Fahrbericht Livewire S2-Modelle – Alpinista, Del Mar und Mulholland

Harley-Tochtergesellschaft LiveWire baute ihr Angebot an Elektromotorrädern zuletzt weiter aus. Zwei neue S2-Modelle sollen den stotternden Absatz ankurbeln.
Fahrbericht Livewire S2-Modelle – Alpinista, Del Mar und Mulholland
Fahrbericht Livewire S2-Modelle – Alpinista, Del Mar und Mulholland Die S2 Mullholland zeichnet sich unter anderem durch einen kürzeren Federweg am Hinterrad aus
8 Bilder
13.04.2025
| Lesezeit ca. 4 Min.
Fotomotor Thau
Es wäre übertrieben zu behaupten, dass die Berliner unserer kleinen Testflotte von E-Motorrädern echte Aufmerksamkeit gezollt hätten. Es war ihnen herzlich egal, dass wir mit acht E-Motorrädern an einem kühlen Märztag lokal, emissionsfrei und auch ausgesprochen lärmarm vom östlichen Stadtbezirk Lichterfelde nach Berlin-Mitte ins Regierungsviertel geschnurrt sind und uns auch wieder zurückgekämpft haben. Mit klarem Blick taxiert, haben sich die Berliner also ungefähr genauso verhalten wie Motorradkäufer: Die würdigen bisher die E-Flitzer generell kaum eines Blicks, weshalb Marken wie der Elektropionier Zero, aber auch LiveWire sich enorm schwertun, auf Touren zu kommen. Gerade mal 612 Fahrzeuge haben die Amis letztes Jahr absetzen können – weltweit.
infotainment

LiveWire baut S2-Palette auf drei Modelle aus

S2 Alpinista
Die S2 Alpinista übernimmt mit 17-Zoll-Rädern vorne und hinten und steiler stehender Gabel den spontan-sportlichen Part
Das soll, trotz Preisen um 19.000,-- Euro, künftig anders werden, sagte man sich in Milwaukee, wo auch die unter Strom stehende Harley-Tochter LiveWire ihren Sitz hat. Zu diesem Zweck entwickelte man zusätzlich zum Modell S2 Del Mar zwei weitere S2-Versionen. Die sind antriebsseitig selbstverständlich identisch, unterscheiden sich aber im Lenkkopfwinkel und damit in der Konzeption wie auch in den Radgrößen und der Sitzposition. Die S2 Alpinista übernimmt dabei mit 17-Zoll-Rädern vorne und hinten und steil stehender Gabel den spontan-sportlichen Part, die S2 Mulholland orientiert sich, mit ihrem 19 Zoll großen Vorderrad und dem 17-Zöller hinten sowie mit erhöht montierter Lenkstange, am Cruiser-Segment. Bequem genug für kürzere Strecken, das sei vorausgeschickt, erscheinen alle drei, wobei die Alpinista mit dem schmaleren Lenker im Vergleich ein Quäntchen zurückliegt.

86 PS und 263 Newtonmeter Drehmoment

E-Motor
Angetrieben werden alle drei von einem 86 PS starken E-Motor, der das fast schon sagenhaft hohe Drehmoment von 263 Newtonmetern stemmt
Angetrieben werden alle drei von einem 86 PS starken E-Motor, der das fast schon sagenhaft hohe Drehmoment von 263 Newtonmetern stemmt. Kein Wunder, dass der Spurt auf 100 km/h in drei Sekunden machbar ist, zumal die Bikes unter 200 Kilogramm wiegen. Hohe Tempi sind aber nicht Sinn und Zweck des LiveWire-Trios, denn als vorrangiges Einsatzgebiet gilt der urbane Bereich. Hier kommt es auf Handlichkeit und leichte Manövrierbarkeit an; große Reichweiten stehen nicht im Vordergrund.

Design mit viel Liebe zum Detail

Akku
Sehr gelungen erscheint insbesondere die Gestaltung der verrippten Akku-Körper
Das ist auch gut so, denn der nominal 10,5-kW-Akku liefert nach dem europäischen WMTC-Messverfahren im kombinierten Einsatz Energie für 111 (S2 Del Mar) bis 122 Kilometer (Alpinista und Mulholland); das Wiederaufladen erfolgt wahlweise über Nacht an der Haushaltssteckdose oder in zweieinhalb Stunden an Level-2-Ladestationen. Für den Stadtbetrieb werden knapp 200 Kilometer Reichweite genannt, was sicherlich ausreichend ist, während um die 120 Kilometer über Land knapp bis frustrierend erscheinen. Besitzer des Führerscheins A2 werden vom Kauf einer Livewire S2 keineswegs ausgeschlossen: Weil die Dauerleistung des Motors lediglich 30 kW/41 PS erreicht, dürfen sie dennoch die nicht permanent verfügbare volle Leistung genießen.
Die Elektronikausstattung der drei S2-Versionen ist üppig: Es gibt jeweils vier vorkonfigurierte Fahrmodi, die sich in der Spontaneität der Gasgriff-Regelung und in der Leistungsmenge unterscheiden, zudem stehen zwei individuell konfigurierbare Modi zur Wahl. Außerdem sind die drei Fahrzeuge mit einer Sechsachsen-Messeinheit ausgerüstet, wodurch das ABS, die Traktionskontrolle und die Motorschleppmomentregelung schräglagenoptimiert werden.

Showa-Fahrwerk und Brembo-Bremsen

S2 Mullholland
Die S2 Mullholland zeichnet sich unter anderem durch einen kürzeren Federweg am Hinterrad aus
Auch die Fahrwerkskomponenten der drei Livewire-Geschwister sind keine Billiglösungen: Die Showa-Gabeln sind als voll einstellbare Cartridge-Systeme ausgelegt, die Federbeine – die Mulholland muss hinten mit 10 Zentimetern Federweg auskommen, die anderen beiden Versionen bieten kommodere 12 Zentimeter – lassen sich in Vorspannung und Zugstufe einstellen. Vorne wie hinten agiert eine gelochte Scheibenbremse; das von Brembo stammende System überzeugt durch gute Wirkung wie auch ordentliche Dosierbarkeit. Überflüssig zu sagen, dass auch die LiveWire S2-Modelle über den bei Harley üblichen Riemenantrieb des Hinterrads verfügen.
Deine meinung zählt
Kommt ein Elektromotorrad für dich in Frage wenn Reichweiten, Ladezeiten und Preise stimmen?

Rundes TFT-Display

TFT-Display
Zusammen mit den runden Zentralinstrumenten, die als multifunktionales TFT-Display ausgelegt sind, ergibt sich ein wertiges Erscheinungsbild
Die Betrachtung der drei E-Motorräder wäre aber unvollständig, würde man ihre optische Erscheinung nicht würdigen. Alle drei sind echte Typen, nämlich unverwechselbar. Sehr gelungen erscheint insbesondere die Gestaltung der verrippten Akku-Körper; die teils gefrästen Rippen sind ein sehr vorteilhaft eingesetztes Designmerkmal, das durch die schräg stehenden, leicht außermittig rechts montierten Zentralfederbeine ergänzt wird. Zusammen mit den runden Zentralinstrumenten, die als multifunktionales TFT-Display ausgelegt sind, ergibt sich ein wertiges Erscheinungsbild. Freilich ist im praktischen Betrieb nicht alles vorteilhaft, was cool aussieht: Das Sichtfeld in den Lenkerendenspiegeln der Alpinista und der Mulholland wird häufig von den Fahrer-Unterarmen verdeckt, was im Stadtverkehr gefährlich sein kann. Die konventionellen Rundspiegel der Del-Mar-Version sind vom Sichtfeld her um Längen besser.
S2 Mulholland – Heck
Eine Besonderheit ist der dank Riser etwas höher positionierte Lenker, während das Heck optisch „tiefergelegt“ wurde, was der Mulholland eine von Flat-Track-Racern inspirierte Optik verleiht
Allen drei E-Motorrädern gemeinsam ist die gute Verarbeitungsqualität wie auch die durchaus gegebene Faszination der zugleich sehr hurtigen wie geräuscharmen Fortbewegung. Allerdings muss der Kontofüllstand schon ausgesprochen gut sein, wenn man sich den Fahrspaß einer Alpinista, Del Mar oder Mulholland leisten will, denn unter 19.000,-- Euro geht nun mal nichts.
Bewertung abgeben
Deine Meinung zählt
LiveWire S2 Alpinista - Baujahr: 2025
Deine Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Jetzt mitreden – deine Meinung zählt!
Schon dabei? und mitdiskutieren!
WYSIWYG-Editor, text_commentForm_68028e61631ef
Ihr Kommentar wird abgespeichert...