Eifel: Entlang der Vulkanstraße

Eingerahmt von Maas, Mosel & Rhein, vorbei an Nürburgring & historischen Sehenswürdigkeiten geht es auf kurvenreichen Strecken mit dem Motorrad durch die Eifel.
 Jost G. Martin
 Jost G. Martin
Die Vulkanstraße in der Eifel ist eine der zahlreichen Ferienstraßen in Deutschland. Sie führt uns zu den Orten und Landschaften in diesem Teil des Mittelgebirges im Westen Deutschlands. Aber keine Bange, es gab auf unserer Tour entlang der Vulkanstraße keine plötzlich aufbrechenden Straßen, keinen Ascheregen und auch keine Lavaströme, die uns den Weg hätten versperren können. Die Erde blieb ruhig, erinnerte uns aber an so manchem Ort daran, dass das vor langer Zeit einmal anders war. Fahrt einfach mal in eurer Fantasie mit auf unserer Tour entlang der Vulkanstraße.

Schon länger stand ein Besuch bei Claudia und Sven, unseren Freunden in der Eifel, auf dem Plan, doch wie das so ist, es kommt meistens was dazwischen. Doch dieses Mal passte einfach alles, ein Wochenende war gefunden, an dem unsere Freunde Zeit hatten, die Wetteraussichten waren hervorragend. Das Wohnmobil war schnell gepackt, die Motorräder im Anhänger verstaut und los ging die Fahrt in die Eifel. Beim abendlichen Grillen wurde dann eine Route durch die Eifel diskutiert, bis schließlich das Grillfeuer die Erleuchtung brachte: Glut auf dem Holzkohlegrill und die Glut im Erdinneren, Magma eben. Die Idee für eine Tour entlang der Vulkanstraße durch die Eifel war geboren.

Tourstart am Bahnhof

Am nächsten Morgen geht unsere Tagesfahrt los. Wir starten in Brohl und bestaunen erst einmal den kleinen Bahnhof der Brohltalbahn, besser bekannt unter dem Namen Vulkan-Express, einer Schmalspurbahn mit nur einem Meter Spurbreite. Das Wagenmaterial ist alt, aus dem vorigen Jahrhundert; man sitzt auf Holzbänken, aber all dies hat wohl seinen Reiz. Wir begleiten den schmalen Schienenweg durch das Brohltal hinauf bis zur Endstation in Engeln. Auf der ebenso schmalen wie kurvenreichen Straße fahren wir unsere Motoren und Reifen warm, auch wenn das noch nicht wirklich der Beginn der Vulkanstraße ist. Die beginnt am Laacher See, den wir als Nächstes anfahren. Der See wird zwar gerne als „größtes Maar in der Vulkaneifel“ bezeichnet, ist aber eher ein See, der durch den Einsturz der Decke einer aufgrund eines Vulkanausbruchs geleerten Magmakammer entstanden ist, auch Calderasee genannt. Sei’s drum, immerhin ist er 51 Meter tief und wird ausschließlich vom Grundwasser gespeist. Der letzte Vulkanausbruch war vor fast dreizehntausend Jahren, aber der Vulkan ist noch nicht erloschen.

Damals hat er etwa sechs Kubikkilometer Magma in die Luft geschleudert und die Umgebung und das Rheintal mit einer sieben Meter dicken Schicht aus Vulkanasche und Bims bedeckt. Der Sage nach soll im See auf einer Insel einst ein Schloss gestanden haben, mit einem Schlossherrn, der seine Untergebenen tyrannisch behandelt haben soll. Insel und Schloss mitsamt dem Grafen sollen bei einem gewaltigen Unwetter im See versunken sein.

Abtei Maria Laach

Der Laacher See ist im Besitz der nahegelegenen Benediktinerabtei Maria Laach, der wir einen kurzen Besuch abstatten. Die Abtei wurde zwischen 1093 und 1216 n. Chr. erbaut und besitzt mit der als Klosterkirche entstandenen gewölbten Pfeilerbasilika eines der schönsten Baudenkmäler der romanischen Baukunst. Neben der Kirche war für Sabine und Claudia natürlich noch der Klostergarten mit seinem Kräutergarten von besonderem Interesse. Hätten wir Koffer oder Körbe an unseren Bikes gehabt, wäre die maximale Zuladung locker überschritten und unsere Konten deutlich erleichtert worden.
Na ja, Glück gehabt.

Den Vulkanen auf der Spur

Die Route führt uns nun vorbei am Vulkan Eppelsberg, der bereits durch modernen Steinabbau zum größten Teil abgetragen worden ist. Nur wenige Kilometer weiter kann man der Wingertsbergwand, einer bis zu 60 Meter hohen und mehrere Hundert Meter langen Bims- und Tuffwand, einen Besuch abstatten. Ebenfalls ein paar Kilometer weiter in Mendig gibt es sogar eine Vulkan-Brauerei. Wir schauen nur kurz einmal hinein, denn zu diesem Zeitpunkt steht uns noch nicht der Sinn nach einem kühlen Bier. 

Nach so viel Sightseeing und so vielen interessanten Informationen nutzen wir die B258, um die Stadt Mayen zu umgehen und ein gutes Stück weiter in die Eifel zu gelangen. Ist die Bundesstraße anfangs noch ein bisschen langweilig, so ändert sich das schon bald. Bei Hirten haben wir die ersten wirklichen Kurven, ja sogar eine Kehre. Bei Virneburg erleben wir dann noch eine Steigerung, gar vier Kehren hintereinander lassen unsere Herzen höherschlagen. Hinter Virneburg verlassen wir die Bundesstraße für eine Weile und fahren über Nitz und Drees bis zum Nürburgring, der längsten permanenten Rennstrecke der Welt.

Eigentlich müsste man diesem Eldorado für Rennstrecken-Fans ein eigenes Kapitel widmen, doch unser Thema heißt „Vulkanstraße“, denn auch die „Hohe Acht“ ist ein ehemaliger Vulkan und gleichzeitig mit 746,9 Metern der höchste Berg der Eifel. Müllenbach und Kelberg sind die nächsten Orte auf unserer Fahrt Richtung Westen und immer wieder treffen wir auf Überbleibsel vulkanischer Aktivität wie zum Beispiel den Dreiser Weiher bei Dreis-Brück. Am Dreiser Weiher kann man leicht vorbeifahren, wenn man sich nicht mit der vulkanischen Geschichte der Eifel befasst hat. Es ist das zweitgrößte Maar in der Eifel und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts entwässert und trockengelegt. Im Dreiser Weiher gibt es eine Mineralquelle, die kommerziell genutzt wird (Nürburg Quelle).

Am Geysir „Brubbel“

Über Hillesheim fahren wir weiter zum westlichsten Punkt unserer Vulkanstraßen-Tour, nach Steffeln. Hier hat man außerhalb des Ortes sogar einen Vulkangarten angelegt. Mittlerweile ist es Zeit, an eine Mittagspause und eine Stärkung zu denken. Bei Gerolstein liegt die Kasselburg und im dazugehörigen Forsthaus lassen wir uns im Gastgarten nieder. Nach einer kleinen Mahlzeit und einem wundervollen Blick über das Kylltal bei Pelm setzen wir unsere Reise fort. Gerolstein lassen wir rechts liegen und surfen auf Nebenstraßen Richtung Südosten, wo wir bei Oberstadtfeld auf die B257 treffen. Die Bundesstraße bringt uns dann nach Wallenborn. Der Ortsname ist Programm, denn hier gibt es einen „wallenden Born“, einen Kaltwasser-Geysir, den wir uns ansehen wollen. Wir müssen aber eine ganze Weile warten, ehe uns der „Brubbel“, wie der Geysir hier genannt wird, den Gefallen tut und Wasser speit. Je nach Grundwasserstand und Luftdruck soll der Geysir bis zu vier Meter Wasser in die Luft treiben. Leider schafft der „Brubbel“ an diesem Tag vielleicht anderthalb bis zwei Meter, ehe er in sich zusammenbricht. Schade, aber es lohnt sich dennoch, diesem Naturschauspiel einen Besuch abzustatten.

Kurvenreich zum Aussichtsturm

Von Wallenborn fahren wir weiter nach Manderscheid, wo uns das Maarmuseum einen Einblick in die vulkanischen Aktivitäten in dieser Gegend gewährt. Hier halten wir uns nicht lange auf und fahren weiter nach Süden bis Großlittgen. Von dort aus nehmen wir die L60 nach Osten und schon geht die Kurbelei wieder los. Herrliche Kurven und Kehren in einer traumhaften Landschaft, manchmal ein bisschen rau und zerklüftet, durch Wälder, dann wieder Wiesen und Felder. Kurve reiht sich an Kurve, bis wir schließlich das in einem von Felsen eingerahmten Talkessel gelegene Bad Bertrich erreichen. Im M&R-Partnerhotel „Am Schwanenweiher“ gönnen wir uns bei einem leckeren Eis eine kleine Pause. Dann fahren wir ein Stück zurück und nutzen die flotten Kurven der B421, um schnell nach Steineberg zu gelangen. Dort verschaffen wir uns einen Überblick über die Landschaft ringsum. Dazu müssen wir aber ein paar Meter zu Fuß gehen und schließlich einige Stufen – ich habe sie nicht gezählt – hinauf auf den 28 Meter hohen Aussichtsturm, die „Vulcano Infoplattform“, klettern. Aber es lohnt sich, denn von der ganz aus 100 Jahre alten unbehandelten Douglasien-Stämmen erstellten Aussichtsplattform kann man weit über die Eifellandschaft sehen bis hin zum Nürburgring.

Über Landstraßen zum Römerbergwerk

Parallel zur A48 rollen wir weiter nach Ulmen, denn dort kommen wir bis auf wenige Meter an ein richtiges Maar heran, ohne gleich Eintritt zahlen zu müssen oder kilometerweite Fußmärsche in Kauf zu nehmen. Das Maar hat interessanterweise weder einen natürlichen Zulauf noch einen natürlichen Ablauf. Für einen gleichbleibenden Wasserspiegel sorgen zwei Stollen und bilden so eine einmalige wasserwirtschaftliche Großanlage, die irgendwann einmal sogar der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, so sagt man. Von Ulmen aus starten wir nach einem Abstecher auf den alten Postplatz mit dem sehenswerten Brunnen zu einem weiteren Highlight an der Vulkanstraße, dem Römerbergwerk Meurin bei Kretz. Wir hätten zwar die Autobahn nehmen können, doch die Route über Landstraßen durch die wunderschöne Eifellandschaft ist viel schöner und reizvoller. Also ist Landstraßensurfen angesagt. Über Kaisersesch, Polch, Ochtendung und Kruft erreichen wir den kleinen Ort Kretz und das Römerbergwerk Meurin.

Hier befindet sich das größte Untertageabbaugebiet für Tuffstein nördlich der Alpen, das von den Römern bereits vor mehr als 2.000 Jahren ausgebeutet wurde. Erst 1996 wurden die Archäologen auf dieses römische Bergwerk aufmerksam. Das Stollensystem wurde freigelegt, abgestützt und mit einer großen Überdachung versehen, damit es vor weiterer Zerstörung durch Regen und Eis geschützt war. Uns wird bei dem Gang durch die Stollen eindrücklich vor Augen geführt, unter welch schwierigen Bedingungen vor 2.000 Jahren der Tuffstein als Baumaterial gewonnen wurde. Diese einmalige Anlage ist wirklich sehenswert. Übrigens, entstanden ist der Tuffstein bei der Explosion des Laacher-See-Vulkans und hier schließt sich der Kreis fast wieder.

Ausklang am Rhein

Am Rhein bei Brohl haben wir unsere Tour entlang der Vulkanstraße begonnen und am Rhein endet sie wieder.
Bei Andernach wollen wir uns den größten Kaltwasser-Geysir am Rande der Vulkanstraße anschauen. Entstanden ist der Geysir nicht auf natürliche Weise, sondern durch eine Bohrung zur Gewinnung von Kohlenstoffdioxid für Mineral­­wasser im Jahre 1903. Dabei wurde der Kaltwasser-Geysir eruptiv und das Wasser schoss aus dem Bohrloch bis auf eine Höhe von vierzig Metern. 2001 bohrte man an einer anderen Stelle das gasdurchlässige Gestein an. Auch hier springt das Wasser alle hundert Minuten für jeweils acht Minuten bis in Höhen von vierzig bis sechzig Metern.
Natürlich ist diese neue Position des Geysirs so gelegt worden, dass man einen Ausbruch nur hautnah erleben kann, wenn man fünfzehn Euro opfert, als Eintritt für ein Erlebniszentrum, die Schiffspassage zum Geysir und die Eruption selbst. Wir haben auf die Fahrt mit der Fähre verzichtet und unsere Tour entlang der Vulkanstraße an der Rheinuferpromenade beendet. Ein langer Tag mit vielen Eindrücken von unterschiedlichen vulkanischen Aktivitäten in der Vergangenheit, aber auch noch in der Gegenwart, von einer wunderschönen Landschaft, von reichlich Kurven, kurz gesagt von einer erlebnisreichen Tour durch die Eifel.

#Deutschland#Eifel#GPS#Tour
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