Royal Enfield 650er Reiseenduro mit Himalayan-DNA – Erlkönig entdeckt
Royal Enfield bringt spätestens 2026 ein 650er-Adventure-Bike mit Twin-Motor und den Globetrotter-Genen der Himalayan. Erlkönig-Blattschuss in Südeuropa!
Twin-Fans können sich freuen, denn Royal Enfield bringt ein neues 650er-Motorrad auf den Markt. Nein, wir sprechen nicht von der Bullet 650 oder der Scram 650. Das hier ist viel aufregender – eine neue Reiseenduro, also eine große Schwester der Royal Enfield Himalayan! Ob die neue große Enduro der Inder ebenfalls den weltweit bestens eingeführten Namen Himalayan tragen wird, darf bezweifelt werden:
„Eine Himalayan
hat immer einen Einzylindermotor“, verkündete Siddhartha Lal, charismatischer Chef der Marke Royal Enfield, Ende 2023 bei der Präsentation der Himalayan 450 im Himalaya-Gebirge. Der frisch erlegte Enduro-Erlkönig hat unübersehbar zwei Zylinder – insoweit läuft es aller Wahrscheinlichkeit nach auf einen neuen Modellnamen hinaus.
Blattschuss in Südeuropa – fährt hier die neue 650 Himalayan?
Erstmals wurde die neue Enfield mit dem bewährten 650-ccm-Zweizylindermotor bei Testfahrten in Südeuropa gesichtet. Erstaunlicherweise zeigt sie sich dabei ungetarnt sowie offenbar fast serienreif. Nach zahlreichen Gerüchten, Spekulationen und einigen internen Präsentationen hat Royal Enfield nun also endlich mit den Straßentests der großen Himalayan begonnen. Und die Bilder zeigen: Das neue Mittelklasse-Modell wird mit Sicherheit als neues Flaggschiff des Unternehmens positioniert. Als möglichen Namen werfen wir hiermit mal den indischen Titel „Raja“ (frei übersetzt: Herrscher) in den Ring. Der ließe praktischerweise noch Luft für eine Royal Enfield Maharaja – „Maha“ steht für „groß“. Wer weiß schon, ob es die Inder beizeiten nicht noch nach einer 750er oder 900er gelüstet.
Deutliche Unterschiede zur Himalayan 450
Auf den ersten Blick fällt alles im Vergleich zur Himalayan 450 etwas robuster aus und sieht mehr nach moderner Premium-Reiseenduro aus. Die Sitzbank ist geteilt, wobei das vordere Sitzkissen für mehr Komfort und Bequemlichkeit ausgehöhlt ist, während der Soziussitz abgestuft ist. Genau wie bei der Himalayan 450 sind die Rückleuchten in die Blinker integriert. Doch damit enden die Ähnlichkeiten zwischen der Himalayan 450 und dem neuen Zweizylinder-Adventure-Bike. Neue Spiegel am Lenker sorgen für eine bessere Sicht nach hinten. Bei der Bereifung setzt die neue 650er auf einen 19-Zoll-Vorderreifen (Himalayan 450: 21 Zoll) und einen 17-Zoll-Hinterradreifen.
Royal Enfield hat die Bremsen deutlich verstärkt. Der Prototyp verfügt an der Vorderachse über eine Bremse von Bybre mit Doppelscheiben. Zum ersten Mal überhaupt erhält damit ein Royal-Enfield-Motorrad eine Doppelscheibenbremse vorn. Im Gegensatz zur Himalayan 450 hat die kommende 650er eine Halbverkleidung, die sie eher zu einem Adventure-Tourer als zu einem Abenteuer-Offroader macht. Dafür sprechen auch die serienmäßigen Kofferhalter, die bei diesem Prototyp unterhalb des Soziussitzes am Rahmen zu sehen sind. Bleibt zu hoffen, dass der Kraftstofftank mindestens 20 Liter fasst, um die Reichweite mit einer Tankfüllung zu maximieren.
Bewährter Motor mit neuem Auspuff
Die Himalayan 650 wird voraussichtlich den gleichen 650-ccm-Parallel-Twin-Motor verwenden wie Super Meteor 650, Classic 650, Bear 650 und Co., allerdings mit ein paar Änderungen. Dieser Motor leistet aktuell 47 PS und 52 Nm (Bear 650: 56,5 Nm); denkbar und wünschenswert wäre, dass er in puncto Pferdestärken etwas zulegt, auch in Hinblick auf die Leistung des Wettbewerbs. Vielleicht bietet Royal Enfield auch erstmals zwei Leistungsklassen an – eine wie gehabt für A2-Führerscheininhaber, eine für A-Lizenzinhaber mit rund 60 PS. Neu ist die Krümmeranlage für den hoch montierten Endtopf und der Ölkühler mit Verkleidung und neuer Anschlusslogik. Der Erlkönig hat einen hoch montierten Auspuff auf der rechten Seite, der ähnlich aussieht wie bei der Himalayan 450, aber deutlich höher endet.
Komplett neues Fahrwerk
Was die Federung angeht, so ist der 650er-Prototyp mit einer neuen einstellbaren Upside-Down-Gabel vorn und einem komplett neuen Fahrwerk mit umgelenktem Zentralfederbein für die neue Schwinge hinten ausgestattet. Beim Tacho sehen wir ein rechteckiges Kombiinstrument, das aussieht, als sei es eine volldigitale TFT-Einheit. Der Winkel dieses Bildschirms ist zum Fahrer hin ausgerichtet, was für Touren besser ist, da er in das periphere Sichtfeld des Fahrers fällt. Es handelt sich dabei aber nicht um denselben digitalen runden Tacho, den Royal Enfield bei der Himalayan 450 und der gerade auf den Markt gebrachten Guerrilla 450 verbaut hat. Die neue große Adventure-Enfield wird mit Sicherheit teurer sein als die Himalayan 450 und neue Kunden für die indisch-britische Marke begeistern. Mit der Premiere ist spätestens Ende 2025 zu rechnen.