Ich ziehe gerne am Kabel! Die volle Kraft meiner Maschine zu spüren, die sagenhafte Beschleunigung, die jeden 100.000 Euro Sportwagen zur Bedeutungslosigkeit im Rückspiegel schrumpfen lässt, die unfassbare Bremswirkung auszureizen um mit funkenden Kniepads über den Asphalt zu schraddeln - einfach nur geil (Entschuldigung) ein bisschen Show gehört schließlich auch dazu! Noch ein paar Faxen für den Fotografen und nochmal den Motor bis in den Begrenzer jagen - saugut!
Den Kumpel vor mir bekomme ich auch noch, spätestens in der nächsten Linkskurve, da bin ich etwas stärker - ich liebe Linkskurven. Vielleicht kann ich noch ein paar Meter später ankern? Das Wetter spielt mit, der Asphalt ist griffig, die Reifen auf Temperatur - Vollgas!! Am Ende des Tages habe ich wenigstens 5 Liter Wasser getrunken und war nicht einmal auf Toilette, vollkommen nass geschwitzt und komplett fertig, fühle ich mich wie Valentino Rossi - ich kann einfach alles gewinnen! Auch wenn es dieses Mal nicht ganz für meinen Kumpel gereicht hat.
Ab auf die Rennstrecke mit Euch!
Wollt Ihr auch richtig Spaß haben, die Grenzen ausloten und vielleicht auch darüber hinaus gehen? Dann tut das wie ich, auf diversen Rennstrecken. Und damit sind nicht der Kyffhäuser oder das Sudelfeld gemeint, sondern richtige Motorsportzentren. Ihr merkt schon, ich baller ganz gerne mal über eine Rennstrecke.
RENNSTRECKE! Verdammt nochmal! Dazu gehören KEINE Luftkurorte mit tüdeligen Rentnern, KEINE Nebenstrecken mit unsäglichen Rennradfahrern und auch NICHT die Bundesstraßen. Natürlich juckt es in der rechten Hand, wenn die ersten Kilometer bei strahlendem Sonnenschein im Frühling absolviert werden. Ich kann das voll und ganz nachvollziehen. Hinzu kommt eine geradezu unheimliche Medienpräsenz in sozialen Netzwerken - Hans und Franz wollen die ersten sein, die ihre "genialen" Youtube-Videos online stellen. Die meisten Likes um jeden Preis!? Nicht selten wird dann der eigene Unfall für die Hinterbliebenen aufgezeichnet. Vielen Dank auch...
Versteht mich bitte nicht falsch, auch ich gebe gerne mal richtig Gas, aber seitdem ich mich auf einigen Rennstrecken austoben darf, bin ich im normalen Straßenverkehr viel gelassener und entspannter unterwegs. Zusätzlich trainiere ich auf Rundkursen die Fahrzeugbeherrschung im Grenzbereich, um im Alltag auf alles mögliche vorbereitet zu sein. Lange Rede, kurzer Sinn: Warum müssen einige von Euch unbedingt mit 120 Sachen an einem Spielplatz vorbeiorgeln? Warum werde ich in einer 70er Zone überholt, als ob es kein Morgen gäbe? Warum muss man am Anfang der Saison gleich wieder auf 110% unterwegs sein, obwohl die Straßen, winterbedingt, in einem schlechten Zustand sind, die Dosenlenker uns noch gar nicht wieder auf dem Schirm haben und die Anwohner an diversen Ausfallstraßen gerade wieder anfangen im Garten zu sitzen ... um gleich darauf von einer Horde Durchgeblitzter, natürlich ohne DB-Killer, vom Kaffeetisch vertrieben zu werden?! Ausgerechnet von denjenigen, die sich anschließend am lautesten über irgendwelche Streckensperrungen aufregen.
Respekt vor anderen Verkehrsteilnehmern!
Leute, ich habe eine Bitte: Auch wenn es mitunter schwer fällt, schraubt Euren Übermut ein bisschen zurück, den Auspuff wieder dran und fahrt sinnig! Genießt einfach das Motorradfahren, die Landschaft, die Gerüche der Saison, die herrlichen Aussichten und natürlich die sagenhaften Kurven, vorzugsweise auf den ausgewählten
Touren von Motorrad & Reisen!
DLzG
Foto: Joachim Mottl