Eigentlich beginnt unsere erste Tour schon auf der Motorradmesse in Dortmund, die Anfang März ihre Tore offen hatte. Schon während jener Tage zuckte es ganz gewaltig in der Gashand, zumal nur die Sonne und nichts anderes am Himmel zu sehen war. Hinzu kommt eine Barbekanntschaft im Messehotel: Jürgen aus dem Pfälzer Bergland. Er nennt dort ein Hotel sein Eigen und das stößt bei uns natürlich auf höchstes Interesse, zumal dort der Weltklassestürmer Miroslav Klose seine Hochzeit feierte. Logisch, dass da ein Redakteur namens „Klose“ natürlich unbedingt hin muss, zumal man dort weiß, wie mein Name geschrieben wird.
Also, auf geht’s: Wir starten natürlich im schönen Oberharz direkt an der Redaktion und düsen erst mal nach Herzberg. Auf meist kleinen Sträßchen kurven wir dann zur Autobahnraststätte Göttingen, wo die eigentliche Tour beginnt. Es wollen sicherlich nicht alle vor der Redaktion in Lerbach starten, denke ich. Nun steht aber garantiert keine Autobahn auf dem Programm, die Raststätte verfügt über eine eigene Abfahrt und so kurven Rudi und ich bald über Hedemünden in den Kaufunger Wald. Unterwegs stoppen wir, um eine herrlich blühende Weide zu fotografieren. Die Straße scheint auch vom Blütenstaub eingefärbt, allerdings klärt Rudi auf: „Du, das ist Salz. Die Streudienste müssen ihr Lager leer bekommen!“ Mir fehlen die Worte und der Blick aufs Thermometer zeigt 10° Celsius – plus versteht sich. Außerdem macht sich eine gewisse Panik breit, denn das Metall unserer Motorräder und dieses völlig unnütz ausgebrachte Salz vertragen sich ja bekanntlich nicht allzu gut. „Die Natur kann das auch nicht gebrauchen“, motzt Rudi und fügt hinzu: „Aber wenn die das jetzt nicht raushauen, bekommen die weniger Budget für den nächsten Winter!“ Gerade in jenen Märztagen diskutiert man bundesweit auch einen eklatanten Fall in Bezug auf Steuerhinterziehung. Man kann das sicher nicht mit der hier praktizierten Steuerverschwendung vergleichen. Würde der Staat aber mit seinen Budgets – und das gilt für die verschiedensten Bereiche – sinnvoller umgehen, dann blieben natürlich in großem Maße finanzielle Mittel übrig, um beispielsweise jene maroden Straßen zu sanieren, von denen Deutschland ja leider zu viele besitzt. Genau das geht mir jedenfalls durch den Kopf, als wir nahe Witzenhausen dann hinauf in den Kaufunger Wald kurven. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier warten ein paar sensationelle Kehren, die uns gleich zu Beginn der Saison wieder zeigen, dass es nichts Schöneres als Motorradfahren gibt. Rudi meint dazu nur: „Vier Räder bewegen den Körper, zwei die Seele!“
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Recht hat er und so bewegen wir also unser Innerstes weiter gen Süden. Dabei genießen wir noch die Schräglagen in den Kasseler Bergen, bevor wir auf kleinen Straßen durchs Oberhessische wuseln. Die Ortsschilder von Treysa, Neustadt und Stadtallendorf tauchen auf, später fahren wir an Marburg vorbei. Genau dort beginnt mein Kampf mit dem Navi, das irgendwie in Bundesstraßen verliebt ist. Los geht das Problem an einer Baustelle und schon ist meine ganze Tour futsch. Immer wieder schlagen wir Haken, um auf die richtige Spur zu kommen, aber das klappt nicht wirklich. So rollen wir über Friedberg nach Rossbach. Das Problem ist, dass die Uhr unbarmherzig weiter tickt und im März geht bekanntlich abends um 18.00 Uhr das Licht aus. Also, wir lassen den Taunus sozusagen links liegen und sehen zu, dass wir über den Rhein kommen. Es soll noch genügend Zeit bleiben, um dem Pfälzer Bergland unsere Aufwartung zu machen. Das beginnt gleich hinter Mainz und Rudi, der diese Gegend noch nicht so gut kennt, ist völlig aus dem Häuschen: „Eine Super-Gegend zum Motorradfahren!“ Recht hat er! Mich erinnert das Ganze an eine Achterbahn. Ständig geht es rauf und runter, Kurven in allen denkbaren Radien kommen hinzu und ich denke, dass man hier auch einen Film drehen sollte, vor allem, weil kaum Autos nerven. Aber darum kümmern wir uns lieber später einmal, denn bis zum Ziel namens Blaubach haben wir noch rund 50 Kurven-Kilometer vor uns und die wollen wir einfach nur genießen, bevor die Sonne dann endgültig hinter dem Horizont verschwindet. So pfeilen wir flott um die Ecken, lassen den faden Muff des wie immer viel zu langen Winters hinter uns und stoppen nur noch einmal auf einer Anhöhe, um die Sonne kurz vor ihrem heutigen Abschied abzulichten. Dafür gelingt uns auch das perfekte „Timing“, denn kurz danach landen wir nach etwas über 400 Kilometern im Hotel. Jürgen empfängt uns schon an der Garage, zwei kühle Blonde warten nach den heißen Kurven heute an der Bar, kurzum: Rudi und ich sind glücklich. „Eigentlich war ich ja erst skeptisch, als du mir sagtest, wo es hingeht“, meint Rudi schmunzelnd, „aber ins Pfälzer Bergland zu fahren, das ist eine richtig gute Idee!“ Jürgen lacht: „Wenn das alle Motorradfahrer hören, müssen wir am Ende noch anbauen!“ Warum nicht, denn mit dem Hotel haben wir es richtig gut getroffen. Es ist nicht nur komfortabel, sondern richtig gemütlich und das Essen passt auch.
Den nächsten Tag nutzen wir dann, um eine völlig neue Saar-Hunsrück-Tour zu fahren. Darüber werden wir in einem späteren Heft berichten. Außerdem sei – was die Tourenvielfalt in der Pfalz angeht – auch auf Motorrad & Reisen 4/14 verwiesen, wo weitere drei Touren angerissen werden: Pfälzer Wald, Mosel-Hunsrück-Tour, Pfälzer Bergland. Aber es bleibt noch eine andere Herausforderung, denn wir werden natürlich alles versuchen, um eine ganz wundervolle Anfahrtsstrecke von Göttingen in den Pfälzer Wald zu präsentieren.
Die Fahrt durch das Pfälzer Bergland
Das Thema gehen wir auch schon am nächsten Morgen an, denn der Wetterbericht – so er dieses Mal denn stimmt – prognostiziert für den Abend eine nasskalte Unterbrechung des schönen Frühlingswetters. Also, wir machen uns auf den Weg und kurven durch das Pfälzer Bergland in Richtung Norden. Nach einfach nur fantastischen Kurvenpisten erreichen wir den Rhein und schippern per Fähre von Bingen nach Rüdesheim. Dort steuern wir den Taunus an und kurven auf einer fast alpin anmutenden Piste über Presberg ins bekannte Wispertal. Rudi und ich sind völlig begeistert: Tolle Landschaft, extrastarke Kurven und kaum Verkehr. Rudi unkt: „Die Autos hier haben wohl alle ein Saisonkennzeichen, oder warum ist nichts los?“ Ich finde, das darf uns mal völlig egal sein und die Kurvenjagd geht weiter. Allerdings bremst Rudi uns dann doch ein, seine Spritreserve nähert sich einem unguten Wert, nämlich „Null“. Oje, denn im Taunus zwischen Wiesbaden und Limburg sind Tankstellen rar.
Die Suche nach einer Tankstelle
Ich vertraue also dem Navi hinsichtlich der Suche nach dem richtigen Ort für den zwingend notwendigen Boxenstopp. Aber ein wenig nervös bin ich schon, denn in gleichen Situationen kannte das Garmin auch schon Tankstellen, die ins Reich der Legenden und Märchen gehörten, also längst geschlossen waren. Aber dieses Mal haben wir Glück und so können wir Rudis Notstand auf den sprichwörtlich letzten Tropfen beheben. Flott können wir also das nächste Ziel ansteuern: Runkel an der Lahn. Hier lautet die Devise: „Willkommen im Mittelalter!“ Da wäre zunächst die imposante Burg Runkel, erstmals erwähnt im Jahre 1159. Zusammen mit der historischen Lahnbrücke aus dem Jahr 1448 bildet sie eine unvergessliche Bilderbuchansicht.
Weiterfahrt nach Gladenbach
Gern würden wir hier ein wenig länger bleiben, aber der Tag ist heute genauso kurz wie gestern und deshalb sollten wir uns ein wenig sputen, wenn wir nicht zig Kilometer im Dunkeln fahren wollen. Es geht nun in Richtung Gladenbach. Das gleichnamige Bergland darf man fast dem Sauerland hinzurechnen, immerhin gehört es zum Rothaargebirge und das prägt schließlich auch die Höhen rund um Winterberg und Willingen. Da kommen wir heute allerdings nicht mehr hin, wir halten uns in Richtung Oberhessen, fahren an Marburg vorbei und tauchen dann in das Bergland südlich von Bad Wildungen ein.
Rückfahrt nach Göttingen
Anschließend rollen wir wieder – den kennen wir schon von der Anfahrt – in den Kaufunger Wald. Wir wollen die starken Kurven zwischen Nieste und Witzenhausen noch einmal unter die Räder nehmen, jetzt eben aus der anderen Richtung. So nähern wir uns also wieder Göttingen und es wird Zeit für ein Fazit: Wer vom Norden in die Pfalz will, der kann getrost dem beliebten Motto „Der Weg wird zum Ziel“ durchstarten. Die rund 400 Kilometer lange Strecke bis nach Blaubach bietet dabei alles, was des Motorradfahrers Herz begehrt. Tolle Kurven und kernige Kehren bekommt man dabei genauso unter die Reifen, wie fantastische Sehenswürdigkeiten vor das Visier. Deutschland ist eben wunderschön und genau das beweist diese Tour einmal mehr.
Wo im März die Mandeln blühen - Der Frühling ist gekommen, die Motorräder fahren raus... Und zwar ins wundervolle Pfälzer Bergland, wo tolle Strecken in einer ungeahnt schönen Landschaft warten!
Allgemeine Infos
Die Pfalz liegt zentral für viele erstklassige Motorradtouren. In Reichweite sind dabei das Pfälzer Bergland, der Pfälzer Wald, die Nord-Vogesen, der Hunsrück, Odenwald und die Deutsche Weinstraße.
Sehenswert In der Pfalz gibt es reichlich Sehenswertes, aber auch auf dem Weg dorthin. Allerdings sollte man sich bei einer Streckenlänge von rund 400 Kilometer auf meist kleinen Straßen am besten auf das Wesentliche beschränken. Wir empfehlen aber unbedingt einen Besuch von Runkel an der Lahn mit seiner mittelalterlichen Kulisse.
Anreise
Blaubach als idealer Ausgangspunkt der hier angerissenen Tourenmöglichkeiten liegt knapp 40 Kilometer nordwestlich von Kaiserslautern und zwar nahe der A62. So kann man Blaubach aus allen Himmelsrichtungen flott per Autobahn erreichen.
Beste Reisezeit
Schon ab Anfang März kann man der Pfalz oft einen Besuch abstatten. Die Saison endet mit dem Oktober.
Verpflegung
Der Pfälzer Saumagen ist ein traditionelles Gericht. Der Magen selbst wird übrigens nicht gegessen, sondern dient wie bei einer Bratwurst als Hülle. Auf die Füllung kommt es an und die besteht meist aus einer Mischung von Schweinefleisch, Bratwurstbrät, Kartoffeln, Eiern, Karotten, sowie Gewürzen. Allerdings muss man wissen, dass für den Saumagen angeblich so viele Rezepte existieren, wie es Hausfrauen in der Pfalz gibt.
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