Wir schreiben das Jahr 1901 – die erste Royal Enfield rollt vom Band. Mit dem Slogan „Made like a Gun" wirbt der indische Hersteller schon seit jeher für seine Qualität im Motorradsegment. Im Jahr 1994 wird Royal Enfield vom Fahrzeughersteller „Eicher Goodearth Ltd.“ übernommen und bekommt mit dem neuen Produzenten eine wichtige Person zur Seite gestellt.
Siddhartha Vikram Lal, Geschäftsführer von Eicher, sorgt seitdem für frischen Wind beim indischen Motorradhersteller. Es musste ein Motorrad her, das nicht nur auf den teilweise schlechten indischen Straßen bestehen kann, sondern auch eines, das gerade in den hintersten Landstrichen Indiens eine zuverlässige Performance abliefert. Kriterien für die Himalayan waren, dass sie allen Ansprüchen der indischen Fahrer gerecht werden soll. So musste sie eine niedrige Sitzhöhe, viel Bodenfreiheit und lange Wartungsintervalle aufweisen. In Indien ist man auf sein Motorrad angewiesen. Es wird alles mit ihm erledigt. Es ist Lebensgrundlage für Familien und muss somit eine hohe Lebensdauer gewährleisten. Die Himalayan durfte also so schnell nicht den Geist aufgeben.
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Ausgabe 87/2018 von Motorrad & Reisen als PDF mit folgendem Inhalt:
Motorräder: Yamaha Niken, Vergleich: Triumph Speedmaster vs. Honda Gold Wing GL1800, Honda CB300R, Royal Enfield Himalayan, Iron 1200 & Forty-Eight Special
Touren: 2.500 km Kurvenspaß: Alpentour, Odenwald, Reisetagebuch: Jakobsweg, Südost-Schweden, Portugal
Zuletzt aktualisiert: 20.11.2018
Motorräder:
Yamaha Niken, Vergleich: Triumph Speedmaster vs. Honda Gold Wing GL1800, Honda CB300R, Royal Enfield Himalayan, Iron 1200 & Forty-Eight SpecialTouren:
2.500 km Kurvenspaß: Alpentour, Odenwald, Reisetagebuch: Jakobsweg, Südost-Schweden, Portugal Aufgrund der Straßenverhältnisse im Hinterland musste sich das Motorrad leicht fahren lassen, also einen geringen Wendekreis und ein gutes Handling besitzen. Drehmomentstärke, wenig elektronischer Schnick-Schnack, eine hohe Reichweite und die Möglichkeit, viel zuladen zu können, waren weitere Kriterien. Royal Enfields Ingenieure haben all diese To-Do´s in der Himalayan berücksichtigt. Herausgekommen ist ein Motorrad für Landschaften mit anspruchsvollen Pisten. Ob sie aber auch auf heimischen Straßen eine gute Figur macht, wird sich zeigen.
Solide Technik in klassischem Design
Der Motor der Himalayan ist ein luftgekühlter Viertakt-Einzylinder mit 411 ccm Hubraum. Mit einer Leistung von 24,5 PS bei 6.500 U/min und einem maximalen Drehmoment von 32 Nm, das bei 4.500 U/min anliegt, liefert sie sicherlich nicht den stärksten Motor, dafür aber einen mit etwas über 3 Liter/100 km extrem sparsamen. Entfernungen von über 350 Kilometern sollten hier kein Problem sein, zumal der schmale Tank ganze 15 Liter Fassungsvolumen zur Verfügung stellt.
Im öffentlichen Straßenverkehr ist man mit der Himalayan auf Langstrecken angenehm unterwegs. Zwar ist die Höchstgeschwindigkeit von rund 130 km/h nicht berauschend, aber immerhin noch flott genug für alle Verkehrslagen. Die Sitzposition ist wirklich angenehm. Der Kniewinkel stimmt und der Oberkörper und die Arme ergeben eine bequeme Silhouette beim Fahren. Auf Entdeckungsfahrt mit der Royal Enfield lässt sich diese leichtgängig durch enge Kurven manövrieren.
Um auf der Himalayan auch stetig den richtigen Kurs zu behalten, ist im Cockpit ein Digitalkompass integriert. Neben diesem werden alle wichtigen Informationen wie die aktuelle Drehzahl, der Benzinstand, der eingelegte Gang, aber auch Tageskilometer und natürlich die Geschwindigkeit im Cockpit angezeigt. Dieses ist durchaus traditionell designt, aber mit aktueller Digital-Technik versehen. Vor dem Cockpit schützt eine ausreichend große Windschutzscheibe vor Fahrtwind. Nehmen wir das Äußere der Himalayan genauer in Augenschein, fällt uns auf, dass diese sehr puristisch daherkommt. Ein schmaler Tank, ein kleiner mattschwarzer Einzylinder mit Royal-Enfield-Logo und viele Befestigungspunkte für das Reisegepäck sind wohl die charakteristischsten Merkmale der Enfield. Am auffälligsten setzt sich wohl der Himalayan-Schriftzug an der „Seitenverkleidung“, am Tank und auf dem oberen Frontschutzblech in Szene. Hier haben sich die Inder wirklich aufs Wesentliche beschränkt, was der Himalayan aber durchaus gut steht. Diese „Feinheiten“ lassen schnell darauf schließen, wofür das Motorrad konzipiert ist – nämlich das Outback.
Gebaut fürs Abenteuer
Abseits der asphaltierten Straßen zeigt die Himalayan, wo ihre wahren Stärken liegen, die langen Federwege (200 mm vorn und 180 mm hinten) ermöglichen eine gute Offroad-Performance und das weiche Fahrwerk polstert Unebenheiten und Schlaglöcher souverän weg. Im Stand über marode Wege zu fahren, ist dank des relativ hohen Lenkers auch für große Menschen kein Problem. Die Bodenfreiheit von 220 mm lässt ordentlich Spielraum zum Motorschutz offen. Wird das Gelände jedoch zunehmend gröber oder der Untergrund sandig, so kommt die Maschine an ihre Grenzen. Der verhältnismäßig schmale 120er-Hinterreifen sinkt schnell ein und die von Werk aus montierten Pirelli MT 60 bieten, hat man sich einmal festgefahren, nur noch wenig Möglichkeiten, sich aus der Bredouille zu retten. Ebenso hinderlich ist das nicht abschaltbare Zweikanal-ABS, gerade bei steileren Bergabfahrten wäre ein blockierendes Hinterrad wünschenswert. Insgesamt lässt sich jedoch sagen, dass sich die Himalayan auf nicht asphaltierten Straßen sehr verlässlich fahren lässt. Sollte die Route also plötzlich vor Schlaglöchern und Feldwegen enden, ist hier noch lange nicht Schluss – geradeaus und durch ist hier also kein Problem.
Leicht zu händeln, trotz erhöhtem Gewicht
Mit 185 Kilogramm ist sie für eine Einzylinder-Enduro zwar kein Leichtgewicht, ein weit einzuschlagender Lenker und die sehr erhabene Sitzposition bieten aber eine gute Kontrolle über das Motorrad. Es fühlt sich fast so an, als hätte man nur 150 Kilogramm unter dem Hintern, also eine nennenswerte Alternative zu großen und schweren Reiseenduros. Die Himalayan ist in den Farben Snow und Granite – Weiß und Dunkelgrau – zu einem Preis von 4.599,-- Euro erhältlich.