Weil die Nachfrage nach individualisierten Fahrzeugen immer höher wird, bietet das Werk jetzt serienmäßig drei Edel-Varianten an. Am meisten macht die „Carbon“ her.
1.921 Guzzis – limitierte Auflage
Dass rot lackierte Bremssättel, rote Zylinderhauben und Verkleidungsteile aus Carbon optisch harmonieren, hat Moto Guzzi bereits bei seinem Monumental-Bagger MGX-21 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Exakt nach diesem Strickmuster haben sich die Italiener nun ihres meistverkauften Modells, der V7 III, angenommen. Zum mattschwarzen Lack kommt aber auch noch ein edles Sitzmöbel aus wasserfestem Alcantara dazu, das auf der hinteren Seite unübersehbar den Herstellernamen präsentiert. Und, besonders wichtig: Eine Plakette am Lenker verdeutlicht, dass es sich bei der Carbon-Variante um ein limitiertes Sondermodell handelt. Exakt 1.921 Stück produziert der kleine Hersteller in der Halle am Ufer des Comer Sees. 1921 hatte dort die Motorradproduktion ihren Anfang genommen.
1967 erstmals auf den Markt gebracht, wird die V7 derzeit in der dritten Entwicklungsstufe produziert, seitdem sie 2009 wieder aufleben durfte. Sie ist das meistverkaufte Guzzi-Modell. „60 Prozent unserer V7-Käufer entscheiden sich noch vor der Auslieferung, mindestens eines der vielen Accessoires zusätzlich zu erwerben“, sagt Pressesprecher Alberto Cani. Rund 300 spezielle Teile hat man für die V7 mittlerweile entwickelt, mit deren Hilfe die kleine V2-Maschine veredelt werden kann. Weil die Tendenz zur Individualisierung wahrnehmbar steigt, hat sich Guzzi entschlossen, drei bereits werksseitig veredelte Varianten der V7 ins Programm zu nehmen. Während die V7 Rough mit Soft-Offroadreifen und vielen geschwärzten Teilen ziemlich rustikal auf ihren groben Reifen steht, gibt sich die mit feinen Aluteilen, Glanzlack und Chrom veredelte V7 Milano deutlich eleganter. Besonders auffällig ist die V7 Carbon: Ins Auge stechen bei dieser mattschwarzen Schönheit nicht nur diverse Carbonteile, sondern auch der rote Bremssattel im Vorderrad und mehr noch die beiden rot satinierten Zylinderkopfhauben. Rechts und links lugen sie unterm großen 21 Liter-Tank hervor und strecken ihre hochroten Köpfe keck in den Fahrtwind.
Fokus aufs Wesentliche
Ist man auf der überwiegend mattschwarzen Guzzi mit dem „Small Block“, dem 744 Kubikzentimeter kleinen V2-Motor, unterwegs, weitet sich der Blick – die Umgebung gewinnt einen höheren Stellenwert. Zugleich fokussiert er sich aufs Wesentliche, das pure Fahren. Die Frage maximaler Fahrdynamik stellt sich nicht. 52 PS (38 kW) reichen vollkommen aus, um gediegen Motorrad zu fahren. Leicht lässt sich die 209 Kilogramm wiegende Maschine mithilfe des gut zur Hand liegenden Lenkers in die Kurven dirigieren, flüssig fegen wir die Uferstraße des teils fjordartigen Comer Sees entlang.
Die sechs Gänge lassen sich präzise, wenn auch nicht immer ganz leicht wechseln, doch stets steht eine passende Übersetzung bereit, um auch auf den Bergstrecken mit Schwung aus den Kurven ziehen zu können. Dass kein Anzeigeinstrument über die anliegende Motordrehzahl informiert, stört nicht; der V2 mit seiner Boller-Charakteristik teilt sein Wohlbefinden gut hörbar mit.
Ein pulsierender V2-Motor
Das entspannte Fahren dieser aus jedem Winkel hübsch anzuschauenden Guzzi massiert die Seele nicht weniger, als der angenehm pulsierende V2-Motor die Füße, den Allerwertesten und die Hände massiert. Dass die Telegabel auf harte Stöße etwas unwirsch reagiert und dann kurze Stöße in die Unterarme des Fahrers schickt, mag man der V7 Carbon ob ihres insgesamt verbindlichen Wesens nicht übel nehmen. Als sehr hilfreich stellt sich heraus, in Kehren stets die hintere Bremse ein wenig zu aktivieren; das streckt das Fahrwerk und die Lastwechsel zwischen Schub und Last werden gemildert. Falsch wäre es gleichwohl nicht, wenn Guzzi eine weichere Gasannahme beim Übergang von Schub auf Last realisieren würde.
Glücklicherweise produziert die V7 III Carbon keine ungebärdigen Vibrationen. Sie lässt den Fahrer an ihren Lebensäußerungen teilhaben, ohne ihn zu drangsalieren. Fast wie von selbst stellt sich deshalb auf ihr ein Fahrstil ein, den man zügig-entspannt nennen kann: Weil der sonor klingende V2 seine maximale Kraft, 1.300 Umdrehungen unterhalb der Nenndrehzahl bereitstellt, wird der alleroberste Drehzahlbereich nur selten besucht. Die ausreichend leichtgängige Kupplung die gut dosierbare Scheibenbremse im Vorderrad wie auch die entspannte Sitzposition passen gut zum Gesamtcharakter dieses optisch sehr auffälligen Motorrads.
Kontrast zwischen Mattschwarz und Rot
Den Designern ist mit der Carbon-Version der V7 III ein überaus ansehnliches Fahrzeug geglückt. Insbesondere der Kontrast zwischen dem reichlichen Mattschwarz und den drei roten Farbtupfern ist es, der des Fahrers Auge bei jeder Pause wie magisch anzieht; dagegen tritt die edle Maserung des Sichtcarbons von Front-Kotflügel und diversen Abdeckungen ein wenig in den Hintergrund. Und besonders schön ist stets der Blick auf den Lenkkopf, zum dokumentierten Einzelstück-Status. „Meine“ trug die Ziffernkombination 101/1921 – sie war also die 101ste der Gesamtproduktion.
Zusätzlich zur besonders Aufsehen erregendsten „Carbon“ hat Guzzi noch zwei weitere Offerten mit Werks-Customizing im Angebot: Basis der ebenfalls neuen „Milano“ ist die V7 Special; deren Speichenräder sind freilich entfallen, dafür werden Leichtmetall-Gussräder von der „Stone“ eingebaut. Zusätzlich werden ein spezieller Sitz, diverse Abdeckungen in gebürstetem Aluminium und einige andere Teile aus dem Sonderausstattungsprogramm montiert. Von der bekannten Basisversion Stone wurde die neue „Rough“ abgeleitet, die mit Speichenrädern sowie Soft-Offroadreifen eine Art „Country Urban Style“ repräsentiert. Mit mattschwarz lackierter Doppelauspuffanlage und geschwärztem Motorgehäuse macht sie ganz auf Understatement. Beim Fahren entpuppen sich alle drei Modelle gleichermaßen als Spaßbringer. Nicht zu vergessen ist der Vorteil, dass ihr Besitzer nicht an jeder Straßenecke auf ein Motorrad desselben Typs stößt. Individualität ist nach wie vor Trumpf bei Moto Guzzi – bei „Carbon & Co“ mehr denn je!