M&R-PlusBöhmen-Nordwest – Karlsbad, Marienbad & Erzgebirge

Das Erzgebirge eröffnet eine fantastische Motor­rad­region, die reichlich ge­schichts­trächtige Städte und ganz wunderbare Motorradpisten bietet.
Böhmen-Nordwest – Karlsbad, Marienbad & Erzgebirge Das Erzgebirge eröffnet eine ganz fantastische Motor­rad­region, die reichlich sehenswerte wie ge­schichts­trächtige Städte und natürlich vor allem ganz wunderbare Motorradpisten bietet
Böhmen-Nordwest – Karlsbad, Marienbad & Erzgebirge Fichtelberg
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M&R Archiv
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Einmal Volltanken bitte – so lautet das tägliche Motto immer gleich hinter der Grenze in Boží Dar. Die tschechischen Sprit­­preise gestalten sich einfach etwas tourenfreundlicher, als in Ober­wie­sen­thal, wo wir unser Quar­tier während dieser wun­derschönen Ta­ge aufschlagen. Rolf unser Guide – vermittelt von der BMW-Niederlassung Chemnitz – sieht das ganz ge­nau­so: „Hier tanken alle in Tschechien - 25 Cent spart das pro Liter, also!“ Und dann zeigt er uns eine wundervolle Nebenstrecke, die über Mariánská, Lipa und Merklin stets in Richtung Karlsbad führt. Die bekannte und äußerst se­henswerte Kurstadt wird heute aber schnell passiert. Es ist ziemlich heiß, so will Rolf einfach nur Fahrtwind spüren und morgen ist auch noch ein Tag. Immerhin schafft man die 26 Ki­lo­meter lange Strecke von Ober­wie­sen­thal nach Karlsbad in knapp 30 Minuten.
Auf einer einsamen Straße geht es ins wundervolle Loket
Auf einer einsamen Straße geht es ins wundervolle Loket
So rollen wir direkt nach Loket, eine Stadt, die auf Deutsch früher „Ellenbogen“ hieß. Rolf gönnt uns hier endlich eine aus­giebige Pause samt einer Stadt­be­sich­­ti­gung, wie sie einst dem Uni­ver­salgelehrten Goethe beliebte. Der mein­­te danach: „Heute waren wir in El­len­­bo­gen, das über alle Beschreibung schön liegt und sich als ein Kunstwerk von allen Seiten betrachten lässt.“ Die ge­samte historische Altstadt steht folgerichtig als Denk­mal unter besonderem staatlichem Schutz. Zum einmaligen Stadtbild gehört auch die Burg Lo­ket, hoch über der Eger gelegen. Diese wurde wohl Ende des 12. Jahrhunderts erbaut und fand im Jahre 1234 als kö­nig­lich böhmische Grenzburg Er­wäh­nung in historischen Doku­men­ten.
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Ach ja, die traumhaft schöne Kulisse von Loket dürfte mancher auch aus dem Kino kennen, denn einige Teile des James Bond-Films „Casino Royale“ mit Daniel Craig wurden 2006 dort gedreht.
Und wir bleiben auch noch ein wenig, denn es grummelt in der Magengegend und was kann man dagegen Besseres unternehmen, als böhmische Klöße mit Lendenbraten im Biergarten des „Hotel Goethe“ zu probieren. Lecker ist’s und überhaupt hat uns die tschechische Küche nie enttäuscht.
Bečov
Bečov
Nach dem Essen fahren wir weiter in Richtung Süden. Unser Ziel ist dabei Bečov nad Teplou, auch eine wunderschöne Stadt. Zuvor kommen wir durch Horní Slavkov. Auf Grund reicher Erzvorkommen begann die Besiedlung dieses Ge­biets schon vor Beginn unserer Zeit­rechnung. 1202 wurde der Ort als Au­er­bach erstmals urkundlich er­wähnt. Um 1300 hieß er dann zunächst Schlakkowald und erhielt wegen der Be­deutung der Zinn­minen und dem damit ver­bundenen An­wachsen der Bevöl­ke­rung den Status einer Stadt.
1945 wurde die mehrheitlich deutschsprachige Bevöl­kerung in Schlag­genwald als Folge des Krieges enteignet und vertrieben. Zu diesem düsteren Kapitel der Stadt­ge­schichte gehört auch, dass nach 1950 große Teile der aus der Renaissance stammenden historischen Bauten der Stadt einfach abgerissen wurden.
Ganz anders in Bečov, einer Kleinstadt mit rund 1000 Einwohnern – mit der alten Burg gehört sie zu den malerischsten Orten zwischen Karlsbad und Ma­rien­bad. Hinzu kommt die wunderschöne St. Aegidius Kirche, erbaut 1767. Den Torso der Barockkirche bildet ein spätromanisches einschiffiges Gebäude mit einem Turm an der westlichen Seite. Hier findet eine Hochzeit statt. Die Braut schaut ein wenig gequält zu uns Motorradfahrern und denkt sicher, dass wir – genau wie sie – in Anbetracht der Hitze zu dick angezogen sind.
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Ihr Hochzeitsfotograf hat aber ein Einsehen und schiebt sie – entgegen al­lem, was er sicher mal gelernt hat – in den Schatten! Und noch etwas hat die Hitze bewirkt: Rolf’s GS quittiert einfach den Dienst. Gut, dass er die BMW-Not­rufnummer dabeihat und ihn der deutsche Werksservice auch in Tsche­chien aufsammelt.
Allein fährt es sich aber nicht so gut auf fremden Straßen und genau deshalb signalisiert mir der Ausfall von Rolf samt GS unmissverständlich, dass nun die Zeit gekommen ist, um flott und auf kürzestem Weg zurück nach Oberwiesenthal zu fahren. Der Fahrtwind senkt dabei das verschwitzte Klein­klima unter der Motorradkluft in einen erträglicheren Bereich. Gut so, denn auf dem Fich­tel­berg angekommen zeigt das Ther­mo­meter um 18.00 Uhr immer noch sehr lauschige 31° Celsius.
Fichtelberg
Fichtelberg
Also lautet das Motto auf knapp 1000 Meter Seehöhe mal wieder: „Einmal Volltanken bitte!“ Aber dieses Mal bin ich dran, das Motorrad kann bis morgen warten. Meine Dehydrierung wird also – und zwar mit allem, was kühl, flüssig und auch lecker ist – systematisch bekämpft: „Noch ein Pilsner Urquell – bitte!“ Apropos: Das Pilsner Urquell ist ein seit 1842 in Pilsen produziertes Bier, welches nach der sogenannten Pilsener Brauart (entstammt der bayerischen Brauart) her­­gestellt wird. Dieses dem deutschen Rein­heitsgebot entsprechende Ver­fah­ren wurde vom bayerischen Brau­mei­ster Josef Groll entwickelt. Von Kennern wird der Biergeschmack als herb, mit leichter Süße be­schrieben.
Seit 1898 kennt man Pilsner Urquell als geschützte Marke, die auch nach der Ver­staat­li­chung kurz nach dem Zweiten Welt­krieg kaum an Beliebtheit verlor. Nach 1992 wurde das Staats­un­ter­neh­men dann wieder privatisiert und ge­hört ganz ak­tuell zum South African Breweries Konzern. Da ist man ja fast froh, dass andere böhmische Kost­barkeiten sich nicht so einfach in der Globalisierung verlieren können. Zu nennen sind hier besonders die wun­der­vol­len Städte des be­rühmten böhmischen Bä­der­dreiecks.
Kaum frequentierte Straßen auf dem Weg durch Böhmen
Kaum frequentierte Straßen auf dem Weg durch Böhmen
Das sind namentlich die Kurorte Karlsbad (Karlovy Vary), Marienbad (Mariánské Lázně) und Franzensbad (Františkovy Lázně). Und die stehen heute auf dem Programm, das wie im­mer be­ginnt: Einmal Volltanken bitte – und zwar gleich wieder hinter der Grenze in Boží Dar, wobei nun allerdings wieder der 25-Liter-Tank meiner Va­ra­dero ge­meint ist. Die Strecke nach Karlsbad führt danach über St. Jo­a­chims­thal (Jáchymov), eine einst be­rühmte Berg­bau­stadt: 1519 wurden hier Joachims­taler aus Silber gemünzt.
Die­se gaben dem späteren Taler und über die Ver­ball­hornung Tolar selbst dem Dollar ihren Namen. Ende des 19. Jahr­hun­derts entdeckte Marie Curie in Jo­achims­thaler Uranerzen das Element Ra­­dium, wofür sie den Nobelpreis erhielt. Ein Sohn der Stadt war auch der Arzt und Universalgelehrte Georgius Agricola (1494 -1555), der als Begründer der Geowissenschaft Mineralogie gilt.
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Und dann wird Karlsbad erreicht, eine sehenswerte Stadt, deren Kur­betrieb durch die Besuche des russischen Zaren Peters des Großen 1711 und 1712 gefördert wurde. Der kaiserliche Leibarzt Jo­sef von Löschner sorgte mit seinen Pu­blikationen über die Wirkung der Heilwässer dafür, dass Karlsbad Weltruf erlangte. In Meyers Konver­sa­tions­lexi­kon von 1898 ist zu lesen: „Man trinkt des Morgens 3–6 Becher und gebraucht sowohl Mineralwasser- und Dampf­bä­der als auch Moor­bäder“. Der Erste Welt­krieg bedeutete dann ei­ne Zäsur für den Kurbetrieb. Die Do­nau­­mo­nar­chie zerfiel und aus Böh­men und Mähren sowie dem Nor­den Un­garns konstituierte sich die Tsche­choslowakei. Der als Folge des Ersten Weltkriegs geschlossene Staatsvertrag von Saint-Germain bestätigte obendrein die Zugehörigkeit Deutsch­böh­mens zur Tschechoslowakei.
Bei der Demonstration (4. März 1919) für das Selbstbestimmungsrecht der mehr­heitlich deutschsprachigen Bevöl­ke­­rung in Karls­bad tötete die Armee sechs De­mon­stranten. Nach dem Mün­chner Abkommen (1938) wurde das Gebiet ins Deut­sche Reich eingegliedert. Der bald folgende Zweite Weltkrieg brachte den Kurbe­trieb komplett zum Erliegen.
Karlsbad
Karlsbad
Karls­bad war nun als Lazarettstadt in­ternational gemeldet und gekennzeichnet. Trotz­dem war die Stadt im Sep­tember 1944 und im April 1945 Ziel amerikanischer Bomber. Dabei wurde der Bahnhof zerstört, wo sich zum Zeitpunkt des Angriffs zwei ebenfalls mit dem roten Kreuz gekennzeichnete Lazarettzüge befanden. Aber auch Teile des Kurviertels mit der Spru­delhalle gingen in Flammen auf. Nach dem schrecklichen Krieg enteignete man die deutsche Bevölkerung auf­grund der Beneš-Dekrete zum großen Teil entschädigungslos und vertrieb sie. Gut, dass die kriegerischen Zeiten des 20. Jahrhunderts samt dem Eisernen Vor­hang vorbei sind. Heute ziert also die Schna­beltasse genauso wieder das Bild im Kur­viertel von Karlsbad, wie auch in Marienbad, das als Nächstes besucht wird.
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Diese Kurstadt genießt seit 1818 einen guten Ruf, hauptsächlich bei Anwen­dungen hinsichtlich Erkrankun­gen des Bewe­gungs­apparates. Und so ist es kein Wun­der, dass die Kurstädte Böhmens wieder großen Zulauf haben wie einst, als Goethe und Schiller Stamm­gäste waren, Beet­hoven und Bis­marck in den Säu­len­gän­gen der Kur­an­stalten wandelten.
Erzgebirge

Über Bad Königswart und Königsberg führt die Tour durch den knapp 1000 Meter hohen Kaiserwald Richtung Erz­gebirge. Dabei muss jenes Teilstück er­wähnt werden, das zwi­schen Graslitz (Kraslice) und Ober­wie­sen­thal über die Kammlage des Erzgebirges führt. Das nahezu autofreie Sträßchen dürfte nämlich zu den Traumstrecken Mittel­eu­ropas gehören.
Nejdek ist eine hübsch gelegene Stadt am Südabhang des Erzgebirges
Nejdek ist eine hübsch gelegene Stadt am Südabhang des Erzgebirges
Harry Meinl vom Pa­no­rama Hotel erzählt mir dazu, dass sie aber nur Teil einer sensationell schönen Tour sei, die man bei Linz startet und die – mal auf tschechischem, mal auf deutschem Bo­den – letztlich nach Zittau führt. „Sollten wir bald mal machen“, meint er und ich nicke: „Nächstes Mal!“ Und so steht die Heim­reise an und die beginnt wie üblich in Boží Dar: „Einmal Volltanken bitte!“

Motorradtour Böhmen-Nordwest – Karlsbad, Marienbad & Erzgebirge – Infos

Motorradtour Böhmen-Nordwest – Karlsbad, Marienbad & Erzgebirge
Das Erzgebirge - und diese Aussage gilt für die tschechische wie für die deutsche Seite - eröffnet eine ganz fantastische Motorradregion, die reichlich sehenswerte wie geschichtsträchtige Städte und natürlich vor allem ganz wunderbare Motorradpisten bieten.

Allgemeine Infos

Das Erzgebirge (tschechisch: Krus ne hory) bildet die natürliche Grenze zwischen Sachsen und Böhmen. Knapp nördlich der Kammlinie verläuft so auch die heutige Staatsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien. Die höchsten Erhebungen sind Fichtelberg (1.215 m) und Keilberg (Klinovec - 1.244 m). Der deutsche Name des Gebirges bezieht sich auf seine reichhaltigen Erzvorkommen. Das tschechische Toponym lautet Krus ne hory, was soviel bedeutet wie "beschwerliches Gebirge" und weist darauf hin, dass sich der Erzgebirgskamm von Süden her optisch wie eine Mauer in den Himmel reckt. Das Erzgebirge erstreckt sich zwischen dem Vogtland im Westen und dem Elbsandsteingebirge im Osten. Die nördliche Begrenzung folgt grob der Linie zwischen Chemnitz und Dresden, die Südliche der Linie zwischen Falkenau (Sokolov) und Tetschen (Decin). Der Hauptkamm des Erzgebirges bildet obendrein eine ganz markante Wettergrenze. Auf der südlichen Seite, also der tschechischen, ist es dabei meist deutlich wärmer und trockener, als auf der Nördlichen.

Anreise

Der Startpunkt der beschriebenen Touren findet sich in Oberwiesenthal. Von Chemnitz aus führt die B95 nach Oberwiesenthal.

Beste Reisezeit

Zwischen Mitte April bis Mitte Oktober kann man im Erzgebirge und Böhmen auf Kurvenjagd gehen.

Verpflegung

Die traditionelle böhmische Küche ist mit der süddeutschen und der österreichischen Küche verwandt. Es dominieren Fleischgerichte, insbesondere von Rind und Schwein. Geschmacklich unterscheiden sie sich von der deutschen Küche insbesondere durch verstärkten Einsatz von Knoblauch. Weitere beliebte Gewürze sind Liebstöckl, Kümmel, Majoran und Piment beispielsweise. Zu Fleischgerichten werden als Beilage eher böhmische Knödel als Kartoffeln gereicht. Von Teigwaren sind nur Bandnudeln (mit Ei) üblich, die mit Vorliebe auch quadratisch geschnitten werden und dann Fleckerl (Fleky) heißen.

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