Dolomiten - Zweifacher Tourenspaß

Von Wolkenstein über das Grödner Joch, den Falzaregopass zu den Drei Zinnen, durchs Pustertal, zum Eisacktal & durch das Grödner Tal wieder zurück.
 Dietrich Hub
 Dietrich Hub
Unser Ausgangspunkt ist das Grödnertal. Die Rundtour fahren wir gegen den Uhrzeigersinn, damit wir schon morgens über das Grödner Joch kommen und damit dem üblichen Stau entgehen, der sich ab dem späten Vormittag auf der Passstraße bildet. Auf dieser Route durchfahren wir die beiden wichtigsten „Ost-West-Schneisen“ durch dieses Gebirge, nämlich das ­Pustertal und das Grödnertal. Wir kommen zum Wahrzeichen der Dolomiten, den Drei Zinnen. Und natürlich keine Dolomitentour ohne Pässe über 2.000 Meter! Deshalb gibt es auf dieser Rundtour gleich zwei davon: das Grödner Joch und den Falzaregopass.

Mit knapp 200 Kilometern ist die Rundtour an einem Tag zu schaffen. Nur als ich im Juni im Dreierpack unterwegs war, nämlich mit meinen beiden kleinen Kindern im Beiwagen und auf dem Soziussitz, habe ich die Strecke abgekürzt. Im August war ich wieder in den Dolomiten, diesmal allein, und fuhr natürlich die komplette Tour von West nach Ost durchs Pustertal, von Nord nach Süd durchs Eisacktal und wieder von West nach Ost durchs Grödnertal zurück.

Das Grödner Joch gehört neben dem Sellajoch zu den bekanntesten Pässen in den Dolomiten. Kein Wunder bei diesen eindrucksvollen Gebirgskulissen ringsum. Nur leider wissen das schon sehr viele Menschen, deshalb können hier die Passstraßen und Passhöhen im Hochsommer recht voll sein. Die Straße über das Grödner Joch bildet die Verbindung des Grödnertals mit dem Gadertal (italienisch und ladinisch: Val Badia). In West-Ost-Richtung, also unserer Fahrtrichtung, beginnt die Passstraße in Selva di val Gardena und endet nach 20 Kilometern, 581 Höhenmetern bergauf und 599 Höhenmetern bergab in Corvara im Gadertal. Im Durchschnitt beträgt die Steigung etwa sechs Prozent, wobei es auch einzelne Passagen mit 12 Prozent gibt. Unten angekommen, fahren wir aber nicht nach Norden durchs Gadertal, sondern wieder nach oben in Richtung Südwesten über den Falzaregopass in Richtung Cortina d’´Ampezzo. Wenn man sich Zeit nimmt, lohnt es, mit der Seilbahn auf den Gipfel des Lagazuoi (der Berg direkt am Falzaregopass) zu fahren und die Dolomitenwelt aus noch höherer Perspektive zu bewundern, als dies vom Motorrad aus möglich ist. Wieder bergab zur Talstation am Falzaregopass könnte man sogar unter Tage gehen. Der Berg war im Ersten Weltkrieg sehr umkämpft und beide Seiten gruben Tunnel, um durch Sprengungen den Gegner zu bekämpfen. Heute sind die ehemaligen Kriegstunnel für Besucher zugänglich. Allerdings nur im Sommer. Auf dem 2.741 Meter hohen Gipfel liegt sogar noch im Juni Schnee. Erst im Hochsommer schmelzen die Schneemassen über den Tunneleingängen weg, deshalb sind sie erst zur warmen Jahreszeit begehbar.

Misurinasee – olympischer Untergrund

In Cortina d’´Ampezzo fanden 1956 die Olympischen Winterspiele statt. Die Eisschnelllaufwettbewerbe wurden auf dem Misurinasee ausgetragen, der unsere nächste Station ist. Aufgrund der Höhenlage des Sees auf 1.756 Metern liegt über den ganzen Winter auf der Wasseroberfläche eine dicke Eisschicht und die Natur erwacht hier erst sehr spät im Jahr. Noch im Juni konnten wir das beeindruckende Panorama um den See in aller Ruhe genießen, denn erst im Hochsommer pulsiert hier das Leben. Dann aber ist der See ein beliebtes Ausflugsziel, nicht nur für Motorradfahrer, sondern auch für Omnibusgesellschaften und Wohnmobilisten, dementsprechend eng geht es auf der Straße entlang des Sees zu. Kurz hinter dem Misurinasee steht die Zahlstelle zur wohl einträglichsten Sackgasse Italiens. 15,-- Euro kostet es für Motorradfahrer, wenn man dem Wahrzeichen der Dolomiten, den Drei Zinnen, ganz nahe sein will. Oben vom Parkplatz aus geht es dann nur zu Fuß weiter. Trotzdem, wer die Dolomiten wirklich erleben will, sollte sich die Mautstraße gönnen. Über Schluderbach und vorbei am Dürrensee (Lago di Landro) gehts weiter in Richtung Pustertal. Anfangs erhebt sich rechts und links von uns noch die Gebirgslandschaft, dann aber wird das Pustertal breiter und grüner. Wieder unten im Eisacktal angekommen, befinden wir uns beinahe in mediterraner Umgebung. Das Eisacktal liegt nur etwa 500 Meter über Meereshöhe, dementsprechend groß ist der klimatische Unterschied zu den Dolomitentälern. Brixen oder noch besser das kleinere Klausen eignen sich sehr gut dafür, das Motorrad mal stehen zu lassen und ein paar Schritte durch die Stadt zu gehen. Möglichkeiten um draußen zu sitzen und die warme Sonne am Spätnachmittag zu genießen, gibt es in dem gemütlichen Städtchen im Eisacktal genügend. Durchs Grödnertal gehts dann wieder zurück zum Hotel.

Zweite Tour: Die Pässe bitte!

Vom Grödner Joch (2.121 Meter) geht es 800 Höhenmeter bergab ins Gadertal, danach wieder hoch über den Valparolapass (2.168 Meter). Nur wenige Hundert Meter dahinter, in Richtung Falzaregopass, führt die Straße am „Forte Tre Sassi” vorbei, heute ein Museum über den Dolomitenkrieg. Vor dem Gebäude sind einige Geschütze aus dem Ersten Weltkrieg aufgestellt. Auf der Weiterfahrt in Richtung Arabba bzw. zum Pordoijoch ragt in Fahrtrichtung rechts der Col di Lana, der „Blutberg”, in die Höhe. Dieser 2.462 Meter hohe Berg war im Dolomitenkrieg stark umkämpft. Als nächster Pass folgt das Pordoijoch (2.239 Meter), danach erscheinen am Horizont bereits die Sellatürme. Nach dem Sellapass (2.218 Meter) führt die Tour wieder ins Grödner Tal.

Die Route über fünf Passhöhen ist traumhaft schön. Genießer sollten dafür viel Zeit einplanen, Heizer schaffen die Runde an einem Vormittag. Klarer Nachteil dieser Fünf-Pässe-Route ist, dass schon viel zu viele Menschen wissen, wie traumhaft diese Runde ist. In der Hochsaison ist auf den Passstraßen häufig kein zügiges Fahren möglich. Das muntere Motorradfahren am Berg wird durch unzählige Autos, Wohnmobile und Omnibusse übel gebremst. Frühmorgens und ab dem Spätnachmittag sieht’s natürlich besser aus.

#Dolomiten#Gespann#GPS#Italien#Tour
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