Hanspeter Küffer
Günter Schmied
GS – Das Kürzel ist für die Motorräder von BMW seit nunmehr 37 Jahren eine einzigartige Erfolgsgeschichte. GS steht für Gelände und Straße und damit für das vielseitige Einsatzspektrum dieser außergewöhnlichen Adventurebikes. Ganz besonders die großvolumigen Modelle mit dem Zweizylinder-Boxermotor sind in vielen Ländern seit Jahrzehnten unangefochtene Bestseller. Nach GS-Varianten mit Zweizylinder-Reihenmotoren und verschiedenen Einzylinder-Modellen lanciert BMW nun erstmals eine GS im Hubraumsegment unter 500 ccm. Mit der neuen G 310 GS will BMW in erster Linie in den Schwellenländern Asiens und Südamerikas auf breiter Basis Fuß fassen. Die G 310 GS wird von der TVS Motor Company, einem BMW-Kooperationspartner und führenden Zweiradhersteller in Indien, gebaut. Sie ist nicht wie die größeren Schwestermodelle zum Reisen, sondern viel eher für den breiten Alltagseinsatz konzipiert.
Die Zugehörigkeit zur GS-Familie ist unverkennbar. Vom hohen Frontfender im Entenschnabel-Design und dem charakteristischen Windschild über die markante Linienführung bis hin zum Heck mit der soliden Gepäckbrücke zeigt sie die klassischen Stylingelemente der großen Schwestermodelle. Einzig auf deren gewöhnungsbedürftige asymmetrische Lampengestaltung wurde verzichtet, was allerdings eher positiv zu werten ist. Durch die großzügigen Proportionen mit 19-Zoll-Vorderrad und langen Federwegen von je 180 Millimetern vorne und hinten wirkt die G 310 GS ziemlich erwachsen und wie ein Modell aus einem größeren Hubraumsegment. Beim Aufsteigen wird jedoch schnell klar, dass die kleinste GS in erster Linie für Personen der erwähnten Märkte entwickelt wurde. Durch die moderate Sitzhöhe von 835 mm und das geringe Schrittbogenmaß finden selbst kleinwüchsige Personen im Stand mit den Füßen sicheren Kontakt zum Boden.
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Die komplette Ausgabe 83/2017 von Motorrad & Reisen als PDF
Inhalt:
- PDF-e-Paper-Ausgabe - 100 Seiten
Zuletzt aktualisiert: 01.11.2017
Motorräder: Suzuki V-Strom 650XT, BMW K 1600 B, Triumph Street Triple, BMW G 310 GS, Yamaha TMAX, Yamaha XSR700/900, Yamaha WR250F & WR450F 2018
Touren: Nordhessisches Bergland, Leserreportage: Bergstraßen Andalusien, Unterwegs im mittleren Westen: USA, Mit Schwenker-Gespann und RT: Schwarzwald
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Touren: Nordhessisches Bergland, Leserreportage: Bergstraßen Andalusien, Unterwegs im mittleren Westen: USA, Mit Schwenker-Gespann und RT: Schwarzwald
Die Ergonomie ist BMW-typisch gut
Der Fahrer sitzt förmlich im Motorrad und verschmilzt sozusagen mit dem Bike zu einer Einheit. Breiter Lenker, aufrechte Sitzposition. Die Ergonomie passt – zumindest für Piloten mit einer Größe bis rund 180 Zentimeter. Aufgrund des relativ engen Kniewinkels empfiehlt sich Fahrern mit Gardemaß der um 25 mm dicker gepolsterte Sattel aus dem Zubehörangebot. Beim Blick nach vorne über den breiten Tank entsteht dagegen wiederum der Eindruck, auf einem richtig großen Motorrad zu sitzen.
Also, los geht’s. Starten, ersten Gang einlegen, Kupplung kommen lassen und – nichts geht. Motor abgewürgt. Der 313 ccm große Einzylinder vermag mit seinen 34 PS keine Stricke zu zerreißen. Er benötigt beim Anfahren deutlich höhere Drehzahlen, als erwartet. Auch geschaltet werden muss wesentlich öfter als bei hubraumstärkeren Bikes. Genau das funktioniert allerdings nicht immer butterweich, doch mit ein bisschen Nachdruck recht ordentlich. Selbst bei Drehzahlen unter 3.000 U/min nimmt der Vierventiler Befehle von der Gashand sauber an. Wer zügig unterwegs ist, lässt den Balken des digitalen Tourenzählers allerdings nie unter 6.000 U/min sinken. Feine Vibrationen gibt's trotz Ausgleichswelle über den gesamten Bereich. Störend sind die jedoch lediglich bei konstanter Geschwindigkeit, zum Beispiel beim Fahren auf der Autobahn.
Speziell erwähnenswert ist das ungewöhnliche Konzept des Motors, dessen Zylinder entgegen herkömmlichen Konstruktionen nach hinten geneigt und der Zylinderkopf um 180 Grad gedreht montiert ist. Der Einlasstrakt ist also vorne, der Auslasstrakt hinten. Durch diese eher unkonventionelle Bauart kann der Fahrzeugschwerpunkt weiter nach vorne verschoben werden. Unter Beibehaltung des unverändert kurzen Radstandes lässt sich zudem eine längere Schwinge realisieren, wodurch die Stabilität und der Fahrkomfort verbessert werden. Agiles Handling, klare Rückmeldung vom Vorderrad und optimierte Fahrzeugkontrolle sind weitere Vorteile.
Fahrwerksseitig baut die G 310 GS auf einen Stahlrohrrahmen in Gitterbauweise mit angeschraubtem Heckrahmen. Das Hinterrad wird von einer Aluschwinge mit direkt angelenktem Monofederbein geführt, dessen Vorspannung mit dem Bordwerkzeug angepasst werden kann. Die Vorderradführung und -federung übernimmt eine üppig dimensionierte Upside-down-Gabel. Anstelle der ansonsten im Adventure-Segment üblichen Drahtspeichenräder rollt die Baby-GS aus Kostengründen auf preiswerteren Gussrädern.
Mit vollem 11-Liter-Tank – das reicht für rund 300 Kilometer – bringt die G 310 GS lediglich 169,5 Kilogramm auf die Waage. Mit dem dermaßen leichten Gefährt lässt es sich spielerisch leicht um die Kurven wetzen. Die speziell für dieses Bike entwickelten Metzeler Tourance-Reifen (Karbon- statt Stahlgürtel) bieten gute Eigendämpfung und ausreichend Grip. Die relativ komfortable Abstimmung der Hinterhand haben wir um drei Stufen erhöht und sind damit sehr gut gefahren. In stehender Position – zum Beispiel beim Fahren im leichten Gelände über Schotterstraßen – passt die Ergonomie aufgrund des relativ tief positionierten Lenkers weniger gut. Dagegen funktionieren die ABS-Bremsen ordentlich, wenngleich sich routiniertere Fahrer einen klareren Druckpunkt sowie eine direktere, stärkere Verzögerung bei geringerem Zug am nicht einstellbaren Bremshebel wünschen.