M&R-PlusABC der Oberbayerischen Seen

Die Idee, die oberbayerischen Seen vom Ausland, also vom österreichischen Saalbach Hinterglemm aus, in Augenschein zu nehmen, entsteht abends an der Theke.
Jost G. Martin
Jost G. Martin
Wir verleben hier eine spätsommerliche „Kurvenrausch-Woche“, die halt für ein wenig Kreativität sorgt. Gleich nach dem äußerst schmackhaften Vier-Gang-Menü bewaffnen wir uns mit dem im Hotel stets verfügbaren Kartenmaterial samt Roadbooks. Alles zusammen lässt aus der Idee schnell einen Plan für die nächsten Tage werden. ABC steht dabei übrigens für: Angelika, Bianca und Christian. Peter und ich – Jost – dürfen
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natürlich auch mit. So starten wir am nächsten Morgen bei herrlichem Wetter den ersten Teil unseres Seenprogramms. Von Saalbach aus geht es in zügiger Fahrt über Saalfelden und den Grießenpass nach Sankt Johann in Tirol, um dann an der imposanten Silhouette des Wilden Kaiser entlang nach Kufstein zu kurven. Dort beginnt die Auffahrt von der auf 499 Meter Seehöhe gelegenen Grenzstadt mit der mächtigen Festung ins Thierseer Tal. Die Straße wurde erst im Ersten Weltkrieg gebaut und erweckte diese Landschaft aus Bergen, Wäldern und Almblumen seinerzeit zum Leben. Vor allem die Streckenführung begeistert uns, denn wie Würmer im Ködereimer eines Anglers windet sich das Teerband bergan. Anschließend rollen wir gemütlich durch das hübsche Tal, bevor wir Bayrischzell ansteuern.
Von dort aus geht es in flotter Fahrt zu unserem ersten bayerischen Bergsee des Tages. Vor Neuhaus biegen wir links ab und pfeilen hinauf zum Spitzingsee. Der liegt auf 1.084 Meter Höhe in den Schlierseer Bergen. Angekommen wird ein kurzer Fotostopp fällig, bevor jenes Gewässer angesteuert wird, welches den Bergen hier seinen Namen gibt: Der Schliersee. Er gehörte übrigens lange Zeit zu den ökologischen Sorgenkindern Bayerns. Aufgrund seiner geschützten Lage, einer alljährlichen Langzeit-Eisdecke und kleinen Zuflüssen fehlte es an der natürlichen Umwälzung des Wassers. So bildeten sich Algen, die den See blutrot erscheinen ließen. Heute sorgt eine Druckluftleitung für Abhilfe, was Badenixen und Fische sicher begeistert. Wir sind aber zum Motorradfahren hier, verlassen den gleichnamigen Markt Schliersee und steuern eines der bekanntesten Täler Oberbayerns an. Gemeint ist das stets gut besuchte Tegernseer Tal, das wir zur Mittagszeit erreichen. Als wir in Gmund zum Seeufer stapfen, melden sich allerlei Hungergefühle, es wird Zeit für einen Einkehrschwung. Und wo könnte man den besser zelebrieren, als im ehrwürdigen Bräustüberl des Herzoglichen Brauhauses Tegernsee. Hier trifft sich von vormittags um Elf bis abends um Elf eine bunte Mischung aus Einheimischen, Zugereisten und Touristen, angefangen vom ganz normalen Menschen bis hin zu Top-Managern und Prominenten. Geradeso wie bei uns Motorradfahrern vergessen hier alle das „Who is who“ und so gibt man sich auch. „Und?“, fragt Angelika dann plötzlich bei der deftigen Jause: „Bist Du zufrieden mit uns?“ Das Fragezeichen auf meiner Stirn lässt sie die Geschichte von einem Tourguide erzählen, der offensichtlich mehr Grips in der Gashand als im Hirn hat und das Touren auf Landstraßen mit dem Fahren auf Rennstrecken verwechselt hatte. „Mei, Deppen gibt’s, die gibt’s ja gar net!“ Lachend schwingen wir uns nach dem Boxenstopp auf unserer Motorräder und setzen die Runde um den Lago di Bonzo – der Tegernsee wird wegen seiner vielen Prominenten und einflussreichen Anwohner auch schon mal so genannt – fort. Rottach-Egern, Kreuth und Bad Wiessee mit seiner Spielbank vervollständigen die Tegernsee-Runde. Auf der Anhöhe in Kaltenbrunn halten wir noch einmal an und genießen von dort aus den eindrucksvollen Blick über den See. Der nächste Halt folgt dann in Neuhaus. Um das kulturelle Erbe der Bayerischen Alpen zu pflegen und für kommende Generationen zu bewahren, hat der erfolgreiche Skirennläufer und Olympiasieger Markus Wasmeier hier begonnen ein Bauernhofdorf zu errichten. Drei historische Höfe mit insgesamt sechs Gebäuden sind seiner Idee folgend inzwischen entstanden.
Die Seen-Touren bringen uns zum Schliersee
Die Seen-Touren bringen uns zum Schliersee
Die Seen-Touren bringen uns zum Schliersee
Die Deutsche Alpenstraße existiert dagegen schon viel länger und bietet entlang des Sudelfeldes reichlich Kurven und Serpentinen. Leider haben verschiedenen Gehirnakrobaten, wie der zuvor schon angesprochene Möchte-Gern-Tourguide hier für reichlich Schaden gesorgt. Die beliebte Motorradstrecke wurde mit einer restriktiven Geschwindigkeitsbegrenzung belegt und die Polizei vor Ort sorgt höflich und korrekt für deren strikte Einhaltung. Wir bleiben allerdings unbehelligt und so biegen wir bald von der Sudelfeldstraße auf die schmale Tatzelwurmstraße in Richtung Oberaudorf ab. Über Kufstein, Sankt Johann in Tirol und Saalfelden rollen wir danach zurück ins Hotel, wo ein kurvenreicher Tag sein Ende findet. Auch am nächsten Tag lacht uns die Sonne schon beim Frühstück entgegen. Nachdem wir üppig die Kohlehydratgrundlage für den Tag geschaffen haben, nehmen wir die nächste Etappe unserer Seen-Tour in Angriff. Zum „Warm-up“ geht es über den Filzen- und den Dientner Sattel hinüber nach Bischofshofen. Etwas Sorgen mache ich mir um Bianca, die nach einer langen Pause endlich wieder selbst fährt. Aber alles völlig unbegründet, denn sie hat nix verlernt, findet fix wieder die richtige Linie und ihre Augen leuchten: Motorradfahren macht eben richtig Spaß! Bis Hallein führt uns die Route danach entlang der Salzach. Bald taucht die imposante Burg Hohenwerfen vorm Visier auf, die als Sperrriegel im Salzachtal liegt. Nur die steilen Berghänge des Tennengebirges wirken noch gewaltiger, denn sie rücken immer näher an die Straße heran, die sich das enge Tal mit der wilden Salzach samt Eisenbahnstrecke teilen muss. Erst hinter dem Pass Lueg lässt das Gebirge wieder mehr Platz. Ab Hallein geht es dann wieder bergan. Auf einer gut ausgebauten Kurvenstrecke steuern wir die Roßfeldhöhenringstraße an. Schon die Anfahrt zur Mautstation – tja, so etwas gibt es in Deutschland beziehungsweise Bayern auch – bietet Spaß satt, der von der gebührenpflichtigen Straße noch getoppt wird. Von einer Schräglage in die Nächste fallend, schwingen wir flott hinauf auf 1.560 Meter Höhe über dem Meeresspiegel. Auf dem Parkplatz am Hennenköpfl halten wir an, freuen uns über eine bestens gelaunte Bianca und stellen unsere Motorräder ab, um die kurze Strecke zum Aussichtspunkt am Roßfeldkreuz auf Schusters Rappen zurückzulegen. Von hier aus bietet sich uns ein fantastischer Blick hinüber nach Österreich. Im Norden erkennt man Salzburg. Im Südosten erspähen wir über das Salzachtal hinweg das imposante und vergletscherte Dachsteinmassiv.
Wir wollen gar nicht mehr weg, aber irgendwann verlassen wir den phänomenalen Aussichtspunkt doch und schwingen uns auf unsere Maschinen. Es geht bergab nach Berchtesgaden und von dort aus zu unserem eigentlichen Ziel des heutigen Tages, dem Königssee. In Schönau finden wir einen kleinen Parkplatz, von dem wir den zweiten Fußmarsch – komme mir fast vor, wie ein Wanderführer – dieses Tages antreten können. Ist auch nötig, denn sonst sieht man nicht viel vom Königssee, hört weder sein Echo noch trifft man irgendwelche besungenen Sennerinnen. Also, mit dem Hafen und den Lokalen, wo sich die Touristen tummeln, wollen wir uns nun nicht zufriedengeben. Der Blick auf den Königssee mit dem Wallfahrtsort St. Bartholomä soll es schon sein. So nehmen wir die „Strapazen“ eines 20-minütigen Fußmarsches in Kauf und bummeln zum berühmten Malerwinkel. Immer wieder stoppt die „Wandergruppe“, um die Landschaft zu genießen. Der Rückmarsch zu den Motorrädern gestaltet sich deutlich flotter, denn die andere Art der Fortbewegung lockt. Also, weiter geht die Seen-Tour. Zunächst folgen wir der Deutschen Alpenstraße bis nach Schneizlreuth. Dort biegen wir Richtung Süden ab, um zügig über Lofer zu unserem Basislager in Saalbach zu gelangen, denn der Einkehrschwung in Sachen Aprés-Bike wartet. Kaum haben die ersten Bierchen die Kehlen gekühlt, kommt das Thema wieder zum Tempo zurück: „Also Jost, mit dem Fahren, das passt, aber beim Wandern bist Du immer wie auf der Rennstrecke unterwegs!?“
Unsere dritte Etappe starten wir etwas früher als an den Tagen vorher, denn das Bayerische Meer liegt doch ein paar Kilometer weiter entfernt. In Saalfelden biegen wir wieder ab Richtung Fieberbrunn. Dort verlassen wir die gut ausgebaute Bundesstraße und schwingen auf einer schmalen und kurvenreichen Nebenstrecke durch das Pillerseetal. Der See liegt mitten in einer landschaftlichen Idylle. Mein Vorschlag hier einen Stopp einzulegen und ein wenig die „Beine zu vertreten“, findet kein Gehör und so rollen wir über St. Ulrich, Kössen und Bernau zum so genannten „Bayerischen Meer“. Dass diese Bezeichnung für den Chiemsee berechtigt ist, erkennt man daran, dass nur Bodensee und Müritz noch größer sind. Drei Inseln liegen im See, Herren- und Frauenchiemsee sowie die Krautinsel. Insgesamt bilden sie die Gemeinde Chiemsee, wobei die Herreninsel mit dem Neuen Schloss Herrenchiemsee einen besonderen touristischen Anziehungspunkt darstellt. Das Schloss erbaute einmal mehr der bayerische Märchenkönig Ludwig II. nach dem Vorbild von Schloss Versailles bei Paris. Aber auch die Insel Frauenchiemsee bildet mit dem Kloster Frauenwörth als Wallfahrtsort ein lohnenswertes Ziel. Da wir die Inseln mit unseren Motorrädern nicht direkt erreichen können, umrunden wir lieber den Chiemsee, bevor Ruhpolding angesteuert wird. Man kennt den Ort sicher vom Biathlon, aber da gibt es auch noch eine kulinarische Besonderheit: Das Navi, in diesem Fall wohl eher unsere Mägen, lässt uns die Windbeutelgräfin ansteuern. Etwas abseits der Hauptstraße lassen wir uns in dem hübsch gelegenen Gastgarten nieder und studieren die Speisekarte.
Der geniale Einkehr-Tipp stammt von einer anderen Motorradfahrerin aus dem Hotel, die dort schon einige Male die angebotenen Köstlichkeiten probierte. Was für eine tolle Empfehlung: Die Windbeutel kommen selbst für unsere hungrigen Motorradfahrer-Mägen in einer Dimension auf den Tisch, dass uns ein bisschen Angst beschleicht und das Wort „Sturmsack“ die Runde macht. Kann man diese leckeren Brandteigmutanten auch aufessen? Na klar! Wäre doch gelacht, wenn wir davor kapitulieren würden. Also, bestens gesättigt, nehmen wir wieder auf der Sitzbank Platz. Hmm, kneift da die Jacke nicht doch ein wenig? Egal, die Fahrwerke stört es auch nicht, die Fahrt geht weiter und das Ziel heißt erneut Saalbach. Unterwegs gönnen wir uns noch einen kleinen Abstecher ins landschaftlich höchst reizvolle Kaiserbachtal. Hier könnte man wieder herrlich wandern, aber bevor mein Vorschlag meine Mitstreiter erreicht, dröhnen als vorweg genommene Antwort deren Motoren schon wieder. Ist ja gut! Außerdem höre ich so etwas wie: „Zeit fürs Abendessen.“ „Schön, dass Windbeutel so gut verdaulich sind“, denke ich, als ich am Griff drehe, um rechtzeitig ins Hotel zu kommen!“ So sausen wir retour und beenden unsere Seen-Runde an der Theke. Logisch, dass es da noch viel zu erzählen gibt, denn die letzten drei Tage waren einfach spannend und wunderschön. Das Wetter hat gepasst, wie unser Motto: Wir lieben Kurven! ABC, Peter und ich stimmen überein: „Logisch, nächstes Jahr geht es weiter – und Jost hast Du noch ein paar Seen?“

Motorradtour ABC der Oberbayerischen Seen – Infos

Motorradtour ABC der Oberbayerischen Seen
Zwischen München und Berchtesgaden warten herrliche Badeparadiese zwischen heißen Alpenkurven. Deshalb sollte man sich diese Gegend für den nächsten Sommer einfach schon mal vormerken!

Allgemeine Infos

Oberbayern ist für Kurvenräuber ebenso spannend, wie für Genussfahrer. Dazu gibt es auch kleinste Sträßchen, wie die Strecke von Wallgau zum Sylvensteinstausee (Maut) beispielsweise. Und dann wäre da noch die wunderschöne „Deutsche Alpenstraße“ (B 305), die Reit im Winkl mit Berchtesgaden verbindet.

Anreise

Von der A 99 (Münchener Osttangente) über die Abfahrt Haar und der B 304 nach Ebersberg. Bayerns Hauptstadt lässt sich übrigens von dort auch bequem per S-Bahn erreichen. Man kann diese Tour auch in Saalbach oder an der A 8 München-Salzburg - Abfahrt Frasdorf starten.

Beste Reisezeit

In den Bayerischen Alpen ist es im Frühling (ab Mitte April) besonders schön, weil alles blüht. Wer allerdings in den Seen planschen will, sollte sich den Hochsommer für diese Tour reservieren. Der Herbst hat auch seine Reize, vor allem wenn der Fön für motorradgerechte Temperaturen sorgt.

Verpflegung

In Bayern mag man es deftig. So finden sich auf den Speisenkarten oft Haxn, allerlei Braten und verschiedenste Wiaschddl (Würstchen). Dazu gibt es Knödel, Kraut oder Kartoffelsalat, sowie Bier in allen Variationen.

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