten ist das ein entscheidender Vorteil. Und durch die leichtgängig von Hand justierbare hintere Vorspannung lässt sich die Abstimmung im Handumdrehen auf wechselnde Beladungen anpassen.

Nicht nur für Angaser und Ästheten eine gute Wahl

Weiterhin nicht anpassen, lässt sich dagegen der Kupplungshebel – schade. Die MT-09 verdient ein schöneres Cockpit. Zum Beispiel das von der 10er SP. Nun, auf solche weiteren Updates hat Yamaha wahrscheinlich aus Kostengründen verzichtet. Denn mit 10.195 Euro kostet die SP lediglich 1.200 Euro mehr als das Basismodell. Und wenn man bedenkt, dass allein das hier verbaute Öhlins-Federbein als Zubehör 1.195 Euro kostet, ist die neue MT-09 SP wie alle ihre Geschwister ein wahres Schnäppchen und eine gute Wahl – nicht nur für sportliche Angaser und Ästheten...
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Yamaha MT-09 SP - Baujahr: 2018
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