Hansestadt-Tour Altmark

In der Altmark - im nördlichsten Zipfel Sachsen-Anhalts – liegen dicht beieinander einige alte Hansestädte, die man auf kleinen Straßen wunderbar zu einer interessanten Tour verbinden kann.
Jost Martin
Jost Martin
Früh im Jahr, wenn in den Alpen der Schnee oft noch meterhoch liegt und uns Motorradfahrern den Weg versperrt, wenn sich in den Mittelgebirgen die Temperaturen noch im niedrigen, einstelligen Bereich bewegen und die wärmenden Sonnenstrahlen in den Wäldern festgehalten werden. Wenn es in den Fingern kribbelt, der Blick beim Betreten der Garage immer häufiger am Mopped hängen bleibt und man das gute Stück liebevoll streichelt, dann kreisen die Gedanken um die erste Ausfahrt. Wann soll man los? Und wohin? Nicht zu weit, aber eine schöne Runde soll es doch sein. Nach kurzem Kartenstudium steht unser Plan für das nächste schöne Wochenende: Wir fahren in die Altmark im Norden Sachsen-Anhalts und drehen dort eine Runde.
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Einen geeigneten Ausgangspunkt finden wir im schnuckligen M&R Hotel Büttnershof unweit der Elbe. Nach der Anreise und einem wirklich köstlichen Abendessen setzt sich der GS-Treiber Bernd Prüfert – der Hausherr des Büttnershofes – zu uns und gibt uns einige richtig gute Tipps für unsere Frühlings-Tour am nächsten Tag. Er gerät dabei ins Schwärmen und empfiehlt, die in der Altmark gelegenen alten Hansestädte in unsere Route einzubeziehen. Am nächsten Morgen stehen wir recht früh auf, um den Sonnenaufgang über der Elbe zu genießen. Wir bleiben nicht die Einzigen, die zu so früher Stunde unterwegs ihr Tagwerk beginnen. Kraniche ziehen am Himmel dahin gen Osten und grüßen uns mit lautem Rufen. Die Vögel kommen aus ihrem Winterquartier zurück und zeigen uns damit, dass nun Frühling ist.
Das Frühlingsziel ist die Altmark.
Das Frühlingsziel ist die Altmark.
Den wollen wir auch sofort genießen, frühstücken noch kurz, und dann geht es ab durch die Mitte. Allerdings dauert das erste Kurvenvergnügen nicht besonders lange, denn per Gierfähre wechseln wir auf die andere Seite der Elbe ins Brandenburgische und steuern unser erstes Zwischenziel an. Havelberg gehört zwar nicht zum Altmärkischen Städtebund, doch lohnt ein Besuch. Sowohl das auf einer Insel in der Havel liegende historische Zentrum der Stadt als auch der im romanischen Stil erbaute Havelberger Dom zeugen von der wechselvollen Geschichte dieser Hansestadt, die diesen Namenszusatz aber erst seit 2008 trägt. Wie auch immer, ein kleiner Bummel steht an. Alle, die jetzt meinen, dass Motorradfahren doch viel mehr Spaß macht als Städtetourismus, denen sei gesagt, dass es oft andere Gründe gibt, um vom Sattel zu steigen. Wir schreiben den 10. März und der Fahrtwind kommt noch als recht kalte Düse daher. So dient das ausgiebige Besichtigungsprogramm auch dazu, um uns von der Sonne immer wieder ein wenig auf Temperatur bringen zu lassen. Der Rhythmus, bestehend aus Fahren und sich an Sehenswürdigkeiten erwärmen, wird nun zum Programm – wir steuern also die nächste Hansestadt an.
Der Havelberger Dom.
Der Havelberger Dom.
Auf Kopfsteinpflaster, das uns ordentlich durchschüttelt, geht es wieder zur Elbe, die nächste Fähre wartet. Die bringt uns wieder auf das linkselbische Ufer. Nach ein paar Kilometern Fahrt auf einer schmalen, durch Äcker und Wiesen führenden Straße, erreichen wir die wohl kleinste Hansestadt der Welt, nämlich Werben.
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Das wurde bereits zu Beginn des 11. Jahrhunderts in schriftlichen Quellen erwähnt. Der Name der Stadt stammt aus dem Wendischen und bedeutet so viel wie „unter den Weiden“. Hier gibt es wunderschöne Fachwerkhäuser und die Salzkirche – mit einem Storchennest auf dem Dach.
Fachwerkhaus in Werben
Durch das Elbtor verlassen wir das Städtchen bald wieder. Die Sonne steht nun schon viel höher und da geht das mit dem Aufwärmen eben viel schneller. Wir geben unseren Motorrädern also die Sporen. Flott passieren wir die Dörfer Wendemark sowie Schönberg und nähern uns dann von Osten her Seehausen, der nächsten Hansestadt auf unserer Tour. Fast anderthalb Jahrhunderte, nämlich von 1358 bis 1488, gehörte die Stadt der Hanse an. Wie die meisten mittelalterlichen Städte verfügte Seehausen über eine Stadtbefestigung, von der heute noch einige Teile und eines der fünf Stadttore erhalten sind. Schon von Weitem erkennen wir ein markantes Wahrzeichen der Stadt, das Beustertor. Nach einer kurzen Aufwärmphase – Ihr wisst schon – fahren wir weiter. Schließlich wollen wir uns nicht nur von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hangeln, sondern auch die Kilometerzähler unserer Motorräder in Schwung bringen. Dafür meiden wir das schnurgerade nach Westen führende Asphaltband der Bundesstraße 190 und schlagen einen weiten Bogen nach Nordwesten. Krüden, Pollitz und Aulosen heißen die Orte auf unserer Route, die uns durch größtenteils flaches Gelände führt, aber dennoch einige Schräglagen bereithält. Hinter Aulosen biegen wir in Richtung Arendsee ab, an dessen Nordufer wir auf schmalen Nebenstraßen Richtung Salzwedel fahren.
Der Wasserturm in Salzwedel.
Der Wasserturm in Salzwedel.
Die hektische Betriebsamkeit der Kreisstadt (von 1263 bis 1518 Mitglied der Hanse) lässt uns schnell wieder den Weg hinaus in die abwechslungsreiche Landschaft suchen und so surfen wir parallel zur Bundesstraße 71 unserer geplanten Pause in Gardelegen entgegen. Eine alte Windmühle am Wegesrand und die wie Spargelstangen aus dem Boden ragenden neuzeitlichen Windräder überall auf den Feldern machen uns die Rückbesinnung auf alte Techniken der Energiegewinnung deutlich.

Kleinere Orte wie Liesten, Jeggelegen und Badel liegen auf dem Weg. Aber auch die sehenswerte Altstadt von Kalbe samt der Burgruine dort lohnen einen kurzen Stopp. In Gardelegen, der nächsten Hansestadt, stellen wir unsere Motorräder ab und stärken uns mit einer heißen Suppe. Neben dem ansehnlichen Rathaus besticht die Altstadt durch wunderschöne Fachwerkhäuser. Frisch gestärkt schwingen wir uns wieder auf unsere Mopeds und fahren nach Osten. Es geht kurz auf der viel befahrenen B188 am heutigen Vogelschutzgebiet Colbitz-Letzlinger Heide vorbei – einem früheren Truppenübungsplatz. Dann düsen wir wieder auf recht kurvenreichen Nebenstraßen der Perle der Altmark entgegen: Das ist Tangermünde. Die gut erhaltene Altstadt dort, mit vielen Fachwerk- und den typischen Backsteingebäuden sowie der weitgehend vollständig erhaltenen Burganlage samt Stadtbefe­stigung in Backsteinbauweise, lohnen also erneut eine Pause. Es geht jetzt weniger ums Aufwärmen, sondern darum, die Gesäßmuskulatur zu entspannen und die Gelenke wieder gangbar zu machen. Ja, das sind sie eben, die Folgen eines langen Winters, da rostet selbst der Bewegungsapparat engagierter Zweiradfans schon mal ein wenig ein! Also, wir lassen die Fachwerkhäuser der Innenstadt auf uns wirken und genießen den Blick auf das historische Rathaus der Stadt. Ein Blick auf die Uhr und den Sonnenstand mahnt aber bald zur Weiterfahrt. Schließlich liegen noch zwei Hansestädte auf unserer Tour durch die Altmark. Unser nächstes Ziel heißt Stendal, das wir zügig erreichen. Hier drehen wir eine kleine Besichtigungsrunde. Neben der Kirche St. Marien, im Stil der Backsteingotik erbaut, und dem Rathaus mit der Rolandstatue zieht uns eines der von der mittelalterlichen Stadtbefestigung erhaltenen Stadttore an. Es reizt doch ungemein, das Motorrad über das alte Kopfsteinpflaster durch den Bogen des Uenglinger Tores rollen zu lassen. So verlassen wir den hektischen Betrieb der Kreisstadt und surfen auf schmalen Straßen Richtung Osterburg. Vorbei an kleinen Dörfern wie Jachau, Lindtorf, Goldbeck und Düsedau erreichen wir die letzte der Hansestädte auf unserer Tour durch die Altmark. Von 1436 bis 1478 – also eigentlich nicht allzu lange gehörte Osterburg der Hanse an. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt mehrfach geplündert und schließlich verwüstet. Im Umkreis der Nikolaikirche bilden zahlreiche, gut erhaltene oder wieder restaurierte Fachwerkhäuser ein sehenswertes Areal. Auch diese Hansestadt lohnt einen Besuch. Allerdings sollte man sich strikt an die Verkehrs- und vor allem die Parkvorschriften halten. Wir mussten die Bekanntschaft mit einem unfreundlichen Mitarbeiter des Ordnungsamtes machen, der uns anraunzt und uns auffordert, das zugegeben nicht ordnungsgemäß abgestellte Motorrad unverzüglich zu entfernen. Dieses wenig bürgerfreundliche Verhalten beschleunigte unsere Absicht, die letzte Etappe unserer Tour in Angriff zu nehmen.
Tourabschluss im M&R Hotel Büttnershof.
Tourabschluss im M&R Hotel Büttnershof.
Der Weg zurück zum Büttnershof lässt unsere Herzen angesichts der vielen Kurven auf schmalen Straßen wieder höher schlagen. Die Sonne taucht dabei schon langsam tiefer zwischen die Bäume am Wegesrand und es wird fast dunkel - im Frühling sind die Tage ja bekanntlich noch kurz - als wir schließlich das kleine Hotel im Sandauer Holz wieder erreichen. Bei einem leckeren Essen, bei dem sich der Hausherr wieder zu uns gesellt, lassen wir den wundervollen Tag dann ausklingen.

Motorradtour Hansestadt-Tour Altmark – Infos

In der Altmark - im nördlichsten Zipfel Sachsen-Anhalts - liegen dicht beieinander einige alte Hansestädte, die man auf kleinen Straßen wunderbar zu einer interessanten Tour verbinden kann.

Allgemeine Infos

Die Altmark liegt im Norden des Landes Sachsen-Anhalt und wird im Norden durch das Wendland und im Süden durch die Magdeburger Börde umfasst. Diese alte Kulturlandschaft wird auch als Wiege der Mark Brandenburg bezeichnet, obwohl sie heute in einem anderen Bundesland beheimatet ist. Die Altmark ist heute geprägt durch Landwirtschaft. Die relativ große Zahl der Hansestädte in dieser kleinen Region bietet der idyllischen Landschaft und einer Vielzahl an kleinen Nebenstraßen eine Reihe von kulturhistorisch interessanten Plätzen.

Sehens- & Erlebenswert
Die während der Tour angefahrenen Hansestädte bieten eine Vielzahl an historischen Gebäuden, angefangen von erhaltenswerten Fachwerkhäusern, alten Stadtbefestigungen und Kirchen. Besonders zu empfehlen ist ein Besuch der historischen Innenstadt von Tangermünde, die nach der Wende mit viel Liebe restauriert und in den heutigen sehenswerten Zustand versetzt wurde.

Anreise

Aus Berlin heraus folgt man erst der A10 Richtung Hamburg. Danach geht es auf der A24 weiter. Anschließend weist die B167 den weiteren Weg in Richtung Havelberg. Bei Sandau setzt man mit der Fähre über die Elbe und dann sind es nur noch ein paar Meter bis zum Startpunkt am Büttnershof. Von Hamburg aus fährt man über Lüneburg, Dannenberg und Wittenberge zum Startpunkt. Von Süden her reist man über Magdeburg, wo die A2 verläuft, an.

Beste Reisezeit

Diese Tour lässt sich während der ganzen Motorradsaison von März bis weit in den Oktober hinein fahren. Am schönsten ist es im Frühjahr, wenn die Natur erwacht, oder im Herbst, wenn die Laubbäume die Farben wechseln.

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Die folgenden M&R Motorradhotels befinden sich im oder in der näheren Umgebung des Routenverlaufs dieser Motorradtour:

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Hotel Gutshaus Büttnershof
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