Keine Lust mehr auf graue Tage und genug von der buckeligen Verwandtschaft? Hier kommt die passende Gelegenheit, um dem wichtigsten aller Vorsätze ...
Pfälzer Wald – Kurvenparadies zwischen Nahe, Rhein und Pfälzer Weinstraße
Einmal Pfälzer Wald - immer wieder Pfälzer Wald!
Frank Klose
Frank Klose
So lautet seit einigen Jahren unser Motto, nachdem wir dort neben herrlichem Kurvenspaß auch sehr viel Sehens-, Erlebens- und Genießenswertes entdeckten.
Seit vielen Jahren bin ich nun schon unterwegs, immer auf der Suche nach den besten Motorradstrecken. Ob Dolomiten, Harz, Erzgebirge oder Schwarzwald beispielsweise, da gibt es kaum noch unbekannte Kurven. Während jener Jahre blieb immer ein einziger weißer Fleck auf der Deutschlandkarte, und zwar genau dort, wo sich der traumhaft schöne Pfälzer Wald in den Himmel reckt. Das sollte sich dann auch erst vor rund drei Jahren ändern, als seinerzeit die Pfälzer Weinstraße ganz früh im Jahr unter die Räder genommen wurde. Vom Tourstart im noch kühlen Norden Deutschlands ging es damals direkt in den Pfälzer Frühling, mit seiner wundervollen Mandelblüte – eine wunderschöne Erinnerung.
Die wurde dann gleich noch im selben Jahr wieder aufgefrischt. Allerdings zog es uns da auch noch etwas weiter nach Süden, und zwar in die idyllischen Nord-Vogesen, gleich hinter der deutsch-französischen Grenze. Dort finden sich noch mehr Traumkurven, hübsch heraus geputzte Blumendörfer, schier unendliche Wälder und die überaus leckere elsässische Küche gibt es auch noch dazu. Außerdem findet sich dort ein bedrückendes Relikt längst vergangener Geschichte: Die Ligne Maginot, die an die einst reichlich kriegerischen Zeiten zwischen Frankreich und Deutschland erinnert.
Die nächste Tour führte dann in den Pfälzer Wald selbst, der sich gleich parallel zum Verlauf der Deutschen Weinstraße erhebt. Letztere verläuft übrigens seit 1935 auf einer Länge von etwa 85 Kilometer vom Deutschen Weintor an der französischen Grenze in Schweigen-Rechtenbach bis zum Haus der Deutschen Weinstraße in Bockenheim. Die älteste Weinstraße hierzulande durchzieht das zweitgrößte Weinbaugebiet Deutschlands und wurde zum weithin bekannten Schlagwort für den Tourismus. Hinzu kommt, dass jährlich über 1800 Sonnenstunden dafür sorgen, dass hier ein Klima vorherrscht, welches fast an die Mittelmeerländer erinnert. Wohl deshalb wird diese Gegend auch oft genug als „Toskana Deutschlands“ bezeichnet.
Infolge dieses überaus milden Klimas gedeihen hier selbst im Freiland Feigen, Kiwis, Pinien, Zypressen, Palmen, Bananen, Esskastanien und eben jene schon erwähnten Mandeln. Das typische und die Landschaft prägende Gewächs an der Deutschen Weinstraße ist aber natürlich die Weinrebe, die von den Römern schon vor rund 2.000 Jahren in der Pfalz eingeführt wurde.
Logisch, dass wir uns dieser Kultur nicht entziehen können. An einem lauen Frühjahresabend sitzen wir zusammen und genießen einen wundervollen Rotwein. Und zwar einen Spätburgunder, den man in Frankreich als Pinot Noir kennt. Diese qualitativ sehr hochwertige Rebsorte hat eine so große Bedeutung erlangt, dass sie bis in die Nobilität der Weinwelt aufrückte und als Edelrebe bezeichnet wird.
Am nächsten Morgen geht es zum Donnersberg. Die markanteste Erhebung des Nordpfälzer Berglandes erreicht eine Höhe von 687 Meter über dem Spiegel der Weltmeere. Obendrauf stehen unübersehbar der Sender Donnersberg und die größte US-Funkstation Westeuropas, die insbesondere zu Zeiten des Kalten Krieges eine bedeutungsvolle Verbindung in die USA darstellte. Auf dem Hochplateau des Berges befinden sich aber auch Reste einer zweigeteilten keltischen Ringwallanlage, die mit insgesamt 8,5 km Länge eine der größten dieser Art nördlich der Alpen war. Sie wurde in der La-Tène-Zeit, etwa 150 vor Christi Geburt errichtet und nahm eine Fläche von 240 Hektar. Am östlichen Hauptwerk fand sich eine Mauer von vier Metern Höhe, von der man ein kleines Teilstück rekonstruierte. Allein von der Größe her gehört diese Wallanlage zu den bedeutendsten keltischen Bauwerken überhaupt. Außerdem wurde hier Glas produziert. Bei Ausgrabungen wurden dann noch bronzene Metallteile, sowie Münzen des gallischen Stammes der Leuker und aus römischer Zeit gefunden. In Steinbach, einem kleinen Ort am Fuße des Donnersberges, nur wenige Kilometer von Kirchheimbolanden entfernt, wurde passend zum Thema im Frühjahr 2004 ein Keltendorf eröffnet. Bei der Anlage handelt es sich nicht um ein Museum im klassischen Sinne, sondern um das Modell einer keltischen Siedlung aus der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung. Die sechs Gebäude vermitteln dabei einen guten Eindruck jener Handwerkstechniken, die die Kelten damals zum Hausbau einsetzten. Zu sehen sind Holzpfosten- und Fachwerkkonstruktionen, die mit entsprechenden Zapfungen in traditioneller Holzbautechnik gefertigt worden sind. Für die Dacheindeckungen wurden Holzschindeln verwendet. Die Fassaden wurden mit Lehm verputzt. Die Gebäude sind unterschiedlich ausgestattet. Dazu gehören lebensgroße Puppen in keltischer Tracht, ein Webstuhl, eine keltische Bettstatt, Hausrat, Tonwaren und Möbel.
Nach dieser beeindruckenden Besichtigung steht uns dann mehr der Sinn nach Kurven. Wir düsen also Richtung Süden und suchen dabei die winzigen Straßen, von denen es im Pfälzer Wald mehr als genug gibt. Zuvor kommen wir noch durch Alsenborn, ein Dörfchen nahe Kaiserslautern, wo der legendäre Fußballer Fritz Walter einst lebte. Wer sich dafür interessiert, kann dort auch das „Fritz-Walter-Haus“ besuchen.
Aber dann geht das Fahrvergnügen los. Über Hochspeyer schwingen wir zunächst gezwungenermaßen zum Motorradtreff Johanniskreuz. Das weithin bekannte Elmsteiner Tal versperrt den Weg. Am Wochenende sowie an Samstagen, Sonn- und Feiertagen hat man dort ein Motorradverbot verfügt. Begründet wird dieser komplette Unsinn damit, dass es im Jahr 1994 zu viele Zweiradunfälle auf dieser Strecke gegeben hat.
Hallo, das war vor 16 Jahren, zu einer Zeit, als nicht einmal normale Hotels an Gästen der damaligen Motorradszene besonders interessiert waren. Seitdem hat sich vieles grundlegend verändert und es hat den Anschein, als hätte die Kreisverwaltung Bad Dürkheim diese positive Entwicklung schlichtweg über Jahre verschlafen. Außerdem: Selbst, wenn man ein paar übrig gebliebene Heizer wirklich vertrieben haben sollte, dann gehen die ihrem ganz eigenen „Vergnügen“ nämlich einfach woanders nach. So verlagert man das vermeintliche Problem, dass man aus 1994 kennt – aber es nie wieder überprüft hat – auf kollegiale Art einfach in einen benachbarten Landkreis und bevormundet obendrein alle „normalen“ Motorradfahrer in dem man sie per Verwaltungsakt schlichtweg aussperrt. Mit Demokratie hat das nichts zu tun – uns fehlen die Worte! Zudem folgt ein ausführliches Kartenstudium, um die weitere Strecke rechtskonform zu planen. Vom Johanniskreuz kurven wir also erst einmal nach Annweiler am Trifels, ein hübsches Städtchen, dem man mal seine längere Aufwartung machen sollte. Heute zieht es uns aber gleich weiter, und zwar zu jenem Ort, an dem die Demokratie in Deutschland begann. Zuvor rollen wir noch reichlich kurvig durch den Wald – gut gefällt uns die Totenkopfstraße, bevor wir dann das Hambacher Schloss zu sehen bekommen.
Hier fand vom 27. bis 30. Mai 1832 das Hambacher Fest statt. Dabei formulierten die Teilnehmer die Forderung nach deutscher Einheit, Freiheit und Demokratie. Die damals von Bayern verwaltete Pfalz wurde zum Zentrum dieser Bewegung, weil die Obrigkeit die Rechte der Bevölkerung massiv einschränkte und eine strenge Zensur einführte. Als Reaktion auf die Druckverbote gründeten die Publizisten Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth Anfang Februar 1832 den „Deutschen Preß- und Vaterlandsverein“. Vorsitzender wurde der pfälzische Rechtsanwalt und Abgeordnete Friedrich Schüler. Dieser Kreis organisierte am 27. Mai 1832 ein „Volksfest“, nachdem politische Kundgebungen von der bayerischen Regierung verboten worden waren. Es fand am Hambacher Schloss statt und es kamen rund 30.000 Menschen aus allen Bevölkerungsschichten. Gefordert wurden Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Bürgerrechte, nationale Einheit und religiöse Toleranz beispielsweise. Aus heutiger Sicht sind das genauso völlig normale Dinge, wie unsere schwarz-rot-goldene Fahne, die damals mit der Aufschrift „Deutschlands Wiedergeburt“ mitgeführt wurde. Diese „Ur-Fahne“ von 1832 befindet sich heute im Heimatmuseum von Neustadt an der Weinstraße. Das wiederum ist keine 20 Kilometer von Bad Dürkheim entfernt und da steht eben jenes Kreishaus, wo das schon genannte Motorradverbot für das Elmsteiner Tal erlassen wurde. Die Wurzeln unserer Demokratie und aktuelle Bevormundungen durch Behörden liegen hier also ganz nah beieinander.
Sei es drum, wir lassen uns unseren Motorradspaß nicht vermiesen und erkunden in den nächsten Tagen weiter das traumhaft schöne Motorradparadies. Dazu gehört unter anderem der weitläufige Hunsrück mit dem hübschen Nahe-Tal. Aber auch in den stets gut besuchten Rheingau ist es nicht weit. Die Fahrt nach Bingen mit seinem bekannten Mäuseturm lässt sich auf kleinen Nebenstraßen in rund einer Stunde erledigen, auf der von Motorradfahrern üblicherweise weniger beliebten Autobahn schafft man es sogar in der halben Zeit. Nur rund 60 Kilometer östlich von Eisenberg bieten dann auch Odenwald und Neckartal allerbeste Tourenmöglichkeiten. Wer eine dieser Runden unter die Reifen nimmt, kann dabei auch gleich das gute, alte Heidelberg besuchen, eine der wenigen deutschen Großstädte, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde. Das lag vordergründig an der Popularität, die die Stadt durch den Film „Old Heidelberg“ in den USA erlangte. Außerdem wurde wohl schon vor Ende des 2. Weltkrieges beschlossen, dass nach dem Krieg hier der Sitz der NATO sein würde.
Wer schöne Städte mag, dem sei auch Worms – sozusagen gleich um die Ecke gelegen – empfohlen. Die heutigen Bewohner der von den Kelten als Borbetomagus gegründeten Nibelungen- und Lutherstadt streiten sich mit Augsburgern, Trierern, Kemptenern und Regensburgern um den Titel der ältesten Stadt Deutschlands. Bekannt ist Worms auch für seinen Dom, einer der drei romanischen Kaiserdome neben jenem in Mainz und in Speyer, übrigens ab Eisenberg beide ebenfalls in Reichweite. Man könnte aber auch die alte und zuvor schon erwähnte Römerstadt Trier als Wendepunkt in einer etwas längeren Moseltour – rund 330 Kilometer – besuchen, wo die Porta Nigra steht. Das ist ein ehemaliges römisches Stadttor aus dem 2. oder 4. Jahrhundert. Es gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und ist das Wahrzeichen der Stadt. Noch nicht genug gesehen? Man könnte natürlich auch eine Tour entlang der Deutschen Weinstraße mit einem Abstecher in den nördlichen Schwarzwald kombinieren. Also: Traumtouren gibt es hier mehr als genug! Gut, dass wir eine ganze Woche Zeit haben und der Pfälzer Wald als weißer Fleck auf unserer ganz eigenen Europakarte endgültig verschwindet.
#Deutschland #GPS #Tour
Seit vielen Jahren bin ich nun schon unterwegs, immer auf der Suche nach den besten Motorradstrecken. Ob Dolomiten, Harz, Erzgebirge oder Schwarzwald beispielsweise, da gibt es kaum noch unbekannte Kurven. Während jener Jahre blieb immer ein einziger weißer Fleck auf der Deutschlandkarte, und zwar genau dort, wo sich der traumhaft schöne Pfälzer Wald in den Himmel reckt. Das sollte sich dann auch erst vor rund drei Jahren ändern, als seinerzeit die Pfälzer Weinstraße ganz früh im Jahr unter die Räder genommen wurde. Vom Tourstart im noch kühlen Norden Deutschlands ging es damals direkt in den Pfälzer Frühling, mit seiner wundervollen Mandelblüte – eine wunderschöne Erinnerung.
Die wurde dann gleich noch im selben Jahr wieder aufgefrischt. Allerdings zog es uns da auch noch etwas weiter nach Süden, und zwar in die idyllischen Nord-Vogesen, gleich hinter der deutsch-französischen Grenze. Dort finden sich noch mehr Traumkurven, hübsch heraus geputzte Blumendörfer, schier unendliche Wälder und die überaus leckere elsässische Küche gibt es auch noch dazu. Außerdem findet sich dort ein bedrückendes Relikt längst vergangener Geschichte: Die Ligne Maginot, die an die einst reichlich kriegerischen Zeiten zwischen Frankreich und Deutschland erinnert.
Infolge dieses überaus milden Klimas gedeihen hier selbst im Freiland Feigen, Kiwis, Pinien, Zypressen, Palmen, Bananen, Esskastanien und eben jene schon erwähnten Mandeln. Das typische und die Landschaft prägende Gewächs an der Deutschen Weinstraße ist aber natürlich die Weinrebe, die von den Römern schon vor rund 2.000 Jahren in der Pfalz eingeführt wurde.
Logisch, dass wir uns dieser Kultur nicht entziehen können. An einem lauen Frühjahresabend sitzen wir zusammen und genießen einen wundervollen Rotwein. Und zwar einen Spätburgunder, den man in Frankreich als Pinot Noir kennt. Diese qualitativ sehr hochwertige Rebsorte hat eine so große Bedeutung erlangt, dass sie bis in die Nobilität der Weinwelt aufrückte und als Edelrebe bezeichnet wird.
Am nächsten Morgen geht es zum Donnersberg. Die markanteste Erhebung des Nordpfälzer Berglandes erreicht eine Höhe von 687 Meter über dem Spiegel der Weltmeere. Obendrauf stehen unübersehbar der Sender Donnersberg und die größte US-Funkstation Westeuropas, die insbesondere zu Zeiten des Kalten Krieges eine bedeutungsvolle Verbindung in die USA darstellte. Auf dem Hochplateau des Berges befinden sich aber auch Reste einer zweigeteilten keltischen Ringwallanlage, die mit insgesamt 8,5 km Länge eine der größten dieser Art nördlich der Alpen war. Sie wurde in der La-Tène-Zeit, etwa 150 vor Christi Geburt errichtet und nahm eine Fläche von 240 Hektar. Am östlichen Hauptwerk fand sich eine Mauer von vier Metern Höhe, von der man ein kleines Teilstück rekonstruierte. Allein von der Größe her gehört diese Wallanlage zu den bedeutendsten keltischen Bauwerken überhaupt. Außerdem wurde hier Glas produziert. Bei Ausgrabungen wurden dann noch bronzene Metallteile, sowie Münzen des gallischen Stammes der Leuker und aus römischer Zeit gefunden. In Steinbach, einem kleinen Ort am Fuße des Donnersberges, nur wenige Kilometer von Kirchheimbolanden entfernt, wurde passend zum Thema im Frühjahr 2004 ein Keltendorf eröffnet. Bei der Anlage handelt es sich nicht um ein Museum im klassischen Sinne, sondern um das Modell einer keltischen Siedlung aus der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung. Die sechs Gebäude vermitteln dabei einen guten Eindruck jener Handwerkstechniken, die die Kelten damals zum Hausbau einsetzten. Zu sehen sind Holzpfosten- und Fachwerkkonstruktionen, die mit entsprechenden Zapfungen in traditioneller Holzbautechnik gefertigt worden sind. Für die Dacheindeckungen wurden Holzschindeln verwendet. Die Fassaden wurden mit Lehm verputzt. Die Gebäude sind unterschiedlich ausgestattet. Dazu gehören lebensgroße Puppen in keltischer Tracht, ein Webstuhl, eine keltische Bettstatt, Hausrat, Tonwaren und Möbel.
Nach dieser beeindruckenden Besichtigung steht uns dann mehr der Sinn nach Kurven. Wir düsen also Richtung Süden und suchen dabei die winzigen Straßen, von denen es im Pfälzer Wald mehr als genug gibt. Zuvor kommen wir noch durch Alsenborn, ein Dörfchen nahe Kaiserslautern, wo der legendäre Fußballer Fritz Walter einst lebte. Wer sich dafür interessiert, kann dort auch das „Fritz-Walter-Haus“ besuchen.
Hallo, das war vor 16 Jahren, zu einer Zeit, als nicht einmal normale Hotels an Gästen der damaligen Motorradszene besonders interessiert waren. Seitdem hat sich vieles grundlegend verändert und es hat den Anschein, als hätte die Kreisverwaltung Bad Dürkheim diese positive Entwicklung schlichtweg über Jahre verschlafen. Außerdem: Selbst, wenn man ein paar übrig gebliebene Heizer wirklich vertrieben haben sollte, dann gehen die ihrem ganz eigenen „Vergnügen“ nämlich einfach woanders nach. So verlagert man das vermeintliche Problem, dass man aus 1994 kennt – aber es nie wieder überprüft hat – auf kollegiale Art einfach in einen benachbarten Landkreis und bevormundet obendrein alle „normalen“ Motorradfahrer in dem man sie per Verwaltungsakt schlichtweg aussperrt. Mit Demokratie hat das nichts zu tun – uns fehlen die Worte! Zudem folgt ein ausführliches Kartenstudium, um die weitere Strecke rechtskonform zu planen. Vom Johanniskreuz kurven wir also erst einmal nach Annweiler am Trifels, ein hübsches Städtchen, dem man mal seine längere Aufwartung machen sollte. Heute zieht es uns aber gleich weiter, und zwar zu jenem Ort, an dem die Demokratie in Deutschland begann. Zuvor rollen wir noch reichlich kurvig durch den Wald – gut gefällt uns die Totenkopfstraße, bevor wir dann das Hambacher Schloss zu sehen bekommen.
Hier fand vom 27. bis 30. Mai 1832 das Hambacher Fest statt. Dabei formulierten die Teilnehmer die Forderung nach deutscher Einheit, Freiheit und Demokratie. Die damals von Bayern verwaltete Pfalz wurde zum Zentrum dieser Bewegung, weil die Obrigkeit die Rechte der Bevölkerung massiv einschränkte und eine strenge Zensur einführte. Als Reaktion auf die Druckverbote gründeten die Publizisten Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth Anfang Februar 1832 den „Deutschen Preß- und Vaterlandsverein“. Vorsitzender wurde der pfälzische Rechtsanwalt und Abgeordnete Friedrich Schüler. Dieser Kreis organisierte am 27. Mai 1832 ein „Volksfest“, nachdem politische Kundgebungen von der bayerischen Regierung verboten worden waren. Es fand am Hambacher Schloss statt und es kamen rund 30.000 Menschen aus allen Bevölkerungsschichten. Gefordert wurden Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Bürgerrechte, nationale Einheit und religiöse Toleranz beispielsweise. Aus heutiger Sicht sind das genauso völlig normale Dinge, wie unsere schwarz-rot-goldene Fahne, die damals mit der Aufschrift „Deutschlands Wiedergeburt“ mitgeführt wurde. Diese „Ur-Fahne“ von 1832 befindet sich heute im Heimatmuseum von Neustadt an der Weinstraße. Das wiederum ist keine 20 Kilometer von Bad Dürkheim entfernt und da steht eben jenes Kreishaus, wo das schon genannte Motorradverbot für das Elmsteiner Tal erlassen wurde. Die Wurzeln unserer Demokratie und aktuelle Bevormundungen durch Behörden liegen hier also ganz nah beieinander.
Wer schöne Städte mag, dem sei auch Worms – sozusagen gleich um die Ecke gelegen – empfohlen. Die heutigen Bewohner der von den Kelten als Borbetomagus gegründeten Nibelungen- und Lutherstadt streiten sich mit Augsburgern, Trierern, Kemptenern und Regensburgern um den Titel der ältesten Stadt Deutschlands. Bekannt ist Worms auch für seinen Dom, einer der drei romanischen Kaiserdome neben jenem in Mainz und in Speyer, übrigens ab Eisenberg beide ebenfalls in Reichweite. Man könnte aber auch die alte und zuvor schon erwähnte Römerstadt Trier als Wendepunkt in einer etwas längeren Moseltour – rund 330 Kilometer – besuchen, wo die Porta Nigra steht. Das ist ein ehemaliges römisches Stadttor aus dem 2. oder 4. Jahrhundert. Es gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und ist das Wahrzeichen der Stadt. Noch nicht genug gesehen? Man könnte natürlich auch eine Tour entlang der Deutschen Weinstraße mit einem Abstecher in den nördlichen Schwarzwald kombinieren. Also: Traumtouren gibt es hier mehr als genug! Gut, dass wir eine ganze Woche Zeit haben und der Pfälzer Wald als weißer Fleck auf unserer ganz eigenen Europakarte endgültig verschwindet.
#Deutschland #GPS #Tour