Fahrbericht Royal Enfield Guerrilla 450

Royal Enfield stellt der Himalayan 450 die neue Guerrilla 450 zur Seite. Gleiche Plattform, gleiche Leistung, aber weniger Gewicht. So fährt der Neo-Roadster.
Fahrbericht Royal Enfield Guerrilla 450
Fahrbericht Royal Enfield Guerrilla 450 Erkannt? Der kleine Bürzel am Ende des hinteren Kotflügels schmückt auch das Heck der Royal Enfield Himalayan 450
12 Bilder
27.07.2024
| Lesezeit ca. 8 Min.
Royal Enfield
Wir haben es ja bereits angekündigt: Es gab ein Embargo – sprich: ein zeitliches Veröffentlichungsverbot – auf die Fahreindrücke der neuen Royal Enfield Guerrilla 450. Das ist am 27. Juli 2024 um 06:30 Uhr deutscher Zeit ausgelaufen. Insoweit, tadaa, dürfen wir euch jetzt offiziell erzählen, wie sich die Street-Style-Schwester der Himalayan 450 auf der Straße schlägt. Und so viel sei vorab verraten: Da steht ein erfreulich unkompliziertes Fahrspaßmonster in den Startlöchern!

Die wichtigsten technischen Daten zum neuen „Real Roadster“ von Royal Enfield haben wir ja bereits direkt nach der exklusiven Fahrpräsentation in Barcelona veröffentlicht (16.07.2024, siehe unten): 40 PS, 40 Nm, 184 Kilogramm fahrbereit, Startpreis ab 5.290,-- Euro. Jeder, der ein Herz für coole Motorräder hat und wenigstens im Besitz eines A2-Führerscheins ist, darf sich auf ein leichtes, munteres und durchaus „zutrauliches“ Bike freuen. Dann mal rauf da!

Moderate Sitzhöhe, ambitionierte Sitzposition

Sitzbank
Darf es ein bisschen mehr sein? Die abgenähte Komfortsitzbank gibt es als Original-Zubehörteil von Royal Enfield. Der zweistufige Seriensitz kommt ohne Zierrat aus
Das Bein schwingt easy übers flache Heck. In 780 Millimeter Höhe landet der Pöter weich in einer schön ausgeformten Sitzmulde; beide Füße erreichen locker den Boden. Wasserabweisender Tech-Bezug, erhöhte Beifahrerposition, gute Platzverhältnisse für Fahrer und Sozius. Passt. Nach den knapp 160 Testkilometern, die wir im Großraum Barcelona abreiten, keimt der Wunsch in mir, auch mal den optionalen Komfortsitz über eine längere Strecke zu testen. Der überzeugt nicht nur optisch mit Lederoptik und markanten Abnähern auf dem Fahrerplatz, sondern sei auch etwas besser gepolstert als der eher softe Seriensitz, heißt es bei unserem Zubehör-Workshop. Ausprobieren konnten wir die Aufpreis-Sitzbank beim Erstausritt zwar nicht. Dafür überzeugte die vorabendliche Sitzprobe im Zuge der Pressekonferenz.
Downloads & Produkte zum Thema

Auf sportliche Art entspannt

Die Sitzposition auf der Guerrilla 450 ist, tja, nennen wir es mal „auf sportliche Art entspannt“. Der Fahrer sitzt leicht nach vorn geneigt. Unterschwelliger Attacke-Modus, sozusagen, aber keineswegs angestrengt oder unbequem; der Kniewinkel gefällt (bei knapp 1,80 Meter Größe). Es geht um dynamische Fortbewegung, daran lässt die zackig einlenkende Kurven-Partisanin keinen Zweifel. Fast unwillkürlich fährt man die Ellenbogen nach außen aus und duckt sich in Richtung Lenker. Der ist angenehm breit und schärft das Gefühl fürs Vorderrad, wie sich außerhalb des zähen Stadtverkehrs rasch zeigt.

Erbauliche Zwischensprints

Royal Enfield Guerrilla 450
Aus dem Weeeeg!!! Wie schnell der schnieke Neo-Roadster Guerrilla 450 fährt, hat Royal Enfield noch nicht verraten
Entflieht man der katalanischen Hafen-Metropole, blüht die neue Royal Enfield förmlich auf. Sie hängt schön am Ride-by-wire-Gas, der Sound verwöhnt und schwillt ab 4.500 Touren herrlich an, die sechs Gänge rasten exakt ein. Kupplungs- und Bremshebel sind zwar nicht einstellbar, liegen aber gut zur Hand. Die simple, nicht verstellbare Federung (nur Vorspannung hinten) macht einen soliden, unaufgeregten Job. Bei identischer Leistung bringt sie fahrbereit zwölf Kilogramm weniger auf die Waage als die Himalayan 450. Das macht sich natürlich positiv bemerkbar, speziell bei den erbaulichen Zwischensprints. Mehr als 85 Prozent des Drehmoments stehen bereits ab 3.000 U/min zur Verfügung. Kurven und Kehren nimmt die Guerrilla locker und selbstbewusst. Die Ceat-„Gripp“-Reifen vermitteln Vertrauen. Unaufgeregt verrichten sie ihren Job. Das grobe Blockprofil erinnert an Scrambler-Pneus.

Zwei Fahrmodi, keine Traktionskontrolle

TFT-Kombiinstrument
Auf dieses Kombiinstrument ist Royal Enfield mächtig stolz: Es ist das erste runde TFT-Display mit großflächiger Navigation (nicht im Bild). Die Anzeigen für den eingelegten Gang und die Geschwindigkeit – hier mittig im schwarz-goldenen Rahmen – machen sich bei aktiver Routenführung auf Wunsch klein und wandern an den unteren Rand des Bildschirms
Technischen Schnickschnack verkneift sich Royal Enfield weitgehend, sieht man vom smarten, von der Himalayan 450 bekannten TFT-Kombiinstrument mal ab. Zwei Fahrmodi sind an Bord: Eco (verbrauchsoptimiert) und Performance (temperamentvoller). Gefühlt sind die Unterschiede zwischen den Fahrprogrammen verhältnismäßig gering. Hinten schlägt das ABS recht früh an, ohne es zu übertreiben; am Vorderrad meldete es sich kein einziges Mal zu Wort. Die Einscheibenbremsen (vorn 310 mm, hinten 270 mm) greifen adäquat und sind gut dosierbar. Anders als bei der Himalayan ist das Hinterrad-ABS nicht abschaltbar. Wozu auch? Die Heimat der Guerrilla ist die Straße, auch wenn sie einen Hauch von Ducati Scrambler versprüht. Auf eine Traktionskontrolle verzichtet Royal Enfield bei den 450er-Neuheiten. „Hast du sie vermisst unterwegs?“, fragt einer der Designer nach der Testfahrt. Äh, nö. Auf Spaniens trockenem Asphalt nicht.

Jede Menge Fahrspaß

Royal Enfield Guerrilla 450
2.145 mm Roadster-Fun in voller Fahrt. Trocken wiegt die Royal Enfield Guerrilla 450 schlappe 173 Kilogramm, fahrbereit sind es knackige 184 kg. Zwei Fahrmodi stehen zur Wahl: Eco und Performance
Über zu kurz werdende Jackenärmel müssen sich Guerrilla-Interessenten keine Sorgen machen: Die neue 450er marschiert zwar durchaus ambitioniert nach vorn, verzichtet aber erwartungsgemäß darauf, dem Fahrer die Arme brutal langzuziehen. Das dürfte in dieser Leistungsklasse aber auch niemand erwartet haben. Jede Menge Fahrspaß vermittelt sie dennoch – da ist sie ganz Roadster, wie versprochen. Die laufenden Kosten dürften sich erfreulich im Rahmen halten: Auch bei forscher Fahrt verbraucht sie kaum mehr als drei bis dreieinhalb Liter auf 100 Kilometer. Die Erstinspektion (ohne Ventile) liegt nach 500 Kilometern an, danach dann in 10.000-Kilometer-Intervallen.

Fazit Royal Enfield Guerrilla 450

Royal Enfield Guerrilla 450
Erkannt? Der kleine Bürzel am Ende des hinteren Kotflügels schmückt auch das Heck der Royal Enfield Himalayan 450
Royal Enfield preist die neue Guerrilla 450 als „Premium-Roadster“ an. Neben Optik und Fahrspaß überzeugt der Preis: Los geht es in Deutschland ab 5.290,-- Euro. Das macht 300,-- Euro weniger als für die Triumph Speed 400 (mit abschaltbarer Traktionskontrolle und Upside-Down-Gabel) – und ist ziemlich genau das Doppelte des Einstandskurses im Heimatland Indien (ab 239.000,-- IHR). Als der Guerrilla-Kampfpreis bei der Weltpremiere in Barcelona verkündet wurde, rasteten die anwesenden indischen Kollegen schier aus. Der Preis ist heiß. Dort wie hier.

„The return of the real Roadster“ – das ist doch mal ein Versprechen. Die markigen Worte prangen auf zwei riesigen Videoleinwänden in einem schmucken Stadtpalast. Davor stehen drei Farbvarianten des Motorrads, das dieses Versprechen einlösen soll: die neue Royal Enfield Guerrilla 450 – mit charakteristischen Doppel-R in der Mitte. Das Bike, das in Lateinamerika als Royal Enfield GRR 450 auf den Markt kommen wird, ist ein echter Knaller, optisch wie preislich. Auf Social Media haben wir es ja bereits „in Echtzeit“ berichtet: Los geht es ab 5.290,-- Euro in Deutschland und dann in zwei kleinen Schritten nach oben. Die Preise für Österreich und die Schweiz folgen in Kürze.
Deine meinung zählt
Was denkt ihr über Ducatis Weg mit den neuen Panigale V2 und Streetfighter V2?

Weltpremiere in Barcelona

Wir sind in Barcelona, Innenstadt, unweit des Hafens. Royal Enfield hat zur Weltpremiere geladen. Partytime mit donnernden Techno-Beats und Gästen aus aller Welt. Tagsüber konnten wir exklusiv schon mal auf Testfahrt gehen im Hinterland der Katalanen-Metropole. Unsere Fahreindrücke dürfen wir allerdings erst am 27. Juli 2024 veröffentlichen – bis dahin gilt ein Embargo. Was bereits verraten werden darf, sind die technischen Daten und die Preise des modern gestalteten Neo-Roadsters, mit dem Royal Enfield optisch Neuland betritt.

Schwestermodell der neuen Himalayan 450

„Die Guerrilla 450 ist unsere Interpretation eines modernen Roadsters“, sagt Siddhartha Lal, der charismatische Chef von Royal Enfield und Managing Director von Konzernmutter Eicher Motors Ltd. „Sie basiert auf derselben Plattform wie die Himalayan, ist aber auf Roadster-Performance getrimmt. Dadurch fühlt es sich beim Fahren aufregend anders an.“ Sid, wie ihn hier alle nennen, hat einige Etappen der circa 160 Kilometer langen Fahrpräsentation persönlich begleitet. Sein Eindruck: Die Guerrilla bringt genau das zum Ausdruck, wofür Roadster schon immer gedacht waren. Sie ist extrem reaktionsfreudig und bei alltäglichen Geschwindigkeiten toll zu fahren, begeistert aber genauso, wenn man sie mit Vollgas durch alle Gänge hochschaltet. 
 Sid Lal

40 PS und 40 Nm

Royal Enfield Guerrilla 450 Motor
Der wassergekühlte Einzylinder mit 452 ccm Hubraum arbeitet auch in der Himalayan 450
40 PS bei 8.000 Umdrehungen pro Minute, 40 Nm bei 5.500 Touren – die Leistungsdaten des wassergekühlten Einzylinders kennen wir von der Himalayan 450. Beide Maschinen stehen auf der Sherpa 450 getauften neuen Plattform von Royal Enfield. Ein Blick auf die technischen Daten (siehe Tabelle unten) zeigt: Die Guerrilla 450 ist kürzer, flacher und vor allem leichter als die Himalayan. Mit 184 Kilogramm bringt sie laut Datenblatt zwölf Kilo weniger auf die Waage bei identischer Leistung. Die Sitzhöhe beträgt moderate 780 mm, der Radstand kommode 1.440 mm. Mehr als 85 Prozent des Drehmoments stehen ab 3.000 U/min zur Verfügung. Das wassergekühlte System verfügt über eine integrierte Wasserpumpe, einen Zweikreiskühler und einen internen Bypass, „was eine Temperaturkontrolle für Spitzenleistungen unter allen Bedingungen gewährleistet“, so Royal Enfield.

Knackiger Neo-Roadster für die Mittelklasse

Royal Enfield Guerrilla 450 Modelle
Mut zur Farbe. Von links: Guerrilla 450 in den Lackierungen Yellow Ribbon, Gold Dip und Brava Blue
„Gebt uns kein Plastikspielzeug“ und „Wir wollen keinen weiteren Klon“ – das sind laut Sid Lal die bei internen Befragungen am häufigsten geäußerten Kundenwünsche. Mark Wells, Chefdesigner von Royal Enfield, hat das sichtbar beherzt und gewohnt stilecht umgesetzt. Devise: Royal-Enfield-DNA, aber ein neuer, moderner Look. Das Ergebnis ist ein knackiger Neo-Roadster für die boomende Mittelklasse (Führerscheinklasse A2). Breiter und flacher Tank (11 Liter), an den Seiten ikonisch ausgestellt. Schwarze Frontgabel mit Faltenbälgen. Knorrige Scrambler-Reifen von CEAT auf 17-Zoll-Rädern – hinten in der Dimension 160/60, vorn in 120/70. Dazu ein LED-Rundscheinwerfer und kleine LED-Blinker, die leider nicht selbsttätig ausgehen. Anders als bei der Himalayan lässt sich das Hinterrad-ABS nicht abschalten. Auf eine Traktionskontrolle verzichtet Royal Enfield bei der Guerrilla; die sei in dieser Leistungsklasse nicht vonnöten. Der Durchschnittsverbrauch beträgt 3,38 Liter auf 100 Kilometer. Das ergibt rein rechnerisch eine Reichweite von 325 Kilometern mit einer Tankfüllung.

Drei Preisklassen ab 5.290,-- Euro

TFT-Display Royal Enfield Guerrilla 450
Die Basisvariante kommt mit zwei Instrumenten: links Pfeilnavigation, rechts Kombiinstrument
Die Preise im Detail: Ab 5.290,-- Euro gibt es die Guerrilla 450 in der einfarbigen Variante „Smoke Silver“. Sie fällt in die Preisklasse „Analogue“, bedeutet: Auf das von der Himalayan 450 bekannte, „Tripper Dash“ getaufte Rund-TFT-Display mit Google-Maps-Integration müssen die Käufer des Basismodells verzichten. Die zweite Preisklasse nennt sich „Dash“ und startet einen schmalen Fuffi höher (ab 5.340,-- Euro). Neben dem wirklich empfehlenswerten TFT-Kombiinstrument bietet sie zwei Farbvarianten: „Dip Gold“ (zweifarbig Gold/Rot) und „Playa Black“ (Schwarz mit farbigen Applikationen). Am oberen Preisende („Flash“, ab 5.540,-- Euro) rangieren die Varianten „Yellow Ribbon“ (zweifarbig Gelb/Schwarz mit lilafarbenen Applikationen) und „Brava Blue“ (zweifarbig Weiß/Blau mit quitschblauem Vorderrad). Ab Mitte August 2024 startet der Verkauf.

„Roadster mit Charakter“

Ein rassiger Roadster mit Charakter – in dieses Horn stößt laut Pressemitteilung auch B. Govindarajan, CEO von Royal Enfield: „Als wir die Sherpa-450-Plattform entwickelten, schwebten uns ein Adventure-Tourer und ein Roadster der Superlative vor, die unverkennbar Royal Enfield sein würden. Die Guerrilla 450 ist genau das – ein Roadster mit Charakter. Die Dynamik unterstreicht den Charakter des Motorrads und bietet Leistung, hohe Stabilität und leichte Manövrierbarkeit. Die Tests dieses Motorrads und unsere Fahrten rund um die Welt haben unglaublich viel Spaß gemacht. Sie wächst einem mit der Zeit ans Herz und vermittelt immer mehr Selbstvertrauen.“

Mehr dazu und ob wir die Fahreindrücke des Herstellers teilen, dann am 27.07.2024 auf motorradundreisen.de und auf unserem Youtube-Channel.
 Pro
  • hoher Fahrspaßfaktor
  • moderne Optik
 Contra
  • Hebel (Kupplung/Bremse) nicht einstellbar
  • Seriensitzbank relativ soft gepolstert
  • Blinker gehen nicht selbsttätig aus
Bewertung abgeben
Deine Meinung zählt
Royal Enfield Guerrilla 450 - Baujahr: 2024
Deine Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Jetzt mitreden – deine Meinung zählt!
Schon dabei? und mitdiskutieren!
WYSIWYG-Editor, text_commentForm_67f958cde0ce7
Ihr Kommentar wird abgespeichert...
Kommentare (3)
avatar
ShadowRider82
16.08.2024 11:42


einstellbare Kupplungs- und Bremshebel könnt man langsam mal erwarten...
avatar
MagicMike
29.07.2024 07:04


Ich finde es ganz angenehm, dass der neue Roadster auf übertriebenen technischen Schnickschnack verzichtet und sich stattdessen auf das Wesentliche konzentriert. Ein einfaches, unkompliziertes Bike zu haben, das sich auf das Fahrerlebnis fokussiert, spricht mich echt an. An Bord zu sein, ohne von zu vielen Einstellungsmöglichkeiten abgelenkt zu werden, scheint mir die richtige Herangehensweise für ein Motorrad, das den Spaß am Fahren in den Vordergrund stellt. 
avatar
Rio
28.07.2024 20:29


Ein weiteres schönes Bike von Royal Enfield, nur glaube ich das der für Deutschland und Österreich zuständige Importeur nicht Inder Lage sein wird das Bike zeitnah zur Verfügung zu stellen!