Luxemburg – Land der kulturellen Kontraste

Wer denkt Luxemburg, sei nur eine (Haupt-)Stadt, liegt mächtig falsch. Es ist ein Land voller Kontraste zwischen Tradition und Moderne und noch dazu ein eindrucksvolles Motorradgebiet.
 Walter Hasselbring
 Walter Hasselbring
Ob Kulturliebhaber oder Schräglagenreiter, mit den vielen prunkvollen Burgen und Schlössern sowie dem anspruchsvollen Kurvenparadies Ardennen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wanderer kommst du nach Liechtenstein, tritt nicht daneben, tritt mitten rein – ach nee, das war ja Liechtenstein, mit dem Ingo Insterburg & Co seinerzeit so schön gereimt haben. Wir wollen aber nach Luxemburg, das einen ähnlich schlechten Ruf hat, was Finanzfragen angeht und gefühlt ähnlich groß wie besagtes Liechtenstein ist. Nämlich so, dass es maximal für eine Halbtagestour mit dem Motorrad reichen würde – denkt man.
Schließlich reicht ein Blick in die Datensammlung der Wissenschaft, um zweifelsfrei festzustellen, dass die Sonne ungefähr zwei Minuten braucht, um über das kleine Land hinwegzuziehen. Der Reiz Luxemburgs liegt gemeinhin nicht in seiner Attraktivität als Urlaubsland, vielmehr ist es beliebt als Versteck für unversteuertes Bargeld oder für Sachgüter, die ebenfalls am Fiskus vorbeigeschmuggelt wurden. Legendär sind die riesigen Lagerhäuser, gesichert wie Fort Knox, in der noble Kunst, Luxusautos oder Schmuck gelagert werden. Gleich hinter der Grenze fahren wir staunend mit der KTM Adventure R an solch einem Gebäude vorbei. Schon am ersten Abend werden wir im Hotel Ecluse in Stadtbredimus mit Luxemburger Lebensart verwöhnt. Wir lernen beispielsweise, dass vor einem Essen eigentlich immer ein Glas „Cremont“ fällig ist. Das ist dieser Schaumwein in Champagnerqualität, der sich aber nicht so nennen darf wie das französische Edelgetränk. Dabei sind das Luxemburger Pendant, aber auch der Moselwein, der seit jeher auf dieser Seite des Flusses trocken ausgebaut wird, von bester Güte. In diesem relativ neuen Hotel, das ausreichend Stellplätze für Motorräder bietet, werden wir dann auch mit Luxemburger Spezialitäten wie Mehlknödel mit Speck oder Pferdefilet mit feiner Knoblauch-Zwiebelsoße und Spargel mit Ardenner Schinken konfrontiert. Übrigens: Rund ein Dutzend Hotels in diesem kleinen Land gehen locker als motorradfahrerfreundlich durch. Am nächsten Morgen geht es mit klarem Kopf auf Tour.
Wir rollen beschwingt über kurvenreiche Straßen
Wir fahren die Mosel entlang Richtung Grevenmacher, rollen dann beschwingt durch Müllerthal, das auch als die Luxemburger Schweiz bezeichnet wird. Entsprechend kurvenreiche Straßen sind inklusive. Schon bald kommen wir zu einem der bekanntesten Orte Luxemburgs, nach Echternach. Nach der Echternacher Springprozession zu fragen, steht wohl jedem TV-Quizmaster bestens zu Gesicht. Bei Günther Jauch würde sich die Frage hervorragend für die 500 Euro-Hürde eignen. Hier die Aufklärung für alle potenziellen Kandidaten der Millionenshow: Die Prozession findet immer am Dienstag nach Pfingsten statt und hat natürlich einen religiösen Hintergrund. Es wird dabei tatsächlich gesprungen, nämlich zweimal nach links und dann zweimal nach rechts.
Früher ging es nach vorn und dann nach hinten. Deshalb spricht man bei Sitzungen oder Projekten gelegentlich davon, sie kämen voran, wie die Echternacher Springprozession.
Die anspruchsvollen Stellen in den Ardennen
Unser weiterer Weg führt uns durch die Gemeinde Befort, in der sich die Burgruine Beaufort auf einem Felsvorsprung am Straßenrand harmonisch in die Umgebung einfügt. 1192 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Nach vielen Wechseln der Eigentümer und ihrem Verfall wurde sie ab 1928 vom derzeitigen Eigentümer Edmond Linckels wieder aufgebaut. Heute können das Renaissanceschloss, das sich ein Stück weiter hinten auf dem Felsvorsprung auftürmt und die Burgruine besichtigt werden. Für uns ging die Reise jedoch weiter in Richtung des malerischen Fleckens Vianden, das am Grenzfluss Our liegt. Schon wieder waren wir hier an historischer Stelle.
Eines der schönsten mittelalterlichen Schösser westlich des Rheins - das Schluss Vianden
In Vianden steht nämlich eines der schönsten mittelalterlichen Schlösser westlich des Rheins. Ausgezeichnet hat uns auch die Auberge Aal Veinen „Beim Hunn“ gefallen. Hier bekommt man nicht nur hervorragende Kost vom Holzkohlegrill, sondern auch unzählige Tipps für kurvenreiche Touren. Der Chef des Hauses ist seinerseits ebenfalls Biker. Fortan konnten wir uns so richtig austoben. Wir sind in den Ardennen angekommen, im hügeligen Norden des Landes.
Hier finden wir die anspruchsvollsten Strecken vor. Vor allem sind die meisten Straßen menschenleer – perfekt, um sich mal so richtig auszutoben. Wir fahren die kurvenreichen Strecken über Wiltz, Wilwerwiltz und Draufelt (Drauffelt) nach Clervaux (Clerf). Weiter geht es nach Binsfeld. Hier kann man ein kleines Museum namens „A Schiewesch" besuchen, in dem das frühere dörfliche Leben im Großherzogtum zu besichtigen ist. Jetzt ist es nicht mehr weit zur belgischen Grenze und so machen wir kehrt Richtung Troisvierges (Ulflingen). Der Ort ist nach drei Schwestern benannt, die unter Kaiser Hadrian qualvoll ermordet und später heiliggesprochen wurden. Asselborn heißt nicht nur der Außenminister, sondern auch das nächste Dorf, das mit seiner hübschen Wassermühle glänzen kann.
Unterwegs durch die Altstadt von Luxemburg
Durch das Tal der sieben Schlösser fuhren wir zügig Richtung Hauptstadt, in der wir für die Nacht im Hotel „Le Royal“ eincheckten. Die Stadt Luxemburg besticht durch den Charme, den ihr die Mixtur aus deutschen und französischen Traditionen verleiht. Die Kulisse, die uns geboten wird, ist im Gegensatz zur Größe der Stadt gigantisch. Weltkulturerbe! Die Stadt ist einfach schön, das muss man sagen. In steilen Serpentinen geht es zur Altstadt hoch, die auf einem 40 Meter hohen Sandsteinmassiv steht. „Lützelburg“ war einst eine der stolzesten Festungen Europas. Monströse Viadukte überspannen die beiden kleinen Flüsse Alzette und Petrusse.
Eines der Viadukte über den Fluss Alzette
Selbstverständlich wird auch eine Menge für Genussmenschen geboten. Feine Brasserien, und elegante Shopping-Zentren bieten alles, was gut und teuer ist. Unsere Begleitung, vom Fremdenverkehrsamt, begrüßt auf dem „Place d'Armes“ den Bürgermeister mit Handschlag. Hier in der knapp 140 000 Seelen Gemeinde kennt man sich. Aus den Speisekarten der Restaurationen wird der Besucher allerdings ohne Hilfe nicht schlau. Kachkéis, Bouneschlupp oder Gromperekichelcher laden nicht gerade zum Speisen ein, sollen aber höchsten kulinarischen Anforderungen gerecht werden.


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