Erste Fahreindrücke Suzuki V-Strom 1050 & 1050DE

Suzuki schickt die vierte Generation der großen V-Strom auf die Straße und ins Gelände. Technisch schließt sie auf zur Konkurrenz, optisch bleibt sie sich treu. Erste Fahreindrücke aus Griechenland.
Erste Fahreindrücke Suzuki V-Strom 1050 & 1050DE
Erste Fahreindrücke Suzuki V-Strom 1050 & 1050DE Zehn Zentimeter mehr Fahrweg vorn, neun Zentimeter mehr hinten, dazu drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit und ein um vier Zentimeter längerer Radstand: Die Enduro-Version V-Strom 1050DE legt gegenüber der Straßenversion V-Strom 1050 in vielen Belangen zu. Die Leistung ist identisch: 107 PS, 100 Nm
11 Bilder
11.02.2023
| Lesezeit ca. 6 Min.
Chippy Wood, Jason Critchell
Griechenland im Winter kann ganz schön frisch sein. Fünf Grad zeigt das Thermometer, als es morgens auf den ersten Turn geht mit der neuen Suzuki V-Strom 1050 & 1050DE. Wir sind in Loutraki am Golf von Korinth. Am frühen Abend wird ein Erdbeben der Stärke 3,1 auf der Richterskala das Hotel einmal kurz hüpfen lassen. Zuvor kämpft sich die Sonne wacker durch die Wolkendecke. Sie taucht die umliegenden, schneebedeckten Bergketten in verführerisches Licht. Das bitterkalte Meer leuchtet tief türkisblau. Ein herzerwärmender Tag. Auch dank der neuen V-Strom.

Mit der offiziell vierten Generation des Adventure-Klassikers serviert Suzuki wie erwartet ein grundsolides Motorrad. Leicht zu bedienen, easy zu fahren und ausgesprochen vertrauenerweckend im Handling. Ein On- und Offroad-Allrounder im besten Sinne: Draufsetzen, Gas geben, dem Alltag entfleuchen – die V-Strom passt wie ein maßgefertigter Wanderstiefel; eine schon legendäre Tugend der ausgereiften Reise-Suzi, die seit über zwei Jahrzehnten auf dem Markt ist und dem Wettrüsten des Wettbewerbs stets getrotzt hat, mit robuster Machart, eigenständigem Design und fairen Preisen.

Neue Offroad-Version V-Strom 1050DE mit 21-Zoll-Vorderrad

Suzuki V-Strom 1050 DE
Willkommen im Hier und Jetzt, Generation vier! 2002 hat Suzuki die V-Strom eingeführt, damals noch mit starkem Onroad-Fokus. 2013 und 2020 folgten Generation zwei und drei. Die 2023er-Bikes sind so gesehen eine Art „Major update“ des 2020er-Modells – neue Offroad-Version 1050DE inklusive
Zwei Versionen gehen im Frühjahr 2023 neu an den Start: die primär für die Straße bestimmte V-Strom 1050 mit 19-Zoll-Vorderrad im 10-Speichen-Design (ab 15.000,-- Euro) und die neue hochbeinige Offroad-Version V-Strom 1050DE mit Speichenrädern und 21-Zoll-Rad vorn (ab 15.800,-- Euro). Beide führen hinten eine 17-Zoll-Felge mit sich. Bei der DE – das Kürzel steht für Dual Explorer – wirkt diese optisch etwas lütt im Vergleich zum vier Zoll größeren Enduro-Vorderrad. Am formidablen Fahrverhalten der 1050XT-Nachfolgerin (19/17 Zoll) ändert das freilich nichts.
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198 kg Zuladung – das dürfte gern mehr sein

Suzuki V-Strom 1050 DE
Zehn Zentimeter mehr Fahrweg vorn, neun Zentimeter mehr hinten, dazu drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit und ein um vier Zentimeter längerer Radstand: Die Enduro-Version V-Strom 1050DE legt gegenüber der Straßenversion V-Strom 1050 in vielen Belangen zu. Die Leistung ist identisch: 107 PS, 100 Nm
Breiterer Lenker, mehr Federweg, mehr Bodenfreiheit, längerer Radstand, robuster Alu-Motorschutz, andere Farben – das neue Topmodell 1050DE hebt sich merklich von der „Basis“-1050 ab. Auch in Puncto Sitzhöhe und Gewicht: 880 mm zu 855 mm, 252 kg zu 242 kg. Angesichts des vergleichsweise hohen Schwerpunkts des Bikes, bedingt durch den massiven Rahmen und den großen Tank (20 Liter), sollte man sich Manöver auf engem Raum gut überlegen, wenn es an Beinlänge und/oder Gleichgewichtssinn mangelt. Auch bei der Endgeschwindigkeit kommen die Mehrkilos zum Tragen: Die 1050DE steht mit 195 km/h in den Papieren, die 1050 mit 205 km/h. Die Zuladung beträgt in beiden Fällen übersichtliche 198 kg.

Wirksamer Schutz vor Sturzschäden

Suzuki V-Strom 1050 Sturzbügel
Umgefallen? Kein Problem – die robuste V-Strom 1050DE hat massive Sturzbügel, die lästigen Schäden vorbeugen. Gegen Steinschlag von unten schützt ein massiver Motorschutz aus Alu. Der V-Strom 1050 genügt ein Kunststoff-Protektor
Ob mit oder ohne Gepäck: Fahrer unter 1,80 Meter werden sich auf der Straßenversion vermutlich sicherer fühlen. Bei der V-Strom 1050 bekommt man problemlos beide Füße auf den Boden (und nicht nur die Zehenspitzen). Zudem kann die Sitzbank – im Gegensatz zur 1050DE – noch um 20 mm abgesenkt werden. Dafür bedarf es allerdings des Bordwerkzeugs. Tröstlich für alle: Dank der massiven Gepäckbrücke lässt sich das Bike gut packen und vergleichsweise einfach wieder aufrichten. Die serienmäßigen Sturzbügel und die recht breit abstehenden Soziusfußrasten bilden einen guten Schutz vor Beschädigungen. Ablegen im Gelände oder beim unkonzentrierten Abstellen bleibt somit meist folgenlos.

Optimaler Knieschluss, überzeugendes Fahrwerk

Im Gelände zeigt sich die 1050DE erfreulich leichtfüßig: Der Knieschluss funktioniert optimal, das Bike lässt sich bereitwillig durch Gewichtsverlagerung dirigieren, die voll einstellbare Kayaba-Federung macht einen tadellosen Job. Das Fahren im Stehen klappt dank der breiten Fußrasten prima. Die Gummis lassen sich per Werkzeug herausoperieren, dann steht man auf gezacktem Stahl (1050: Aluminium). Der Lenker könnte minimal höher sein. Bei Bedarf optimiert ein Raiser die Ergonomie.

Gravel-Modus und abschaltbares Hinterrad-ABS für die 1050DE

Suzuki V-Strom 1050 DE Offroad
Driften leichtgemacht: Die 1050DE kommt serienmäßig mit Gravel-Modus und abschaltbarem Hinterrad-ABS. Auf beides muss die primär für den Straßeneinsatz konzipierte V-Strom 1050 verzichten
Ein feines Gelände-Goodie ist der serienmäßige Gravel-Modus, den Suzuki der 1050DE spendiert. Er erlaubt etwas mehr Schlupf am Hinterrad. Wer gern den Schotter fliegen lässt, wird das G-Zeichen im neuen 5-Zoll-Farbdisplay lieben. Das ABS am Hinterrad lässt sich bei der DE mit wenigen Klicks abschalten. Fahrer der Basis-1050 müssen auf diese Funktion verzichten. Dafür können sie ihren Windschild per Hand um fünf Zentimeter verschieben. DE-Fahrer benötigen hierfür Werkzeug. Beides funktioniert nur im Stand.

Der erste und sechste Gang sind jetzt länger übersetzt

Die V-Strom folgt der Blickführung willig und hängt schön am Gas. Der V2-Motor kommt dank neuer Übersetzung jetzt kerniger von unten heraus. Der erste und der sechste Gang sind länger übersetzt. Ein fein abgestimmter Blipper ist serienmäßig. Rauf- und Runterschalten funktionieren also auch ohne Kupplung einwandfrei. Typisch Twin, fühlt sich der 1.037-ccm-Zweizylinder im mittleren Drehzahlbereich am wohlsten. Lautstarke Leistungsbekundungen verkneift er sich. Der Sound ist sonor und angenehm. Nicht zu laut, nicht zu dünn, auf unaufdringliche Weise präsent.

Drei Power-Modi und 6-Achsen-IMU

Suzuki V-Strom Display
Brillantes Display: Der neue 5-Zoll-Farbbildschirm ist hochauflösend und sehr gut ablesbar. Darstellung und Infodichte sind zeitgemäß, das Bedienmenü ist übersichtlich und selbsterklärend
Drei Powermodi hat Suzuki für das Major-Update seines Adventure-Klassikers komponiert. Sie regeln das Ansprechverhalten der Ride-by-Wire-Gassteuerung. Aktiviert werden sie über das übersichtliche Bordmenü. Werksseitig ist der sanft ansprechende Modus „B“ (Basis) eingestellt. „A“ wie Aktiv steht für eine sehr direkte, spitze Reaktion auf Gasbefehle, „C“ wie Comfort für ein leicht verzögertes, eher gemächliches Ansprechen. Die Leistung beträgt in allen drei Powermodi wie gehabt 107 PS bei 8.500 Umdrehungen pro Minute und 100 Nm bei 6.000 U/min. Damit liegt die Suzi auf dem Niveau der Honda Africa Twin (102 PS, 105 Nm, ab 15.290,-- Euro).
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Abschaltbare Traktionskontrolle und Kurven-ABS

Die serienmäßige 6-Achsen-IMU (Inertial Measurement Unit) von Bosch ermöglicht unter anderem ein schräglagenabhängig agierendes Kurven-ABS. Im Zusammenspiel mit der dreistufigen Traktionskontrolle (abschaltbar) sorgt das Elektronikpaket für hohe Sicherheitsreserven auf der Straße und im Gelände. Die regelbaren Eingriffe erfolgen fein dosiert und zur rechten Zeit. So soll das sein.


Drei Farbmixe hat Suzuki für jedes Modell angemischt. Die 1050 gibt es in Metallicblau/Mattschwarz, Mattgrau/Mattschwarz und Schwarz/Schwarz (glänzend/matt), die 1050DE in Gelb/Silber, Blau/Weiß und Schwarz/Schwarz. Die Zubehörliste ist lang und zielführend: Topcase mit 35/56 Liter (Kunststoff) oder 38 Liter (Alu), Seitenkoffersets (26–37 Liter), hoher Touring-Windschild, Tankrucksack mit Ringbefestigung, Nebelscheinwerfer, Rückspiegelverlängerung – was es halt so braucht für die große Reise. Denn eins ist mal klar: Hinaus in die weite Welt wollen beide V-Stroms.

Den ausführlichen Fahrtest zu Suzukis neuen Stromern findet ihr in M&R Ausgabe 115 und auf als Plus-Inhalt auf motorradundreisen.de
 Pro
  • durchzugsstarker Motor
  • überzeugende Fahreigenschaften
  • hilfreiches Elektronikpaket
  • wertiges Finish
 Contra
  • relativ hohes Gewicht
  • Windschild während der Fahrt nicht verstellbar
  • Fußrastengummi 1050DE nur per Werkzeug entfernbar
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Suzuki V-Strom 1050DE - Baujahr: 2023
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