Motorradhelm-Ratgeber - so findest Du den perfekten Helm!

Wir erklären das Einmaleins der Motorradhelme: Integral oder Klapphelm, aus Carbon oder Thermoplast? Welcher Helm ist der Beste und worauf sollte ich achten?
Motorradhelm-Ratgeber - so findest Du den perfekten Helm!
Motorradhelm-Ratgeber - so findest Du den perfekten Helm! Geschlossen sieht der Systemhelm aus wie ein Integralhelm.
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06.05.2021
| Lesezeit ca. 7 Min.
M&R, Hersteller
Motorradhelm-Ratgeber

Welcher Motorradhelm ist für mich der Richtige?

Seit 1976 gilt in der Bundesrepublik die Helmpflicht für Motorradfahrer und Beifahrer – in der ehemaligen DDR seit 1980. Auf die Frage nach dem richtigen Motorradhelms kann keine pauschale Antwort gegeben werden. Zu individuell sind die Anforderungen jedes einzelnen Motorradfahrers. Das zeigen bereits die unterschiedlichen Helmkategorien, die sich über die Jahre auf dem Markt etabliert haben. Neben den traditionellen Jethelmen ohne Kinnteil und den Integralhelmen mit feststehendem Kinnteil erfreuen sich Klapphelme mit schwenkbarem Kinnteil großer Beliebtheit. Was viele nicht wissen: Mit den wenigsten von ihnen darf man offen fahren. Der Shark Evo-GT ist einer der wenigen Klapphelme, die eine Zulassung als Integral- und Jethelm besitzen. Solche Helme werden nach der geltenden Norm «ECE-R 22.05» sowohl als Helm mit Kinnbügel («P») als auch ohne Kinnbügel («J») geprüft und zugelassen. Auf einem Aufnäher am Kinnriemen oder im Helmfutter können Motorradfahrer nachschauen, ob ihr Kopfschutz diese doppelte Prüfung aufweist. Sie fixieren das Kinnteil in geöffneter Stellung, auch beim Überfahren von Bodenwellen und bei einer Vollbremsung. Andernfalls könnte sich das Kinnteil während der Fahrt aus seiner Arretierung lösen und dem Fahrer die Sicht nehmen – besonders wenn es dabei nur teilweise schließt. Wer es nicht glaubt, darf bei geöffnetem Klapphelm gerne einmal fest nicken. Bei sogenannten Systemhelmen ist das abnehmbare Kinnteil nicht schwenkbar, sondern gesteckt. Zudem lassen sich einige von ihnen mit einem Schirm zum Adventurehelm umbauen. Diese immer beliebter werdende Gattung verbindet den Komfort eines geschlossenen Integralhelms mit der Optik eines Crosshelms. Letztere werden jedoch ohne Visier und mit Crossbrille gefahren.
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Welchen Kinnriemenverschluss sollte dein Motorradhelm haben?
Das Ergebnis unserer Umfrage:
Doppel-D-Verschluss
48,6 %
Ratschenverschluss
41,0 %
Klickverschluss
10,4 %
Auf Basis von 1214 Teilnehmern.

Integralhelm
Der Xlite X-903 Ultra Carbon ist ein Integralhelm mit Duroplast-Schale.

Verschiedene Helmtypen bieten ein unterschiedliches Schutzniveau

Die unterschiedlichen Helmtypen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Optik, sondern auch daran, wie viel Schutz sie bieten. Ohne Kinnteil ist das Gesicht des Fahrers bei einem Sturz ungeschützt. Geschlossene Integral- und Klapphelme unterscheiden sich im Bezug auf die Sicherheit heutzutage nicht mehr. Ausgeklügelte Verschlussmechaniken verhindern ein Aufspringen des Kinnteils – das war nicht immer so. Schützt kein Visier die Augen des Fahrers, können Schmutzpartikel oder Insekten sogar zum Sturz führen. Bei Regen und Kälte erhöht es zudem den Fahrkomfort. Ein Beschlagen der Visiere verhindern seit einigen Jahren Pinlock-Einsätze sehr zuverlässig und ersetzen meist die früher verbreiteten Anti-Beschlag-Beschichtungen. Ähnlich einer Doppelverglasung verhindert ein isolierendes Luftpolster, dass die Atemluft des Fahrers an der kalten Scheibe kondensiert.

Jethelm
Jethelme ohne Kinnteil gibt es auch mit Visier. Ein Beispiel ist der HJC FG-70s.

Duroplast-Helme

Ist die Entscheidung für einen Helmtyp gefallen, stellt sich die Frage nach dem Material der Schale. Grundlegend kann zwischen Thermoplasten und Duroplasten unterschieden werden. Das berühmteste und zugleich teuerste Duroplast ist derzeit Carbon. Bei seiner Herstellung härten Kohlefasermatten und Harz zu einer festen Form aus. Da die Fasern in Zugrichtung extrem hohe Kräfte aufnehmen können, genügen wenige Lagen der gerichteten Matten, um die erforderliche Festigkeit zu erreichen. Das macht die Helme leicht. Nach dem gleichen System werden Motorradhelme aus Glasfasermatten (englisch Fiberglas) hergestellt, bei denen neben gerichtetem Gewebe, das im Aufbau dem Carbon ähneln, meist Wirrfasermatten verarbeitet werden. Auch bei Glasfaserhelmen verbindet ein Zwei-Komponenten-Harz mehrere Lagen zu einer harten Schale. Das als GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) bekannte Material hat den Vorteil, dass es nur langsam altert. Bis zu zehn Jahre können Duroplast-Helmschalen gefahren werden.

Klapphelm
Bei Klapphelmen kann das Kinnteil hochgeklappt werden. Während der Fahrt muss es bei den meisten von ihnen geschlossen bleiben.

Thermoplast-Helme

Davon können Thermoplaste wie Polycarbonat oder ABS-Kunststoff nur träumen. Bei ihrer Herstellung wird ein Kunststoffgranulat aufgeschmolzen und in eine Form gespritzt. Weichmacher sorgen dafür, dass sich das Material zäh und elastisch genug verhält, um die Anforderungen an einen Motorradhelm zu erfüllen. Genau diese Weichmacher verflüchtigen sich aber mit der Zeit, insbesondere unter Sonnen- und Wärmeeinwirkung. Überalterte Helme brechen bei einem Sturz wie Porzellan – egal wie teuer sie mal waren. Dieser Prozess ist bereit nach drei Jahren feststellbar. Spätestens nach fünf Jahren sollten Thermoplasthelme ersetzt werden. Auch wenn Duroplasthelme länger durchhalten, lassen bei jedem Helm die Schaumstoffe der Innenpolsters mit der Zeit nach. Bei herausnehmbaren Innenpolstern lässt sich dieser Prozess durch regelmäßige Reinigung verlangsamen. Zudem gibt es sie in unterschiedlichen Dicken und sie können ersetzt werden, sobald der Helm nicht mehr optimal sitzt.
Motorradhelm Shoei GT-Air II mit Notfall-Wangenpolstern
Notfall-Wangenpolster können nach einem Unfall bei aufgesetztem Helm herausgezogen werden, um das Absetzen zu erleichtern. (Im Bild: Shoei GT-Air II)

Notfall-Wangenpolster

Da es für Ersthelfer besonders wichtig ist, einem verunfallten Motorradfahrer den Helm abnehmen zu können, haben sich Notfall-Wangenpolster durchgesetzt. Auf der Unterseite des Helms sind sie in der Regel an roten Laschen für die Finger zu erkennen, an denen sie sich herausziehen lassen. Durch den frei werdenden Raum, kann der Helm abgestreift werden, ohne dabei die Halswirbel des Motorradfahrers zu belasten.

Motorradhelm mit MIPS
Motorradhelme mit MIPS reduzieren das Verletzungsrisiko

MIPS

Ein Sicherheitsfeature, das bisher nur wenige Motorradhelme bieten, nennt sich MIPS. Dabei reduzierte eine reibungsabsorbierende Schicht zwischen Helmschale und Polster die Rotationsbewegungen , die bei schrägen Stößen auf das Gehirn übertragen werden.

BMW System 7 Carbon
Kinnteil und Visier des Systemhelms BMW System 7 Carbon können demontiert werden.

Wahl des Motorradhelms

Welche Helm für welchen Fahrer der Richtige ist, entscheidet in erster Linie die Passform. Der teuerste Motorradhelm auf dem Markt taugt nichts, wenn er nicht perfekt sitzt. Deshalb sollte er niemals im Versandhandel sondern stets nach einer Beratung im Fachhandel gekauft werden. Hier kann geschultes Personal prüfen, ob der Helm richtig sitzt, ohne dabei zu drücken. Herausnehmbare Wangenpolster können vor dem Kauf meist kostenlos gegen dickere oder dünnere Exemplare getauscht werden. Insbesondere Brillenträger werden nach der Anprobe möglicherweise von ihrem Favoriten abrücken und zu einem anderen Modell greifen, denn die Motorradhelme unterscheiden sich in diesem Punkt teils dramatisch – wie unsere Tests regelmäßig zeigen. Einige Helme erweisen sich für Brillenträger als schlicht ungeeignet. Fehlende Brillenkanäle im Polster verhindern bereits nach dem Aufsetzen das Einfädeln der Bügel. Ein zu enges Polster im Bereich der Ohren kann zu Druckstellen und auf Dauer zu Schmerzen führen. Zudem hatten wir bereits Helme im Test, deren Polster die Position der Sehhilfe vor dem Auge behindern und damit die optische Korrektur beeinflussen. Ein Helm sollte niemals nach seiner Optik sondern ausschließlich auf Grund der Passform ausgewählt werden. Gute Fachhändler bieten vor dem Kauf sogar die Möglichkeit, den Motorradhelm für eine Probefahrt auszuleihen. Jahr für Jahr testet Motorrad & Reisen zahlreiche Motorradhelme.
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Marktübersicht - Die besten Motorradhelme

Ein Blick in die M&R Bestenliste liefert folgende Spitzenreiter in ihrer Kategorie:
Xlite X-903 Ultra Carbon
Platz 1 in der M&R Bestenliste der Integralhelme: Xlite X-903 Ultra Carbon.

Testsieger Integralhelme

Testfazit: „Der Xlite X-903 Ultra Carbon präsentiert sich im Test als Universalhelm für Touren und Rennstrecke. Super Tragekomfort auf langen Strecken, geringes Gewicht auf dem Rundkurs, angenehm leise. Durch das innovative Einstellband fürs Innenfutter kann der X-903 perfekt an jede Kopfform angepasst werden. Brillenträger haben leichtes Spiel beim Einfädeln der Bügel.“

Bezug und Preisvergleich Xlite X-903 Ultra Carbon

Jethelm HJC FG-70s
Platz 1 in der M&R Bestenliste der Jethelme belegt der HJC FG-70s.

Testsieger Jethelme

Testfazit: „HJC FG-70s: Ein erstaunlich leiser Jethelm, der eine hochwertige Verarbeitung mit einem wirklich coolen Design verbindet.“
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Bezug und Preisvergleich HJC FG-70s

Systemhelm BMW System 7 Carbon
Platz 1 in der M&R Bestenliste der Systemhelme: BMW System 7 Carbon

Testsieger Systemhelme

Testfazit: „Der BMW System 7 Carbon ist ein äußerst vielseitiger Carbonhelm, der durch hervorragende Verarbeitung und gute Geräuschdämpfung zu überzeugen weiß.“

Bezug und Preisvergleich BMW System 7 Carbon
X-Lite X-1004 Ultra Charismatic N-Com
Platz 1 in der M&R Bestenliste der Klapphelme belegt der X-Lite X-1004 Ultra Charismatic N-Com.

Testsieger Klapphelme

Testfazit: „Der X-Lite X-1004 Ultra Charismatic N-Com ist der perfekte Klapphelm. Für Touren und für täglich. Super Tragekomfort auf langen Strecken, geringes Gewicht, angenehm leise, perfekt verarbeitet. Brillenträger sind bei Klapphelmen wie dem X-Lite X-1004 ganz weit vorn: Das lästige Ein- und Ausfädeln der Brillenbügel entfällt. Klappe auf und zu und gut.“

Bezug und Preisvergleich X-Lite X-1004 Ultra Charismatic N-Com
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