Seit gut einer Woche nehmen wir nun schon den einfach wundervollen Odenwald im Rahmen unserer Testwoche unter die Räder. Glück haben wir auch, denn das Wetter ist schön, gnadenlos schön! Gnadenlos deshalb, weil die Temperaturen um die Mittagszeit mit Schwung auf deutlich über 30° Celsius steigen. Kühler wird es erst wieder am späten Abend, wenn die Sonne dann am Horizont untergeht. So brauchen wir Fahrer mehr Mineralwasser auf 100 Kilometer als unsere Test-Motorräder Benzin!
Aber Probleme sind dazu da, um sie zu lösen und so legen wir den Start auf 5.00 Uhr morgens fest. Da zeigt das Thermometer 17° Celsuis – unsere Mitstreiterin Sabine meint: „Ganz schön frisch!“ Als wir starten, ist es noch stockdunkel und die Straße präsentiert sich erst einmal als Zoo. Rehe, ein Fuchs, ein Marder und diverse andere Waldbewohner finden sich direkt neben der Straße. So müssen wir erst einmal ganz vorsichtig mit dem Gasschieber umgehen. Wir benötigen also ein wenig länger für den Weg nach Michelstadt, wo sich die einzige Tankstelle findet, die um diese frühe Zeit schon geöffnet hat: Dani hat am Vortag vergessen zu tanken! Nicht nur unserem Fotografen Jost macht das hinsichtlich des baldigen Sonnenaufgangs nervös. Aber keine Panik! Der große Stern, der uns in den letzten Tagen so gewaltig einheizte, zeigt sein Antlitz erst um 5.39 Uhr und bis dahin sind alle Kameras schon längst bereit. Logisch, dass wir da tolle Fotos in den Kasten bekommen. Sascha ist auch begeistert, mahnt aber bald zur Weiterfahrt: „Von jetzt an steigen die Temperaturen!“ Das stimmt zwar, aber es geht erst mal nur leicht bergan auf dem Thermometer. Außerdem machen wir gut Meter, denn – logisch – so früh, machen sich Autos und andere einbremsende Verkehrsteilnehmer noch ziemlich rar. Das sorgt für flotten Kurvenspaß und so sausen wir kreuz und quer durch den nördlichen Odenwald, bis uns in Frankenhausen eine Bäckerei mit Stehtischen auffällt – das zweite Frühstück wartet. Dort hängen auch Plakate, die auf eine Spendenaktion für die Erdbebenopfer in Nieder-Beerbach hinweisen. Über unseren Köpfen müssen große Fragezeichen schweben. Eine Verkäuferin klärt uns auf: „Es hat unheimlich gescheppert – war ein richtiger Knall!“ Wie wir später herausfinden, gab es die meisten Schäden im schon benannten Ort Nieder-Beerbach gemeldet. Dort zeigten sich Risse in vielen Häusern und etliche Schornsteine fielen von den Dächern. Die Erde wackelte mit einer Stärke von 4,2 und verursachte recht viele Schäden, weil sich der Boden dabei etwas gehoben hat. Verletzte Personen oder Ähnliches mussten nicht beklagt werden, und als wir etwas später an diesem wundervollen Tag mit offenen Augen sehr langsam durch Nieder-Beerbach rollen, können wir beim flüchtigem Schauen keine Spuren des Naturereignisses finden. Das war übrigens im Jahr 2014 schon das zweite Erdbeben in dieser Gegend. Stellt sich nur noch die Frage, warum es im Odenwald öfter mal ein wenig wackelt? Man befindet sich halt am Rand des Oberrheingrabens, eine Schwächezone der Erdkruste. Diese erstreckt sich von der Nordsee bis ins westliche Mittelmeer. Die Ursache für die Entstehung der Grabenzone finden sich in einer Dehnung der Erdkruste, die auch ihre Ausdünnung zur Folge hatte. Deswegen senkte sich die Erdoberfläche in der Grabenzone ab. Dagegen wölbten sich am Rand dieser der Schwarzwald, die Vogesen, der Pfälzer – und der Odenwald unter dem Graben auf. Alles vollkommen normal also und nicht wirklich gefährlich.
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Das Thema „Es wird wärmer!“ beschäftigt uns kurz vor 8.00 Uhr dagegen vielmehr – wenigstens heute. Seit dem Sonnenaufgang kletterte das Thermometer auf 22° Celsius. Gut so, denn selbst Sabine fröstelt nicht mehr auf dem Weg nach Heppenheim, der für alles Motorisierte nur unter der Woche offen ist. Die Strecke präsentiert sich übrigens als mehr oder weniger einspurig – Motorradabenteurer sind hier also herzlich willkommen. Wer sich in der Formel 1 auskennt, der weiß natürlich, dass Sebastian Vettel aus dieser Stadt am Odenwald kommt. Schon in früher Kindheit war er im Motorsport aktiv, bis er beim Kanada-GP 2007 in die Königsklasse des Rennsports auf vier Rädern einstieg. Inzwischen gehört er zu den erfolgreichsten Rennfahrern aller Zeiten, wohnt aber seit einigen Jahren im schweizerischen Ellighausen. Das dürfte vor allem steuerliche Gründe haben, denn – und das kann man sicher diskutieren – in Deutschland werden Großverdiener stärker zur Kasse gebeten als bei den Eidgenossen. „Blöd ist nur, dass solche Leute ihr Geld dann nicht in Deutschland ausgeben – das würde sicher die Wirtschaft beleben!“ meint Jost. „Lass das mal mit Politik!“, entgegnet Sascha: „Es wird warm!“ Allerdings muss angemerkt werden, dass das Thermometer im Moment noch recht langsam steigt. Da bleibt also Zeit, um uns mit Koffein zu dopen. Nach dem Frühstart ist das sicher keine schlechte Idee und das Café Sparbix mitten in Heiligkreuzsteinach kommt genau recht. Außerdem sollte der Rest der Runde in gut zwei Stunden, also vor der großen Hitze, zu schaffen sein. So kurven wir nun Richtung Norden, erleben dabei Fahrspaß pur und stoppen erst wieder nahe Beerfelden, wo ein richtig fetter Baumstamm unsere Aufmerksamkeit erregt. Der nächste Halt wird also an der Dicken Eiche bei Airlenbach eingelegt. Diese kennt man auch als Siegfriedeiche, die bis zu 1.000 Jahre alt sein soll. Einer Sage zufolge soll die Eiche aus einer Eichel gewachsen sein, die vom jungen Siegfried eigenhändig in den Boden gesteckt wurde. Der 8,60 Meter dicke Stamm ist völlig ausgehöhlt, gespalten und nach oben hin komplett offen. Was vom Baum übrig ist, wird mittels mehrerer Stahlseile gesichert. Dennoch bietet er reichlich Schatten, den wir bei 26° Celsius um 11.00 Uhr schon ein wenig genießen, und Sabine meint: „Jetzt wird es kuschelig!“ Wie auch immer, wir entern wieder unsere Motorräder und setzen zum Schlussspurt an. Das wird auch Zeit, denn nun macht die Sonne wirklich ernst. Die Temperatur steigt in Windeseile und 31° Celsius. Gottlob erreichen wir schon bald wieder unseren Ausgangspunkt und da gibt es nur ein Motto: Siesta!
Motorradtour Odenwald - Frühstart – Infos
Der Odenwald präsentiert sich als ein ganz wundervolles Kurvenparadies gleich südlich von Frankfurt beziehungsweise Darmstadt – ein wundervoller Kontrast zum Rhein-Main-Gebiet. Den genießt man dann am besten unter der Woche, denn von Montag bis Freitag darf und muss man mitunter gezwungenermaßen die Straßen und Sträßchen hier – mit herrlichen Streckenführungen – fast allein genießen.
Allgemeine Infos
Der Odenwald bietet gleich südlich vom Rhein-Main-Gebiet gelegen erstklassige Tourenmöglichkeit. Nimmt man den weiter südlich gelegenen Kraichgau, das Hügelland rund um den Neckar sowie den nördlich anschließenden Spessart hinzu, dann steht einer tollen Tourenwoche hier nichts im Weg.
Sehens- & erlebenswert
Der Odenwald bietet trotz seiner idyllischen Lage recht viele Sehenswürdigkeiten.
Zunächst muss Michelstadt mit seinem Fachwerkensemble erwähnt werden. Außerdem wäre da auch noch Erbach, die Elfenbeinstadt. Wer den Bogen dann ein wenig größer spannt, erreicht auch noch „good old“ Heidelberg.
Der Ausgangspunkt dieser Tour lässt sich gut erreichen. Am Westrand des Odenwaldes führt die A5 Frankfurt - Basel (Ausfahrt Heppenheim nutzen) entlang. Im Norden findet sich die A3 Frankfurt - Würzburg. Über die Abfahrt Hanau und die B45 kommt man flott ins Zielgebiet. Im Osten führt zudem die A81 nah am Zielgebiet entlang und im Süden kommt die A6 hinzu.
Beste Reisezeit
Sofern der Winter keine extravaganten Kapriolen liefert, kann man zwischen März und Oktober im wundervollen Odenwald hervorragend Motorrad fahren. Das gilt vor allem für die Wochentage, denn dann hat man die Straßen oft ganz allein für sich.
Es ist gut zu wissen, wo sich die bedeutenden kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten befinden. Das Kartenbild der MARCO POLO Karte führt Sie nicht nur zu diesen interessanten Stellen, sondern zeigt Ihnen außerdem noch viele andere wissenswerte Details.
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