Fahrtest: Harley-Davidson Iron 1200 & Forty-Eight Special

Auf der Swiss-Moto präsentierte Harley-Davidson die neuesten Zuwächse der Sportster-Familie. Wir durften diese an der dalmatinischen Küste in Kroatien testen.
 Marvin Schoppe
 Alessio Barbanti


Küste in Kroatien testen. Was die Modellreihe von Harley-Davidson ausmacht, wird deutlich, wenn man diese im direkten Vergleich zur Road- bzw. Street-Glide fährt. Die Straßenkreuzer sind eher für gemütliche Touren mit langen Streckenverläufen zu gebrauchen, während die agilen Sportster für kleine Tagesetappen genau die richtigen Motorräder darstellen, um lässig von A nach B zu cruisen.


Ziel war es, den aktuellen Custom-Trend mit den traditionsreichen Sportstern und der Leistung des 1200er Evolution V-Twins zu kombinieren. Seit Einführung der Modelle im Jahr 1957 wurden diese immer wieder neu erfunden. Die Modifizierungen, die die Fahrer an ihren Maschinen vornehmen, werden von Harley weitergedacht und in den Sportstern, welche als Bobber, Chopper, Scrambler und Café-Racer auf den Markt kamen, im Custom-Look verarbeitet. Seit jeher bieten die Sportster eine ausgewogene Kombination aus Gewicht, Power und Charakter, was sie für eine Vielzahl an Fahrern und Fahrerinnen zu einem attraktiven Einstiegsmodell der Harley-Familie werden lässt. Aus diesem Trend des Customizings entstanden die beiden Neuen – Iron 1200 und Forty-Eight Special. 

 

 Harley-Davidson Iron 1200 Fahrbild
Die Anordnung des Mini-Ape-Lenkers, der Sitzposition und der Fußrasten ist choppertypisch auf der Iron 1200

Jede Menge Fahrspaß – Iron 1200

Neben der Iron 883 ist nun eine Iron 1200-Variante erhältlich. Typisch für die  Sportster handelt es sich hierbei um einen luftgekühlten V-Twin Evolution Motor, der 96 Nm Drehmoment und eine Leistung von 67 PS hervorbringt. Dabei setzt diese ein um 41 Prozent größeres Drehmoment frei als die „kleine“ Iron.  Resultierend daraus entwickelt sich ein kraftvoller Druck verknüpft mit jeder Menge Fahrspaß. Gerade in Kurven sowie Bergpassagen kann man die Leistung sehr gut spüren und eine agile Fahrweise wählen. Und allgemein bekommt man durch die Anordnung des Mini-Ape-Lenkers, der Sitzposition und der Fußrasten während des Fahrens ein gutes Gefühl für die Maschine – alles eben sehr choppertypisch. 
 

Mini-Ape-Lenker & Lampenmaske

Markante Änderungen der Silhouette

In puncto Design hat sich die Silhouette der Iron 1200 im Vergleich zu ihrer kleinen Schwester gerade durch den Lenker und die Lampenmaske markant verändert. Im Gegensatz zum Drag Bar-Lenker ragt nun ein Mini-Ape sehr gekonnt nach oben, was ein überlegenes Fahrgefühl bzw. eine erhabene Optik vermittelt. Die Scheinwerferverkleidung betont die Höhe des Lenkers und entlastet beim Fahren vom Fahrtwind. Auch wenn diese im Vergleich zu großen Scheiben als eher gering wahrgenommen wird, ist es im direkten Vergleich zur Forty-Eight Special ein erwähnenswerter Vorteil, gerade wenn man mit einem Jethelm unterwegs ist.   

 

Der bequeme Café-Solo-Sitz der Iron 1200

Kein „Brötchen-Motorrad”

Die Fahreigenschaften der Iron 1200 können sich zudem wirklich sehen lassen. Sie ist kein Motorrad, mit dem schnell die Brötchen vom Bäcker abgeholt werden, was sich auch auf den 12,5 Liter großen Tank zurückführen lässt. Nein – mit der Iron lassen sich wirklich angenehm längere Tagestouren fahren. Der Café-Solo-Sitz, der nebenbei verdammt gut ins Konzept passt, ist bequem gepolstert und sorgt für einen guten Halt nach hinten – als Fahrer sitzt man praktisch „im“ Motorrad. Gebremst wird die Maschine über das ABS-unterstützte Bremssystem, wie auch alle anderen Harley-Modelle. Dies funktioniert wirklich gut und vermittelt bei engen, schnellen Kurvenfahrten ein sicheres Fahrgefühl. Für kurvige Passagen kommen außerdem die Schleifkanten an den Fußrasten zum Einsatz. Ehe man mit seinem „Schätzchen“ den Boden ungewollt in Kontakt mit den Anbauteilen bringt, sorgen diese nämlich für ein gut hör- und fühlbares Feedback, um frühzeitig die Schräglage zu korrigieren. Durch das gute Handling lässt sich solch ein Eingriff sicher vornehmen und beherrschen, ohne dass sich das Motorrad in der Kurve aufstellt.  
 

Mattschwarzer Motor – 70er-Jahre Custom-Look

70er-Jahre Custom-Look – drei Farbvarianten

Hinsichtlich der farblichen Gestaltung bietet Harley-Davidson das Motorrad in drei möglichen Kompositionen an. Erhältlich ist dieses in Vivid Black, Twisted Cherry oder Billiard White, wobei die Scheinwerferverkleidung stets in Vivid Black gehalten ist. Den „coolen Look“ bekommt die Iron aber „mehr“ in den Varianten Twisted Cherry oder Vivid Black. Hier fügt sich der mattschwarze Motor, bzw. der gesamte Antriebsstrang einfach perfekt ins Erscheinungsbild ein. Ebenfalls schwarz beschichtet sind die 9-Speichen-Räder, der Zahnriemenschutz und die Riemenscheibe. Der 70er- Jahre Custom-Look wird schlussendlich von den mehrfarbigen Streifen am Tank akzentuiert. Für diejenigen unter uns, denen es nichts ausmacht, durchgeschüttelt zu werden, ist das Motorrad ab 10.955,-- Euro beim Händler zu haben. 

Eine charmante Art & Weise – „Schüttelfaktor”

Nebenbei bemerkt, ist der „Schüttelfaktor“ aber kein Nachteil am Motorrad, vielmehr ist dies die Charakteristik, die die Harley irgendwie vervollkommnet. Und genau wie bei der Iron 1200 schüttelt auch die Forty-Eight Special ihren Fahrer gehörig auf eine charmante Art und Weise durch. 

 

Viel Chrom an der Forty-Eight Special

„Nackte” Fakten sind nicht alles

Aber was ist an der Special eigentlich anders als an der Iron 1200? Schaut man sich die „nackten“ Fakten an, so ist auf den ersten Blick fast alles identisch. Geringe Abweichungen gibt es in den Abmessungen der Motorräder. Die Forty-Eight Special ist 35 mm kürzer, weist eine 30 mm niedrigere Sitzhöhe auf und hat 30 mm weniger Bodenfreiheit als die Iron 1200. Hinzu kommt, dass der Radstand etwas geringer ist und das Vorderrad eine andere Dimension aufweist. 
Wirklich „anders“ ist die Optik, auf die es bekannterweise bei einer Harley ankommt. So gleich die Maschinen auch sind, so viele Unterschiede lassen sich finden. Angefangen beim wohl auffälligsten Kontrast, der Motorgestaltung, springen einem die vielen Chrom-Applikationen direkt ins Auge. Wo bei der Iron ein mattschwarzer Motor zu finden ist, gibt es bei der Forty-Eight Special viel verchromte Finishes, die, in Kombination mit schwarzen Akzenten, den Stil des Bikes ausmachen und die Form des V-Twins gut hervorheben.

7,9 Liter „großer” Peanut-Tank

Entspanntes Cruisen – Forty-Eight Special

Platz finden die Fahrer einer Special auf dem gerippten Solo-Sitz, der ein minimalistisches Design bekommen hat. Die Sitzposition wird im Gegensatz zur Iron 1200 komplett geändert. Durch die nach vorne verlegten Fußrasten bekommen die Beine einen angenehmen Kniewinkel, was sich gerade beim entspannten Cruisen sehr vorteilhaft anfühlt und auch ist. Die Arme bzw. Hände werden durch den schwarz glänzenden, 18,4 Zentimeter hohen, Tallboy-Lenker in die Luft gehoben. Insgesamt sitzt man so wirklich entspannt auf dem Motorrad und kann es gut über die Straßen dirigieren. Durch diese Sitzposition lädt die Forty-Eight Special zum entspannten „Durch-die-Gegend-fahren“ ein. Knackige, schnelle Etappen rücken so in den Hintergrund, sind aber nicht unmöglich. Den höchsten der fünf Gänge eingelegt, genießt man das Blubbern des V-Twins, während man neidische Blicke am Straßenrand erntet. Die geringere Bodenfreiheit des Motorrades fällt in den Kurven kaum auf. Durch „langsameres“ Kurvenfahren, bedingt durch die Sitzposition, kippt man die Maschine ohnehin weniger in die Schräglage, sollte es doch etwas zu tief hinuntergehen, sorgen wiederum die Schleifkanten an den Fußrasten für den „Schutz“ am Motorrad. Sollte es etwas schneller zugehen, sorgt auch hier das ABS-unterstützte Bremssystem für eine ausreichende Sicherheit.

 

Vorverlegte Fußrasten am Evolutionmotor der Forty-Eight Special

Schicker „kleiner” Peanut-Tank

Kleiner „Wermutstropfen“ am Motorrad ist der kleine, aber sehr coole Peanut-Tank. Dieser hat ein Fassungsvermögen von 7,9 Litern Super Bleifrei, was schon auf die kurzen Etappenziele aufmerksam macht. Sollte kein Reservekanister in greifbarer Nähe aufzufinden sein, muss man wohl oder übel darauf achten, dass 
in der näheren Umgebung genügend Zapfsäulen zu finden sind. Bei einem Verbrauch von 5,2 Litern/100 km kommt man so auf eine maximale Reichweite von rund 150 Kilometern, je nach Fahrweise versteht sich. Trotzdem, gerade dieser Tank ist ein Blickfang am Motorrad. Als klassisches Designelement bietet die Motor Company diesen in den Farben Vivid Black, Wicked Red und Billiard White an. Anders als bei der Iron 1200 ändert sich an der Forty-Eight Special nur die Lackierung am Tank und nicht am ganzen Motorrad, die restlichen lackierten Teile bleiben in Vivid Black. Dadurch wird der Stellenwert des Tanks in der Gesamtoptik nochmals deutlich unterstrichen. 
 

Emulsionsstoßdämpfer der Sportster

Emulsionsstoßdämpfer richtig eingestellt

Um voranzukommen, rollt das Bike auf zwei 9-Doppelspeichen Leichtmetallgussrädern, die sich in der Größe des Vorderrades und ihrer Optik zur Iron 1200 unterscheiden. Um die Stöße von Bodenwellen oder Schlaglöchern zu absorbieren, findet man an beiden Bikes Emulsionsstoßdämpfer, die sich über Einstellschrauben anpassen lassen. Und das ist auch wirklich nötig, andernfalls spürt man nach wenigen Kilometern jede noch so kleine Unebenheit direkt im Rücken. Richtig eingestellt lässt sich dieses „Problem“ aber gut beheben, sodass eine angenehme Ausfahrt gewährleistet ist. Weiterer Unterschied der Motorräder ist der Preis. Die Forty-Eight Special ist etwas teurer als ihre Schwester. Aufgerufen wird ein Preis ab 12.195,-- Euro beim 

Harley-Händler um die Ecke. 
 

Die Arme & Hände werden in die Luft gestreckt – Tallboy-Lenker

Fakten & Leidenschaft

Schlussendlich hat Harley-Davidson zwei wirklich coole Motorräder im 70er-Jahre Custom-Stil auf den Markt gebracht. Auch wenn die bloßen Fakten der Maschinen nüchterne Zahlen aufweisen, machen beide dennoch viel Spaß beim Fahren. Und ohnehin, eine Harley kaufen wahrscheinlich die meisten Fahrer aus einer Leidenschaft heraus und nicht, weil sie einen schnellen Kurvensprinter fahren wollen. Genau diese Leidenschaft wird bei den beiden neuen Sportstern geweckt, sobald man den Zündschlüssel umdreht und die Motoren gestartet werden. 



#Cruiser#Harley-Davidson#Motorräder#Test#Vergleich
» Technische Daten anzeigen
Motorrad & Reisen Ausgabe 126 inklusive Hotel- und Reisespecial 2025
KTM 390 SMC-R – Driftiger Grund

Für KTM ist aufgeben keine Option und präsentiert eine schicke Supermoto in der Einsteigerklasse zu einem attraktiven Preis. Die 390 SMC-R könnte f...

Staudurchfahrt in Frankreich legalisiert

Nach 26 Jahren Diskussionen und Tests sind Staudurchfahrten in Frankreich offiziell legal. Die Legalisierung bringt jedoch klare Regeln und Strafen...

Hamburger Motorrad Tage 2025

Die Hamburger Motorradtage 2025 bieten vom 24. bis 26. Januar einen Überblick über Motorräder, Zubehör und Custom-Bikes auf über 35.000 Quadratmete...

Kawasaki bietet Hybrid-Modelle zum Aktionspreis an!

Ab sofort bietet Kawasaki die Ninja 7 Hybrid und die Z7 Hybrid mit Tageszulassungen zu einem stark reduzierten Aktionspreis an.

Neu: Wunderlich Bremshebeltieferlegungen

Wunderlichs Bremshebeltieferlegung erleichtert die intuitive, sichere Bedienung des Bremspedals mit tiefergelegten Fußrasten.