Ducati Scrambler Icon – Ehrenrunde zum 10. Jubiläum

2014 hat Ducati die Submarke Scrambler gelauncht – und seitdem mehr als 100.000 Exemplare verkauft. Zeit für eine Ehrenrunde mit dem 2024er-Modelljahrgang.
Ducati Scrambler Icon – Ehrenrunde zum 10. Jubiläum
Ducati Scrambler Icon – Ehrenrunde zum 10. Jubiläum Vertraute Linie: Seit dem Start der Scrambler Icon in 2014 blieb die Silhouette nahezu unverändert. Auffälligste Änderung ist die Umkehr der Tankpanel-Individualisierungsmöglichkeiten (Cover-Kit)
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30.12.2024
| Lesezeit ca. 5 Min.
Alexander Klose, Till Gruschka

Ducatis „Land of Joy“ wurde ausgerufen, als es rund um den Globus wenig Grund zur Freude gab – von Ausnahmen wie dem WM-Gewinn der deutschen Kicker in Brasilien mal abgesehen: 2014 annektierten die Russen die Krim, der Islamische Staat mordete sich durch die (orientalische) Welt, im Osten krakeelte Pegida, in Thailand putschte das Militär. Weltpolitisch betrachtet also keine heiteren Rahmenbedingungen fürs Marketing-Freudenland, das Ducatis Werbestrategen für die neue Submarke Scrambler ersonnen hatten. Dafür stimmte die Message: die „pure Essenz des Motorradfahrens“ – bezahlbare Maschinen, optisch aufs Wesentliche reduziert, technisch ohne großen Elektronik-Schnickschnack, leicht und bewusst auf unkomplizierten Fahrspaß getrimmt. „Die perfekte Mischung aus Tradition und Innovation“, so Ducati. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Neuauflage der Sechzigerjahre-Ikone

Ducati Scrambler Icon 2024 Ducati Red
Vertraute Linie: Seit dem Start der Scrambler Icon in 2014 blieb die Silhouette nahezu unverändert. Auffälligste Änderung ist die Umkehr der Tankpanel-Individualisierungsmöglichkeiten (Cover-Kit)

Fürs erste offizielle Presse-Fahrevent lud Ducati im Dezember 2014 in das Land, wo die erste Scrambler-Generation (1962-76) besonders beliebt war: in die USA. Im kalifornischen Wüsten-Kleinod Palm Springs schüttete es am Fahrtag wie aus Kübeln. Die versammelte Motorradweltpresse – meist bekleidet mit Protektoren-Jeans, Lederjacke und Jethelm – wurde in eilig organisierte gelbe Regenkombis gesteckt, um überhaupt das Event-Motel-Gelände verlassen zu können, ohne gleich bis auf die Knochen durchnässt zu sein. Über weite Teile der Teststrecke gen Yoshua-Tree-Nationalpark tobte also eine Horde von gelben Michelin-Männchen statt epischer Easy-Rider. Aber nun: Nicht alles im Leben läuft nach Plan.

Startpreis fürs Modell 2025 ab 9.990,-- Euro

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Let there be light: charakteristisches, kreisrundes Scrambler-Tagfahrlicht (unterteilt in vier Segmente)

Die Ducati Scrambler – oder Scrambler Ducati, wie es die Italiener definieren – avancierte binnen kurzer Zeit zum meistverkauften Modell des Herstellers aus Borgo Panigale. Die 2014 auf der bestens frequentierten Intermot (mehr als 200.000 Besucher) präsentierte Neuauflage des ikonischen Italo-Bikes aus den seligen 1960er-Jahren war zum Niederknien schön, durchaus bezahlbar und nicht nur deshalb ein echter Exot im Ducati-Modellprogramm. Zehn Jahre später ist sie aus der Modellpalette von Ducati nicht mehr wegzudenken. Ab 9.990,-- Euro ist das neue Basismodell Icon Dark heute zu haben. Anno 2015 ging es mit 8.390,-- Euro los. Ende 2018 waren bereits über 55.000 Einheiten verkauft. Zeit fürs erste große Update, die sogenannte „Joyvolution“.

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Seit dem Modelljahr 2019 mit Kurven-ABS

Ducati Scrambler Icon 2024
Passt perfekt: Vorn setzt die Scrambler Ducati auf eine 330-mm-Bremsscheibe mit radial verschraubtem 4-Kolben-Bremssattel und Kurven-ABS (Bosch)

Moderner, komfortabler und vor allem sicherer sollte die Lifestyle-Maschine im Post-Heritage-Look werden. Wichtigste Neuerung war damals das schräglagenfähige Zweikanal-ABS von Bosch. Das zu dem Zeitpunkt meist höherpreisigen Modellen vorbehaltene System ermöglicht auch in Kurven bestmögliche Verzögerung. Beim Bremsen in Schräglage verhindert es wirkungsvoll das gefährliche Aufstellen und ungewollte Geradeausfahren des Motorrads. Ein echtes Sicherheitsplus. Dazu gab es schon damals selbstabschaltende Blinker und Smartphone-Anbindung. Den luftgekühlten L-Twin mit 803 ccm Hubraum und desmodromischer Ventilsteuerung ließ Ducati unangetastet. Bis heute leistet er 73 PS bei 8.250 Touren. Das Drehmoment beträgt mittlerweile 65 Nm bei 7.000 Touren. Auf dem Papier eine Verschlechterung – bis zum Modelljahr 2023 (Umstellung auf Euro 5) waren es noch 67 Nm bei 5.750 U/min. Ausreichend Biss hat die Scrambler aber nach wie vor: Der Motor hängt grandios am Gas. Und wird von einem herrlichen Sound begleitet – kehliges Ansauggeräusch und Sprotzen beim Gaswegnehmen inklusive.

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Acht Zylinder, China-Charme, mindestens 450 kg – spricht euch so etwas an?

Modernes Display und weniger Gewicht

Ducati Scrambler Icon 2024
Ein bisschen rund: Mit einem schmächtigen Rundtacho fing es anno 2014 an. Heute schmückt die Scrambler Icon dieses moderne Display in 4,3 Zoll

Ende 2022 präsentierte Ducati die „Next Generation“ der Scrambler. Neu designter Stahltank, neuer Full-LED-Scheinwerfer mit geändertem Tagfahrlichtring, neues 4,3-Zoll-TFT-Farbdisplay statt des kultigen LCD-Rundinstruments, neue Krümmerführung, neues Rücklichtdesign, neue seitliche Nummerntafeln, neue Blenden vorn am neuen Gitterrohrrahmen, neues Felgendesign – optisch tat sich einiges bei der nächsten Generation Scrambler. Auch in Sachen Technik und Elektronik legte Ducati zeitgemäß nach beim Modelljahr 2023: Das bereits vorhandene Kurven-ABS wurde um zwei Fahrmodi (Road und Wet) sowie Traktionskontrolle ergänzt. Möglich wurde das durchs neue Ride-by-Wire-Drosselklappenmanagement. Die mit neuen Komponenten versehene Anti-Hopping-Kupplung lässt sich seitdem mit dem Schaltautomaten Ducati Quick Shift kombinieren. Die sportliche Scrambler Full Throttle hat ihn serienmäßig an Bord. Die Modelle Icon und Nightshift bekommen den Quickshifter für kupplungsfreie Gangwechsel nur gegen Aufpreis.

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Purer Fahrspaß trotz übler Motorhitze

Ducati Scrambler Icon 2024
Monofederbein hinten mit verstellbarer Federvorspannung, kurzer Knubbel-Endtopf, Stahl-Gitterrohrrahmen: Die Scrambler Ducati setzt auf robuste Technik

Bei der neuen Aluminiumschwinge, die mit der letzten Modellpflege kam, dockt das Federbein mittig an statt wie bislang linksseitig. Vier Kilogramm hat das Bike in seiner jetzigen Form abgespeckt, macht 185 kg fahrbereit. Das Fahrerlebnis ist nach wie vor im wahrsten Sinne mitreißend: Die Scrambler hängt prächtig am Gas, solange der richtige Gang eingelegt ist; allzu untertourig mag es der L-Twin nach wie vor nicht. Auch am Thema Hitzeentwicklung hat sich seit 2014 wenig bis nichts getan: Der Motor strahlt mit der Zeit eine geradezu abartige Hitze aus. Solange die Scrambler in Bewegung ist, hält der Fahrtwind dagegen. Aber wehe, es geht im Stau oder städtischem Stop & Go nur langsam beziehungsweise im Schritttempo voran …

Breiter Lenker, großes Vorderrad

Ducati Scrambler Icon 2024 Ducati Red
Der Fahrer sitzt aufrecht hinter dem vergleichsweise hohen und breiten Lenker. Die serienmäßige Sitzhöhe beträgt 795 mm. Im Zubehör gibt es alternativ eine hohe Sitzbank (810 mm) und eine niedrige (780 mm)

Der breite Lenker gibt einem jederzeit ein sehr gutes Gefühl fürs Vorderrad. 18 Zoll misst die Alufelge an der Front, 17 Zoll genügt dem Hinterrad. Ein Größenmix, der sich unter anderem auch an der neuen Triumph Speed Twin 900 findet und durchaus sportliches Fahren erlaubt. Zudem sieht das Bike mit dem etwas größeren Vorderrad einfach gut aus – eine klassische Insignie der Gattung Scrambler. Platz für Gepäck bleibt bauartbedingt wenig: Ab Werk bleibt mangels Gepäckträger nur der Soziussitz für eine Tasche, dazu natürlich ein Tankrucksack. Passendes Zubehör gibt es bei Ducati in Hülle und Fülle. 5,2 Liter auf 100 Kilometer gibt Ducati als Verbrauch an für die aktuelle Generation (Euro 5+). Bei meinen Testfahrten – teils mit Sozia – landete meine Icon bei 5,5 Liter/100 km. Ein durchaus vertretbarer Wert. Erst recht für so viel Fahrspaß. Auch hintendrauf, so meine beifahrende Tochter.

 Pro
  • kerniger Motor
  • lässiger Look
  • Kurven-ABS
  • Smartphone-Konnektivität
 Contra
  • Motor wird sehr heiß
  • kaum Platz für Gepäck ab Werk
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Technische Daten Ducati Scrambler Icon 2024
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Ducati
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Motor
Bohrung x Hub 88 x 66 mm
Hubraum 803 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile Zweizylinder, luftgekühlt, 2 Ventile pro Zylinder
Abgasreinigung/-norm Euro 5
CO2 Emissionen 120 g CO2/km
Leistung 73 PS (54 kW) bei 8250 U/min
Drehmoment 65 Nm bei 7.000 U/min
Verdichtung 11:1
Wartungsintervalle Erstinspektion bei 1.000 km, danach alle 12.000 km oder jährlich
Verbrauch pro 100 km 5,2 Liter
Kraftübertragung
Kupplung Mehrscheiben-Ölbad
Schaltung 6-Gang mit Ducati Quick Shift (DQS)
Sekundärantrieb Kette
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Stahlrohrrahmen
Federelemente vorn 41-mm-Upside-down-Gabel
Federelemente hinten Zentralfederbein
Federweg v/h 150 mm / 150 mm
Radstand 1.449 mm
Nachlauf 108 mm
Lenkkopfwinkel 66 °
Räder Aluminium-Speichenräder
Reifen vorn 110/80 R 18
Reifen hinten 180/55 R 17
Bremse vorn 330-mm-Einscheibenbremse
Bremse hinten 245-mm-Einscheibenbremse
Maße & Gewicht
Länge 2.100 mm
Breite 855 mm
Höhe 1.150 mm
Gewicht 170 kg (Leergewicht)
Sitzhöhe 795 mm
Tankinhalt 13,5 Liter
Fahrerassistenzsysteme Kurven-ABS, Fahrmodi, schräglagenabhängige Traktionskontrolle
Fahrzeugpreis ab 10.790 €
Sonstiges 4,3-Zoll-TFT-Farbdisplay | Doppelsitzbank | Fahrmodus, Leistungsmodus, Traktionskontrolle. USB-Anschluss. | Einspritzung. 50-mm-Drosselklappe, elektronisches Gasgriffsystem (Ride-by-Wire).
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