Zum Geburtstag bekommt die 125er-Duke zahlreiche Modifikationen spendiert, die das 5.500,-- Euro teure Nesthäkchen moderner und gleichzeitig erwachsener machen.
Dreißig Jahre ist es her, dass sich die österreichischen Hard-Enduristen von KTM aus ihrer Offroad-Nische wagten und 1994 mit der ersten Duke für Irritationen im Straßenlager sorgten. Mit einer Ergonomie und einem Styling irgendwo zwischen Supermoto und Streetfighter, versehen mit der rohen Kraft eines großvolumigen Einzylinders, betrat erstmals ein kompromissloses, unverkleidetes und auf die wesentlichen Aspekte reduziertes Motorrad die Bühne der Zweiradwelt. Inzwischen umfasst die Duke-Familie gleich sechs Modelle, und zum Geburtstag bekommt die 125er-Duke zahlreiche Modifikationen spendiert, die das 5.500,-- Euro teure Nesthäkchen moderner und gleichzeitig erwachsener machen.
Die 125er kommt daher wie eine Große
Notwendig ist das eigentlich nicht, denn der kleinste Herzog kopiert die hauseigenen Vorbilder haargenau: Auch die Kleine kommt in der frech-aggressiven Optik der gesamten Baureihe. Ins Auge fallen natürlich die weit nach vorn unten gezogenen Verkleidungsteile, die wie Lefzen unter der zweigeteilten LED-Frontmaske für den typisch dukig-aggressiven Touch sorgen. Besonders beeindruckend in der neuen Farbvariante Electronic Orange, die im Mehrschicht-Nasslack aufgetragen eine geradezu leuchtende Brillanz erreicht. Von Weitem ist kaum ein Unterschied zu den leistungsstarken Duke-Modellen auszumachen, und wäre nicht der 125er-Schriftzug auf der Flanke, würde die 125er glatt für ein wesentlich größeres und leistungsstärkeres Motorrad durchgehen – nettes Prestige-Upgrade für A1-Lizenzler. Gut sichtbar verleiht ein neuer Stahl-Gitterrohrrahmen mit angeschraubtem zweiteiligem Aluguss-Heck dem Ganzen mehr Halt und Komfort: Im Zuge der 2024er-Überarbeitung sinkt die Polsterhöhe auf locker beherrschbare 800 mm. Über eine schmalere Sitzbankkontur gibt’s üppigere Platzverhältnisse und einen noch besseren Kontakt zum Untergrund, an der grundsätzlich angriffslustigen Ergonomie bei akzeptabel kompaktem Kniewinkel wurde indes nicht gerüttelt.
Zum komplett runderneuerten Fahrwerk gehören eine 43er-USD-Gabel sowie eine gebogene Fachwerk-Aluschwinge, die ein seitlich versetztes Mono-Federbein direkt beaufschlagt. Das schafft Platz für einen größeren Luftfilterkasten und den neuen Endschalldämpfer und fördert als ästhetischer Nebeneffekt wiederum den sportlichen Anspruch. Neuerdings großzügige 150 mm Federweg vorn wie hinten verschaffen der kleinen KTM zusammen mit einem längeren Radstand und leichteren Rädern ein noch erwachseneres Fahrverhalten. Mühelos lassen sich die lässigen 154 Kilo zum Kurventanz bewegen, auf schmalen Siebzehnzöllern vom Typ Michelin Road 5 flitzt die Österreicherin behände und jederzeit nachvollziehbar ums Eck. Dabei sorgen die in Thailand gefertigten Pneus für ein neutrales Fahrverhalten samt erstaunlicher Haftung. Ungeachtet der erfrischenden Agilität liefert die Duke eine außergewöhnliche Präzision und Fahrstabilität in allen Dynamiklagen, auch auf weniger gnädigen Untergründen. Selbst unter mutwilligem Gezappel zieht sie stets souverän und stabil ihre Bahn, bleibt bestens kontrollierbar. Stellt sich dann doch mal ein blümerantes Gefühl ein, sorgt der Griff an den einstellbaren Bremshebel schnell für eine ausgeglichene Gefühlswelt: Größere Bremsscheiben vorn und hinten halten den Vortrieb bestens dosierbar und angenehm ungiftig im Zaum, erfreulicherweise sogar in Schräglage: Die 125 Duke zählt zu den ganz wenigen Leichtkrafträdern, die sich eines sicherheitsfördernden Kurven-ABS rühmen können.
Fahrassistenzsysteme
Weitere herzögliche Raritäten sind die Antihopping-Kupplung, die beim Runterschalten vor der Kurve das Hinterradstempeln verhindert, und das elektronische Ride-by-wire-System. Dank diesem erfreut sich die kleine Duke einer Traktionskontrolle, die den Druck des neuen Motors reguliert. Dabei handelt es sich um den LC4c genannten Einzylinder, der mit neuem Zylinderkopf Gewicht einspart und aus immer noch 125 Kubik die maximal erlaubte Leistung von 15 PS erlöst. Diese transferiert ein überarbeitetes, gleichwohl etwas knarziges Sechsganggetriebe ans Hinterrad, dem für 425,-- Euro ein Quickshifter auf die Sprünge hilft. Spontan und gut dosierbar setzt der Motor die Vortriebswünsche um, beim Antritt dominiert indes Gleichförmigkeit über Spritzigkeit – mit ein wenig Anlauf stehen echte 105 km/h auf der Uhr. Zu den tadellosen Manieren gehört ein sehr sorgsamer Umgang mit Sprit, die 2,4 Liter Durchschnittsverbrauch können sich sehen lassen.
Das TFT-Farbdisplay
Ebenfalls im Blick liegt ein elektronisches Highlight: Das 5-Zoll-TFT-Farbdisplay ist ein Muster an Ables- und dank neuem 4-Wege-Menüschalter Bedienbarkeit. Neben den Motoreinstellungen und umfangreichen Fahrzeuginformationen lässt sich das Layout auf einen Track-Modus mit Laptimer umstellen und das Handy koppeln, womit auch eine Pfeilnavigation möglich wird. Auch die automatische Blinkerrückstellung ist ein praktisches Feature, das im 125er-Kosmos äußerst rar gesät ist. Dass so viel Motorrad dank der Produktion bei Bajaj in Indien für rund 5.500,-- Euro zu haben ist, freut nicht nur den Motorradnachwuchs.