Durch die abgeschiedene Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze konnte der Naturpark Meißner seine Ursprünglichkeit bewahren und lädt mit einsamen, kurvigen Straßen zum Schräglagenritt ein.
Im historischen Ort Helsa werden die Motoren für diese Tagestour zum Leben erweckt. Die alten Fachwerkhäuser werfen den Schall der Motoren von den liebevoll gepflegten Fassaden zurück. Direkt an der Deutschen Fachwerkstraße gelegen, wünscht uns das kleine Rumpelstilzchen auf dem Brunnen scheinbar eine wundervolle Motorradreise. Über die K7 rollen die Räder zunächst durch Kaufungen. Noch im Ort wartet schon die erste schwungvolle Steigung und die herausgeputzten Einfamilienhäuser stehen Spalier. Zügig geht es weiter bergan. Ein weiter Blick über Kassel eröffnet sich linker Hand und die soeben verlassene Ortschaft wird im Rückspiegel schnell kleiner. Ein beherzter Griff am Bremshebel lässt die Seitenständer den Boden erst wieder am Niester Riesen berühren.
Der Niester Riese Von dort können wir weit unten im Tal den Erholungsort Nieste und das Gläsnertal sichten. Direkt gegenüber lädt weithin sichtbar das original bayrische Wirtshaus „Königs Alm“ zur Erfrischung ein. Herrlich lässt es sich hier verweilen, aber wir wollen doch lieber weiter Motorrad fahren. In einer lang gezogenen S-Kurvenkombination stürzen wir auf der anderen Seite dem Tal entgegen. Den Reifenflanken wird sofort das Motto des Tages vermittelt: Kurvensucht! Zu Beginn der L563 wird dieses mit dem Schild neuneinhalb Kilometer kurvenreiche Strecke deutlich sichtbar untermauert.
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Der Schräglagentanz beginnt vorerst zaghaft und lässt den Reifen Zeit, Betriebstemperatur zu erreichen. Eine rechte Straßenbiegung eröffnet dann das Kurvenstakkato. Die Mittellauffläche des schwarzen Gummis wird nur noch zum Umlegen der Maschine benötigt. Auch die letzten Gänge in der Schaltbox haben vorerst Pause und die äußerste Reifenlauffläche wird sauber gerubbelt.
Es bleibt nur wenig Zeit die Landschaft fernab der Streckenführung zu bewundern Wer nun immer noch der Kurvensucht widerstehen kann, sollte eine Lücke zwischen den Bäumen suchen, um dann mit einer herrlichen Weitsicht belohnt zu werden. Ebenfalls reift die Erkenntnis, dass man an einem steilen Abhang entlangfährt, dieses durch den Baumbewuchs jedoch nicht erkennt. Nach über zehn Kilometern mit Schräglagengarantie erreichen wir die Kirschenstadt Witzenhausen. Direkt am Ortsausgang lümmelt sich imposant lässig eine Ducati Königswelle auf dem Ständer vor der Grimm & Triepel Kruse-Kautabak GmbH.
Brend Kruse auf seiner Ducati Königswelle Motorradfahrer und Inhaber Bernd Kruse öffnet uns die Tür und lädt zu einem einzigartigen Besuch ein. Deutschlands letzte Kautabakfabrik versprüht den Charme der Nostalgie, der mit süßlichem Geruch unterstrichen wird. Eine über 160 Jahre alte Tradition hinterlässt Spuren, wabert durch die Luft der kleinen Fabrik und direkt in unsere Nasen hinein. Alle Sinne geschärft, folgen wir Bernds Ausführungen rund um den Tabak. Im Jahre 1849 eröffnete der Kaufmann Theodor Grimm eine Kau-, Rauch-, Schnupftabak- und Zigarrenfabrik in Nordhausen am Harz. Bereits nach kurzer Zeit spezialisierte der Inhaber sich auf die Herstellung von Kautabak und Adolf Triepel trat als Teilhaber in den Betrieb ein.
Grimm & Triepel ist die letzte Kautabakfabrik in Deutschland Bernds Urgroßvater erwarb im Jahre 1881 die Manufaktur und seit dieser Zeit wird diese bis heute als Familienunternehmen geführt. Von Generation zu Generation vermittelt man das Wissen rund um den Kautabak weiter. Schritt für Schritt bekommen wir die Herstellung erklärt und bestaunen die alten Maschinen, die auch heute noch zuverlässig ihren Dienst verrichten. Tradition und Handarbeit wird gelebt, Bewährtes und Modernes genau abgeschätzt und aufgewogen. Nur so konnte sich die Manufaktur zur einzigen Kautabakfabrik Deutschlands mit ihrem heutigen Stammsitz in Witzenhausen etablieren. Quasi Tür an Tür frohlockt schon das nächste Laster. Auf Hochglanz polierte, blitzende Kupferkessel laden uns zur Besichtigung Hessens erster Bio-Brauerei ein. Im Schinkels-Brauhaus werden seit 1997 feinste Biere mit größter Sorgfalt im traditionellen Brauverfahren hergestellt.
Wir ziehen den Fahrspaß vor Fabio Schinkel berichtet, dass eine Frau vor etwa 10.000 Jahren für die Entdeckung und Weiterentwicklung des Gerstengenusses verantwortlich war. Dieses erstaunt so einige Besucher, da der Gerstensaft doch eher der männlichen Domäne zugesprochen wird. Ausführlich werden die Rohstoffe zur Erzeugung vorgestellt und die Kunst des Bierbrauens erläutert. Nun werden wir in das Sudhaus, das das Herz der Brauerei ist, entführt, um anschließend den Lagerkeller zu bestaunen. Wir erfahren, dass jede einzelne Flasche von Hand abgefüllt und anschließend etikettiert wird. Eine soeben angebotene Verköstigung müssen wir ablehnen, da der Fahrspaß vorzeitig beendet werden müsste. Fabio hat aber bereits vorgesorgt und jedem von uns eine Flasche Kirschbier, Dunkelbier und dem noch etikettenlosen Indian Pale zum abendlichen Genuss eingepackt. Nach so viel Kultur wollen wir jedoch lieber wieder den Fahrtwind um die Nase spüren. Kaum haben wir den Ort verlassen, bauen sich schon die Burgruine Hanstein und die Jugendburg Ludwigstein majestätisch vor dem Lenker auf. Liebevoll wird diese Aussicht mit der Bezeichnung Zweiburgenblick geadelt. Allzu lange können wir das Ensemble der alten Gemäuer aber nicht auf uns wirken lassen, denn der Blinker wird schon wieder rechts gesetzt und in das Flachsbachtal abgebogen. Im Augenwinkel rauscht der Wasserspielplatz Öhrchen vorbei. Sanft steigt die Straße durch den Wald stetig an. Die ersten lichten Stellen unterstreichen die bereits erklommenen Höhenmeter und machen den Blick frei auf die Landschaft unter uns. Zackig rollen wir im Kurvenschwung immer weiter.
Der Frau Holle Teich erstrahlt in seiner ganzen Pracht Am Frau Holle Teich wird eine kurze Rast eingelegt. Der Sage nach befindet sich hier der Eingang zur Unterwelt. Da wir jedoch nicht auf märchenhaften Wegen unterwegs sind, nehmen wir wieder die Lenkstange in die Hände und drücken diese in Schräglage. Schwungvoll durchrollen die Motorräder eine kurze S-Kurve, an deren Bögen noch Straßen abzweigen und das Hauptstraßen-Zusatzschild als H erscheinen lassen. Das nächste Highlight bremst uns an dieser Stelle aber schon wieder aus. Eine unendliche Fernsicht vom Schwalbental betört die Sinne. Stünde die Erdkrümmung dem Blick nicht im Wege, könnte man von diesem Punkt aus vermutlich sogar den Ural sehen. Denn kein höheres Gebirge befindet sich auf dieser unendlichen Entfernung dazwischen.
Am Brunnen der Goldmarie fordern wir unser Glück ein Über solche sinnfreien Gedanken brausen wir wieder talwärts bis in das Märchendorf Vockerode und fordern am Brunnen von Goldmarie das Glück des Tages ein. In malerisch märchenhafter Landschaft sausen wir durch das Meißnerland und saugen die Schräglagen förmlich in uns auf. Rechter Hand genießen wir noch einen vorerst letzten Blick auf das Bergmassiv Hoher Meißner, um in das nächste Kurvenglück zu stürzen. Zum Durchatmen wird die B27 als Zwischensprint genutzt, die wir bei Eschwege sofort wieder verlassen. Auch hier sind die Hinweisschilder „Kurvenreiche Strecke“ unser ständiger Begleiter. So tauchen wir in die „Hessische Schweiz“ ein und erleben den nächsten Kurvenspaß, der einen Vergleich mit voralpinen Strecken nicht zu scheuen braucht. Einsam gelegen, durch die Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, wird diese nur von Kennern der Region und Einheimischen genutzt und beschert ihren Passagieren kurvige, abseits gelegene und schmale Straßen bis nach Volkerode.
Kehren wie aus einem Motorradmärchen Am Königsborn gönnen wir den Motoren eine Erholungspause. Unsere Stiefel müssen ein Stück des Weges als Wanderschuhe herhalten, um den sogenannten Stasitunnel zu erreichen. Auf ihn verweist ein Schild direkt am ehemaligen Kolonnenweg. Anwohner hatten 1990 diese Röhre entdeckt. Die Länge von 40 Metern und dessen ungewöhnliche Lage verwunderte ein wenig. Der Betontunnel führt in Richtung Hessen und diente womöglich als Agentenschleuse.
Die 'Stasi-Schleuse' war 40 Meter lang und wurde 1990 entdeckt! Nachdenklich über dieses unrühmliche Kapitel deutscher Geschichte steigen wir wieder auf die Motorräder. Im Fahrtwind verfliegen die Gedanken wieder. So sausen wir weiter durch die wunderschöne Landschaft und die ehemalige Grenze wird passiert. Glücklicherweise muss heute hier niemand mehr einen Pass vorzeigen. Wir biegen auf die B 249 ab, um zügiger voranzukommen. Kurz vor der Landesgrenze nach Thüringen befindet sich auf der linken Seite der Wasserfall Elfengrund mit Tuffsteinbildung.
Kurz vor der Landesgrenze nach Thüringen Während der Sommerzeit sollte man seinen Besuch jedoch nicht mit nordischen Vorstellungen antreten. Sonst wäre die eher enttäuschende Bezeichnung Wasserfällchen sicherlich treffender. Wir drehen jedoch lieber wieder am rechten Lenkerende und suchen kleinste, landschaftlich reizvolle Strecken. Der Haselbach wird auf der L1019 zu unserem ständigen Begleiter. Die Straßenbauer nahmen den Flusslauf zum Vorbild, dementsprechend windungsreich erreichen wir die B250. Ein kurzer Gasstoß lässt uns diese jedoch schnell wieder verlassen, denn ein gern in Kauf genommener Umweg über die kurvige L2109 muss noch eingebaut werden, um mit einem Zwischensprint die nächste schräglagenfreundliche Strecke zu erreichen. In Rittmannshausen biegen wir rechts auf die L3300 ein. Schon im Ort steigt die Straße immer weiter hinauf und windet sich dann kurvenreich durch die Landschaft bis nach Eschwege hinab. Diese schöne Strecke lässt uns ein wenig vom geplanten Ziel abkommen, doch eine kleine Kurskorrektur lässt uns Germerode erreichen.
Die kleine Monfee von Germerode Mitten im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald gelegen, ist das Dorf durch seine Mohnfelder weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Um die Mohnblüte in voller Pracht erleben zu können, müssen die Monate Juni bis Juli gewählt werden. Mit viel Gl&
Motorradtour Grenztour Werra-Meißner – Infos
Im äußersten Nordosten Hessens versteckt sich ein recht unbekanntes Motorradparadies. Durch die abgeschiedene Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze konnte der Naturpark Meißner seine Ursprünglichkeit bewahren und lädt mit einsamen, kurvigen Straßen zum Schräglagenritt ein.
Allgemeine Infos
Auf dieser Tour wurden motorradfreundliche Straßen rund um das Gebiet des Hohen Meißners zu einem Rundkurs zusammengestellt. Mit ruhigem Gewissen kann man behaupten, dass sich die vorgestellte Strecke mit voralpinem Geläuf messen kann. Und das noch mitten in Deutschland! Die Etappe kann problemlos an einem Tag gefahren werden. Wer jedoch noch die unzähligen kulturellen Möglichkeiten der Region nutzt, wird mehr Zeit benötigen.
Sehens- & erlebenswert Deutschlands letzte und einzige Kautabakfabrik Grimm & Triepel Kruse-Kautabak Walburger Straße 48 37213 Witzenhausen
öffnet interessierten Besuchergruppen nach vorheriger Anmeldung gerne die Pforten. Direkt nebenan befindet sich Schinkels Brauhaus. Der Besuch muss mit dem Braumeister Rainer Schinkel abgestimmt werden.
Wer noch viel mehr über die innerdeutsche Geschichte erleben möchte, dem sei das sehenswerte Grenzmuseum Schifflersgrund empfohlen.
Grenzmuseum Schifflersgrund Platz der Wiedervereinigung 1 37318 Bad Sooden-Allendorf
Um die Mohnblüte in Germerode in voller Pracht erleben zu können, muss der Zeitraum Juni bis Juli gewählt werden. Je nach Wetterlage öffnen sich in diesem Zeitfenster mit einem satten Plopp dann die Knospen. Das Wassermuseum findet man in Germerode in der Kohlenstraße. Diese Straße dorfauswärts fahren und den Wanderschildern mit dem Motorrad folgen. Eine Führung muss mit dem Heimatverein Germerode e.V. abgesprochen werden. Vom Niester Riesen aus hat man einen fantastischen Blick über die Werra-Meißner Region:
Niester Riese Tannenhütte 1 34329 Nieste
Frau Holle Teich Der sagenumwobene Frau Holle Teich befindet sich an der L3242, in 37290 Meißner, die an die Kohlestraße aus Hilgershausen kommend anschließt und ist einen kleinen Abstecher wert.
Anreise
Der Startpunkt Helsa befindet sich unweit von Kassel und liegt im Herzen von Deutschland. So lässt sich der Ausgangspunkt gut über die Autobahn A 7 und dann über die B 7 erreichen.
Beste Reisezeit
Möchte man diese einsame und recht unbekannte Motorradregion während der Saison erfahren, so sollte man den Zeitraum zwischen März und Oktober wählen. Wenn es das Wetter zulässt, kann diese Runde natürlich auch außerhalb der genannten Zeit erkundet werden. Aber Achtung: Auch in den Höhenlagen des Hohen Meißners kann es dann auch schon einmal empfindlich kalt werden.
Motorräder: Harley-Davidson Low Rider S, Harley-Davidson CVO Pro Street Breakout, KTM Adventure, Ducatti Scrambler/Metisse CR800, Suzuki GT 750, Triumph Tiger Explorer, BMW R 1200 R Reisen: Stralsunder Rügenrunde, Grenztour Werra-Meißner, Luxemburg - Das Land der kulturellen Kontraste,
Motorräder: Harley-Davidson Low Rider S, Harley-Davidson CVO Pro Street Breakout, KTM Adventure, Ducatti Scrambler/Metisse CR800, Suzuki GT 750, Triumph Tiger Explorer, BMW R 1200 R Reisen: Stralsunder Rügenrunde, Grenztour Werra-Meißner, Luxemburg - Das Land der kulturellen Kontraste,