Die MotoGP-Tour! Auf zum Sachsenring

Frank Klose
Frank Klose
Nein, was nun folgt, ist keine Roadbook-Tour auf dem Sachsenring! Die höchst anspruchsvolle Rennpiste überlassen wir lieber den schnellsten Motorradrennfahrern dieses Planeten, wie Bradl, Marquez oder Lorenzo beispielsweise. In diesem Zusammenhang sollen die Zuschauerzahlen von 2013 noch einmal auf uns wirken. Vergangenes Jahr pilgerten bis zu 142.000 Zuschauer zum Nürburgring, um Sebastian Vettel in der Formel 1 als Sieger zu feiern. In der Ei­fel freute man sich ob dieser Rekordkulisse und in Sachsen nahm man das ein wenig schmunzelnd zur Kenntnis. Logisch, denn 204.000 Zuschauer kamen zum MotoGP-Wochenende 2013 am Sachsenring und das, obwohl es seinerzeit keinen deutschen Siegfahrer – anders als in der Formel 1 – gab. Schade, dass die TV-Redakteure darauf nicht entsprechend reagieren und so den ganz großen Motorradrennsport zur Randsportart machen, obwohl sie derlei schon mehr als genug langweilige Themen im Angebot haben.
Lange Rede, kurzer Sinn, wer das Spektakel live erleben will, muss also den Weg nach Hohenstein-Ernsttal selbst antreten. Eine wahrhaft gute Variante, wenn man dabei auf langweilige Autobahnen verzichtet und die nun hier vorgestellte Traumstrecke von der Mitte Deutschlands zum Sachsenring unter die Räder nimmt. Das sorgt genauso für Begeisterung wie die Tatsache, dass man Bradl dann vor Ort die Daumen drücken kann. Natürlich hofft man mal wieder auf einen Heimsieg, wie seinerzeit als Dieter Braun beim letzten Großen Preis der DDR Geschichte schrieb. Die einheimischen Zuschauer bejubelten seinen Sieg frenetisch und sangen bei der Siegerehrung lautstark die Nationalhymne der BRD. Als Reaktion darauf machte die DDR-Regierung die Veranstaltung danach zum Einladungsrennen und so verschwand sie vom WM-Kalender. Offiziell wurden fehlende Sicherheitsvorkehrungen und zu hohe Kosten als Grund angegeben.
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Soviel zur Geschichte, gehen wir aber lieber mal auf Tour, die wir ab Göttingen – sehr zentral in Deutschland gelegen – beschreiben wollen. Also, los geht es an der Autobahnraststätte Göttingen (Westseite), die über eine eigene Abfahrt verfügt. Zunächst fährt man dann nach Süden und folgt den Hinweisen über Mengershausen nach Lemshausen. Es ist schon erstaunlich, wie nah sich an einer der verkehrstechnischen Hauptautobahnen (A7) Deutschlands ei­ne ländliche Idylle findet. Hier genießen wir mal die ersten Kurven. Allerdings gehen wir die Sache mit viel Gefühl an, denn es gibt auch Sommertage, die morgens mit Nebel beginnen, feuchtes Geläuf ist dann die Folge. Allerdings erwartet uns ein wundervoller Tag, die Sonne steigt höher und höher, Dunstschwaden verlieren sich in ihren Strahlen und als wir die Gegend um Heiligenstadt im Eichsfeld erreichen, ist alle Feuchtigkeit der Nacht im wahrsten Sinne des Wortes verdampft.
Durchs Eichsfeld kurven wir nach Weißensee
Durchs Eichsfeld kurven wir nach Weißensee
Apropos Eichsfeld: Diese katholische Enklave im Süden Niedersachsens beziehungsweise Norden Thüringens prägen reichlich Hügel und einsame Straßen. Wir versuchen natürlich, davon die besten zu finden, gehen hinsichtlich der Navigation also ein hohes Risiko ein – was uns bremst, wenn wir vor Verbotsschildern umdrehen müssen oder nicht staubfreie Pisten nach Alternativen schrei­en. Normalerweise würde uns das ja nicht besonders stören, aber wenn man eine Tour zur MotoGP beschreibt, dann dürften sich auch die Sportlerfahrer unter unseren Lesern angesprochen fühlen und für die ist Schotter bekanntlich nichts. Natürlich korrigieren wir unsere Abwege, um dieses Mal ein Roadbook schreiben zu können, das allen Motorradtreibern – und nicht nur den Reise-Enduro-Fans – reichlich Spaß bietet. So kommen wir nach Weißensee, wo eine erste größere Pause ansteht. Hier lockt eine historische Altstadt mit der Runneburg und einem wunderschönen Chinesischen Garten. Weißensee kennt man darüber hinaus auch als jene Stadt, in der man zuerst das Reinheitsgebot „Hopfen, Malz und Wasser“ für Bier einführte, und zwar im Jahr 1434. Gegenwärtig bleiben wir aber noch bei Cappuccino und Mineralwasser, nicht dass uns die Kurven noch durcheinander geraten! Dennoch beschäftigt uns das süffige The­ma „Bier“ dann doch wieder, denn bald rollen wir auf dem Weg Richtung Herms­dorf an weiten Hopfenfeldern entlang.
Das schöne Weißensee
Das schöne Weißensee
Wir schauen uns das edle Gewächs ein wenig genauer an, bevor es weiter in südliche Richtung geht, wo irgendwann das Erzgebirge vor dem Visier auftauchen muss. Aber das dauert sicher noch ein wenig. So konzentrieren wir uns lieber auf die Strecke, naschen superheiße Kurven und freuen uns darüber, dass der Motorradspaß sich mit anderen Höhepunkten im Leben locker messen kann und zudem noch ein paar Stunden länger dauert. Das erleben wir dann später auch im Erzgebirge, wo das Finale dieser Tour wartet. Kurven und Schräglagen gibt es nochmals satt und ganz zum Schluss rollt man auf einer kleinen Straße durchs Tschechische, bevor Oberwiesenthal – das Tagesziel – in Sichtweite kommt. Hier haben wir im Panoramahotel unsere Zimmer für die Nacht gebucht und dort starten wir am nächsten Tag zum Sachsenring.
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Also, kräftig frühstücken und dann geht es endlich los. Allerdings bleibt für uns noch ein wenig Zeit, um nicht direkt zur Rennstrecke zu fahren, sondern ein paar Motorradleckerbissen einzubauen. Erwähnen sollte man aber auch, dass man es in Betracht ziehen sollte, ein wenig länger im Erzgebirge zu verweilen. Vor allem die alpin anmutenden Pisten auf der tschechischen Seite können latente Suchtgefahr auslösen. Also, wer ohnehin einen Trip zur MotoGP plant, könnte daraus einen ganzen Motorradurlaub machen. Das lohnt sich, versprochen!
Wir sausen zum Fichtelberg
Wir sausen zum Fichtelberg
Wie auch immer, die Motoren brabbeln schon und in der rechten Hand zuckt es. Von Oberwiesenthal düsen wir zunächst in Richtung Schwarzenberg. Zwei weite Serpentinen sorgen dabei schon mal für Kontakt zwischen meinen Fußrasten und dem Asphalt. Nahe dem Grenzübergang nach Tschechien setzen wir die Blinker rechts und düsen erst mal zum Dach des Erzgebirges, dem Fichtelberg. Der reckt sich auf knapp 1.215 Meter in den Himmel und bietet eine fantastische Aussicht. Während diese angemessen genossen wird, meint Rudi: „Hast Du Hummeln im ....?“ „Wieso?“ „Bist ja eben durchgestartet, als wenn Du am MotoGP-Start teilnehmen willst!“ „Okay, okay, hast ja Recht, wir sind auf Tour.“ Und genau diese gehen wir jetzt an. So gondeln wir bergab und folgen wieder den Hinweisen nach Schwarzenberg. Unser Ziel ist klar: Oberlungwitz! Dort werden wir mal versuchen, einen Parkplatz für unsere Motorräder zu finden. Alles ist irgendwie gesperrt, überall Security, aber dem Glücklichen schlägt eine Stunde, wir haben die passende Idee und können relativ nah an die Rennstrecke heranfahren. Dort stürzen sich die Helden des Motorradrennsports den Ring hinab, um anschließend blind über eine Höhe zu rasen. Wir wollen mal festhalten: Egal, in welcher Klasse, ob Nachwuchs oder die schnellsten Männer auf Rädern – wir ziehen den Hut! „Deine Fußraste heute früh, das war ja lächerlich dagegen!“ meint Rudi schmunzelnd. Kein Kommentar! Allerdings ist festzuhalten, dass er völlig begeistert ist. Erst kommt die Moto3 dran, danach die Moto2 und dann drücken alle Bradl die Daumen. Wie auch immer, wir bleiben am Ring, bis auch dieses Rennen zu Ende ist.
Auf kleinen Nebenstraßen führt uns der Weg immer weiter
Auf kleinen Nebenstraßen führt uns der Weg immer weiter
Den Zeitrahmen für die Rückfahrt darf man daher als knapp bemessen bezeichnen. Daher werden wir auf der B 180 über Waldenburg, Altenburg sowie Zeitz direkt nach Naumburg fahren. Gerade am Sonntag hält sich der Verkehr hier doch in Grenzen und wir kommen gut voran. Es gibt allerdings ein paar Zweiradtreiber, die zeigen uns auf dieser Strecke brutal die Rücklichter. Genau das Thema wird abends noch ausgiebig diskutiert. So sehr uns die Rennfahrer auf dem Sachsenring auch beeindrucken mögen, Möchtegern-Raser (die kommen oft auch mit vier Rädern daher) gehören definitiv nicht auf die öffentliche Straße! Sie können den Rennsportassen á la Bradl ohnehin nicht das Wasser reichen und diffamieren hinsichtlich gültiger Verkehrsregeln alle Motorradfahrer. Rudi bringt es auf den Punkt: „Wer richtig Gas geben will, der soll auf die Rennstrecke gehen, auf der B 180 haben die aber nichts zu suchen!“ Recht hat er!
Mitten in Naumburg
Mitten in Naumburg
Aber kümmern wir uns mal um die schönen Dinge des Lebens, Naumburg und Freyburg bieten sich für nette Zwischenstopps an. Hier ein Cappuccino, da eine Runde durch die Stadt – mehr Zeit bleibt leider nicht. Naumburg, 1012 erstmals urkundlich erwähnt, erfreut sich vor allem wegen des gleichnamigen Doms einer großen Bekanntheit. Seit 1144 wird Naumburg Stadt genannt. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel Naumburg an Preußen. 1846 erhielt die Stadt Anschluss an die Thüringer Bahn von Halle nach Erfurt. Am 15. September 1892 ging die Straßenbahn hier in Betrieb. Sie wurde in den ersten Jahren noch mit Dampf betrieben. Am 2. Januar 1907 wurde sie auf den elektrischen Betrieb umgestellt. Darüber hinaus gibt es noch viel mehr zu entdecken. Genau wie in Freyburg an der Unstrut, vor allem bekannt durch den Rotkäppchen Sekt, der von hier stammt. Ein hübsches Städtchen. Christian meint, dass man mal nach der Dame aus der Werbung suchen sollte, sie wissen schon – die mit dem roten Kleid! Rudi schüttelt den Kopf und stellt klar: „Wir sind zum Motorradfahren da! Nix Mädels!“ Recht hat er und so kurven wir durch die zauberhafte Stadt und folgen dann der Unstrut weiter in Richtung Weischütz. Dort finden sich dann herrliche Kurven, aber eben jene aus Asphalt! Über Laucha und Bad Bibra düsen wir an der Unstrut entlang in Richtung Artern.
Dabei wird ein wenig mehr am Gasgriff gedreht, denn so langsam geht das Licht aus. Ab Bad Frankenhausen könnten wir noch weitere Kurven genießen, und zwar jene über den weithin bekannten Kyffhäuser. Wie auch immer, der Rest der Tour führt über Sondershausen und Bleicherode immer in Richtung Göttingen. Auf dem Weg liegt auch noch Duderstadt, eine Fachwerkstadt, die man einfach gesehen haben muss. So jedenfalls geht unsere absolute Traumtour mit Zwischenstopp bei der MotoGP zu Ende.

Motorradtour Die MotoGP-Tour! Auf zum Sachsenring – Infos

Motorradtour Die MotoGP-Tour! Auf zum Sachsenring
Die MotoGP auf dem Sachsenring, das rockt. Letztes Jahr erlebten rund 40.000 Zuschauer mehr den Sieg von Marc Márquez, als kurz zuvor Vettels Formel 1- Heimsieg auf dem Nürburgring. Das ist doch eine Ansage! Wie auch immer, denn für alle, die das Renn-Spektakel weit im Osten erleben wollen, bieten wir hier eine zauberhafte Strecke von Göttingen nach Sachsen an, bei der das Ziel zum Weg wird.

Allgemeine Infos

Bei dieser Tour lernt man Eichsfeld, Erzgebirge und alles was dazwischen liegt, kennen. Und dann wäre da der Sachsenring, der zum eigentlichen Ziel wird. Außerdem lernt man auch das Gebiet von Saale und Unstrut kennen.

Sehens- & Erlebenswert
Würde man an dieser Stelle alle Sehenswürdigkeiten entlang der allein schon außergewöhnlich schönen Strecke auflisten, so wäre sicher der Umfang eines ganzen Buches nötig. Dennoch soll auf das sehr sehenswerte Naumburg mitsamt dem imposanten Dom und das faszinierende Freyburg verwiesen werden.

Anreise

Göttingen liegt im Herzen von Deutschland und lässt sich über die A 7 und A 38 flott erreichen. Alternativ kann man natürlich auch in Uslar starten.

Beste Reisezeit

Für diese Tour eignet sich am besten der Zeitraum zwischen Anfang Mai und Anfang Oktober, da es während des restlichen Jahres auf dem Erzgebirgskamm empfindlich kalt sein kann.

Verpflegung

Sächsisches Bier, Wein von der Unstrut oder Rotkäppchensekt aus Freyburg sind sicher die bekanntesten Getränkespezialitäten im Osten Deutschlands. Von Harzer Wildgerichten bis hin zu Buttermilchgetzn (ähnlich Kartoffelpuffer - mit Kümmel, Zwiebeln und Buttermilch gebraten) oder Rauchomat (gekochte und geriebene Kartoffeln in Leinöl gebraten) reicht zudem die Vielfalt der Speisen.

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