50 Jahre Z-Modelle – von Sportlern und ihren Nachfahren – Legenden leben länger
Episode IV – Kawasaki, von Anbeginn der Z-Reihe im Rennsport aktiv, musste Anfang der Achtziger handeln – 1.000 ccm Hubraum waren in Europa von nun an die oberste Grenze.
Kawasaki, von Anbeginn der Z-Reihe stark im Rennsport aktiv, musste Anfang der Achtziger handeln. In der imageträchtigen AMA-Superbike-Klasse in den USA waren nach wie vor 1.025 Kubikzentimeter das Limit, in Europa schrieb man von nun an 1.000 Kubikzentimeter als oberste Grenze fest.
Startschuss für die Z1000J
Kawasaki Z1000J aus dem Jahr 1980 Das war der Startschuss für die Z1000J, die gegenüber der MKII eine um 0,6 Millimeter verringerte Bohrung und damit exakt 999 Kubikzentimeter aufwies. Um dennoch in vorderster Reihe mitspielen zu können, erhielt das auf 98 PS bei 8.500 U/min erstarkte Serienmodell 34er-Gleichdruckvergaser, größere Ventile/Ventilhübe, schärfere Steuerzeiten, eine höhere Verdichtung und eine versteifen- de Querstrebe zwischen den Rahmenunterzügen. Im ersten Modelljahr 1981 wurde die J offiziell für 9.650,-- Mark angeboten. Das ansonsten unveränderte Modell J2 von 1982 war nun nicht mehr nur in Silber, Rot und Blau, sondern auch in Schwarz lieferbar. Die Z1000J bildete dann die Basis für den ersten Superbike-Titel-Renner von Eddie Lawson. Nach dem viel umjubelten und hart umkämpften Sieg von Eddie Lawson in der AMA Superbike-Meisterschaft 1982 stellt Kawasaki für die Saison 1983 die Z1000R vor – eine lupenreine straßenkonforme Replica der Meistermaschine.
Z1000R
Kawasaki Z1000R aus dem Jahr 1983 Nicht nur in den USA, wo noch 1982 die Replik von Eddie Lawsons Siegermaschine erscheint, ist man sich um die Werbeträchtigkeit der Superbike-Formel bewusst. Kawasaki Deutschland importiert im darauf folgenden Jahr die bereits zweite Ausgabe der Lawson-Replica. Doch zunächst einmal zum amerikanischen Urmodell, das technisch gesehen auf der Z1000J2 basiert. Auffallend ist die typisch giftgrüne Kawasaki-Lackierung mit schwarz-weißen Dekorstreifen, eine kleine Cockpitverkleidung (von der GPZ1100B2) und der typische Knick in der Sitzbank mit niedrigem Fahrersitzpolster. Eine Vier-in-eins-Anlage von Kerker untermalt den optischen Auftritt im rauchigen Sound. Die Federbeine hinten besitzen sogenannte Piggibacks, zu Deutsch Ausgleichsbehälter. Sowohl am Fahrwerk wie am Motor hat man zusätzlich Hand angelegt. So wurde der Lenkkopfwinkel von 62,5 auf 61 Grad geändert, um für mehr Fahrstabilität zu sorgen. Der Nachlauf wächst gleichzeitig um 15 Millimeter. Eine geänderte Bremsanlage und eine breitere Hinterradfelge (2.50 statt 2.15 Zoll) komplettieren die Chassis-Verbesserungen. Der ganz in Schwarz lackierte Motor erhält einen modifizierten Zylinderkopf für mehr Gasdurchsatz und einen Ölkühler aus der GPZ1100, der die Betriebstemperatur auf moderatem Niveau hält. Die Doppelscheiben-Bremsanlage vorn mit Kawasaki-typischen Einkolben-Schwimmsätteln weist deutliche Unterschiede zur Rennvariante auf. Ein Sticker auf dem Tank, der Eddie Lawsons Unterschrift trägt, erinnert an die gewonnene Meisterschaft 1981. Ein weißer Kerker-Sticker ist im Lieferumfang eingeschlossen, den die Händler meist an die Tauchrohre der Telegabel oder den Tank kleben.
Kawasaki Z1000R Ausschnitt aus einer Broschüre Bereits 1983 folgt die zweite Ausgabe der KZ1000R, so die amerikanische Verkaufsbezeichnung. Unterschiede lassen sich vor allem in der Optik ausmachen. So ist das Tank-, Seitendeckel- und Sitzbürzeldekor neu gestaltet, die Grundfarbe aber bleibt Giftgrün. Der Aufkleber auf dem Tank erwähnt nun auch Lawson‘s zweiten „AMA Champion“-Titel und schmückt sich mit dem Zusatz „Superbike-Champion“ in weißer Schrift. Die Instrumente sitzen nun in einem gemeinsamen Gehäuse. Die Hinterradschwinge fällt um 10 Millimeter länger aus und weist leicht veränderte Verstärkungen auf. Zusätzlich hat man noch einmal den Zylinderkopf geringfügig modifiziert.
Dieses Modell ist jenes, das auch Kawasaki Deutschland importiert. Dies ist übrigens das erste Mal, dass die Marke hierzulande Farbe bekennt und ein Motorrad in typischem Kawa-Grün anbietet. Die charakteristische, 740 Millimeter breite Superbike-Lenkstange wird gleich mit übernommen. Insgesamt werden in Japan nur 500 Einheiten des Renners gebaut. Während die Lawson-Replica in den USA 102 PS auf die Rolle drückt, sind es in Deutschland 98 Pferde. Dies liegt größtenteils an der gemäßigten, TÜV-gerechten Vier-in-zwei-Auspuffanlage und der daran angepassten Vergaserabstimmung. Aber auch hier kann der Motor seine Verwandtschaft zum Rennableger kaum verleugnen. Ab 4.000 U/min steht gesunde Leistung zur Verfügung, ab 6.500 U/min geht‘s richtig zur Sache. Im Zusammenspiel mit dem leicht schaltbaren Fünfganggetriebe sind beeindruckende Fahrleistungen möglich. Ein Fachmagazin misst eine Spitze von sagenhaften 223 km/h. Nicht schlecht für ein knapp verkleidetes Motorrad. Damit reiht sich die Z1000R in die Riege der schnellsten Kawasaki-Vierzylinder ein, nur die 83er-GPZ1100 ist bis dato schneller gewesen.
Auf die Eddie-Lawson-Replica folgt eine neue Generation an Kawasakis
Trotz des famosen Auftritts bleibt die Eddie-Lawson-Replica in Good Old Germany nur ein Jahr im Programm. Grund ist die aufziehende neue Vierzylinder-Generation von Kawasaki mit dem sportlichen Kürzel GPZ. Das Topmodell dieser Baureihe, die GPZ900R mit flüssigkeitsgekühltem Vierventilmotor, markiert 1984 einen neuen Meilenstein in der Geschichte der Marke. In den USA und einigen anderen europäischen Ländern gibt es die Lawson-Kopie von 1983 bis 1985 noch in einer hubraumerweiterten Version mit 1.090 Kubikzentimetern und 114 PS Spitzenleistung. Beim Motor handelt es sich um die modifizierte Ausgabe des deutschen GPZ1100B1-Aggregats, das im Unterschied zur 1100er-R mit Einspritzanlage statt Vergaserbatterie bestückt ist.
ZRX1100 – das erste Serienmodell in Lime Green
Kawasaki ZRX1100 aus dem Jahr 1997 Die Ära der legendären luftgekühlten Kawasaki-Vierzylinder neigt sich dem Ende entgegen. Doch wahre Legenden leben weiter. So wie die Z1000R, die heute als echtes Sammlerstück gelten darf, für das stolze Summen gezahlt werden müssen – auch weil es das erste Kawasaki-Serienmodell im klassischen Lime Green ist. Viele Jahre später, in 1997, erscheint schließlich die erste legitime Erbin der Eddie-Lawson-Replika, die ZRX1100. Der Motor aus der GPZ1100, ein Doppelschleifenrahmen, Leichtmetall-Rundrohrschwinge in Superbike-Optik mit Unterzug, Duo-Federbeine und eine Cockpitverkleidung à la R machen klar, auf welch berühmte Ahnin die ZRX Bezug nimmt.
Kawasaki ZRX1200R aus dem Jahr 2001 Das Modell ist so erfolgreich, dass Kawasaki fürs Modelljahr 2001 eine überarbeitete und hubraumgestärkte ZRX1200R nachschiebt und gleich noch eine nackte (ZRX1200) sowie eine halbverschalte Version (ZRX1200S) als Zugaben einführt. Trotz des klassisch-sportlichen Auftritts gefallen alle vier Modelle ab ZRX1100 mit bulliger Leistungsentfaltung und hervorragenden Allround- und Tourenqualitäten. Ein wichtiger Unterschied am 1200er-Motor zum 1100er-Aggregat sind die nun galvanisch beschichteten Laufbahnen in der Aluminiumzylinderbank. Das verbessert gegenüber eingeschrumpften Graugusslaufbuchen die Wärmeableitung, ist verschleißfester, wiegt weniger und arbeitet mit deutlich weniger Kolbenlaufspiel. Die ZRX-Modelle werden bis 2006 verkauft und avancieren zu einer der beliebtesten Modellreihen von Kawasaki.