In einer Fahrzeugklasse, in der Vollausstattung beinahe zum Standard gehört, ist das ein hochgestecktes Ziel. Um es zu erreichen, präsentiert KTM kein schnödes Update des Vorgängers. Stattdessen rollt eine komplette Neuentwicklung an die Startlinie. Und die hat es in sich. Die 1290 Super Adventure S ist das technologisch fortschrittlichste Motorrad, das die Österreicher jemals gebaut haben.
Der Radar-Sensor des ACC ist in den LED-Scheinwerfer integriert.
Moderne Elektronik zähmt das Beast
Respekt vor dem 1301-ccm-Zweizylinder, der dem „Beast“ genannten Naked Bike 1290 Super Duke R entliehen wurde, kann sicherlich nicht schaden. Angst ist jedoch unbegründet. Nicht etwa, weil der Motor in der Super Adventure zwanzig PS weniger leistet als im Naked Bike. Vielmehr ist es die topmoderne Elektronik, die diesen Drehmomentriesen ungeahnt sanft und wunderbar dosierbar zu Werke gehen lässt. Gleiches gilt für das überarbeitete Getriebe. Eine neue Bronzebeschichtung der zuvor hartverchromten Schaltgabel sorgt für geschmeidige Gangwechsel bei allen Drehzahlen, egal ob mit oder ohne Quickshifter+, rauf oder runter.
Bosch-Technologie der neuesten Generation
Pünktlich zur Abfahrt öffnet der Himmel seine Schleusen. Das Wasser steht förmlich auf den Straßen. Ideale Testbedingungen, um herauszufinden, ob die neue 6-Achsen-IMU und der ebenfalls neue Bosch-ABS-Modulator die Mitas-besohlte Maschine im Griff haben. Auf der Suche nach dem besten Reifen für die neue Super Adventure begann KTM bei null und testete sich quer durch das Angebot. Mitas legte sich mächtig ins Zeug und liefert einen neuen Reifen mit maßgeschneiderter Konstruktion, der selbst die etablierte Konkurrenz alt aussehen lässt. Im Rahmen der Vorstellung der Super Adventure S muss sich der zuständige KTM-Experte mehrmals den kritischen Nachfragen der Journalisten erwehren. Aber er bleibt dabei: „Natürlich hätten wir einfach den Pirelli vom Vorgänger aufziehen können. Auch alle anderen großen Reifenhersteller haben gutes Material im Programm, das auf der Super Adventure funktioniert. Aber wenn am Ende aller Testfahrten der beste Reifen auch noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, ist doch klar, dass wir nicht lange überlegen müssen.“
Selbst auf regennasser Fahrbahn gibt es am Grip der Mitas-Reifen nichts auszusetzen.
Alles richtig gemacht: Mitas-Reifen harmonieren mit der KTM 1290 Super Adventure S
Auch meine anfängliche Skepsis verfliegt schnell. Nach rund zweihunderfünfzig Kilometern auf zumeist nassen Straßen kann ich die Einschätzung der KTM-Testfahrer nur bestätigen. Der Mitas klebt in jeder Lebens- und Schräglage, überzeugt mit ausreichend Eigendämpfung und bleibt selbst bei beherzter Fahrweise und harten Bremsmanövern zielgenau auf Kurs. Und die Super Adventure S? Die bügelt alles glatt, was ihr unter die Federelemente kommt. Neu sind die Ventile zur Dämpfungseinstellung des semiaktiven Fahrwerks, das einen optionalen vollautomatischen Modus bietet. Ordert man die KTM mit Suspension Pro-Paket werden die weiterhin vorhandenen, klassischen Fahrwerksprogramme wie Sport, Street oder Comfort quasi überflüssig. Eine SCU-Unit berechnet aus Fahrweise, 6-Achsen-Sensoren und Fahrwerksreaktionen fortlaufend die passende Dämpfungseinstellung. Bei flotter Gangart liegt die Super Adventure damit straff auf der Straße, glänzt beim Bummeln und auf schlechtem Belag mit Komfort und nimmt diese Anpassungen während der Fahrt so unmerklich vor, dass der Fahrer nichts davon mitbekommt. Ein großer Teil der Überlegenheit, die die Super Adventure während der Fahrt ausstrahlt, ist diesem souveränen Fahrverhalten zuzuschreiben. Damit das unabhängig von der Beladung funktioniert, passt sich die Federvorspannung auf Wunsch automatisch an. Der Fahrer stellt nur noch die gewünschte Höhe des Hecks ein. Egal ob allein, zu zweit oder mit Gepäck: sinkt das Federbein unter der Last ein, schraubt das System es wieder hoch. Nachträgliche Änderungen am Niveau des Hecks können neuerdings sogar während der Fahrt vorgenommen werden. In Standardhöhe wirkt die KTM jedoch nahezu perfekt ausbalanciert.
Die schwarze Taste unterhalb des Warnblinkers schaltet die Zündung ein. Anlasser und Notaus teilen sich eine Wippe.
Neue Lenkerarmaturen mit frei programmierbaren Tasten
Gesteuert wird das voll einstellbare Fahrwerk über einen großen TFT-Bildschirm mit einer Diagonalen von sieben Zoll. Über den Auto-Modus hinaus können dort sämtliche Fahrwerksschräubchen an Gabel und Federbein unabhängig voneinander per Tastendruck verstellt werden. Zahlenwerte und Text im Konfigurationsmenü ersetzt KTM zumeist durch die grafische Darstellung der Maschine. Am 3D-Modell auf dem Display hebt und senkt sich das Heck, werden die Dämpfung der Gabel oder der Schlupf am Hinterrad anschaulich visualisiert. Das Ganze gelingt so anschaulich, dass ein Handbuch überflüssig ist. Auch wenn die Menüs während der Fahrt nicht gesperrt sind, sollte man die schier endlosen Einstellmöglichkeiten tunlichst im Stand abarbeiten. Mehr als einmal erwische ich mich dabei, dass ich mehr auf den TFT-Bildschirm starre als auf die Straße. Für die komplexe Bedienung entwarf KTM die Schaltereinheiten am Lenker neu. Links findet sich nun ein Vier-Wege-Fadenkreuz, an der rechten Armatur ein Zwei-Wege-Taster, dessen Funktionen vom Fahrer frei belegt werden können.
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Feinschliff am Zweizylindermotor mit 1.301 Kubikzentimetern Hubraum
Die einzige Gemeinsamkeit zwischen der alten 1290 Super Adventure und dem neuen Modell scheint ihr 1.301 Kubikzentimeter großer V2-Motor zu sein. Doch selbst der kam auf den Seziertisch. Präzisere Fertigungstechniken ermöglichen nun dünnere Gehäusewandstärken, ohne dadurch die Festigkeit zu beeinträchtigen. In seinem Inneren ersetzt ein leichtes Aluminiumrohr den Ölkanal durch das Gehäuse, für dessen Bohrung bisher die Gussform genügend Fleisch vorhalten musste. Allein dieser Kniff spart 800 Gramm. Aus Aluminium statt aus Stahl wird nun der Kupplungskorb gefertigt. Die im Winkel angeordneten Belagsflächen auf den Kupplungsreibscheiben, die wir bereits von der 890 Adventure kennen, hat auch die neue Super Adventure. Sie fördern bei niedrigen Drehzahlen mehr Öl durch die Kupplung, was deren Temperatur senkt und die Standfestigkeit erhöht.
Zwei kleine Kühler sind besser als ein großer
Insgesamt wurde der Motor rund ein Kilogramm leichter. Seinen Temperaturhaushalt optimieren zwei Einzelkühler an Stelle des zentralen, großen Kühlers des Vorgängers. Jeder von ihnen ist für einen der beiden Zylinder zuständig, wodurch das heiße Wasser des ersten nicht mehr in den zweiten gepumpt wird, bevor es zum Kühler abfließt. Die heiße Abluft kann ebenfalls seitlich aus der Verkleidung entweichen, statt auf den Motor zu treffen. Im Stop-and-Go-Verkehr kommt die reduzierte Abwärme auch mir zugute. Gemeinsam mit Doppelzündung und reduzierter innerer Reibung steigern all diese Maßnahmen die Effizienz der Verbrennung und helfen dabei, die volle Leistung des Vorgängers zu erhalten. „Eins draufzulegen, war dieses Mal nicht drin. Die Grenzwerte der Euro 5 sind mittlerweile zu streng“, scheint sich der Motorenentwickler für die 160 PS des Kraftprotzes beinahe zu entschuldigen. Die neue Edelstahl-Auspuffanlage mit zwei Katalysatoren und drei Lambdasonden bereinigt, was vom Gemisch übrig bleibt. Erstaunlich leise ist die neueste Generation der Super Adventure und laufruhig noch dazu. Ab rund 2.500 Touren serviert sie beinahe vibrationsfrei satten Vortrieb in allen Gängen. Nach oben hinaus gibt es ohnehin kein Halten. Der 1290er ist eine Wucht und trotz souveräner Leistung kinderleicht zu fahren.
Zwei Katalysatoren, drei Lamdasonden und ein großer Endschalldämpfer sind Zugeständnisse an die Abgasnorm Euro 5.
Neue Fahrwerksgeometrie mit mehr Last auf dem Vorderrad
In der neuen 1290 Super Adventure S ist der V2 um zwei Grad stärker nach vorn geneigt als bisher. Der Nachlauf fällt geringer aus und den Lenkkopf verschob KTM um fünfzehn Millimeter in Richtung Fahrer. Dadurch ist nicht nur der Lenker komfortabler zu erreichen, was das Vertrauen im Umgang mit der großen Enduro steigert. Die Maschine wurde dadurch auch handlicher und bringt mehr Last auf das Vorderrad. Um dennoch ihren Radstand und damit die Fahrstabilität zu erhalten, gleicht eine längere Schwinge die Differenz beinahe aus. Die Maßnahmen zeigen Wirkung. Am zielgenauen Einlenkverhalten der Super Adventure S gibt es nichts auszusetzen. Spielerisch lässt sich die vollgetankt rund 240 Kilogramm schwere Maschine von einer Kurve in die nächste werfen. Ab Geschwindigkeiten von rund 150 km/h täte ihr sogar etwas mehr Stabilität gut. Eine gewisse Anfälligkeit für Seitenwind ist der Super Adventure S nicht abzusprechen. Zugunsten eines stoischen Geradeauslaufs möchte ich die wunderbaren Handlingeigenschaften jedoch nicht opfern. Der Kompromiss scheint ideal getroffen.
Gepäck und Sozius dürfen mit auf Tour
Während der neue Rahmen in Herstellertradition aus Chrom-Molybdän-Stahl gefertigt wird, reduziert ein Aluminium-Heckrahmen das Gewicht. Zudem wurde er um fünfzehn Millimeter verlängert, was Raum für Gepäck und Sozia schafft. Gerade dem hinteren Sitzplatz widmete KTM viel Aufmerksamkeit und spulte unzählige Entwicklungskilometer ab – mit erfahrenen Sozia, heißt es. Selbst Angehörige der Mitarbeiter wurden dabei zu Rate gezogen, damit auch die Gattin nichts gegen den Kauf des neuen Traumbikes einzuwenden hat. Insgesamt elf verschiedene Sitzbankkombinationen ermöglicht die 1290 Super Adventure S. Eine davon ist sogar beheizbar. Diese Zahl ergibt sich aus einer Reihe von Zubehörbänken und der Tatsache, dass sich der vordere Teil der zweigeteilten Bank in der Höhe verstellen lässt. In niedriger Position schrumpft die Sitzhöhe um elf Millimeter gegenüber dem Vorgänger. Die Hohe legt 20 Millimeter drauf. Da ihr Schnitt im vorderen Bereich schmaler wurde und sich damit die Schrittbogenlänge reduziert, kommen nun auch Fahrer mit einer Körpergröße von 1,75 Metern sicher mit beiden Füßen auf den Boden. Riesen um die 1,90 Meter sitzen dennoch bequem.
Im Sattel der KTM 1290 Super Adventure S scheint kein Weg zu weit.
Reisetaugliche Ergonomie
Dass die Super Adventure zudem wunderbar ausbalanciert ist, macht sie umgänglich. Ihr dreiteiliger Tank senkt, wie bei der 890er, den Schwerpunkt, integriert sich dabei jedoch deutlich gefälliger in die Silhouette der Verkleidung. Die wurde beim aktuellen Modell schmaler und lässt die Super Adventure weniger wuchtig wirken als bisher. Um 55 Millimeter lässt sich die Scheibe einhändig in der Höhe verstellen. Links und rechts befindet sich dazu jeweils ein leichtgängiges Stellrad, das auch während der Fahrt problemlos erreichbar ist. Der gebotene Wetterschutz stellt selbst große Fahrer zufrieden.
Markant sieht der neu gestaltete LED-Scheinwerfer aus, der nun einen breiteren Lichtkegel auf die Fahrbahn projiziert und den Bosch-Radar-Sensor in die Fahrzeugfront integriert. Im Gegensatz zur Ducati Multistrada V4 verzichtet KTM auf den zweiten Sensor am Heck. Einen Totwinkelassistenten bietet die Super Adventure daher nicht. Dafür stellt der adaptive Abstandstempomat (ACC) aber zwei Modi zur Verfügung. Im Sport-Modus reagiert das ACC der KTM dynamischer auf Tempowechsel, im Comfort-Modus hingegen so elegant wie möglich. Egal ob Sport oder Comfort, der zeitliche Abstand zum Vordermann lässt sich in fünf Stufen von „very short“ bis „reichlich Platz“ justieren. Die Anreise ins kurvenreiche Zielgebiet gelingt damit äußerst komfortabel. Im Test arbeitet das System tadellos, erkennt den Vordermann und dessen Tempo sicher und bleibt selbst nach Gangwechseln mit Kupplung aktiv. Die Bremse oder der übergeschlossene Gasgriff deaktivieren es bei Bedarf.
Ausstattung ohne Ende
Das ACC zählt jedoch zu den aufpreispflichtigen Extras der 1290 Super Adventure S. Serienmäßig wird sie mit klassischem Tempomaten ohne Radarunterstützung ausgeliefert. Wer das Kassengestell für 18.500 Euro bestellt, bekommt dennoch drei Fahrmodi, drei Fahrwerksmodi, einstellbare Hand- und Fußhebel, das in der Neigung verstellbare TFT-Display, ein Kurven-ABS und die schräglagenabhängige Traktionskontrolle. Die beiden zuletzt genannten arbeiten in der Super Adventure so sanft, dass ihr Eingriff in der Regel unbemerkt bleibt. Selbst provozierte Bremsmanöver in tiefer Schräglage und Grobmotoriker am Gasgriff können die Super Adventure nicht aus der Ruhe bringen. Ein Verdienst von Bosch-Elektronik und -ABS-Modulator der neuesten Generation. Der lässt weiterhin zu, das Antiblockiersystem im Offroad-Modus am Hinterrad zu deaktivieren. Noch geländetauglicher wird die Super Adventure mit dem aufpreispflichtige Rally-Modus. Seine Möglichkeiten können jedoch nur versierte Fahrer vollumfänglich nutzen.
Das 7-Zoll-TFT-Display lässt sich in der Neigung verstellen.
Sinnvolle Ausstattungspakete
Im Dickicht der Zubehöroptionen den Überblick zu behalten, ist angesichts der Ausstattungsflut gar nicht so einfach. KTM erleichtert die Wahl: „Volle Hütte“ bietet das Tech Pack. Offroad-Enthusiasten können zum reduzierteren Rally Pack mit einstellbarer Traktionskontrolle, Rally-Modus und justierbarem Drosselklappenansprechverhalten greifen. Das beliebteste der kleineren Pakete dürfte sicherlich „Suspension Pro“ sein. Neben den bereits genannten Möglichkeiten Federung und Dämpfung individuell anzupassen, ergänzen die Fahrwerksmodi Auto, Offroad und der frei programmierbare Advanced-Modus die Einstellungsvielfalt. Außerdem ist dann ein Anti-Dive-System mit an Bord. Es verhindert sehr effektiv ein Abtauchen der Front und beruhigt das Maß an Bewegung im Fahrwerk der Super Adventure spürbar. Die Rückmeldung der Federelemente ist mit aktiviertem Anti-Dive jedoch eine Frage des Geschmacks. Das feinfühlige Ansprechverhalten der hochwertigen Gabel bleibt damit ein Stück weit auf der Strecke. Insbesondere auf der Bremse fühlt sich die Front an, als wären die Gabelholme mit Honig gefüllt. Das kann man mögen, muss man aber nicht uneingeschränkt gut finden.
Die Navigation wird per Smartphone aufs Display geholt
Das praktische Smartphonefach vor dem Tankdeckel dürfte hingegen uneingeschränkte Zustimmung finden. In seinem Inneren findet sich ein USB-Ladeanschluss, um das Mobilgerät während der Navigation über die KTM MY RIDE App mit Strom zu versorgen. Die Turn-by-Turn-Darstellung integriert sich so elegant und übersichtlich in die übrigen Cockpit-Anzeigen, dass ein externes Navi tatsächlich überflüssig scheint. Das Handy-Staufach ist zudem groß genug, um neben dem Telefon auch den Funkschlüssel der KTM zu verstauen. Nimmt man ihn mit und schließt die Super Adventure ab, ist auch das Tankfach verriegelt. Das Lenkschloss und der Tankverschluss sind ebenfalls in das schlüssellose System integriert. Ist der Sender in der Nähe, lässt sich der Tankdeckel übrigens immer öffnen. Auf die Zapfsäulen-Choreographie mit begrenztem Zeitfenster im Stile einer BMW verzichtet KTM.
Funkschlüssel mit ASA für verbesserten Diebstahlschutz
Der Sender des Schlüssels funkt dabei nicht permanent. ASA nennt sich das System, mit dem der Funksender nur auf Knopfdruck sein Signal abgibt. Den Anlass für ASA gab eine Masche der Langfinger, die das Funksignal des Schlüssels aufzeichnen und kopieren, um das Fahrzeug zu stehlen. Einige Versicherungen scheinen diese Sicherheitslücke bereits mit erhöhten Prämien abzustrafen. Mit ASA soll das nicht mehr passieren. Einmal freigeschaltet, lässt sich die KTM innerhalb von zehn Minuten starten, solange der Schlüssel in der Nähe ist. Bei Zwischenstopps bleiben nach dem Abschalten des Motors zudem fünf Minuten, um die Maschine erneut zu starten. Wem das zu unkomfortabel ist, kann dieses Sicherheitsfeature über das Menü vollständig deaktivieren.
Komfortabler gestaltet sich beim neuen Modell hingegen der Wechsel des Luftfilters. Er sitzt nun direkt unter dem Smartphonefach, das im geöffneten Zustand mit nur vier Schrauben entfernt werden kann. Der Filtereinsatz lässt sich dann nach oben herausziehen. „Eine Sache von fünf Minuten“, betont KTM. „Beim Vorgänger dauerte der Austausch rund anderthalb Stunden.“ Eine Zeitersparnis, die nicht nur Selbstschraubern zugutekommt. Auf der Werkstattrechnung macht sich das nach jeder Inspektion bemerkbar. Die steht für die Super Adventure dank großzügiger Intervalle aber nur alle 15.000 Kilometer auf dem Plan.
Der Hauptständer gehört zur Serienausstattung. Akrapovic-Auspuff, Koffer und Topcase sind KTM PowerParts.
Seitenkoffer mit unterschiedlichen Trägern
Die 1290er KTM kann also ungehindert auf die große Reise gehen. Bis zu zehn Kilogramm Gepäck pro Seite verstaut der Super Adventure-Fahrer in stabilen Koffern, die es in unterschiedlichen Ausführungen gibt. Offroad-Fahrer werden den starr montierten Halter bevorzugen. Auf Asphalt reduziert eine schwimmend gelagerte Variante die Einflüsse des Gepäcks auf das Fahrwerk. Ein Integralhelm passt in den linken der abschließbaren Behälter. Er fasst 38 Liter. Rechts bleiben 32 Liter. Der riesige Endschalldämpfer beansprucht den Rest. Ihm ist es dafür zu verdanken, dass die KTM zwar wunderbar klingt, aber trotzdem angenehm leise ist. Optisch schöner, aber nicht kleiner, ist der Zubehörauspuff von Akrapovic. Wer dauerhaft mit Koffern fährt, investiert sein Erspartes lieber in Treibstoff, denn vom Auspuff sieht man dann ohnehin fast nichts und mit einem Testverbrauch von 5,9 Litern auf einhundert Kilometern ist die 1290er keine Kostverächterin. Übel nimmt man ihr diesen Durst selten.
Fazit
Das Zusammenspiel aus laufruhigem, bärenstarkem V2, seidenweich agierenden Fahrhilfen und dem vollautomatischen semiaktiven Fahrwerk gehört zum Besten, was derzeit im Segment der Reiseenduros angeboten wird. In diesem Sinne hat KTM also nicht übertrieben. Sie haben tatsächlich das ultimative High-Performance Adventure Bike gebaut.